Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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      *

      Der Termin war kaum beendet und Daniel Norden wollte sich eine wohlverdiente Pause gönnen, als sein Telefon klingelte.

      Nur mit Mühe konnte er sich ein tiefes Seufzen verkneifen.

      »Meinen ersten Arbeitstag als Klinikchef hatte ich mir nicht so hektisch vorgestellt«, murmelte er kopfschüttelnd und griff nach dem Hörer.

      »Fuchs hier. Gut, dass ich Sie erreiche!«, meldete sich der Verwaltungschef.

      »Sie scheinen ja heute einen regelrechten Narren an mir gefressen zu haben«, bemerkte Daniel teils amüsiert, teils misstrauisch.

      Dieter Fuchs lachte.

      »Kein Wunder! Wo Sie der Klinik doch gleich am ersten Tag Glück bringen.«

      Verwundert lehnte sich Daniel zurück.

      »Ich bin mir keiner Schuld bewusst«, gestand er.

      »Ich verstehe schon, dass Sie die Sache nicht so schnell an die große Glocke hängen wollen.« Der Verwaltungschef schlug einen verschwörerischen Tonfall an. »Aber vor mir können Sie kaum etwas geheim halten. Ich habe hervorragende Verbindungen.«

      Beängstigende Verbindungen, wie Daniel inzwischen von Jenny erfahren hatte.

      »Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.« Er sagte die Wahrheit.

      Doch das störte Dieter Fuchs wenig.

      »Es geht um diese neue Therapie, diese Biointervention, die der Kollege Weigand höchst erfolgreich getestet hat.«

      »Ach, das meinen Sie.« Insgeheim wunderte sich Daniel, woher der Sparfuchs diese Information bezog. Doch er hütete sich, diese Frage laut zu stellen.

      »Ja, das meine ich. Ich finde, wir sollten den Erfolg für uns nutzen und die Sache publik machen.«

      Dieser Vorschlag überraschte Dr. Norden.

      »Aber dazu ist es viel zu früh. Es­ …«

      »Papperlapapp!«, unterbrach Fuchs ihn unwirsch. »Ich habe mich schon schlau gemacht. Das ist eine Marktlücke. Keine andere Klinik in der Stadt bietet diese Therapie im Augenblick an. Diese Chance müssen wir nutzen, ehe es ein anderer tut.«

      Dieser Aspekt war nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem wiegte Daniel nachdenklich den Kopf.

      »Mir erscheint es viel wichtiger, die Kassen davon zu überzeugen, die Therapie in ihren Leistungskatalog aufzunehmen.«

      »Das sollte kein Problem sein.« Es war Dieter Fuchs anzuhören, dass er lächelte. »Krankenkassen wollen Geld sparen. Auf ein Verfahren, das günstiger ist als ein operativer Eingriff, werden Sie sich wie die Geier stürzen.«

      »Das sagen Sie als Geldeintreiber?«, entfuhr es Daniel.

      Wieder lachte Fuchs.

      »In diesem Fall setze ich auf Quantität. Da wir die einzige Klinik in der Umgebung sind, die dieses Verfahren anbietet, werden uns die Patienten die Bude einrennen.«

      Er hatte kaum ausgesprochen, als Dr. Nordens Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Andrea Sander steckte den Kopf zur Tür herein. Ihre Miene verhieß nichts Gutes. Daniel entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und hielt den Hörer zu.

      »Notfall!«, raunte sie ihm zu. »Frau Staller geht es schlecht.«

      »Ich komme sofort!« Und zu Dieter Fuchs sagte er: »Ich fürchte, Sie müssen Ihre ehrgeizigen Pläne noch ein wenig aufschieben. Es gibt ein Problem.« Damit verabschiedete er sich vom Verwaltungschef und machte sich auf den Weg.

      *

      Atemlos machte Dr. Weigand vor der Schwester Halt.

      »Was ist passiert?«, fragte er, als hinter ihm auch schon Danny Norden auftauchte.

      »Frau Staller hat starke Unterbauchschmerzen. Sieht nach Kolik aus«, antwortete die Schwester, als Danny vor ihnen stehenblieb. Sein Sprint in der warmen Jacke hatte ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Er zog den Reißverschluss auf und wollte an Dr. Weigand vorbei ins Zimmer gehen.

      »Moment! Wo willst du hin?« Matthias packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest.

      Danny fuhr herum und funkelte ihn wütend an.

      »Das ist meine Patientin. Du kannst mir nicht verbieten, mich um sie zu kümmern«, fauchte er.

      »Und ob ich das kann! Im Augenblick trage ich die Verantwortung.« Er zog Danny zurück und verschwand im Zimmer, wo er schon sehnsüchtig erwartet wurde.

      »Da sind Sie ja endlich.« Die Panik stand Jannis ins Gesicht geschrieben. »Tun Sie gefälligst was!«

      Doch Dr. Weigand beachtete ihn nicht. Er trat ans Bett und beugte sich über Sarina, die sich noch immer vor Schmerzen krümmte und vor sich hin wimmerte.

      »Hallo, Frau Staller, können Sie mich hören?«

      »Ja!«, hauchte Sarina.

      »Sie müssen jetzt mit mir zusammenarbeiten«, redete er beschwörend auf sie ein. »Wo genau tut es weh?« Er zog den Pullover hoch und tastete den Bauch ab.

      »Hier. Und da.« Sarina schrie auf. »Da auch.«

      Jannis stand daneben und knetete nervös die Hände.

      »Das ist bestimmt der Blinddarm. Sie hat schon öfter eine Reizung gehabt«, mischte er sich ein. »Ich kenne die Symptome.«

      Matthias warf einen kurzen Blick über die Schulter, konzentrierte sich aber gleich wieder auf seine Patientin.

      »Ich gebe Ihnen jetzt ein Schmerzmittel. Dann geht es Ihnen gleich besser.« Er sah die Schwester an. »Bitte bringen Sie Herrn Peters nach draußen.«

      »Was denn?« Empört setzte sich Jannis zur Wehr, als die Schwester ihn sanft am Arm nahm. »Kann ich nicht hierbleiben?«

      »Der Herr Doktor braucht jetzt Ruhe, um seine Arbeit zu machen.« Nun packte sie etwas energischer zu.

      Matthias wartete, bis sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte.

      »Ich werde jetzt einen Bluttest machen. Dann wissen wir sofort Bescheid, ob Sie noch höhere Entzündungswerte haben als ohnehin schon. Das wäre bei einer akuten Appendizitis der Fall«, erklärte er das weitere Vorgehen. »Außerdem werde ich einen Ultraschall machen. Normalerweise ist der Wurmfortsatz bei dieser Untersuchung nicht sichtbar. Das ändert sich aber im entzündeten Zustand. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass Sie lediglich unter Rückenschmerzen leiden. So eine Reaktion kommt schon mal vor.«

      Sarina sah ihn aus tränenumflorten Augen an.

      »O Mann, hätte ich doch nur auf Dr. Norden gehört. Dann wäre das hier alles längst vorbei.«

      »Bitte beruhigen Sie sich.« Matthias dachte nicht daran, sich aus der Ruhe bringen zu lassen, und führte die angekündigten

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