Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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      Danny dachte kurz nach.

      »Die muss leider warten bis später«, beschloss er resolut. »Jetzt ist zuerst einmal Frau Klinger dran. Wir haben ihre Geduld ohnehin schon über Gebühr beansprucht. Janine, kommen Sie bitte zum Fädenziehen? Und Sie, Wendy, lassen Ihre Fähigkeiten spielen und retten, was zu retten ist.« Sein bedeutungsvoller Blick ruhte auf der Tortenschachtel.

      »Natürlich, Chef.« Eingeschüchtert, wie sie war, sprang sie sofort vom Stuhl auf.

      In diesem Moment begriff Danny, dass hier etwas nicht stimmte. Wendy kannte ihn von Kindesbeinen an und behandelte ihn eher wie einen Sohn denn als Chef. So ergeben hatte er sie nie zuvor erlebt. Da er sich aber wohl oder übel bis später gedulden musste, genoss er wenigstens das seltene Gefühl, sie in der Hand zu haben. Aus welchem Grund auch immer.

      *

      Als Matthias Weigand das Büro des neuen Klinikchefs betrat, befand sich Dr. Norden im Gespräch mit Dieter Fuchs, der kurz zuvor wegen eines anderen Themas vorbeigekommen war.

      »Ich kann auch später wiederkommen«, erklärte Matthias beim Anblick des Verwaltungschefs. »Im Augenblick bin ich eh beschäftigt.«

      »Ich bin schon weg.« Dieter Fuchs machte Anstalten zu gehen.

      Daniel war hin und her gerissen. Das Gespräch mit dem Verwaltungschef war auf seine Art ebenso wichtig wie das mit Dr. Weigand.

      »Es dauert nicht lange«, entschuldigte er sich in Fuchs‘ Richtung.

      »Meinetwegen können Sie auch bleiben«, schlug Matthias vor in der Hoffnung, schneller wieder zu seiner Patientin zurückkehren zu können.

      Daniel überlegte kurz und beschloss, diesen Vorschlag anzunehmen. Im Beisein des Verwaltungschefs teilte er Matthias seine Meinung mit.

      »Ich bin absolut von meinem Therapieansatz überzeugt«, erklärte der, nachdem er sich angehört hatte, was Dr. Norden ihm zu sagen hatte. »Danny spielt doch nur die beleidigte Leberwurst, weil er denkt, ich respektiere seine Entscheidung als Allgemeinarzt nicht. Dabei geht es um das Wohl des Patienten. Um nichts anderes«, hielt er eine flammende Rede zu seiner Verteidigung. »Nichts für ungut. Aber meiner Ansicht nach fehlt es ihm manchmal noch an Erfahrung.«

      »Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Klinik von genau diesen Allgemeinärzten lebt.« Dieter Fuchs sah seine Chance gekommen, sich in das Gespräch einzubringen. Außerdem wusste er nicht, ob Jenny Behnisch schon gepetzt hatte, und hielt es für klug, Daniel Norden gewogen zu stimmen. »Ohne diese Überweisungen hätten wir einen eklatanten Bettenleerstand, den wir gar nicht kompensieren könnten.«

      »Oh, tut mir leid.« Ein spöttisches Lächeln auf den Lippen, drehte sich Weigand zu ihm um. »Ab sofort werde ich den kaufmännischen Aspekt bei jeder meiner Behandlungen berücksichtigen.«

      »Ich muss doch sehr bitten!« Daniel Norden ärgerte sich über den Ton des jungen Kollegen. »In Zukunft erwarte ich eine bessere Kommunikation. Bevor mit Patienten über mögliche oder unmögliche Therapien gesprochen wird, sollten sich die behandelnden Ärzte absprechen«, sprach er ein Machtwort.

      »Natürlich. Es tut mir leid«, schlug Matthias einen versöhnlichen Tonfall an. Wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er zugeben müssen, nur mit einem Ohr zugehört zu haben. Seine Gedanken kreisten immer noch um die Behandlung. »Abgesehen davon ist Frau Stallers Erkrankung noch nicht in einem Stadium, das zwingend eine Operation erfordert.«

      Daniel wiegte den Kopf.

      »Das ist ein wichtiges Argument«, räumte er ein. »Ohne medizinische Indikation sollten wir uns den Alternativen nicht verschließen.« Er ignorierte Weigands zufriedenes Gesicht und machte eine nachdenkliche Pause. »Allerdings liegt die letzte Entscheidung – wie vorhin schon erwähnt – bei der Patientin. Außerdem würde ich es begrüßen, wenn du das Verfahren noch einmal gründlich mit Danny diskutierst.«

      »Natürlich«, gab sich Matthias Weigand zähneknirschend geschlagen. »Kann ich jetzt gehen? Frau Staller wartet auf mich.«

      »Selbstverständlich.« Dr. Norden rang sich ein Lächeln ab und sah dem Kollegen nach, wie er mit eiligen Schritten das Büro verließ.

      »Chapeau, Kollege Norden.« Im Sessel sitzend zog Dieter Fuchs einen imaginären Hut vor dem neuen Klinikchef. »Sie haben die erste Klippe beeindruckend umschifft.«

      »Da bin ich mir noch nicht ganz sicher«, seufzte Daniel. Einen Moment lang schweiften seine Gedanken ab. Dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Besucher, um mit ihm das Gespräch fortzusetzen, das sie beim Eintreffen Weigands unterbrochen hatten. Ein wenig Zeit blieb ihm noch, ehe er sich auch von Dieter Fuchs verabschieden musste. An diesem besonderen Tag hatte er noch eine Aufgabe zu erledigen, die er auf keinen Fall versäumen durfte.

      *

      Als Matthias Weigand zu seiner Patientin zurückkehrte, fand er sie in heller Aufruhr. Sie machte kein Geheimnis aus dem Grund dafür.

      »Jannis war gerade hier. Er ist stinksauer, dass ich mich doch nicht operieren lassen will.« In Sarinas Augen brannten Tränen, die sie tapfer zurückdrängte. »Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll.«

      »Darf ich fragen, warum er wütend auf Sie ist?«, fragte Matthias und trat ans Bett.

      »Er denkt, ich bin feige.« Ihr Seufzen war herzerweichend. »Und eigentlich stimmt das ja auch.«

      »Wovor haben Sie Angst?«, erkundigte sich Dr. Weigand mitfühlend.

      Über diese Frage dachte Sarina kurz nach.

      »Davor, dass eine Operation schief geht. Dass ich vielleicht nicht mehr aufwache. Oder wenn doch, dass ich nicht mehr laufen kann«, gestand sie leise. Es war offensichtlich, dass sie sich für diese Gefühle schämte. »Deshalb wären mir die Spritzen lieber.«

      Matthias hatte aufmerksam zugehört und auch schon eine Antwort parat.

      »Verständlich. Bei all dem dürfen Sie nicht vergessen, dass es um Sie geht. Sie allein müssen Ihren Weg finden. Das kann keiner für Sie tun. Deshalb müssen Sie auch Ihre Entscheidung selbst treffen.«

      »Ich weiß …« Sarina hielt inne. Nervös zupfte sie mit den Zähnen an der Unterlippe. Als Matthias schon dachte, dass sie ihn vergessen hatte, holte sie plötzlich tief Luft und hob den Blick. »Also gut. Probieren wir Ihre Methode. Wenn die nicht klappt, kann ich mich ja immer noch operieren lassen.«

      »Eine kluge Entscheidung!« Dieses Lob konnte sich Dr. Weigand ebenso wenig verkneifen wie die Genugtuung angesichts dieser Entscheidung. »Ich werde alles tun, damit Sie es nicht bereuen«, versprach er. Im nächsten Moment eilte er aus dem Zimmer, um alles für den Eingriff zu veranlassen. Das Versprechen, dass er Dr. Daniel Norden gegeben hatten, war längst vergessen.

      *

      Tatjana stand in der Tür zum Kiosk und lugte den Gang hinunter. Bevor sie etwas erkennen konnten, hörte sie die Schritte von zwei Personen. Eine Frau mit fe­derleichtem Tritt begleitete einen Mann, den sie kannte wie ihren eigenen Vater.

      »Sie kommen!«, zischte sie Lenni zu, die hinter ihr stand und versuchte, einen Blick über Tatjanas Schulter zu erhaschen. Dieses Vorhaben vergaß sie sofort. Wie besprochen gab sie ihrem Lebensgefährten Oskar ein Zeichen. Er hielt die kleine Runde der Lieblingskollegen

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