Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 7
»Das fällt ihm gar nicht auf.« Sofort war Janine Feuer und Flamme für diese Idee. »Wir wollen ja nur mal probieren.«
Wendy zögerte noch kurz. Der süße Duft nach Schokolade, Butter und Zucker stieg ihr in die Nase und benebelte ihre Sinne. Anders ließ sich nicht erklären, was dann geschah.
»Aber nur ein ganz kleines Stück.« Sie drehte sich um und kehrte mit der Torte zum Tisch zurück. Behutsam stellte sie die Platte ab.
Janine zückte das Messer. Wenig später saßen die beiden Frauen in schönster Eintracht nebeneinander und ließen sich Buttercreme und Schokolade auf der Zunge zergehen. Ihre Augen glänzten und ihre Gesichter strahlten wie bei Kindern an Weihnachten.
*
»So, diesen Programmpunkt hätten wir abgehakt.« Erleichtert verließ Jenny Behnisch den großen Besprechungsraum, den sie für dieses Ereignis gewählt hatte. Den Strauß Blumen, den ihr ausgerechnet der Kinderchirurg Volker Lammers überreicht hatte, hielt sie nachlässig in der rechten Hand.
»Kurz und schmerzlos«, bestätigte Daniel, der ebenfalls einen Strauß bekommen hatte und schon jetzt danach trachtete, das Ungetüm an seine Frau weiterzureichen.
»Ganz so, wie wir es uns …«
Die eiligen Schritte hinter ihnen ließ Jenny innehalten.
»Ich hatte so viele Ideen für eine würdevolle Abschiedsfeier. Aber Frau Sander bestand auf dieser jämmerlichen Zeremonie.« Wie immer wirkte Volker Lammers Lächeln angestrengt.
Jenny blieb stehen. Sie zögerte kurz und drehte sich dann zu Fee Nordens Stellvertreter um.
»Vielen Dank. Aber Sie haben mir in den Jahren unserer Zusammenarbeit wahrlich genug geboten. Mein Bedarf ist gedeckt.« Sie schenkte ihm ein kühles Lächeln, ehe sie sich abwandte und ihn einfach stehen ließ.
Selbst überrumpelt von diesen ungnädigen Worten sah Daniel den Kollegen Lammers ratlos an und zuckte mit den Schultern. Dann drehte auch er sich um und folgte seiner Freundin im Laufschritt.
»Jenny, was ist denn in dich gefahren?« Als sie weit genug entfernt waren, hielt er sich nicht länger zurück und lachte belustigt auf. »So kenne ich dich gar nicht. Bisher hatte ich den Eindruck, du stündest wie ein Fels hinter Lammers.«
»Er ist der beste Kinderchirurg, der mir je untergekommen ist«, erwiderte sie spitz. »Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich auch nur ansatzweise Sympathien für ihn hege.« Sie schickte Daniel einen warnenden Seitenblick. »Mit Lammers werdet ihr noch viel Ärger haben. Er ist ein skrupelloser Königsmörder, der vor keiner Intrige zurückschreckt, wenn sie ihn nur zum Ziel führt. Das erste ist die Leitung der Pädiatrie, das Fernziel die Leitung der Klinik. Aber das wisst ihr ja längst.«
Daniel suchte nach einem Lächeln in ihrem Gesicht, einem schelmischen Funkeln in den Augen. Vergeblich. Sie meinte es bitterernst.
»Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass er begriffen hat, dass er an Fee nicht vorbeikommt«, erklärte er beunruhigt.
Jenny schüttelte den Kopf.
»Ein Mann wie Lammers gibt nicht auf. Im Augenblick verhält er sich nur ruhig, weil er über die neue Situation nachdenken muss. Du tust gut daran, ihm alles zuzutrauen. Dann wird er dich nicht überrumpeln.«
»Das sind ja heitere Aussichten. Hättest du mir das nicht vorher sagen können?« Er schnitt eine Grimasse.
Jenny lachte.
»Damit du mein Angebot ausschlägst? Niemals.«
Sie waren nicht mehr weit vom Büro entfernt. Ihre Stimmen hallten über den Flur, und Andrea Sander spitzte die Ohren.
»Achtung! Sie kommen!«, warnte sie ihre beiden Mitstreiterinnen vor dem Schreibtisch.
»Und jetzt?« Lenni sah sich erschrocken um. »Wo sollen wir uns verstecken?«
»Im Schrank«, machte Tatjana einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag.
»Da passt du rein. Aber ich doch nicht«, zischte Lenni empört, als Tatjana sie auch schon hinter die Tür zog und den Zeigefinger auf die Lippen legte. Gerade noch rechtzeitig, bevor Dr. Norden und Jenny Behnisch das Vorzimmer betraten.
»Da sind wir wieder«, verkündete die ehemalige Klinikchefin. Sie hatte ihre gute Laune wiedergefunden, und ihr Gesicht strahlte eine Entspannung aus, wie man sie an ihr nicht kannte. Ganz so, als wäre eine große Last von ihr abgefallen.
»Und? War es so schlimm wie gedacht?« Andrea Sander wusste, was von ihr erwartet wurde, und spielte das Spiel gern mit.
»Noch viel schlimmer«, gestand Jenny. »Nichts gegen all die wunderbaren Abteilungsleiter und ihre Stellvertreter. Aber dieser Lammers …« Statt den Satz zu beenden, schüttelte sie den Kopf. »Aber jetzt ist es überstanden.« Sie stand im Vorzimmer und ließ den Vormittag noch einmal Revue passieren. »Obwohl ich es im Nachhinein doch schade finde, keine kleine Feier für meine besonderen Kollegen geplant zu haben. Für den kleinen Kreis der Menschen, die mich in all den Jahren nicht nur beruflich, sondern auch privat treu begleitet haben.« Wie so oft in den vergangenen Tagen überfiel sie eine Sentimentalität und Melancholie, die sie nie vermutet hätte.
Hinter der Tür stieß Tatjana die ehemalige Haushälterin der Familie Norden triumphierend in die Seite.
Lenni erschrak und hätte um ein Haar laut aufgeschrien. Tatjana bemerkte es und presste ihr in letzter Sekunde die Hand auf den Mund, sodass nur ein leises Prusten zu hören war.
Andrea Sander reagierte blitzschnell und hustete.
»Sie werden sich doch nicht etwa erkältet haben?«, erkundigte sich Daniel besorgt.
Tatjana und Lenni schickten ein Stoßgebet in den Himmel. Ein paar Minuten später zogen sich die alte Chefin und der neue Chef zur Lagebesprechung ins Chefbüro zurück. Diese Gelegenheit nutzten die beiden zur Flucht.
»Das war ganz schön knapp«, stöhnte Lenni auf dem Flur. »Für solche Aufregungen bin ich definitiv zu alt. Das macht mein Herz nicht mehr mit.«
Tatjana dagegen lachte zufrieden.
»Ach was!«, widersprach sie. »Gerade du bist doch der beste Beweis dafür, dass ein bisschen Wirbel jung hält. Und jetzt los! Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Sonst werden wir bis heute Abend nie und nimmer fertig.«
Das ließ sich Lenni nicht zwei Mal sagen und legte noch einen Zahn zu.
Auf dem Rückweg in den Klinikkiosk hätten die beiden um ein Haar eine Visite überrannt. Die vorwurfsvollen Blicke der Ärzte, Schwestern und Pfleger folgten ihnen. Doch das kümmerte weder Tatjana noch Lenni in diesem Augenblick.
Große Ereignisse warfen nun einmal ihre Schatten voraus.
*
»Hab ich dich endlich gefunden, Süße!« Ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, betrat Jannis Peters das Krankenzimmer, in dem seine Freundin untergebracht worden war. Er trat an Sarinas Bett und gab ihr