Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 13
»Auf drei!«, befahl Oskar leise und hob die Hand wie ein Dirigent. »Eins, zwei, drei!« Auf sein Kommando stimmte Andrea Sander das bekannte Lied von Trude Herr an. »Wenn man Abschied nimmt, geht nach unbestimmt, mit dem Wind wie Blätter wehn …« Hell und klar klang ihre Stimme durch den Raum und nach und nach stimmten die Kollegen ein. Die anderen von Jenny Behnisch besonders geschätzten Mitarbeiter stimmten ein.
Lenni war sprachlos.
»Ich wusste gar nicht, dass die Sander so gut singen kann.«
Tatjana lachte zufrieden.
»Es gibt wahrscheinlich noch vieles, was wir nicht wissen. Und ehrlich gesagt bin ich froh darum. Aber pssst.« Die Schritte draußen waren verstummt. Daniel und Jenny waren auf Höhe des Kiosks stehen geblieben.
»Hörst du das?«, fragte sie überrascht.
Daniel nickte.
»Das kommt aus dem Kiosk. Willst du nicht nachsehen?« Er war in die Aktion eingeweiht und hatte die Aufgabe gehabt, Jenny zur verabredeten Uhrzeit an diesen Platz zu locken.
Sie musterte ihn aus schmalen Augen.
»Gib’s zu! Du weißt Bescheid.«
Statt einer Antwort schob er sie in Richtung Kiosk.
»Los, rein mit dir, bevor es vorbei ist.«
Als Jenny Behnisch auf die Tür zuging, fühlte sie sich um Jahre zurückversetzt in die Zeit, als sie ein schüchternes, unscheinbares Schulmädchen gewesen war. Wie viele Jahre waren seither vergangen! Doch die Gefühle waren noch immer da. Ihre Hand zitterte, als sie die Tür aufdrückte. Gerade rechtzeitig, als die letzte Zeile des Liedes erklang.
»Nie verlässt man sich ganz. Irgendwas von dir geht mit. Es hat seinen Platz immer bei mir.«
Jenny spürte die Hand, die sich auf ihre Schulter legte. Daniel war hinter sie getreten. Das Lied war zu Ende, und die Mitarbeiter versammelten sich um die scheidende Chefin und ihren Nachfolger.
Die beiden spendeten begeistert Applaus.
»Bravo! Vielen Dank! Das war großartig!« Es kostete Jenny Mühe, sich Gehör zu verschaffen.
Endlich kehrte Ruhe ein. Die gespannten Blicke aller ruhten auf Dr. Behnisch.
»Wenn ich gewusst hätte, wie gut ihr singen könnt, hätte ich die Klinik längst aufgegeben, einen Chor eröffnet und euch alle abgeworben.«
»Dann wäre ich aber mitgekommen«, erwiderte Daniel prompt.
Alle lachten und gaben Kommentare ab. Jenny ließ den Blick über die lieb gewordenen Gesichter schweifen. Mit jedem verband sie Erinnerungen an gute Zeiten. Die schlechten Tage verblassten dagegen schon jetzt. Welch gnädige Einrichtung der Natur, wie sie im Stillen befand.
Gleichzeitig fühlte sie die erwartungsvollen Blicke auf sich ruhen. Große Worte waren nicht ihr Ding. Doch ein paar Sätze war sie ihren Mitarbeitern schuldig.
»Liebe Kollegen«, begann sie stockend. »Wenn es am schönsten ist, sollte man bekanntlich aufhören. Doch wenn ich Sie so ansehe, und obwohl ich mir meinen Entschluss reiflich überlegt habe, fällt es mir doch schwer, diesen Schritt zu gehen.« Beifälliges Raunen ging durch den Saal. Doch Jenny war noch nicht fertig. »Aber ich bin froh, dass es mir gelungen ist, Daniel Norden von der Notwendigkeit zu überzeugen, meinen Platz einzunehmen. So habe ich immer einen Spion vor Ort. Seien Sie also gewarnt.« Allgemeines Gelächter war die Antwort, und sie hob ihr Glas, um den Kollegen zuzuprosten. »Ich bedanke mich bei Ihnen für die harte Arbeit und vielen Erfolge der vergangenen Jahre!« Die Gläser klangen aneinander.
Auf diesen Moment hatte Tatjana gewartet. Sie schaltete die Musikanlage ein. Leiser Barjazz erklang und untermalte die heiter-melancholische Stimmung.
Sie stand an der Theke des Kiosks und sog die Atmosphäre mit allen Sinnen auf, bis Andrea Sander zu ihr trat. Tatjana musste gar nicht sehen, dass es sich um die Assistentin der Klinikleitung handelte. Sie spürte es vielmehr an der Schwingung ihrer Schritte und roch es natürlich an ihrem Parfum. Im Hintergrund lachte Jenny Behnisch entspannt auf. Tatjana lächelte Andrea zufrieden an.
»Das haben wir ganz gut hingekriegt, was?«, kam sie um ein kleines Eigenlob nicht herum. Unwillkürlich musste sie an Danny denken. Ob seine Überraschung ähnlich stimmungsvoll ausgefallen war? Sie konnte es kaum noch erwarten, an diesem Abend seinen Bericht zu hören.
»Sie haben das gut hinbekommen«, korrigierte Andrea Sander sie in ihre Gedanken hinein.
Doch davon wollte Tatjana nichts wissen.
»Einer allein kann nicht viel erreichen. Aber wenn wir zusammenhalten, sind wir stark.«
»Das soll unser Motto für die Zukunft sein!«, erwiderte Andrea innig, nicht ohne an Volker Lammers und Dieter Fuchs zu denken, für die das Wort »Zusammenhalt« ein Fremdwort war. Es war beruhigend zu wissen, dass den beiden Querulanten eine ganze Armada von Teamworkern gegenüberstand, die das gemeinsame Projekt mit Leidenschaft verteidigten, wenn es denn nötig wäre.
Wie so oft schien Tatjana auch diesmal die Gedanken ihres Gegenübers lesen zu können.
»Sie haben recht. Gegen uns haben sie keine Chance!«, verkündete sie zu Andreas großer Überraschung. »Darauf wollen wir trinken!«, fügte sie leidenschaftlich hinzu und hob ihr Glas.
*
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Janine, als ihre Freundin und Kollegin Wendy in der kleinen Küche auftauchte. Sie stand vor den Resten der Torte, die auf dem Boden gelandet war.
Das Wartezimmer hatte sich inzwischen geleert. Der letzte Patient des Nachmittags war bei Danny Norden. Unweigerlich steuerte das Unglück auf ein furioses Finale zu.
Wendy antwortete nicht sofort. Eine Weile betrachtete sie die Kuchenreste und dachte angestrengt nach.
»Aus zwei mach eins!«, beschloss sie schließlich. Sie holte die Tortenhaube mit Tatjanas Kunstwerk aus dem Kühlschrank und stellte sie neben die Schachtel der Bäckerei auf den Tisch. »Wozu sonst hast du eine Zusatzausbildung ›Ambulantes Operieren‹ gemacht? Jetzt kannst du deine chirurgischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.«
»Wie meinst du das?« Janine verstand kein Wort.
»Ganz einfach. Du baust aus zwei angeschlagenen Torten eine neue.« Wendy deutete auf die klaffende Wunde an Tatjanas Prachtstück. »Hier setzt du einfach ein Stück von der neuen Torte ein. Die Nähte verschließt du mit den Resten vom Schokoüberzug. Und schwupps, haben wir eine neue Torte.«
Endlich wusste Janine, worauf ihre Freundin hinaus wollte.
»Danny servieren wir natürlich ein Stück von Tatjanas Seite.«
»Selbstverständlich.« Wendy lächelte diabolisch.
Doch ein Problem blieb.
»Und wie erklären wir, dass wir noch eine Torte gekauft haben?«, stellte Janine eine berechtigte Frage.
»Das würde mich allerdings auch mal interessieren.«
Wie