Die keusche Theresa. Max Nortic
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Читать онлайн книгу Die keusche Theresa - Max Nortic страница 6
„Danke, Harry. Sie können die beiden Kartons später wieder zurückbringen.“
Er nickte, starrte einen Moment auf ihre schweren Brüste, ging dann ins Lagerhaus zurück und machte die Tür hinter sich zu.
Fünfzehn Minuten später huschte Mary Anne auf Zehenspitzen ins Lagerhaus.
Harry hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und schnarchte ziemlich laut.
Mary Anne preßte einen Moment beide Hände auf ihren wogenden Busen, dann lief sie zum Vordereingang und machte die Tür auf.
„Er schläft tief und fest, Eddie“, flüsterte sie.
Rasch ging Eddie zu seinem an der Bordsteinkante geparkten Wagen und holte einen schweren Karton aus dem Kofferraum. Ächzend schleppte er ihn ins Büro. Dann ging er noch einmal zurück und holte einen weiteren Karton aus dem Wagen. Als er auch diesen im Büro abgestellt hatte, machte er erst einmal eine kleine Pause und holte keuchend Luft.
„Du weißt, wie diese Verschlußmaschine arbeitet?“ fragte er dann Mary Anne.
Sie nickte.
„Natürlich.“
Er holte ein Messer aus der Tasche und schlitzte die beiden mit Klebeband verschlossenen und versiegelten Kartons auf, die zum Versand an das Kasino ‚The Silver Chance‘ bestimmt waren.
Dann holte er mit Mary Annes Unterstützung die Kartenpäckchen heraus.
In jedem Karton befanden sich je sechshundert Stück.
Sie legten die Päckchen auf den Fußboden.
Es handelte sich um die Standard-Sorte von Bee-Spielkarten. Die Rückseiten der Karten wiesen ein ineinander verschlungenes Karo-Muster auf.
Aus den beiden Kartons, die Eddie aus seinem Wagen geholt hatte, füllte er nun die Originalkartons mit Kartenpäckchen von gleichem Muster.
„Wer hat sie denn gezeichnet?“ fragte Mary Anne neugierig.
„Zerbrich dir darüber nicht den Kopf!“ antwortete er schroff. „Los, los! Hilf mir, damit wir endlich fertig werden!“
Sie brauchten beinahe dreißig Minuten, bis sie den Inhalt der Kartons vertauscht hatten. Dann trug Eddie die Originalkartons einen nach dem anderen ins Lagerhaus zurück. Er warf dem schlafenden Nachtwächter einen neugierigen Blick zu, als er an ihm Vorbeigehen mußte. Am Versandtisch drehte er sich nach Mary Anne um.
„Los, wieder zukleben und stempeln!“
Ungeduldig beobachtete er das Mädchen und rauchte dabei nervös eine Zigarette.
Als Mary Anne fertig war, schleppte Eddie die beiden Kartons wieder ins Büro zurück. Jetzt geriet er schon ordentlich in Schweiß. Dann legte er die Originalpäckchen in die beiden Kartons, die er mitgebracht hatte. Er brachte sie zu seinem Wagen hinaus und verstaute sie wieder im Kofferraum.
Mary Anne hinterließ auf ihrem Schreibtisch eine kurze Nachricht für Harry. Sie hätte die Sendung überprüft, ihn aber nicht wecken wollen und wäre deshalb schon nach Hause gegangen. Sie schloß das Büro ab und eilte zu Eddies Wagen.
Eddie fuhr sie zu ihrem Apartment zurück.
„Warum hast du dir ausgerechnet das Kasino ‚The Silver Chance‘ ausgesucht?“ fragte sie neugierig.
Eddies Stimme klang eiskalt.
„Ich habe mal dort gearbeitet“, sagte er. „Man könnte sagen, daß ich mich für eine Gefälligkeit revanchieren will“, fügte er ironisch hinzu.
Der Ausdruck in seinem Gesicht ließ es Mary Anne nun doch geraten erscheinen, lieber keine weiteren Fragen zu stellen. Sie wollte Eddie nicht verärgern.
Als Eddie sie im Fahrstuhl nach oben brachte, drehte sich Mary Anne vor der Tür ihres Apartments nach ihm um und sagte eifrig: „Ich werde nicht lange zum Packen brauchen, Eddie.“
„Nein!“
Seine Stimme klang schroff, und sein Gesicht zeigte einen sehr harten Ausdruck.
„Nein, so geht das nicht, Mary Anne“, fuhr er etwas sanfter fort. „Wenn du jetzt so einfach bei Nacht und Nebel verschwindest, wird man doch mißtrauisch werden. Du mußt noch mindestens eine Woche bleiben und wie gewohnt deiner Arbeit nachgehen. Dann kündigst du. Ich sage dir Bescheid und lasse dich nachkommen.“
Mary Anne sah ihm forschend ins Gesicht. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt.
„Aber … das wirst du doch auch tun, nicht wahr, Eddie?“ fragte sie. „Du wirst mich nicht vergessen?“
Jetzt grinste er auf seine ungemein charmante Art und nahm das Mädchen rasch noch einmal in die Arme.
„Natürlich nicht, Mary Anne!“ versicherte er ihr im Brustton der Überzeugung. „Aber du mußt warten, bis du etwas von mir hörst, klar? Es kann zwei, drei Wochen dauern, verstehst du? Auf gar keinen Fall darfst du früher deine Arbeit aufgeben. Hast du verstanden?“
Mary Anne nickte eifrig.
„Ich werde warten, Eddie. Ich werde nichts unternehmen, bis ich etwas von dir höre. Und … Eddie … ich … ich werde dir auch treu bleiben!“
Jetzt hatte Eddie wirklich Mühe, ein schallendes Hohngelächter zu unterdrücken.
„Braves Mädchen“, murmelte er. Darm gab er ihr noch einen letzten, zärtlichen Kuß. Dabei war er aber doch beinahe gerührt. Alles war dank ihrer Hilfe so leicht und glatt verlaufen, daß er — gewissermaßen zur Feier des Tages — doch noch kurz mit dem Gedanken spielte, noch einmal mit Mary Anne ins Bett zu gehen. Doch dann erinnerte er sich daran, daß er seiner Frau auch noch eine Kleinigkeit schuldig war.
Er verabschiedete sich deshalb rasch von Mary Anne und kehrte zu seinem Wagen zurück.
Mary Anne blickte ihm besorgt nach, bis er im Fahrstuhl verschwunden war. Zum ersten Mal empfand sie so etwas wie leichtes Unbehagen, das sie jedoch sofort energisch unterdrückte. Nun gab es für sie kein Zurück mehr.
Eddie fuhr um die nächste Straßenecke, und jetzt erst gönnte er sich den Luxus, in schallendes Gelächter auszubrechen. Am liebsten hätte er seinen triumphalen Sieg laut in alle Welt hinausgeschrien.
In weniger als einem Monat würde er ein reicher Mann sein.
Und die arme, liebe, simple Mary Anne würde warten und warten und warten …
Ihr Versprechen, ihm treu bleiben zu wollen, fand er bei der ganzen Sache am lustigsten.
Auf den Gedanken, daß er die arme, liebe, simple Mary, dieses scheue, süße Ding, unterschätzen könnte, kam er natürlich keine Sekunde lang.
Für ihn war die Episode Mary Anne Hawkins schon jetzt abgeschlossen.
4
Genau