Die keusche Theresa. Max Nortic
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An zwei Tischen wurde ständig verloren. Am größten waren die Verluste jedoch an Theresa Carvers Tisch.
Sanger beobachtete nun eine ganze Weile die Aktion. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich zur Hälfte auf die Vorgänge am Tisch, zur anderen Hälfte auf die üppigen Kurven der Austeilerin.
Schließlich stieg Sanger von seinem Thron herab, ging zum Tisch hinüber und blieb hinter Theresa stehen.
Der Mann, der fast ständig an diesem Tisch gewann, war ein Spieler, der Sanger irgendwie bekannt vorkam. Das Gesicht dieses Mannes zeigte einen arroganten Ausdruck, als sein Stapel von Chips höher und immer höher wurde.
Sanger zermartete sich das Hirn und strengte sein Gedächtnis aufs äußerste an, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen haben könnte.
Der Blick aus Sangers kalten Augen wanderte ständig zwischen diesem Spieler und Theresa hin und her. Er dachte an die Rothaarige, die man in jener Nacht dabei erwischt hatte, wie sie mit einem sogenannten Agenten zusammengearbeitet hatte. Dies hier könnte vielleicht ein ähnlicher Fall sein, dachte der Manager. Der Spieler könnte mit Theresa im Komplott sein, um das Haus auszuplündern.
Diese Theresa, ein Mädchen von ungewöhnlicher Schönheit, mußte schließlich einen Geliebten haben.
Sanger schnippte mit den Fingern.
Der Spielsaal-Boß tauchte beinahe augenblicklich neben ihm auf. Eine Minute später wurde ein frisches Kartenspiel gebracht.
Sanger übergab es Theresa und studierte aufmerksam die bisher benutzten Karten. Das Muster auf der Rückseite weckte sein besonderes Interesse. Er konnte jedoch nichts Auffälliges feststellen.
Bei den Karten handelte es sich um die Bee-Standardausführung.
Sorgfältig strich Sanger mit den Fingerspitzen über die Kartenränder und suchte nach irgendwelchen winzigen Eindrücken, die vielleicht von Fingernägeln stammen könnten. Er fand nichts dergleichen.
Sanger konzentrierte sich wieder darauf, den Mann scharf zu beobachten, der diese beachtlichen Gewinne erzielte.
Der Mann schien sehr genau zu wissen, wann er noch eine Karte zu kaufen oder wann er zu passen hatte.
Es war beinahe, als wüßte dieser Spieler auch, welche Karte Theresa jeweils als Deckkarte hatte.
Vor allem aber schien er zu wissen, welchen Wert die oberste Karte hatte, noch bevor sie ausgeteilt wurde.
Zufall? Glückssträhne? Berechnung?
Gelegentlich verlor der Mann auch einmal.
Aber das wirkte zu gelegentlich, um Sanger zu gefallen. Könnte Theresa etwas damit zu tun haben?
Ab und zu kam es schon einmal vor, daß Austeilerinnen, die eine besonders glückliche Hand hatten — und das konnte bisher von Theresa weiß Gott behauptet werden! —, plötzlich in eine Pechsträhne hineingerieten.
Und dann hatte natürlich unausweichlich einer der Spieler am Tisch eine geradezu fantastisch anmutende Glückssträhne.
Nun, es gab einen Weg, herauszufinden, wie es sich im vorliegenden Fall verhielt.
„Ich werde Sie gleich ablösen lassen“, murmelte Sanger dicht an Theresas Ohr. „Sie können sich den Rest der Nacht gegen Bezahlung freinehmen.“
Theresas glattes Gesicht verhärtete sich, während sie mit geschickten Fingern weiter die Karten austeilte.
„Mit meinem Austeilen ist doch alles in Ordnung, oder?“ flüsterte sie zurück.
„Natürlich“, versicherte ihr Sanger sofort. „Sie scheinen heute abend lediglich eine Pechsträhne zu haben, das ist alles. Kommt mitunter vor. Und dann ist es eben immer am besten, die Austeilerin abzulösen, bevor die Verluste fürs Haus zu groß werden.“
Sanger winkte eine der jederzeit zur Ablösung bereitstehenden Austeilerinnen an den Tisch heran.
„Falls Sie heute nacht nicht allzu beschäftigt sein sollten, könnte ich Ihnen den Rest der Nacht sehr interessant gestalten“, sagte er leise zu Theresa.
Sie lächelte dünn.
„Aber kaum halb so interessant, wie ich diese Nacht selbst zu gestalten gedenke“, antwortete Theresa.
Sanger beobachtete, wie sich ihre langen, schlanken Beine beim Gehen bewegten, als Theresa nun den Spielsaal verließ. Er überlegte, ob sie wohl für tausend Dollar zu haben sein könnte.
Für Sanger war Geld nur Mittel zum Zweck; er gab es großzügig aus, wenn er sich damit eine Abwechslung verschaffen konnte.
In letzter Zeit wurde sein Verlangen nach dieser Brünetten beinahe zur Besessenheit.
Doch dann konzentrierte er sich wieder auf die Geschehnisse am Spieltisch.
Eine halbe Stunde lang beobachtete Sanger, wie der Stapel von Chips bei dem Gewinner immer höher wurde, auch nach der Ablösung der Austeilerin. An Theresa konnte es also offensichtlich nicht gelegen haben.
Hinter dem Spieler hatte sich inzwischen bereits eine neugierige Menge versammelt.
Sanger preßte die Lippen hart zusammen und ging zum anderen Siebzehnundvier-Tisch hinüber, von dem ihm ebenfalls hohe Verluste des Hauses gemeldet worden waren.
Hier handelte es sich um eine Frau, die fast ständig mit ziemlicher Sicherheit gewann. Sie hatte ein hartes Gesicht, superbe Brüste, eine schlanke Taille und wirkte ungemein sexy.
Nachdem Sanger auch hier ein paar Minuten lang zugesehen hatte, ging er ins Lager und überprüfte den Karton, dem die Karten entnommen worden waren. Sorgfältig untersuchte er das aufgebrochene Siegel und die gestempelte Banderole. Es war alles in Ordnung.
Sanger zündete sich eine Zigarette an und dachte angestrengt nach.
Wie immer, wenn Theresa den Glanz und das Treiben im Spielsaal verließ, blieb sie draußen auf dem Bürgersteig stehen und holte erst ein paarmal tief Luft. Das Austeilen war eine anstrengende Beschäftigung und verlangte ungemein viel Konzentration. Üblicherweise genehmigte sich Theresa stets einen Drink, bevor sie nach Hause ging. Aber heute abend war eben alles anders. Es war erst acht Uhr, und sie hatte vier Stunden zusätzliche Zeit, die sie mit ihrer Geliebten verbringen könnte.
Theresa überlegte einen Moment, ob sie zuvor zu Hause anrufen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Mit wachsender Erregung sagte sie sich, daß eine Überraschung alles nur noch reizvoller machen würde.
Theresa stieg in ihren Wagen und fuhr bis zum nächsten Drugstore. Hier hielt sie an und ging hinein. Sie kaufte ein Geschenk. Dann fuhr sie zu einem Schnapsladen und kaufte eine Flasche Chivas Regal. Sie ließ das Verdeck ihres Wagens heruntergeklappt, während sie durch die Downtown-Straßen von Reno fuhr. Die anerkennenden Pfiffe