Doktor Dolittles schwimmende Insel. Hugh Lofting

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Doktor Dolittles schwimmende Insel - Hugh Lofting

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umringten ihn alle, schüttelten ihm seine vier Hände, lachten und fragten ihn Millionen Fragen auf einmal. Dann gingen sie alle ins Haus zurück.

      „Lauf in mein Schlafzimmer, Stubbins“, rief der Doktor mir zu, „in der kleinen linken Schublade des Schreibtisches liegt eine Tüte mit Erdnüssen. Ich habe sie immer aufgehoben für den Fall, daß er eines Tages unerwartet zurückkommen würde, und — warte einen Augenblick: sieh nach, ob Dab-Dab ein paar Bananen in der Speisekammer hat. Tschi-Tschi sagt mir eben, er hätte zwei Monate keine Banane gesehen.“

      Als ich zur Küche zurückkam, hörten alle dem Affen aufmerksam zu.

      14. Kapitel

      TSCHI-TSCHIS REISE

      Nachdem Polynesia Afrika verlassen hatte, war Tschi-Tschis Heimweh nach dem Doktor und dem kleinen Haus in Puddleby größer als je zuvor. Schließlich entschloß er sich, Polynesia um jeden Preis zu folgen. Eines Tages sah er am Strand eine Menge schwarzer und weißer Leute auf ein Schiff steigen, das nach England fuhr. Er versuchte hinaufzugelangen, aber man jagte ihn fort. Da bemerkte er eine große Familie komischer Leute, die auf das Schiff gingen, und ein Kind dieser Familie erinnerte ihn an eine Kusine, in die er einst verliebt war. Er sagte daher zu sich selbst: ‚Dieses Mädchen gleicht ebenso einem Affen, wie ich einem Mädchen gleiche. Wenn ich nur ein paar Kleider bekommen könnte, wär’s kinderleicht, mich mit dieser Familie aufs Schiff zu schleichen — die Leute würden mich für ein Mädchen halten. Eine gute Idee!‘

      Tschi-Tschi eilte also in die Hafenstadt, sprang durch ein Fenster, stahl sich Kleider und zog sie an. Dann ging er zum Strand zurück, mischte sich unter die Menge und schlich sich auf das Schiff. Dort hielt er es für besser, sich zu verstecken, denn er fürchtete, die Leute könnten ihn allzu genau betrachten. Während der Fahrt nach England blieb er versteckt und kam nur nachts, wenn alles schlief, hervor, um sich etwas Nahrung zu suchen.

      Als er bei der Landung in England das Schiff verlassen wollte, sahen die Matrosen, daß er nur ein Affe in Mädchenkleidern war, und wollten ihn bei sich behalten. Aber es gelang ihm, zu entfliehen, und einmal an Land, tauchte er in der Menge unter und entkam. Freilich war er noch weit von Puddleby entfernt, denn um dahin zu kommen, mußte er quer durch ganz England wandern.

      Das war eine schwere Zeit für ihn. Sobald er durch eine Stadt kam, rannten ihm die Kinder schreiend nach, und oft fingen ihn dumme Leute und versuchten, ihn festzuhalten, er mußte Laternenpfähle und Schornsteine erklettern, um ihnen zu entkommen. Nachts schlief er in Heuschobern, oder wo er sich sonst verstecken konnte. Er lebte von Beeren, die er sich von den Hecken pflückte, und Haselnüssen, die er im Unterholz fand. Endlich nach vielen Abenteuern sah er den Turm der Puddlebyer Kirche und wußte, jetzt war er in der Nähe seines alten Heims.

      Als Tschi-Tschi seine Geschichte beendet hatte, aß er hintereinander sechs Bananen und trank eine ganze Schüssel Milch, ohne anzuhalten.

      „Ach, du lieber Gott“, sagte er, „warum bin ich nicht wie Polynesia mit Flügeln geboren! Dann hätt’ ich auch hierher fliegen können. Ihr macht euch keine Vorstellung, wie ich mit der Zeit meinen Hut und meinen Rock gehaßt habe. Noch nie hab’ ich mich so unbehaglich gefühlt. Auf dem ganzen Weg von Bristol hierher fiel mir entweder der elende Hut vom Kopf, wenn er sich nicht grade in den Bäumen verfangen hatte, oder ich trat mir auf den ekelhaften Rock, der sich um alles herumwickelte. Warum in aller Welt tragen bloß die Frauen solche Dinger? Weiß der liebe Himmel: heute morgen, als ich über den Hügel bei Bellabys Gehöft kam, war ich ordentlich froh, das gute alte Puddleby wiederzusehen,“

      „Dein Bett auf dem Tellerschrank in der Speisekammer steht für dich bereit“, sagte der Doktor. „Wir haben es nie fortgeräumt, für den Fall, daß du einmal zurückkämst.“

      „Und du kannst auch, wenn du heute Nacht frieren solltest“, fiel Dab-Dab ein, „die alte Hausjacke vom Doktor bekommen, die du immer als Decke gehabt hast.“

      Dann gingen wir alle mit in die Speisekammer und sahen Tschi-Tschi zu, als er den Geschirrschrank wie ein Matrose einen Mast enterte. Oben angelangt, rollte er sich zusammen, zog sich die alte Hausjacke übers Gesicht, und nach einer Minute schnarchte er friedlich.

      „Der gute alte Tschi-Tschi“, flüsterte der Doktor, „ich freue mich, daß er zurückgekommen ist.“

      „Ja, der gute alte Tschi-Tschi“, echoten Dab-Dab und Polynesia.

      Dann schlichen wir uns alle auf Zehenspitzen aus der Speisekammer und schlossen die Tür leise hinter uns.

      15. Kapitel

      ICH WERDE DES DOKTORS GEHILFE

      Als wir am Donnerstagabend mit dem Abendbrot fertig waren, begannen der Doktor und mein Vater Duette zu spielen, denn diesmal hatte der Doktor seine eigene Flöte mitgebracht. Sie waren so in ihr Flötenspiel vertieft, daß ich fürchtete, sie würden niemals über meine Angelegenheit sprechen, — aber endlich fing der Doktor an:

      „Ihr Sohn hat mir gesagt, er möchte gern Naturforscher werden“ — und dann begann eine lange Unterhaltung, die sich weit in die Nacht hineinzog. Zuerst waren meine Eltern sehr gegen diesen Gedanken, wie sie es von Anfang an gewesen waren. Sie sagten, es sei nur eine knabenhafte Laune, und ich würde es bald satt bekommen. Aber nachdem man die Angelegenheit von allen Seiten betrachtet hatte, wandte sich der Doktor zu meinem Vater und sagte:

      „Angenommen, Herr Stubbins, Ihr Sohn bleibt die nächsten zwei Jahre bei mir, so lange, bis er zwölf Jahre alt ist. Während dieser beiden Jahre haben wir Zeit genug, zu sehen, ob es ihm über wird oder nicht. Ich verspreche Ihnen, ihm während dieser Zeit das Lesen und Schreiben, vielleicht auch ein bißchen Rechnen beizubringen. Was sagen Sie zu diesem Vorschlag?“

      „Ich weiß nicht“, sagte mein Vater und schüttelte den Kopf. Aber zum Schluß gab er nach, und es wurde abgemacht: zwei Jahre lang sollte ich bei bei dem Doktor wohnen und für ihn arbeiten und dafür lesen und schreiben lernen, und für meine Wohnung und Kost würde gesorgt werden.

      „Natürlich kleide ich Tommy auch, wenigstens solange ich Geld habe“, fügte der Doktor hinzu. „Aber Geld ist bei mir eine unregelmäßige Sache — manchmal habe ich welches und manchmal nicht.“

      „Sie sind sehr freundlich, Herr Doktor“, sagte meine Mutter und trocknete sich die Tränen, „ich glaube, Tommy ist sehr glücklich.“

      Und dann lehnte ich kleiner gedankenloser, selbstsüchtiger Frechdachs mich zum Doktor hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Bitte, vergessen Sie nicht, etwas über das Reisen zu sagen.“

      „Übrigens“, begann darauf Johann Dolittle, „natürlich erfordert meine Arbeit, daß ich gelegentlich verreise. Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich Ihren Sohn auf meine Reisen mitnehme?“

      Meine Mutter blickte scharf auf bei dieser neuen Wendung. Sie sah unglücklicher und ängstlicher aus denn je, während ich hinter des Doktors Stuhl stand und mit klopfendem Herzen auf die Antwort meines Vaters wartete.

      „Nein“, sagte der langsam nach einer Weile, „ich finde, wenn wir den andern Dingen zustimmen, haben wir nicht das Recht, dagegen etwas einzuwenden.“

      Sicherlich hat es nie in der Welt einen glücklicheren Jungen gegeben als mich in diesem Augenblick. Mein Kopf ragte in die Wolken, ich schwebte in der Luft und konnte mich kaum davon zurückhalten, im Zimmer herumzuspringen. Endlich sollte der Traum meines Lebens wahr werden, endlich wurde mir Gelegenheit gegeben, mein Glück zu machen

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