Palast aus Gold und Tränen. Christian Handel

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Palast aus Gold und Tränen - Christian Handel

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Böses wollte, wärt ihr schon längst nicht mehr am Leben.«

      Der Bär auf dem Dachboden

      Der Weg nach Hause zog sich. Wie ich hing Rose ihren Gedanken nach. Wie viel Zeit würde mir bleiben, bis sich die seltsamen Male auf meinen Armen wieder zu bewegen begannen? Für die Schönheit meiner Umgebung – das kräftige Grün des Waldes und das Gold der wogenden Getreidefelder – hatte ich keinen Sinn.

      Unsere Laune hellte sich erst wieder auf, als wir daheim ankamen. Inzwischen war es Mittag geworden. Björn stand auf dem Hof und unterhielt sich mit seinem Vater. Auf seinen breiten Schultern saß Lasse und trug eine begeisterte Miene zur Schau. Sobald Rose die drei entdeckte, beschleunigte sie ihre Schritte.

      Lasse war der Erste, der uns bemerkte. »Rosalie, Muireann! Seht mal, wer wieder da ist!«

      Björn drehte sich um und sein ganzes Gesicht begann zu strahlen. In einer fließenden Bewegung griff er nach oben, packte Lasse und hob ihn unter dessen Protesten herunter. »Später«, versprach Björn. »Erst muss ich die beiden begrüßen.«

      »Schwesterherz!« Seine muskulösen Arme schlossen sich um Rose, als wollte er ihr die Luft aus dem Leib pressen. Sie beschwerte sich jedoch nicht, sondern drückte sich allenfalls fester an ihn. Rose liebte ihre Familie, aber Björn nahm eine besondere Stellung in ihrem Herzen ein.

      Nachdem die beiden sich ausgiebig begrüßt hatten – dabei war es erst ein paar Tage her, dass wir drei uns auf dem Weg hierher begegnet waren –, wandte sich Björn mir zu und drückte mich, deutlich sanfter.

      »Muireann.«

      Ich umarmte ihn, dann ging ich einen Schritt zurück. »Dein Bart kitzelt.« Amüsiert kraulte ich die struppigen blonden Haare an seinem Kinn. Er hielt sie kurz geschnitten, aber sie bedeckten fast seine ganze untere Gesichtshälfte. »Du solltest dir überlegen, ihn abzurasieren.«

      »Welcher Bär schert sich seinen Pelz?«, fragte er empört. Seine Augen blitzten, und ich wusste, dass er mich auf den Arm nahm.

      »Wie war es bei Irina?« Lasse hüpfte aufgeregt im Kreis um uns herum.

      Ich sah, wie Björn die Stirn in Falten legte und zu seiner Schwester hinüberschielte. »Ihr wart bei Irina?«

      Rose holte Luft, doch ehe sie antworten konnte, schritt ich dicht an sie heran und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Warum gehst du nicht mit Björn nach oben und ihr unterhaltet euch? Dieser Troll hier«, ich strubbelte Lasse durch die Haare, »und ich sehen mal nach, ob wir eurem Vater helfen können.«

      »Ich bin kein Troll!«, protestierte Lasse.

      »Da bin ich mir nicht so sicher bei deinen roten Haaren«, widersprach ich.

      »Du bist wunderbar«, raunte mir Rose zu, drückte schnell meine Hand und verschwand mit Björn über den Hof, der mir auch noch einmal über die Schulter hinweg dankbar zunickte.

      Ich schnappte mir Lasse am Kragen und ging Lennard hinterher, der uns vorhin zwar kurz zugewunken hatte, inzwischen aber im Stall verschwunden war.

      Als ich eine halbe Stunde später auf unser Zimmer zuging, hörte ich Rose und Björn bereits diskutieren. Die Tür war nur angelehnt.

      »… musst doch zugeben, dass sie seltsam ist.«

      »Sie ist nicht seltsam«, protestierte Björn.

      »Sie ist sogar reichlich seltsam! Sie bewahrt ihr Vogelfutter in einer Schatulle auf.«

      Aha, es ging also um Irina. Ich drückte die Tür auf und schlüpfte in den Raum. Beide hatten nur kurze Blicke für mich übrig.

      »Vielleicht ist es magisches Futter«, fuhr Björn an Rose gewandt fort, während er aufstand und mir das Tablett abnahm.

      »Danke«, murmelte ich.

      »Ist das dein Ernst?!« Rose angelte sich einen der drei Becher heißen Minztees. Danke, formten ihre Lippen und ihre Züge wurden weich. Dann verzog sich ihre Miene sofort wieder angriffslustig und sie starrte Björn direkt ins Gesicht. Der ließ sich vor der Truhe auf dem Boden nieder und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Rose und ich setzten uns ihm gegenüber, ungefähr an der Stelle, an der ich in der Nacht zuvor den Salzkreis gezogen hatte.

      »Könnte doch sein, dass es magisch ist«, sagte Björn, nachdem er an seinem Becher genippt hatte.

      Rose schnaubte. »Wer bitte füttert seine Vögel mit magischem Futter?!«

      »Ich weiß nicht, ob es magisch ist. Es war nur eine Vermutung. Du hast mit der Schatulle angefangen.«

      »Sie ist aus Ebenholz! Mit einem Edelstein im Deckel!«

      »Na und, sie mag eben ihre Vögel!«

      »Und mag sie auch dich?«

      »Und wenn es so wäre?« Björns Stimme klang lauernd. Rose stierte ihn wütend an.

      Ich ergriff die Gelegenheit. »Dann würden wir uns für euch freuen. Magst du sie denn?«

      Beide blickten mich erstaunt an, als ob ihnen meine Anwesenheit erst jetzt wirklich klar geworden wäre. Trotz des Tees.

      Björn konzentrierte sich auf den dampfenden Becher in seiner Hand. Wurden seine Ohren tatsächlich rot?

      »Wir verstehen uns gut.« Er hob den Kopf. »Ich kann wunderbar mit ihr reden. Sie ist witzig, schlagfertig. Und sie hat keine Angst vor dem Bären.«

      Rose’ Miene wurde weicher.

      Vor vier Jahren war Björn bei einem seiner Aufträge als Hexenschlächter in die Falle eines Schwarzalben geraten. Der Zwerg hatte ihn in einen Bären verwandelt. Damals hatten Rose und ich das erste Mal Irina um Hilfe gebeten. Gemeinsam war es uns gelungen, den Schwarzalben zur Strecke zu bringen und den Zauber, den er über Björn verhängt hatte, zu schwächen. Ganz brechen konnten wir ihn jedoch nicht. Björn hatte sich in einen Menschen zurückverwandelt. Doch jeden Winter, sobald der Schnee zu fallen begann, wurde er bis zum Frühling wieder zu einem Bären. Bis jetzt hatten wir keine Möglichkeit gefunden, daran etwas zu ändern. Björn trug sein Schicksal mit Fassung, obwohl sich dadurch so vieles für ihn geändert hatte.

      »Und es ist nicht nur das«, fuhr er fort. »Sie mag mich wirklich, Schwesterherz. Aufrichtig. Vielleicht wird daraus sogar mehr. Kannst du mir das nicht gönnen?«

      Rose holte Luft, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Mir ist bewusst, dass ich niemals so ein Glück haben werde wie ihr beide.« Er senkte den Teebecher. Seine traurige Miene versetzte meinem Herz einen Stich. Ich griff nach Rose’ Hand und wir ließen ihn seine Gefühle von der Seele reden. »Überall, wo ich hinsehe, erblicke ich verliebte Pärchen. Euch beide. Mutter und Vater. Leni wird im nächsten Frühjahr heiraten. Selbst Eckhart und die Ziege, was auch immer er an ihr findet … Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch einmal verlieben könnte. Nachdem Therese …«

      »Scheiß auf Therese«, unterbrach ihn Rose heftig. »Ja, wirklich! Sie hat dich nicht verdient, und das weißt du.«

      »Sei nicht ungerecht.«

      »Verteidige sie nicht auch

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