Katharina II. Russische Hofgeschichten. Leopold von Sacher-Masoch

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Katharina II. Russische Hofgeschichten - Leopold von Sacher-Masoch

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Staatsgeschäft: „Sein Fanatismus könnte mir vielleicht nützlich werden. Warte nur.“ Sie stand still und verschränkte ihre Arme auf der Brust. Plötzlich flog ein grauenhaftes Lächeln über ihre strengen Züge. „Welch ein Gedanke“, rief sie, „ich habe es! — Was sagst du dazu“, ihre Stimme sank zum Flüstern herab, „wenn ich diesen Mirowitsch benütze — um mich von Iwan zu befreien?

      Die Daschkow schauerte zusammen.

      „Fürchte nichts, Katinka, der sterbende Thronprätendent soll den unbequemen Liebhaber mitreißen in das Grab.“

      „Wie?“

      „Ueberlaß das mir — ja, dabei bleibt es. Ich bin entschlossen. Zwei Sorgen fallen zugleich von meiner Brust, zwei ernste große Sorgen, die mir den Schlaf raubten und die Ruhe. Ich werde bald wieder schlafen können.“

      „Du bist grausam, Katharina!“

      „Nur klug, meine Kleine.“

      Die Fürstin überlegte. „Kannst du ihn für diese Tat gewinnen, so tue es bald“, sagte sie dann, „tue es heute noch. Iwan muß sterben und bald sterben, sobald als möglich. Gewinne Mirowitsch, wenn du es kannst und heute noch.“

      „Nein, Katinka“, erwiderte die Kaiserin, „noch macht er mir zu viel Vergnügen. Er soll enden in einer Tat, die mich befreit, die mich erlöst, aber dann — dann erst, wenn ich ihn satt habe — und heute! — O! —“ sie schrie entzückt auf. „Das ist sein Schritt, seine Stimme!“ Die Kaiserin flog Mirowitsch entgegen und warf sich mit zärtlichem Lachen an seine Brust.

      Wenige Tage später erschien die Fürstin Daschkow im Kabinette der Kaiserin, welche eben an Voltaire schrieb.

      „Es ist höchste Zeit, deinen Plan auszuführen“, sprach sie erregt. „Iwan muß sterben. Du kennst die Macht, welche die Priesterschaft über dein Volk hat. Deine Reformen gefährden diese Macht, und sie kehrt sich, heute noch in voller Kraft, gegen dich. Sie nennen dich eine Fremde, eine Aufklärerin, welche das alte Recht verletzt, die alten Sitten, den alten Glauben, und nennen gegen dich den rechtmäßigen Zar Iwan, den Erben Rußlands, nach dem Testamente der Zarin Anna.“

      „Verdammt“, rief die Kaiserin und stampfte mit dem Fuße.

      „Du mußt Mirowitsch opfern, die Liebe deiner Größe opfern.“

      „Wer sagt dir, daß ich Mirowitsch liebe?“ sprach Katharina II., „aber er ist mein liebstes Spielzeug. Ich werde weinen, wenn ich es zerbrochen habe.“

      „Du findest kein besseres Werkzeug zu dieser Tat als Mirowitsch“, fuhr die Daschkow fort, „eile, ihn zu gewinnen.“

      „Noch unterhält er mich, und ich soll —“

      „Du mußt — heute noch.“

      „Nein, heute nicht. Heute will ich ihn noch einmal lieben, wie ein Weib liebt.“

      „Also morgen“, fiel die Daschkow ein.

      „Morgen? — Eh bien! Morgen will ich dafür ein Nero im Reifrock sein. Ist das nicht geistreich gesagt, kleine Daschkow? Das kommt daher, wenn man mit Voltaire im Briefwechsel steht. Ich muß morgen schön sein. Ich will Toilette machen, die ihm gleich von vornherein die Besinnung nimmt. Sonst schmükt man das Opfer, ich will mich für das Opfer schmücken. Also morgen.“

      V.

      Als Mirowitsch an dem nächsten Abend in den Pavillon von Gatschina eintrat, lag die Kaiserin auf der Ottomane und schien zu schlafen. Sie lag auf dem Rücken, die eine Hand unter dem Kopfe. Ein halbdurchsichtiges Gewand von rosigem persischen Stoffe, ein offener dunkelgrüner Schafpelz, mit schwarzem Zobel verschwenderisch ausgeschlagen und gefüttert, umflossen sie. Ihre göttlichen Formen badeten sich in dem dunklen Pelze. Im Atmen wogte ihre Brust, zuckten ihre Lippen.

      Mirowitsch näherte sich leise, kniete nieder und küßte ihren bloßen Fuß, welcher den Pantoffel abgestreift hatte.

      Katharina II. schrak empor, stieß ihn von sich, sah ihn mit großen Augen an und zog ihn dann rasch an ihre Brust. „Ich habe einen bösen Traum gehabt“, flüsterte sie, „mir war, als hätte ich dich verloren. Liebst du mich noch?“

      Statt einer Antwort sank das Haupt des Geliebten auf ihre Knie, und er bebte am ganzen Leibe. Katharina betrachtete ihn mit grausamem Vergnügen. „Geh’, du liebst mich nicht“, sprach sie dann mit einem Tone, der ihm ins Herz schnitt. „Rühre mich nicht an, ich will nichts von dir wissen.“

      Entsetzt sprang Mirowitsch auf und warf sich im nächsten Augenblicke wieder leidenschaftlich zu ihren Füßen nieder. „Katharina, du machst mich wahnsinnig“, schrie er auf, „binde mich an einen Pfahl und peitsche mich, bis mein Blut mich badet, ich werde jauchzen! Lege mich wie die christlichen Märtyrer auf einen glühenden Rost.“

      „Narr!“ rief die Kaiserin.

      „Sag mir: Du langweilst mich, ich will noch dein sein bis zum nächsten Neumond, dann aber fällt dein Haupt, und ich will dir danken wie meinen Gott.“

      Katharina lachte. „Nun, womit wollen wir beginnen?“ sprach sie, indem sie ihm das verwirrte Haar aus der Stirne strich, „mit dem glühenden Rost?“

      Mirowitsch schlang beide Arme um sie, preßte sein glühendes Gesicht an ihre Marmorbrust und zitterte.

      „Rühr’ mich nicht an“, sagte sie wieder lachend, „ich will dich heute prüfen, ich will grausamer sein als Peitsche und Rost.“

      Mirowitsch sah sie an. „Du hast heute etwas vor“, sprach er, „du bist so seltsam schön.“

      „Ja“, rief sie heiter, „ich will dich fangen.“

      „Bin ich nicht gefangen?“

      „Noch nicht ganz.“

      „Nun, so ziehe das Netz zusammen. Da hast du mich“, flüsterte er im Liebeswahnsinn, „mache mit mir, was du willst.“

      „Narr! Bedarf ich dazu deiner Erlaubnis?“ entgegnete Katharina mit einem Blick, welcher Mirowitsch das Blut in den Adern erstarren machte.

      Er küßte ihre üppige Schulter, von der der Pelz herabgesunken wir.

      „Küsse mich nicht“, rief die Kaiserin und stieß ihn roh und schnöde mit dem Fuße von sich. „Ich will dich erst wieder lieben, wenn du ganz mein bist, ein Ding in meiner Hand.“

      „Das bin ich, Katharina“, beteuerte er mit feuchten weinenden Augen. „Ich verlange, dir nur etwas zu sein, ein Sklave, ein Ding, ein Spielzeug, ein Instrument, mache aus mir, was du willst, und wirf mich weg, wenn ich dir unnütz bin.“

      Die Kaiserin sah ihn beinahe gerührt an. Dann beugte sie sich zu ihm und küßte ihn auf die Stirne. „Mirowitsch“, sprach sie mit sanfter Stimme, „wenn du mich liebst, befreie mich von meiner größten Sorge — von —“

      „Du hast Sorgen?“ sprach Mirowitsch zärtlich leise. „O sprich, befiehl deinem Sklaven.“

      „Ich kann nicht ruhig schlafen, mein Geliebter“ — sie beugte sich

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