Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand. Maureen Johnson

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Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen  Johnson Ellingham Academy

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du klar?«

      Stevie, die gar keinen schwarzen Kaffee mochte, nippte trotzdem daran. Situationen wie diese schrien geradezu nach bitteren Heißgetränken, die man nicht unbedingt lecker fand. Hauptsache, sie machten wach.

      »Eigentlich kannte ich sie kaum«, antwortete sie nach ein paar Sekunden. »Wir haben uns nur ein paarmal getroffen. Was ist denn da genau passiert? Sie wissen doch bestimmt irgendwas.«

      Larry holte geräuschvoll Luft und rieb sich das Kinn.

      »Das Feuer ist in der Küche ausgebrochen«, sagte er. »Scheint, als wäre ein Brenner am Gasherd nicht richtig abgedreht gewesen. Der ganze Raum voller Gas, sie zündet sich eine Zigarette an und … Bumms. Muss das reinste Inferno gewesen sein.«

      Larry neigte nicht dazu, Dinge zu beschönigen.

      »Eigentlich merkt man so was natürlich«, fügte er hinzu, »aber Dr. Fenton hatte ein Alkoholproblem, das war bekannt. Den leeren Flaschen auf der Veranda nach zu schließen, hatte sich daran in letzter Zeit nichts geändert.«

      »Ja, hat Hunter mir erzählt«, bestätigte Stevie. »Und die Flaschen hab ich auch gesehen. Außerdem hat sie mal erwähnt, dass sie vor ein paar Jahren ihren Geruchssinn verloren hat. Ihr ganzes Haus hat gestunken und sie hat nichts davon mitgekriegt.«

      »Der Neffe hat Glück gehabt. Er war oben und auf der anderen Seite des Hauses. Ist runtergekommen, als er den Rauch gerochen hat. Da stand schon das halbe Erdgeschoss in Flammen. Erst wollte er natürlich in die Küche, aber das ging nicht. Hat sich ein paar Verbrennungen zugezogen und ordentlich Rauch eingeatmet, konnte gerade noch herausstolpern, bevor er zusammengebrochen ist. Armer Kerl. Hätte alles schlimmer kommen können, aber …«

      Einen Moment lang saßen sie schweigend da und ließen das Grauen in seiner ganzen Wucht über sich hereinbrechen.

      »Sie hatte Katzen«, fiel Stevie dann ein. »Hat die jemand gefunden?«

      »Ja. Es gab eine Katzenklappe, dadurch sind sie entwischt.«

      »Gut.« Stevie nickte. »Oder … nicht gut. Also, nur das mit den Katzen ist gut. Nicht …«

      »Ich weiß, wie du das meintest«, fiel Larry ihr ins Wort. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und richtete seinen eisigen Blick auf sie, der zwei Jahrzehnte lang Verdächtige ins Schwitzen gebracht haben musste.

      »Glück währt nicht ewig«, sagte er schließlich. »Drei Tote haben wir schon – Hayes Major und Element Walker an der Schule und jetzt Dr. Fenton. Drei Menschen, die alle irgendwie mit der Ellingham zu tun hatten. Drei Menschen, die du kanntest. Drei Menschen innerhalb von drei Monaten. Das ist eine ganze Menge, Stevie, darum bitte ich dich noch mal: Überleg dir, ob du an der Schule bleiben möchtest.«

      Stevie starrte auf den ölig schimmernden Film, der sich auf ihrem Kaffee gebildet hatte. Die Leute ein paar Tische weiter lachten zu laut. Es lag ihr auf der Zunge: Ich hab ihn aufgeklärt. Den Kriminalfall des Jahrhunderts. Ich weiß, wer der Täter war. Die Wörter stapelten sich hinter ihren geschlossenen Lippen, drängten sich gegen ihre Zähne und dann … zogen sie sich wieder zurück.

      Und das war auch besser so. Einem professionellen Kriminalermittler brauchte man wohl kaum damit zu kommen, dass einem irgendeine alte Tonaufnahme und das eigene Bauchgefühl verraten hatten, wer einen der rätselhaftesten Morde der amerikanischen Geschichte begangen hatte. Es sei denn, man legte es darauf an, sich komplett lächerlich zu machen.

      »Was ist?«, fragte Larry. »Du verschweigst mir doch was.«

      Nachdem sie beschlossen hatte, das Wichtigste für sich zu behalten, suchte Stevie fieberhaft nach etwas anderem, was sie ihm anbieten konnte. Etwas Glaubhaftem, Interessantem. Ihr Gehirn stürzte sich auf den nächstbesten Informationsfetzen und presste ihn hervor, noch ehe sie entscheiden konnte, ob es klug war, Larry davon zu erzählen, oder nicht.

      »David«, sagte sie. »Er hat sich zusammenschlagen lassen. Und jetzt ist er weg.«

      »Ich hab das Video gesehen«, erwiderte er.

      »Echt?«

      »Ich hab auch ein Handy.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich mag zwar alt sein, aber ich verfolge alles, was mit der Ellingham zu tun hat. Was soll das heißen, zusammenschlagen lassen? Und wieso ist er weg?«

      »Das soll heißen«, erklärte sie, »dass er ein paar Skater dafür bezahlt hat. Sogar dafür, dass sie es filmen. Und dann hat er das Video selbst hochgeladen, noch an Ort und Stelle. Ich war dabei, ich hab alles gesehen.«

      Larry rieb sich nachdenklich die Schläfe.

      »Um das noch mal klarzustellen: Er hat sich zusammenschlagen lassen und dann sofort das Video hochgeladen?«

      »Ja.«

      »Und dann ist er abgehauen. Und das war hier in Burlington?«

      »Ja.«

      »Am selben Tag, als Dr. Fentons Haus abgebrannt ist?«

      »Das hat nichts miteinander zu tun«, wehrte Stevie ab. »Er kannte Dr. Fenton ja nicht einmal.«

      Doch noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, kam ihr ein Gedanke. Wenn sie nicht so viel um die Ohren gehabt hätte, wäre es ihr sicher schon längst eingefallen. David hatte zwar Dr. Fenton nicht gekannt, aber dafür war er ihrem Neffen begegnet. Hunter und Stevie hatten zusammen einen Spaziergang gemacht, als sie auf David und die Skater trafen.

      Na, du verlierst ja keine Zeit, hatte er gesagt. Dein Neuer. Glückwunsch. Wann ist denn die Hochzeit?

      War David etwa eifersüchtig gewesen? So eifersüchtig, dass er … Hunters Haus in Brand steckte?

      Nein. Er hatte doch einfach nur gewohnt sarkastisch reagiert. Oder?

      Larry setzte seine Lesebrille auf und zog sein Handy aus der Tasche. Er sah sich das Video von David noch einmal an und drückte am Ende auf Pause.

      »Stevie.« Er hielt ihr ein Standbild von Davids blutigem Gesicht hin. »Ein Junge, der es fertigbringt, jemanden dafür zu bezahlen, dass er ihm so was antut, und das Ganze dann auch noch online stellt – der ist zu allem Möglichen fähig. Die Kings …« Er senkte hastig die Stimme. »Diese Familie macht nur Ärger.«

      »Das da« – Stevie deutete auf das Handy – »das hat er nur veranstaltet, um seinem Dad eins auszuwischen.«

      »Das spricht nun nicht gerade für ihn«, bemerkte Larry. »Hör mal, Stevie, der Junge tut mir ja auch leid. Ich weiß, dass er eigentlich kein übler Kerl ist, und ich vermute mal, das Problem liegt eher bei seinem Vater. Aber David hat auch früher schon oft über die Stränge geschlagen. Und nicht zuletzt war er gut mit Element Walker befreundet. Ihre Leiche zu finden, muss ein Schock für ihn gewesen sein. So was steckt man nicht einfach so weg.«

      Das stimmte. David hatte einen Komplettzusammenbruch erlitten und auch Stevie war kaum mit der Situation zurechtgekommen und in Panik geraten. Sie hatte ihn im Stich gelassen, weil sie einfach nicht mehr wusste, wie sie mit ihm umgehen sollte. Schuldgefühle stiegen in ihr auf und durchtränkten alles – den Geschmack ihres Kaffees, die Gerüche um sie herum, die Kälte, die vom Fenster hereinzog. Schuldgefühle und Paranoia. Sie spürte ein Wummern

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