Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand. Maureen Johnson

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Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen  Johnson Ellingham Academy

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Ahnung. Er hatte auf keine ihrer Nachrichten reagiert. »David ist … nicht so mitteilungsbedürftig.«

      »Um ehrlich zu sein, Stevie, wir stecken ziemlich in der Bredouille. Wenn es jetzt auch nur noch den kleinsten Zwischenfall gibt, weiß ich nicht, wie wir die Schule am Laufen halten sollen. Falls David sich doch irgendwann meldet, würdest du mir dann Bescheid geben?«

      Das war eine berechtigte und vernünftige Bitte. Stevie nickte.

      »Danke«, sagte er. »Wusstest du übrigens, dass Dr. Fenton einen Neffen hatte? Er studiert in Burlington und hat mit ihr zusammengewohnt.«

      »Hunter.« Stevie nickte.

      »Tja, er hat jetzt leider kein Zuhause mehr. Und da Dr. Fenton der Ellingham Academy so lange eng verbunden war, hat die Verwaltung beschlossen, dass er fürs Erste hier wohnen darf. Bei euch in Minerva sind ja nun ein paar Zimmer frei …«

      Das stimmte. Jetzt, da die Hälfte seiner Bewohner verschwunden oder tot war, kam ihr das nächtliche Knacken und Knarzen des halb leeren Hauses noch unheimlicher vor.

      »Zur Uni kann er auch von hier aus fahren. Wir hatten einfach das Gefühl, das wäre das Mindeste, was wir für ihn tun können. Und ich glaube, er interessiert sich genauso sehr für die Schule wie seine Tante.«

      »Wann kommt er denn?«

      »Morgen, sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Es geht ihm gut, aber sie haben ihn eine Weile zur Beobachtung dabehalten und damit die Polizei ihn befragen konnte. Er hat bei dem Brand alles verloren, darum wollen wir von der Schule versuchen, ihn wenigstens mit dem Grundlegendsten zu versorgen. Leider hatte ich wegen der Sache mit David noch keine Zeit, selbst nach Burlington zu fahren, doch wenn du möchtest, könnte ich dir eine Genehmigung ausstellen, sodass du ein paar Sachen für ihn einkaufen kannst. Vermutlich kannst du sowieso viel besser beurteilen, was ihm gefallen würde, als so ein alter Knacker wie ich.«

      Er klappte seine Brieftasche auf, zog eine Kreditkarte heraus und reichte sie Stevie.

      »Er braucht auf jeden Fall eine neue Jacke, Winterstiefel, dann noch einige andere warme Klamotten, Socken, Hausschuhe … Wäre gut, wenn du möglichst unter tausend Dollar bleiben könntest. Ich lasse dich von einem der Wachleute zu L.L.Bean fahren und dann könntest du ein Stündchen durch die Stadt bummeln. Meinst du, so ein kleiner Ausflug würde dir vielleicht guttun?«

      »Definitiv«, sagte Stevie.

      Was für eine unerwartete, aber überaus willkommene Entwicklung. Vielleicht war es ja doch nicht so schlecht, sich hin und wieder ein wenig zu öffnen.

      Sobald Stevie wieder nach draußen trat, zog sie ihr Handy aus der Tasche und schrieb:

      Komme nach Burlington. Können wir uns treffen?

      Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

      Wann und wo?

      Zeit, sich ein paar wirkliche Informationen zu beschaffen, dachte Stevie zufrieden.

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      3

      Burlington war eine kleine Stadt auf einem Hügel am Ufer des Lake Champlain, der Vermont vom Staat New York trennte. Der malerische, lang gezogene See erstreckte sich bis nach Kanada hinein und bei schönem Wetter konnte man darauf segeln. Hier hatte Albert Ellingham seinen schicksalhaften letzten Bootsausflug unternommen. Burlington selbst war lange Zeit relativ schlicht und von Industrie geprägt gewesen; in den vergangenen Jahren jedoch durchwehte die Stadt ein eher künstlerisches Flair. Ateliers, Yogastudios und allerlei esoterisch angehauchte Läden wurden eröffnet. Außerdem spielte der Wintersport eine entscheidende Rolle, was sich besonders in der riesigen L.L.Bean-Filiale mit ihrer reichen Auswahl an Schneeschuhen und Skistöcken, dick gefütterten Jacken, Skiern und Stiefeln bemerkbar machte, die allesamt zu rufen schienen: »Vermont! Ihr glaubt gar nicht, wie krass kalt es hier werden kann!«

      Stevie wurde vor dem Laden abgesetzt, in der Hand die Kreditkarte, die Charles ihr vor einer Stunde überreicht hatte. Es war mehr als seltsam, für einen Typen shoppen zu gehen, den sie kaum kannte. Hunter war supernett, da gab es nichts zu meckern. Er war blond und sommersprossig, studierte Ökologie und interessierte sich tatsächlich für den Ellingham-Fall. Wenn auch vielleicht nicht ganz so brennend wie Stevie oder seine Tante. Außerdem hatte er Stevie erlaubt, in Fentons Unterlagen herumzuschnüffeln. Viel hatte Stevie dabei zwar nicht entdeckt, aber zumindest war sie dadurch auf die Sache mit der Drahttonaufnahme gekommen.

      Und nun war das alles in Flammen aufgegangen. Fentons gesamte Arbeit, was immer sie dabei ausgegraben und zusammengetragen hatte.

      Egal, Stevie musste sich beeilen. Charles hatte ihr eine kurze Liste mit Größenangaben mitgegeben, angefangen bei einer Jacke. An schwarzen Jacken bestand nun wahrhaft kein Mangel und alle kosteten mehr, als Stevie jemals für ein Kleidungsstück bezahlt hatte. Nachdem sie ein paar Minuten planlos zwischen den Kleiderständern umhergewandert war und Preise sowie Angaben über Daunenmengen und Temperaturbereiche verglichen hatte, nahm sie einfach die erstbeste. Weiter ging es mit Pantoffeln. Die waren ihr immer ziemlich überflüssig erschienen, bis sie am ersten richtigen Wintermorgen an der Ellingham den Fuß auf den Boden gesetzt hatte. In der Sekunde, als Haut auf Fliese getroffen und ein winziger Teil ihrer Seele erfroren war, hatte sie begriffen, wofür Pantoffeln gut waren. Sie entschied sich für ein kuschelig gefüttertes Paar, das fast wie richtige Schuhe aussah und Antirutschsohlen hatte – Hunter litt unter Arthritis und brauchte manchmal eine Krücke, darum war das wohl sicherer.

      Schließlich hievte sie ihre Ausbeute auf die Kassentheke, wo ein freundlicher Ladenangestellter versuchte, mit ihr ein Schwätzchen übers Skifahren und das Wetter anzufangen, was Stevie jedoch lediglich mit einem ausdruckslosen Blick quittierte, bis die Transaktion beendet war. Wenige Minuten und viele Hundert Dollar später marschierte sie mit einer vollgestopften Tüte aus dem Laden, die ihr bei jedem Schritt gegen die Knie klatschte. Sie hatte kaum noch Zeit, um zu erledigen, wofür sie eigentlich gekommen war.

      Obwohl es erst später Nachmittag war, sprangen die ersten Straßenlaternen schon an. Lichterketten hingen über der Fußgängerzone und es gab Stände mit Apfelglühwein und Ahornsirup-Popcorn. Überall waren Hunde, die ihre Besitzer an der Leine hinter sich herzerrten. Stevie bahnte sich einen Weg durch die Menge, bis sie ihr Ziel erreichte – ein gemütliches kleines Café inmitten all der Yogastudios und Outdoor-Läden auf der Church Street. Larry erwartete sie bereits. Allein und mit versteinerter Miene saß er in seiner rot-schwarz karierten Flanelljacke an einem der Tische.

      Larry, oder Security-Larry, wie Stevie ihn kennengelernt hatte, war der ehemalige Chef des Wachdienstes an der Ellingham Academy. Nachdem man in einem Tunnel unter der Villa Ellies Leiche gefunden hatte, war er entlassen worden. Zwar traf ihn daran absolut keine Schuld, aber offenbar hatte man einen Sündenbock gebraucht. Früher, bevor er an der Ellingham begonnen hatte, war Larry Polizist gewesen – Mordkommission. Jetzt war er arbeitslos, wirkte jedoch genauso streng und professionell wie eh und je. Auf dem Tisch vor ihm stand keine Tasse. Larry, so nahm Stevie jedenfalls an, hatte in seinem Leben noch nie mehr als zwei Dollar für einen Kaffee bezahlt und würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Stevie war nicht ganz wohl dabei, einen Tisch in Beschlag zu nehmen, ohne etwas zu bestellen, also ging sie an die Theke und holte sich den billigsten Kaffee, den es gab – schlicht und schwarz in einer genauso schlichten schwarzen Tasse, ohne Schaum oder sonstigen Schnickschnack.

      »Also«,

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