Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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      Verwirrt starrte Astrid auf die Visitenkarte. »Gärtnerei Ruhland – Trauerschmuck, Grabpflege« stand dort in geschwungenen Buchstaben geschrieben. Der zweite Blick der Schwester gehörte Uwe Ruhland.

      »Sie wollen wirklich fahren?«

      »Ja, ja natürlich. Die Beerdigung morgen … Die Leute erwarten doch, dass alles perfekt ist. Aber da liegen ja noch die Kränze im Geschäft. Inga hat sie vergessen. Sie ist ja so schusselig … Na ja, egal. Jedenfalls muss ich jetzt los. Sie wissen ja Bescheid.« Ein letztes Nicken, dann eilte Uwe Ruhland davon.

      Schwester Astrid sah ihm nach. Wenn das mal gutging!

      *

      »Die Schädeldecke ist jetzt eröffnet. Wie geht es ihr?« Merizanis Frage galt Ramona Räther.

      »Zur Zeit stabil.«

      Der Neurochirurg nickte und beugte sich wieder über seine Arbeit.

      »Großes subdurales Hämatom.« Hochkonzentriert blickte er durch die Gläser der Spezialbrille. »Ich räume es jetzt aus.« Ein Alarm ließ ihn innehalten. Wieder ein Blick hinüber zur Anästhesistin.

      »Der Druck fällt«, beantwortete sie seine stumme Frage. »Die Beatmung wird schwieriger. Sauerstoffsättigung bei 82, Tendenz fallen.«

      »Überprüfen Sie die Thorax-Drainage«, wies Dr. Norden die Kollegin an.

      Ramona beugte sich hinunter zum Beutel, der an der Liege hing. Der Inhalt schimmerte rötlich.

      »Fast voll.«

      »Hämatothorax. Das müssen wir sofort machen.« Die Blutansammlung im Brustfellbereich war lebensbedrohlich. »Sophie?«

      »Ich bin dabei, ein temporäres Leberpacking zu machen. Danach kann ich dir assistieren.«

      Dr. Räthers Augen sprachen Bände.

      »Wie auch immer sollten wir es sofort tun«, bemerkte sie.

      »Not-Thorakotomie vorbereiten«, befahl Dr. Norden.

      Wieder ertönte ein Alarm. Die Bewegungen wurden fahrig. Pflegepersonal eilte hin und her.

      »Ich muss umintubieren«, teilte Dr. Räther den Kollegen mit. »Dr. Merizani, Sie müssen den Schädel stabilisieren. Schwester Alva, Doppellungentubus vorbereiten.« Ihre Stimme übertönte den Alarm.

      »Das wird eine Herausforderung«, murmelte Dr. Daniel Norden, ehe er sich über die Patientin beugte.

      *

      Inzwischen hatte Dr. Aydin dafür gesorgt, dass Bruder Pirmin von der Straße zurück auf die Station gebracht worden war. Er lag auf der Liege und rang verzweifelt nach Luft.

      Aydin klemmte das Stethoskop in die Ohren und setzte es auf die Brust des Patienten.

      »Der Kehlkopf ist zugeschwollen.«

      Mit fliegenden Fingern öffnete er eine Schublade. »Machen Sie den Arm frei!«, befahl er den beiden Männern, die neben ihrem Mitbruder standen und bangten. Er griff nach einer Injektion. »Ich gebe Ihnen ein Gegenmittel. Das entkrampft die Lungen und erleichtert das Atmen.« Kurzentschlossen versenkte er die Nadel unter der Haut.

      Die beiden Mönche flankierten die Behandlungsliege. Mit angehaltenem Atem warteten sie darauf, dass sich Pirmin beruhigte. Endlich geschah das Wunder. Das Keuchen ließ nach. Der Patient entspannte sich.

      »Was war denn das?«, fragte Bruder Basilius endlich.

      Milan Aydin stand im Rollstuhl neben der Liege und wachte mit Argusaugen über das Geschehen.

      »Hat er die Tablette genommen?«

      »Ja, unten in der Lobby.«

      Milans Augen ruhten auf seinem Patienten.

      »Das sah aus wie ein allergischer Schock.«

      »Ein allergischer Schock auf ein Antiallergikum?« Bruder Augustinus konnte es nicht glauben.

      In Ermangelung einer Erklärung wandte sich Dr. Aydin an Pirmin.

      »Wie fühlen Sie sich?«

      »Ich bekomme besser Luft. Aber ist es normal, dass sich das Herz so komisch anfühlt?«

      »Das hat mit dem Adrenalin zu tun, das ich Ihnen gespritzt habe.« Aydin griff nach dem Handgelenk seines Patienten. Fühlte den Puls. »Es lässt Ihr Herz schneller schlagen.« Er runzelte die Stirn. »Aber nicht so schnell! Rufen Sie eine Schwester!«, rief er Augustinus zu. »Schnell!« Er hatte kaum ausgesprochen, als Pirmin die Augen verdrehte.

      Ein Handgriff, ein Ruck und die Kutte zerriss.

      »Defibrillator!«, befahl Milan und deutete auf das Gerät an der Wand. Unverzüglich begann er mit der Herzdruckmassage.

      Schritte eilten herbei. Schwester Elena tauchte in der Tür auf.

      »Was ist passiert?« Mit einem Blick erkannte sie die Situation. Kurzerhand nahm sie Augustinus das Gerät aus der Hand und bereitete es auf den Einsatz vor.

      »Er hat keinen Puls mehr.« Dr. Aydin machte seiner Kollegin Platz. Sah zu, wie Elena die Elektroden aufsetzte.

      »Und weg!«, befahl sie.

      Der Stromstoß jagte durch den Körper des bewusstlosen Mannes und ließ ihn zusammenzucken. Noch zwei Mal musste sie die Prozedur wiederholen, bis sie von Erfolg gekrönt war. Pirmin drehte stöhnend den Kopf hin und her. Blinzelte in die erleichterten Gesichter, die sich über ihn beugten.

      »Gelobt sei Jesus Christus …« Bruder Basilius faltete die Hände und murmelte ein Gebet, während Elena dem Patienten eine Sauerstoffbrille anlegte.

      Milan Aydin hörte ihm kurz zu.

      »Das ist eine gute Idee«, zog er endlich seinen ganz eigenen Schluss. »Ihr Kollege wird Ihre Gebete brauchen können.«

      *

      Eine Melodie tanzte durch die Aussegnungshalle. Während er das Mobiltelefon aus der Tasche nestelte, warf Uwe Ruhland einen letzten Blick auf sein Werk, zupfte an einer Schleife, rückte eine Blüte gerade.

      »Ja, bitte?«

      Leise klickend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Schließlich wusste er, was sich gehörte. Die Luft kühlte sein erhitztes Gesicht. Er drückte den Apparat ans Ohr. Während er telefonierte, wanderte er vor dem Gebäude auf und ab.

      »Ach, Herr Dr. Hilpertz, ja, ja, natürlich erinnere ich mich an Ihren Auftrag … Selbstverständlich können Sie sich auf uns verlassen. Ja, morgen pünktlich um acht Uhr. Auf Wiederhören, Herr Doktor.« Uwe hatte kaum aufgelegt, als das Telefon erneut klingelte. Die Klinik? Nein, seine Tochter Annabel. »Bella, meine Süße«, begrüßte er sie. »Nein, tut mir leid. Ich habe noch keine Neuigkeiten. Aber ich melde mich, sobald ich etwas Neues weiß … ja, ich hab dich auch lieb, mein Schatz.« Er drückte auf die Taste mit dem roten Hörer. Ein kleines Lächeln tanzte um seine Lippen, als er sich

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