Deborah s schwarze Meister. Mark Whiting
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Er senkte einen Moment den Blick.
Deborah errötete flüchtig unter der Anspielung.
„Sie sind in Ordnung“, fuhr Frank fort. „Anfangs war ich ja mißtrauisch. Für Leute wie mich haben Sie … wie sagt man so? … ein wenig zuviel Klasse. Deshalb dachte ich, daß Sie auch für diesen Job nicht in Frage kommen würden. Aber das glaube ich jetzt nicht mehr.“ Er schnippte die Asche von seiner Zigarre. „Hören Sie“, sagte er. „Ich weiß, daß Sie ein kluges Mädchen sind. Deshalb habe ich Sie eingestellt. Sie haben ein College besucht. Auch das respektiere ich. Wirklich, das tue ich. Ich wollte immer selbst hingehen. Ich brauche keine weitere Buchhalterin oder Sekretärin. Das erledigt alles Julie. Was ich brauche, ist Fantasie … und ich glaube, darüber verfügen Sie.“
„Ich verstehe immer noch nicht, Frank …“
„Macht nichts“, sagte er. „Werden Sie schon noch. Im Moment möchte ich von Ihnen nur, daß Sie diese Stadt gut kennenlernen … die Kneipen, die Spelunken, die Slums, die Leute. Tun Sie so, als wären Sie eine Schriftstellerin, die Material sammelt. Ich werde von nun an auch öfters mit Ihnen ausgehen. Aber Ihre Zeit im Büro verbringen Sie mit Lesen. Ich habe einen Haufen alter Zeitungen für Sie bringen lassen. Lesen Sie alles, was Sie über diese Stadt in die Finger bekommen. Machen Sie sich bestens damit vertraut, wie diese Stadt lebt und funktioniert.“
„Aber warum denn?“
Er lächelte.
„Haben Sie gehört, was ich Jim über diese Sheldon-Nutte gesagt habe?“
Sie nickte.
„Da haben Sie ein Beispiel, wofür ich Sie brauche. Sie werden über diese Frau eine Story schreiben, die jede normale Person allein bei dem Gedanken daran, das arme Frauenzimmer ins Gefängnis zu schicken, zusammenschaudern läßt. Sie haben einige Tatsachen, auf die Sie aufbauen können. Suchen Sie sich die geeignetsten Tatsachen heraus, den Rest füllen Sie aus. Für diesen Fall haben Sie etwa sechs Monate Zeit. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, alles in juristischen Begriffen auszudrücken. Das übernehmen dann schon Jim oder ich.“ Er machte eine Pause und sah sie eindringlich an. Deborah brachte es nicht fertig, seinem Blick standzuhalten.
„Haben Sie mich verstanden?“ fragte er.
„Ja“, anwortete sie leise.
Der Kellner brachte eine große Platte mit Käse, Fleisch und Brot.
„Das freut mich“, sagte Frank. „So, und nun lassen Sie uns essen.“
Nach einigen Minuten sagte Deborah zaghaft: „Da ist nur noch eine Frage …“
„Schießen Sie los“, sagte Frank und stopfte sich eine dicke Scheibe Salami in den Mund.
„Ist sie … schuldig?“
„Schuldig wie die Hölle“, antwortete er, ohne von seinem Teller aufzusehen. „Stört Sie das?“
„Nein“, erwiderte sie.
„Gut“, sagte er. „Dann wäre das also auch erledigt. Aber da ist noch etwas anderes. Ihre Kleidung. Sie sehen viel zu sehr aus wie eine Lehrerin. Das ist gut für Mädchen, die in einer Bank oder bei einem Zahnarzt arbeiten. Aber ich mag ein bißchen Flair, ein wenig Farbe. Sehen Sie also zu, was Sie in dieser Hinsicht tun können.“
Jetzt schoß Deborah das Blut heftig ins Gesicht. Es fiel ihr sehr schwer, ihm jetzt nicht zu antworten, daß er sich mit seinen Vorschlägen zum Teufel scheren sollte. Aber sie hielt doch lieber den Mund.
Es war bereits nach neunzehn Uhr, und das Telefon hatte noch immer nicht geläutet. Bill rief fast immer so gegen sieben Uhr abends an. Als es acht Uhr vorbei war, begriff Deborah, daß er nicht anrufen würde.
An sich hatte sie gar nicht mit ihm sprechen wollen, aber sie kam sich so einsam und verzagt, beinahe verzweifelt vor. Sie konnte noch immer nicht dieses Gefühl abschütteln, daß ihre gegenseitigen Beziehungen durch das, was am Freitagabend geschehen war, irgendwie herabgesetzt und beschmutzt worden waren. Immer wieder mußte sie sich daran erinnern, wie er ausgesehen hatte, als er mit heruntergezogenen Hosen auf der Couch gelegen hatte, das Gesicht fieberhaft gerötet und verzerrt, während sie ihn masturbiert hatte. Es war beinahe, als hätte plötzlich eine gänzlich andere Person in diesem sonst so gepflegten, aristokratischen Äußeren gesteckt … und diese Person war nichts weiter gewesen als ein selbstsüchtiger kleiner Junge. Sie schloß die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, wie er wirklich aussah. Aber sie konnte immer nur diesen kleinen Jungen sehen.
Am nächsten Tag im Büro machte sie sich sofort an die Lektüre der vielen Zeitungen, die Frank für sie beschafft hatte. Sie versuchte Interesse an ihrer neuen Rolle zu finden. Aber sie konnte den Gedanken an Bill einfach nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Ständig überlegte sie, ob er wohl überhaupt noch einmal bei ihr anrufen würde. Sie überlegte aber auch, ob sie noch von ihm angerufen werden wollte.
„Was beschäftigt sie denn so, Kindchen?“ erkundigte sich Julie, kaum daß Frank und Jim das Büro verlassen hatten.
„Ach, eigentlich nichts“, antwortete Deborah seufzend. „Ich habe wohl nur ein bißchen Kopfschmerzen. Kein Grund zur Besorgnis.“
Julie schüttelte skeptisch den Kopf.
„Ich glaube Ihnen nicht“, sagte sie. „Irgend etwas macht Ihnen doch schwer zu schaffen. Aber es geht mich natürlich nichts an.“
Deborah sah das andere Mädchen an und wollte der letzten Bemerkung schon zustimmen, aber Julies Gesicht war so offen und arglos, daß Deborah es nicht fertigbrachte, die andere zurechtzuweisen.
„Es sind wohl viele Dinge zusammen“, seufzte Deborah schließlich. „Ich scheine mich einfach an gewisse Dinge hier nicht gewöhnen zu können. Alles ist so anders.“
„Wie meinen Sie das?“
Deborah rieb sich nachdenklich die Schläfen.
„Nun … ich kann mich nicht so recht entspannen … kann mich dem Fluß der Dinge nicht anpassen …“
„Sie brauchen einen Freund.“
Deborah lächelte schwach.
„Ich habe einen“, sagte sie.
„Dann brauchen Sie vielleicht einen neuen.“
Deborah schüttelte langsam den Kopf. Sie wollte schon sagen, daß sie Bill liebte. Aber davon war sie gar nicht mehr so sehr überzeugt. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie ihn überhaupt jemals geliebt hatte.
Julie schien die Gedanken der anderen erraten zu haben.
„Hören Sie“, sagte sie. „Nehmen Sie mir bitte nicht übel, was ich jetzt sagen werde. Ich habe einen Freund. Er ist ein wunderbarer Mann, ein schöner Mann. Er versteht mehr von Leuten als irgend jemand, den ich je gekannt habe. Ich möchte gern, daß Sie ihn einmal kennenlernen.“
Deborah sah sie fragend an.
„Er ist Psychiater“, sagte Julie leise.
„Oh