Mesmer - Mary Baker Eddy - Freud: Die Heilung durch den Geist. Stefan Zweig
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Читать онлайн книгу Mesmer - Mary Baker Eddy - Freud: Die Heilung durch den Geist - Stefan Zweig страница 18
Aber Akademieen und gelehrte Gesellschaften diskutieren nicht, sie entscheiden. Sobald sie eine Entscheidung getroffen haben, belieben sie über jeden Einwand mit Hochmut hinwegzusehen. Jedoch in diesem einen besonderen Fall geschieht ihr etwas sehr Peinliches und Unerwartetes – nämlich aus ihren eigenen Reihen erhebt sich ein Mann zur Anklage, ein Mitglied der Kommission und nicht das geringste, nämlich der berühmte Botaniker Jussieu. Auf Befehl des Königs hat er den Versuchen beigewohnt, sie gründlicher und vorurteilsloser vorgenommen als die meisten und darum bei dem endgültigen Votum seine Unterschrift unter die große Bannbulle verweigert. Dem geschärften Blick des Botanikers, der gewohnt ist, auch die winzigsten und unscheinbarsten Fäden und Samenspuren mit ehrfürchtiger Geduld zu beobachten, ist der schwache Punkt der Untersuchung nicht entgangen, nämlich daß die Kommission sich mit den Windmühlenflügeln der Theorie herumgeschlagen und deshalb ins Leere getroffen hat, statt von einer zweifellos vorhandenen Wirkung der mesmerischen Kur nach ihren möglichen Ursachen zu forschen. Ohne sich auf die Phantastereien Mesmers einzulassen, auf sein Magnetisieren von Bäumen, Spiegeln, Wasser und Tieren, stellt Jussieu einfach das Neue, Eigentliche und Erstaunliche fest, daß bei dieser neuen Kur irgendeine Kraft auf den Kranken wirkte. Und obgleich er ebensowenig wie die anderen die Tastfühlbarkeit, die Augensichtbarkeit dieses Fluidums festzustellen vermag, läßt er logisch richtig die Möglichkeit eines Agens offen, »das sich von einem Menschen auf den andern übertragen lasse und oftmals auf diesen letzteren eine sichtliche Einwirkung übe«. Welcher Art dieses Fluidum sei, ob magnetisch oder psychisch oder elektrisch, darüber wagt dieser redliche Empiriker keinerlei selbstherrliche Vermutung. Möglicherweise, sagt er, könne es die Lebenskraft selbst sein, die »force vitale«, aber jedenfalls, eine Kraft sei hier unzweifelhaft im Spiele, und es wäre die Pflicht vorurteilsloser Gelehrter gewesen, dieser Kraft und dieser Wirkung nachzugehen, statt mit einem verschwommenen und vagen Wort wie Imagination ein erstmalig zutage tretendes Phänomen von vornherein zu leugnen. Eine so unerwartete Rückendeckung durch einen völlig unparteiischen Mann bedeutet für Mesmer einen gewaltigen moralischen Rückhalt. Nun ergreift er selbst die Offensive, richtet eine Beschwerde an das Parlament, daß die Kommission sich bei ihrer Begutachtung einzig an Deslon gewandt habe, statt ihn, den wahren Entdecker der Methode, zu befragen, und verlangt eine neue unvoreingenommene Untersuchung. Aber die Akademie, glücklich, den peinlichen Fall endlich abgeschoben zu haben, antwortet mit keinem Wort. Von dem Augenblick, da sie ihr Votum in Druck gegeben, ist nach ihrer Meinung die Anregung, die Mesmer der Wissenschaft gegeben, unwiderruflich erledigt.
Jedoch in dieser Affäre hat die Pariser Akademie nun schon einmal eine unglückliche Hand. Denn gerade in dem Augenblick, da sie das unerwünschte und unerkannte Phänomen der Suggestion bei der medizinischen Tür hinausgeworfen hat, kommt es bei der psychologischen wieder herein. Eben das Jahr 1784, in dem sie das zauberverdächtige Naturheilverfahren mit ihrem Gutachten hinzurichten meint, ist in Wahrheit das Geburtsjahr der modernen Psychologie: denn eben in diesem Jahre entdeckt Mesmers Schüler und Mithelfer Puységur das Phänomen des künstlichen Somnambulismus und hebt damit die unterirdischen Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele in neues Licht.
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