Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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und nicht hören. Es liegt etwas in dieser Sache, was ich nicht begreife; aber sagen Sie Lederstrumpf, daß er in meinem Vater nicht bloß den Richter, sondern in uns auch Freunde vor sich hat. Beunruhigen Sie den alten Mann nicht unnötigerweise durch eine Erzählung des eben stattgehabten Vorgangs. Er hat die gerechtesten Ansprüche an uns, und sie sollen durch das, was Sie gesprochen, nicht gemindert werden. Herr Edwards, ich wünsche Ihnen Glück und wärmere Freunde.«

      Der Jüngling wollte noch reden, aber sie verschwand so schnell durch die Tür, daß er nirgends mehr etwas von ihr erblicken konnte, als er in den Hausflur trat. Er blieb einen Augenblick wie betäubt stehen; dann stürzte er aus dem Hause und schlug, statt Marmaduke auf sein Zimmer zu folgen, unmittelbar den Weg nach der Hütte der Jäger ein.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Erde maß er und die Bahn der Sterne,

       Der Monden Lauf, auf unbegrenzte Ferne.

      Pope

      Richard kehrte erst in der Nacht des folgenden Tages von der Erfüllung seiner amtlichen Obliegenheiten zurück. Es war ein Teil seines Geschäftes gewesen, die Verhaftung einer Falschmünzerbande zu beaufsichtigen, die schon in jener frühen Periode sich in die Wälder vergraben hatte, um daselbst ihr schlechtes Geld auszuprägen und es nachher von einem Ende der Union bis zum anderen in Umlauf zu setzen. Diese Amtsreise war erfolgreich gewesen, und der Sheriff zog ungefähr um Mitternacht an der Spitze einer bewaffneten Macht von Gerichtshelfern und Konstablern, die vier gebundene Übeltäter in ihrer Mitte hatte, im Dorf ein. Am Tor des Herrenhauses trennte man sich, nachdem Herr Jones seine Beistände beauftragt hatte, ihre Gefangenen in das Bezirksgefängnis abzuliefern, worauf der Sheriff mit einer Art von Selbstzufriedenheit, wie sie ein Mann von seinem Schlage wohl empfinden mag, wenn er einmal etwas wirklich sehr Verständiges ausgeführt hat, den Kiesweg hinanschritt.

      »Holla! Aggy!« schrie Richard, als er die Tür erreichte – »Wo bist du, du schwarzer Schlingel? Soll ich denn im Freien übernachten? Holla! Aggy! Brave! Brave! Ho, ho, wo bist du hingekommen, Brave? Er ist nicht auf seinem Posten! Alle Welt schläft; nur ich armer Teufel muß die Augen offenhalten, damit andere sicher schlummern mögen. Brave! Brave! Nun, so träge auch der Hund geworden ist, so muß ich ihm doch nachsagen, daß ich jetzt zum erstenmal sehe, wie er jemand zur Nachtzeit der Tür nahe kommen läßt, ohne ihn zu beschnuppern, um ausfindig zu machen, ob er ein ehrlicher Mann sei oder nicht. Seine Nase führte ihn dabei fast so sicher wie mich mein Auge. Holla! Agamemnon! wo bist du? Ah! da kommt der Hund endlich.«

      Der Sheriff war inzwischen abgestiegen, und sah auch eine Gestalt, die er für Brave hielt, langsam aus der Hütte kriechen, als sich dieselbe plötzlich zu seinem großen Erstaunen statt auf vier Beine auf zwei aufrichtete, und er im Sternenlicht den krausen Kopf und das schwarze Gesicht des Negers unterscheiden konnte.

      »Ha! was zum Teufel, machst du hier, du schwarzer Schuft?« rief er. »Ist’s in dieser warmen Nacht für dein Guineablut im Hause nicht heiß genug, sondern mußt du auch noch den armen Hund vertreiben, um in seinem Stroh zu schlafen?«

      Unterdessen war der Bursche ganz wach geworden, und versuchte es nun, heulend seinem Herrn zu antworten:

      »Oh! Massa Richard! Massa Richard! solch ein Ding! solch ein Ding! Ich nie denken, es konnt sein! Nie denken, er sterben! Ach Gott! Ist nicht begraben – ihn aufgehoben, bis Massa Richard zurück sein – ein Grab gegeben – –«

      Hier gewannen die Gefühle des Negers vollständig die Oberhand und statt die Ursachen seines Schmerzes deutlich auseinanderzusetzen, heulte er nur laut hinaus.

      »Wie? Was? Begraben? Grab? Tod?« rief Richard, mit einem Zittern in seiner Stimme. »Doch nichts Ernstliches? Hoffentlich ist Benjamin nichts begegnet? Ich weiß, er hatte eine belegte Zunge, aber ich gab ihm – –«

      »Oh! schlimmer als das!« schluchzte der Neger. »Ach Gott! Miss Lizzy und Miss Grant – spazieren gehen – Berg – armer Brave! Umbringen ein junger Panther – Ach Gott! ach Gott! – Natty Bumppo – Hals abbeißen – kommen und sehen, Massa Richard – hier er sein – hier er sein.«

      Da dies alles dem Sheriff völlig unerklärlich war, so mußte er sich schon gedulden, bis der Schwarze eine Laterne aus der Küche geholt hatte; nun folgte er Aggy zu der Hundehütte, wo er den armen Brave mit Blut befleckt, steif und kalt, aber anständig mit dem Mantel des Negers bedeckt, liegen sah. Er war im Begriff, weitere Erklärungen zu verlangen; aber der Schmerz des Schwarzen, der bei seiner freiwillig übernommenen Totenwache eingeschlafen war, brach aufs neue los, so daß von seiner Seite aus nichts derart zu erwarten stand. Zum Glück öffnete sich in diesem Augenblick die Haupttür des Hauses, und auf der Schwelle zeigte sich die derbe Gestalt Benjamins, der sein Licht in einer Weise in die Höhe hielt, daß es seine Züge grotesk beleuchtete. Richard warf den Zügel dem Schwarzen zu, befahl ihm, das Pferd zu versorgen, und trat in den Hausflur.

      »Was ist’s mit dem toten Hund?« rief er. »Wo ist Miss Temple?«

      Benjamin machte eine seiner plumpen Gebärden, indem er mit dem Daumen seiner linken Hand über die rechte Schulter deutete, und antwortete: »Wohl aufgehoben.«

      »Und wo ist Richter Temple?«

      »In seiner Koje.«

      »Aber erklärt mir, warum ist Brave tot, und warum benimmt sich Aggy so ungebärdig?«

      »Ei, das ist alles dort aufgeschrieben, Squire«, sagte Benjamin, indem er auf eine Schiefertafel deutete, die neben einem Branntweinkrug, einer kurzen, noch brennenden Pfeife und einem Gebetbuch lag.

      Es gehörte unter anderem auch zu Richards Liebhabereien, über alles, was vorfiel, ein Register zu führen; sein Tagebuch, das so ziemlich die Form und Einrichtung eines Logbuchs hatte, enthielt nicht nur Begebenheiten, die ihn selbst berührten, sondern auch Wetterbeobachtungen und alles andere, was sich in der Familie oder wohl auch im Dorf zutrug. Seitdem ihm das Amt des Sheriffs übertragen war, infolge dessen er häufig von Hause abwesend sein mußte, hatte er Benjamin den Auftrag erteilt, alles Denkwürdige auf einer Schiefertafel zu notieren, um es sodann nach seiner Heimkehr regelmäßig, nebst den geeigneten Bemerkungen über Zeit, Art und Weise und noch anderen kleinen Einzelheiten, dem Tagebuche einzuverleiben. Gegen solche Dienste fand von Benjamins Seite allerdings ein wesentlicher Einwurf statt, den nur Richards Genie zu beseitigen vermochte. Der Hausmeister konnte nämlich nichts lesen, als sein Gebetbuch, und auch dieses nur teilweise und nicht ohne Beihilfe vielen Buchstabierens, und was das Schreiben betraf, so hatte er nie mit der Feder einen Buchstaben gemalt. Dieser Umstand würde den Ehrenmann in den Augen der meisten Menschen für immer zur Führung eines Tagebuchs verdorben haben; aber Richard erfand eine Art Hieroglyphischer Zeichenschrift, die alle gewöhnlichen Begebenheiten des Tages, – als da waren: die Richtung des Windes, ob die Sonne schien oder ob es regnete, die Stunden und so weiter – umfaßte; kam dann etwas Außerordentliches vor, so mußte der Sheriff dies dem Scharfsinn des Majordomo überlassen, nachdem er ihm zuvor allgemeine Anleitungen dafür gegeben hatte. Der Leser wird nun wohl begreifen, warum Benjamin, statt direkt auf des Sheriffs Frage zu antworten, nach der Tafel deutete, auf welcher der Tagesbericht verzeichnet war. Nachdem Herr Jones ein Glas Branntwein getrunken, holte er sein eigenes Tagebuch aus einem Versteck hervor, setzte sich an den Tisch und schickte sich an, den Inhalt der Schiefertafel aufs Papier zu übertragen, zu gleicher Zeit aber auch seine eigene Neugierde zu befriedigen. Benjamin legte vertraulich die eine Hand auf die Lehne des Stuhls, auf welchem der Sheriff saß, während er die andere freiließ, um den Zeigefinger, der ebenso krumm war wie seine Schriftzeichen,

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