Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Haus, so daß Sie dieselben mit Brotkrumen füttern können. Derartiges Wildbret ist etwas für Ihre Flinte; wenn Sie’s aber nach einem Bock oder einem Bärenschinken gelüstet, Richter, so müssen Sie eine langläufige Büchse mit eingefettetem Propfen mitnehmen, sonst werden Sie, denke ich, mehr Pulver verschwenden, als Sie Mägen füllen.«

      Nach diesen Worten fuhr der Sprecher mit der bloßen Hand unter seiner Nase weg und verzog seinen breiten Mund abermals zu einer Art innerlichen Lachens.

      »Das Gewehr streut gut, Natty, und hat seinerzeit wohl auch einem Hirsch den Garaus gemacht«, entgegnete der Reisende mit einem gutgelaunten Lächeln. »Der eine Lauf war mit Hirschposten geladen, – freilich der andere nur mit Vogeldunst. Da sind zwei Schüsse, der eine durch den Hals und der andere gerade durch das Herz. Es ist nicht ausgemacht, Natty, ob nicht einer davon von mir herrührt.«

      »Nun, mag ihn erlegt haben, wer will«, versetzte der Jäger verdrießlich; »es handelt sich jetzt, denke ich, nur noch darum, von wem er gegessen wird.« Mit diesen Worten zog er ein großes Messer aus einer ledernen Scheide, die in seinem Gürtel stak, und durchschnitt dem Hirsch die Gurgel »Wenn zwei Kugeln in dem Tier stecken, so möchte ich doch fragen, ob nicht etwa auch zwei Büchsen abgefeuert wurden? – Außerdem, wer hat je gesehen, daß ein so zerrissenes Loch wie dieses hier am Hals durch ein nicht gezogenes Gewehr entsteht? Sie werden mir zugeben, Richter, daß der Bock erst bei dem letzten Schuß fiel, und der kam aus einer sicheren und jüngeren Hand, als die Ihrige und die meinige ist. Ich für mein Teil kann zwar, obgleich ich ein armer Mann bin, ohne dieses Wildbret leben, aber doch mag ich nicht gerne in einem freien Lande meine gerechten Ansprüche fahren lassen. Freilich muß ich, was das anbelangt, leider sehen, daß hier so gut wie in dem alten Land Gewalt vor Recht geht«

      Ein Zug von Verdruß und Unzufriedenheit begleitete diese Rede des Jägers, obgleich er es für klug hielt, deren Schluß so leise auszusprechen, daß er sich in ein unverständliches Murmeln verlor.

      »Nein, Natty«, entgegnete der Reisende, ohne sich seine gute Laune trüben zu lassen, »ich wehre mich nur um der Ehre willen. Mit einigen Dollars ist dieses Wildbret bezahlt, aber was kann mich dafür entschädigen, daß mir die Ehre, einen Hirschschwanz auf der Mütze zu tragen, entgeht? Bedenkt nur, Natty, wie ich über den hämischen Hund, den Dick Jones, triumphieren könnte, der bereits siebenmal in dieser Saison gefehlt und nichts heimgebracht hat als ein Waldhuhn und ein paar graue Eichhörnchen.«

      »Ach, das Wild wird freilich immer seltener, Richter, je weiter diese Lichtungen und Verbesserungen um sich greifen«, erwiderte der alte Jäger mit einer Art erzwungener Resignation. »Es hat eine Zeit gegeben, wo ich dreizehn Hirsche, die Hirschkälber nicht mitgezählt, aus der Tür meiner Hütte schießen konnte! Und wenn’s einen nach einer Bärenkeule oder etwas der Art gelüstete, so durfte er nur eine Nacht wachen, um einen solchen Burschen beim Mondschein durch die Ritzen, welche die Baumstämme in den Wänden ließen, zu erlegen; es hatte dabei keine Gefahr mit dem Einschlafen; denn das Geheul der Wölfe konnte schon die Augen offenhalten. Da ist der alte Hektor –« er streichelte während dieser Worte einen hohen, schwarz-und gelbgefleckten Jagdhund mit weißem Bauch und weißen Beinen, der eben im Geleit der schon erwähnten Slut von einer Fährte zurückkehrte, – »sehen Sie, wie ihm die Wölfe die Kehle zerbissen haben – in jener Nacht, als ich sie von dem Wildbret vertrieb, das sie mir aus dem Rauchfang holen wollten. Der Hund ist zuverlässiger als mancher Christ; denn er vergißt nie einen Freund und hebt die Hand, die ihm sein Brot reicht.«

      Es lag etwas Eigentümliches in dem Benehmen des Jägers, was die Aufmerksamkeit des jungen Mädchens auf sich zog, wie sie denn auch von dem ersten Augenblick an, seit sie seiner ansichtig geworden, sein Äußeres und seine Tracht mit der gespanntesten Aufmerksamkeit betrachtete. Er war groß und so mager, daß er sogar noch länger aussah als die sechs Fuß, die er genau vom Scheitel bis zur Sohle maß. Auf dem mit dünnen, schlichten, rötlichen Haaren bedeckten Kopf trug er eine Fuchsmütze, die der des Reisenden an Gestalt ähnelte, aber ihr an Eleganz weit nachstand. Sein Gesicht war fleischlos, fast abgezehrt, aber ohne Spur von Krankheit; denn im Gegenteil deutete alles bei ihm auf die kräftigste und ausdauerndste Gesundheit. Kälte und häufiger Aufenthalt in Wind und Wetter hatten seine Haut gleichförmig gerötet. Seine grauen Augen blitzten unter einem Paar zottiger Brauen hervor, in deren natürliche Farbe sich ziemlich viel Grau gemischt hatte. Der magere Hals war bloß und so rot wie sein Gesicht, und aus seinem Oberkleid sah der schmale Streifen eines gewürfelten Hemdkragens hervor. Eine Art Rock aus nicht enthaarten Hirschfellen wurde von einem Gürtel aus farbigem Wollzeug um seinen Körper zusammengehalten. An seinen Füßen hatte er Mokassins aus Hirschhäuten, die nach der Sitte der Indianer mit Schweinestacheln verziert waren, und an verschossene hirschlederne Hosen schlossen sich über den Knien Gamaschen von demselben Material an, – eine Kleidung, die ihm unter den Ansiedlern den Beinamen Lederstrumpf erworben hatte. Über seine linke Schulter lief ein Riemen von Hirschleder, an dem ein ungeheures Ochsenhorn hing, welches so dünn ausgeschabt war, daß man das darin enthaltene Pulver durchscheinen sehen konnte; sein breiteres Ende enthielt einen kunstvollen, sicher schließenden hölzernen Boden, während das andere sorgfältig mit einem kleinen Pfropfen verwahrt war. Vor ihm hing eine lederne Jagdtasche, aus welcher er bei seinen letzten Worten ein kleines Maß hervorzog, das er mit Pulver füllte, um dann seine Büchse, die von dem Schneeboden an fast bis zu der Spitze seiner Fuchskappe reichte, wieder zu laden.

      Der Reisende hatte, während der Jäger in dieser Weise beschäftigt war, die Wunden des erlegten Hirsches sorgfältig untersucht und rief jetzt, ohne sich an die üble Laune des anderen zu kehren:

      »Es wäre mir gar zu lieb, wenn ich die Ehre, dieses Tier erlegt zu haben, in Anspruch nehmen könnte; und gewiß, wenn der Schuß durch den Hals aus meinem Gewehr kam, so kann ich es mit Recht tun; denn der durchs Herz war unnötig – wir nennen etwas der Art einen Akt der Supererogation, Lederstrumpf.«

      »Sie mögen es mit was immer für einem gelehrten Namen belegen, Richter«, sagte der Jäger, indem er die Büchse mit seinem linken Arm unterstützte, einen Messingdeckel in seiner Jagdtasche öffnete, ein kleines Stück gefetteten Leders herausnahm, eine Kugel darein wickelte und beides während des Sprechens mit kräftiger Faust in den Gewehrlauf auf das Pulver hinuntertrieb, »denn es ist weit leichter, irgendein Wort zu ersinnen, als einen Bock im Sprung zu schießen. Aber dieses Tier hier kam, wie ich bereits vorhin sagte, durch eine jüngere Hand als die Ihrige oder die meinige zu seinem Ende.«

      »Was sagt Ihr dazu, mein Freund?« rief der Reisende, indem er sich scherzend gegen Nattys Begleiter umdrehte. »Wollen wir um die Ehre losen und diesen Dollar aufwerfen? Das Silber ist Euer, wenn Ihr verliert. Was sagt Ihr dazu, mein Freund?«

      »Daß ich den Hirsch schoß«, sagte der junge Mann etwas stolz und legte den Arm auf seine Büchse, welche ziemlich dieselbe Form wie die seines Gefährten hatte.

      »Hier sind zwei gegen einen«, sagte der Richter mit einem Lächeln, »ausgestochen – überstimmt, wie wir vor Gericht sagen. Der Aggy da darf als Sklave nicht zeugen, und Beß ist minderjährig – nun, so muß ich eben zum schlimmen Spiel eine gute Miene machen. Ihr verkauft mir aber doch das Wildbret? Ah, es müßte mit dem Henker hergehen, wenn ich nicht aus dem Tode dieses Hirsches ein gutes Geschichtchen drechselte.«

      »Ich habe hier nichts zu verkaufen«, antwortete Lederstrumpf, ein wenig von dem hohen Ton seines Begleiters annehmend, »denn ich für mein Teil habe Tiere gesehen, die mit einem Halsschuß noch tagelang sprangen, und ich bin keiner von denen, welche irgend jemandem das abspannen möchten, was ihm rechtlich gebührt.«

      »Ihr beharrt an diesem kalten Abend sehr zäh auf Eurem Recht, Natty«, entgegnete der Richter in unverwüstlich heiterer Stimmung. »Aber was sagt Ihr, junger Mann? Sind drei Dollar genug für den Bock?«

      »Laßt uns zuerst die Rechtsfrage zur gegenseitigen Zufriedenheit abmachen«, antwortete der Jüngling bescheiden, aber mit

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