Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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trug, so erhielten natürlich auch seine Gewohnheiten und seine Sprache etwas von deren Eigentümlichkeiten. Seine spätere Verehelichung mit einer Dame, die nicht nur dem Kreise seiner Kirche nicht angehörte, sondern auch jeden Einfluß von seiten dieser Sekte zurückwies, trug allerdings einiges dazu bei, die früheren Eindrücke zu schwächen; sie verwischten sich aber bis zur Stunde seines Todes nie ganz, und die Sprache seiner Jugend trat vornehmlich in Augenblicken der Wallung oder einer regen Teilnahme besonders lebhaft hervor. – Doch wir greifen unserer Erzählung vor.

      Zur Zeit, als Marmaduke mit dem jungen Effingham in Geschäftsverbindung trat, war er in seinem Äußeren noch ganz Quäker, und da es der Sohn für zu gefährlich hielt, den Vorurteilen seines Vaters offenen Widerstand zu leisten, so sollte diese Vereinigung für alle Nichtbeteiligten ein tiefes Geheimnis bleiben.

      Einige Jahre lang leitete Marmaduke den Handelsbetrieb seines Hauses mit so viel Scharfblick und Sachkenntnis, daß ein reicher Ertrag erzielt wurde; dann heiratete er die bereits erwähnte Dame, Elisabeths Mutter, und auch die Besuche seines Freundes wurden allmählich häufiger. Überhaupt hatte es, da die Vorteile des Geschäfts Effingham mit jedem Augenblick mehr einleuchteten, ganz den Anschein, als ob der Schleier, welcher die wirklichen Verhältnisse umhüllte, sich bald lichten sollte; aber nun begannen die Unruhen, welche dem Revolutionskrieg vorangingen, immer ernster und drohender zu werden.

      In der unterwürfigsten Treue gegen das angeborene Herrscherhaus erzogen, hatte Effingham von Anbeginn der Zwistigkeiten zwischen den Kolonisten und der Krone für die nach seiner Meinung heiligen Rechte seines Fürsten warm Partei genommen, während andererseits Temple durch seinen hellen Verstand und seinen Unabhängigkeitssinn veranlaßt wurde, sich auf die Seite des Volkes zu schlagen. Beide mochten hier durch frühere Eindrücke geleitet werden; denn wenn sich der Sohn eines tapfern und loyalen Offiziers in unbedingtem Gehorsam unter den Willen seines Herrschers beugte, so konnte der Abkömmling eines verfolgten Anhängers von Penn nicht ohne Bitterkeit auf die unverdienten Leiden zurückblicken, die auf die Häupter seiner Vorfahren gehäuft worden waren.

      Die Meinungsverschiedenheit der beiden Freunde hatte oft Anlaß zu unverfänglichen Wortwechseln gegeben, aber endlich wurde die Sache doch zu ernsthaft, um sich bei Marmaduke immer nur auf politische Kannegießerei zu beschränken, um so weniger, da sein scharfer Blick bereits jetzt einiges von den wichtigen Ereignissen ahnte, mit denen die Zeit schwanger ging. Die Funken der Uneinigkeit flammten rasch in heller Lohe auf, und die Kolonien oder vielmehr die Staaten – denn sie erklärten sich bald für solche – wurden für manche Jahre der Schauplatz des Kampfes und des Blutvergießens.

      Kurze Zeit vor der Schlacht bei Lexington übergab Effingham, der bereits seine Gattin verloren hatte, seine Papiere und alles, was er Wertvolles besaß, an Marmaduke zur Aufbewahrung und verließ ohne seinen Vater die Kolonie. Kaum hatte jedoch der Krieg ernstlich begonnen, als er in der Uniform seines Königs wieder zu Neuyork erschien und in kurzem an der Spitze einer Provinzialtruppenabteilung im Felde stand. Marmaduke hatte sich inzwischen ganz für die Sache der Rebellion – wie man sie damals nannte – erklärt. Natürlich hörte nun aller Verkehr zwischen den Freunden auf, da ein solcher von seiten Oberst Effinghams nicht gesucht wurde und Marmaduke sich in der Sache mit vorsichtiger Zurückhaltung benahm. Letzterer sah sich bald genötigt, die Hauptstadt Philadelphia zu verlassen; er hatte jedoch die Vorsorge getroffen, seine ganze Habe, einschließlich der Papiere seines Freundes, aus dem Bereich der königlichen Streitkräfte zu bringen. Er fuhr fort, während des Kampfes seinem Vaterlande in verschiedenen Zivilämtern Dienste zu leisten, denen er stets mit Eifer und Würde vorstand. Während er sich jedoch den ihm anvertrauten Obliegenheiten mit Aufopferung und Treue unterzog, schien er seinen eigenen Vorteil nie aus dem Gesicht zu verlieren; denn als vermöge der Konfiskationsakte die Güter der königlich Gesinnten zum Verkauf ausgeboten wurden, erschien er in Neuyork und kaufte sehr ausgedehnte Besitzungen zu verhältnismäßig sehr niedrigen Preisen.

      Es ist wahr, daß Marmaduke durch den Ankauf von Gütern, die anderen gewaltsam entrissen worden waren, sich dem bitteren Tadel jener Sekte aussetzte, die ihre Kinder, wenn sie diese auch hin und wieder von der vollen Teilnahme an ihrem Familienverband ausschließt, doch nie gerne der Welt ganz abtreten zu wollen scheint. Doch kam dieser Makel seines Charakters – sei es infolge des glücklichen Ergebnisses seiner Spekulation, oder weil derartige Versündigungen allzu häufig wurden – bald wieder in Vergessenheit; obgleich es einige gab, die – mit ihrem eigenen Los unzufrieden oder im Gefühle ihres persönlichen Unwertes – gehässige Andeutungen über das plötzliche Reichwerden des armen Quäkers fallen ließen, so entschwanden diese doch frühzeitig in Anerkennung seiner geleisteten Dienste, vielleicht auch, weil er jetzt für reich galt, wieder aus dem Gedächtnis der Menschen.

      Ais nach Beendigung des Krieges die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkannt war, richtete Temple wegen des schwankenden und unsicheren Zustandes im Handelsverkehr seine Aufmerksamkeit auf die Urbarmachung der von ihm gekauften Landstriche. Seine Geldmittel und sein praktischer Blick ließen diese Unternehmung in einem Grade gedeihen, wie man es von dem bergigen Boden nie erwartet hatte. Der Wert seines Besitzes verzehnfachte sich, und er wurde bereits den reichsten und bedeutendsten Männern des Landes beigezählt. Die einzige Erbin dieser Reichtümer war die oben erwähnte Tochter, die der Vater aus der Schule geholt hatte, damit sie seinem Haushalt vorstehe und die Stelle der nur zu lange vermißten Gebieterin ersetze.

      Als der Distrikt, in dem seine Besitzungen lagen, hinreichend bevölkert war, um als Bezirk anerkannt zu werden, wurde Herr Temple, dem in den neuen Ansiedlungen geltenden Brauch gemäß, zu dessen erstem Richter ernannt. Ein Londoner Rechtsgelehrter wird vielleicht hierüber lachen, aber ein solcher Beamter war einmal notwendig, und in Talenten und Erfahrung liegt an sich schon eine Würde, die unter allen Umständen den, welcher sich dieser Vorzüge erfreut, unterstützt. Marmaduke, der hinsichtlich der Klarheit des Verstandes höher begünstigt war als der Richter des Königs Karl, entschied nicht nur richtig, sondern wußte in der Regel auch seine Entscheidungen durch die triftigsten Gründe zu belegen. Überhaupt war es in jener Zeit eben nicht anders Landesbrauch, und der Richter Temple gehörte nicht nur zu den bedeutenderen Männern, die in den neuen Bezirken diese Würde bekleideten, sondern er wurde sogar einstimmig den Ersten derselben beigezählt, ein Vorzug, den zu verdienen er sich bewußt war.

      Wir schließen übrigens hier diese kurze Einleitung in unsere Geschichte und die Charakterschilderung einiger Hauptpersonen, da es wohl besser ist, wenn wir sie von jetzt an für sich selbst sprechen und handeln lassen.

      III

       Inhaltsverzeichnis

      Was ringsum ist, hat die Natur geschaffen:

       Die Felsen, hebend ihre moos’gen Häupter

       Gleich Schlosseszinnen einer alten Zeit!

       Die stolzen Stämme, deren breite Äste

       Der Winterstürme Wut durchschüttert!

       Das eis’ge Feld, das in der Sonne Strahl

       Die Weiße einer Marmorbrust verspottet!

       Doch wie der Jungfrau Ruf bekleckt die Schmähsucht

       Also dies Bild des Menschen Ungeschmack.

      Du

      Es verging eine Weile, ehe Marmaduke Temple sich von seiner Bestürzung so weit erholt hatte, daß er seinen neuen Begleiter näher betrachten konnte. Jetzt aber bemerkte er, daß derselbe ein Jüngling von ungefähr zwei-oder dreiundzwanzig Jahren und etwas mehr als mittlerer Größe war. Weiter ließ sich durch den groben Mantel, welcher, gleich dem des alten Jägers, durch einen Gürtel

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