Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Zwar braucht er nur den Posten herauszuschneiden; denn wenn dies geschehen ist, so habe ich Kräuter, welche die Wunde schneller heilen werden als all seine fremden Schmieralien.« Er wandte sich um und wollte weiter, als er nach einem plötzlichen Besinnen das Gesicht wieder der Schlittengesellschaft zuwandte und beifügte: »Wenn Ihr unten am See den Indianer John trefft, so werdet Ihr gut tun, ihn mitzunehmen, daß er dem Doktor an die Hand gehe; denn so alt er ist, so versteht er sich doch gut auf Hieb-und Schußwunden, und er ist höchstwahrscheinlich mit Besen drunten, um Euern Weihnachtsbackofen auszukehren.«

      »Halt! halt!« rief der Jüngling, den Schwarzen am Arm fassend, als dieser sich anschickte, seine Pferde anzutreiben, »Natty, wenn Ihr mich lieb habt, so sagt nichts von dem Schuß, – verschweigt auch, wohin ich gehe. Merkt es Euch!«

      »Verlaßt Euch auf den alten Lederstrumpf«, versetzte der Jäger mit einem Blick des Verständnisses. »Er hat nicht fünfzig Jahre in den Wäldern gelebt, ohne von den Indianern schweigen zu lernen – verlaßt Euch auf mich, Junge, und vergeßt mir den alten Indianer John nicht.«

      »Und Natty«, fuhr der Jüngling lebhaft fort, indem er immer noch den Schwarzen am Arm hielt, »sobald die Kugel herausgezogen ist, so bringe ich Euch ein Viertel von dem Bock zum Christfestessen.«

      Er wurde jetzt von dem Jäger unterbrochen, der mit ausdrucksvoller Miene den Finger erhob, um ihn zum Schweigen aufzufordern, dann langsam an dem Saum des Weges weiterging und seine Augen unablässig auf die Zweige einer Rottanne geheftet hielt. Als er eine günstige Stellung gefunden, hielt er inne, spannte den Hahn seiner Büchse, ließ sich auf ein Knie nieder, streckte den linken Arm nach seiner ganzen Länge unter dem Gewehrlauf aus und begann die Mündung desselben langsam und in einer Linie mit dem Stamm des Baumes zu erheben. Die Augen der in dem Sleigh befindlichen Gruppen folgten natürlich der Bewegung der Büchse, und bald entdeckten sie den Gegenstand von Nattys Anschlag. Auf einem kleinen dürren Ast, der in einer Höhe von etwa siebzig Fuß waagerecht vom Stamm abbog, unmittelbar unter den lebendigen Zweigen des Baumes saß ein Vogel von jener Gattung, welche das Landvolk dieser Gegend ohne Unterschied mit dem Namen Fasan oder Rebhuhn belegt. Das Tier war nur wenig kleiner als ein gewöhnliches Haushuhn. Erschreckt durch das Bellen der Hunde und die Unterhaltung in der Nähe des Baumes, den er zum Ruheort erkoren, hatte sich der Vogel mehr gegen den Stamm hin zurückgezogen, wo er dasaß, Kopf und Hals so ausgereckt, daß sie mit den Beinen nur eine gerade Linie zu bilden schienen. Sobald das Opfer in der Ziellinie lag, drückte Natty ab und das Feldhuhn fiel mit solcher Gewalt von seinem hohen Standort herunter, daß es ganz vom Schnee begraben wurde.

      »Leg dich, alter Schelm«, rief Lederstrumpf, Hektor mit dem Ladestock winkend, als dieser nach dem Fuß des Baumes hineilen wollte, »leg dich, sag’ ich dir!«

      Der Hund gehorchte, und Natty schickte sich an, in aller Eile, obgleich mit der äußersten Pünktlichkeit, sein Gewehr wieder zu laden. Als dies geschehen war, nahm er sein Wild auf, zeigte der Gesellschaft, daß dem Vogel der Kopf abgeschossen war, und rief:

      »Das ist ein ganz leckerer Weihnachtsbraten für einen alten Mann – laßt es daher nur gut sein mit dem Wildbret, Junge, und vergeßt mir den Indianer John nicht; seine Kräuter sind besser als alles ausländische Gesalbe. – Da, Richter« – er hielt den Vogel wieder in die Höhe – »glauben Sie wohl, Ihre Schlüsselbüchse würde auch einen Vogel von seiner Stange herunterholen, ohne eine Feder zu verletzen?«

      Der alte Mann verzog wieder den Mund zu seinem eigentümlichen Lachen, das Triumph, Heiterkeit und Ironie in gleicher Weise ausdrückte, nahm seine Büchse auf die Schulter und ging raschen Schrittes in den Wald hinein. Bei jedem Tritt verkürzte sich sein Körper um einige Zoll, da die Knie des alten Mannes im Gehen einwärts knickten; als der Sleigh aber in einer Straßenbiegung wendete und der Jüngling wieder spähend nach seinem Begleiter blickte, war dieser bereits fast ganz durch die Baumstämme verborgen, während ihm die Hunde ruhig auf den Fersen folgten und nur hin und wieder nach einer Wildspur auf dem Boden hinschnupperten, als lehre sie ihr Instinkt, daß es diesmal von keinem Nutzen sei, ihr weitere Aufmerksamkeit zu erweisen. Eine abermalige Wendung des Sleigh, und Lederstrumpf war verschwunden.

       Inhaltsverzeichnis

      Ein jeder Platz, vom Himmelslicht beleuchtet,

       Verwandelt sich zum Glückesport dem Weisen.

       Denk’ ja nicht, daß der König dich verbannt,

       Nein, du den König! –

      Richard II.

      Ungefähr hundertundzwanzig Jahre vor dem Beginn unserer Erzählung ließ sich ein Vorfahr Marmaduke Temples, ein Freund und Glaubensgenosse des großen Gründers dieser Kolonie, in Pennsylvanien nieder. Der alte Marmaduke – denn dieser halsbrechende Vorname war eine Art Familienprärogativ – brachte nach diesem Asyl der Verfolgten einen schönen Anteil an Gütern dieser Welt mit, durch die er sich zum Herrn von vielen tausend Acker unbewohnten Landes und zum Versorger einer großen Anzahl mittelloser Ansiedler machte. Er wurde wegen seiner Frömmigkeit sehr geachtet und als Sektenführer ausgezeichnet, so daß ihm seine Glaubensgenossen manche wichtigen Ämter anvertrauten. Zum Glück starb er jedoch noch gerade zur rechten Zeit, um der Kunde von seiner eigenen Verarmung zu entgehen – ein Los, das er mit vielen teilte, die Reichtümer in die neuen Ansiedlungen der mittleren Kolonien gebracht hatten.

      Die Bedeutung eines Ansiedlers in diesen Provinzen ließ sich hauptsächlich aus der Zahl seiner weißen Dienstleute und Abhängigen und aus der Beschaffenheit der öffentlichen Ämter, die er verwaltete, ermessen. Wenn man diese Regel zur Leitschnur nimmt, so mußte der Vorfahr unseres Richters ein sehr angesehener Mann gewesen sein.

      Es ist indes bis auf den heutigen Tag nicht ohne Interesse, in die kurzen Berichte jener frühen Periode Einsicht zu nehmen, in denen man regelmäßig und fast ohne Ausnahme auf der einen Seite die Reichen allmählich zur Armut heruntersinken, auf der andern die Diener derselben Vermögen und Reichtümer erwerben sieht. An alle Bequemlichkeiten des Lebens gewöhnt und unfähig, die Kämpfe, welchen eine Gesellschaft in ihrer Kindheit anheimfällt, zu bestehen, blieb der reiche Einwanderer kaum imstande, seinen Rang durch das persönliche Übergewicht seiner Erziehung und Kenntnisse zu behaupten; sobald er aber die Augen schloß, sahen sich seine trägen und ungebildeten Nachkommen genötigt, der rührigen Tatkraft einer Klasse, die durch die Not arbeiten gelernt hatte, den Vorrang einzuräumen. Dies ist der gewöhnliche Gang der Dinge in den Vereinigten Staaten sogar noch in unseren Tagen; vornehmlich war es aber das Schicksal der Reichen und Armen in den friedliebenden, wenig unternehmenden Kolonien von Pennsylvanien und New Jersey.

      Marmadukes Nachkommen hatten das gleiche Los wie so viele, die sich lieber auf ihre ererbte Habe als auf ihre persönlichen Kräfte verließen, und in der dritten Generation waren sie auf einem Punkt angelangt, unter den in einem so glücklichen Lande ehrbare, verständige und nüchterne Leute kaum heruntersinken können. Aber derselbe Familienstolz, der durch seine selbstzufriedene Indolenz ihren Fall herbeigeführt hatte, wurde nun auch zu einem Hebel, ihren Wiederaufschwung zu bewerkstelligen. Das frühere kränkelnde Gefühl wandelte sich in das gesunde, tatkräftige Verlangen um, das Ansehen ihrer Vorfahren und womöglich auch ihren Reichtum wiederzugewinnen. Der Vater des Richters war der erste, der sich wieder auf der Leiter der bürgerlichen Gesellschaft zu heben begann; eine Heirat unterstützte ihn hierin wesentlich und gab ihm auch die Mittel, seinen einzigen Sohn weit besser erziehen zu lassen, als es bei dem schlechten Zustand der Schulanstalten in Pennsylvanien möglich oder in den zwei oder drei vorangehenden Generationen seiner Familie üblich war.

      Der junge Marmaduke lernte in der Schule, deren Vorteile er dem wiederauflebenden Glück seines Vaters

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