Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 10

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

Скачать книгу

dem sich, als der Fremde den Sleigh bestieg, ein Zug von Widerwillen ausgesprochen hatte, der nicht nur Elisabeths Aufmerksamkeit, sondern auch ihre geheime Neugierde nach der Ursache erregte. Am lebhaftesten erschien seine Verlegenheit, als er seinem alten Begleiter Verschwiegenheit einschärfte, und selbst nachdem er sich entschlossen, – oder vielmehr: sich hatte drängen lassen –, den Reisenden nach dem Dorf zu folgen, zeigte sich in seinen Blicken nicht gerade Selbstzufriedenheit über diesen Schritt. Doch wurden die Linien seines ungewöhnlich ansprechenden Gesichts allmählich ruhig, und jetzt saß er schweigend, in tiefes Nachsinnen versunken, da. Der Richter blickte ihn eine Weile ernst an und begann dann mit einem Lächeln, das wohl seiner Vergeßlichkeit gelten mochte:

      »Ich glaube, mein junger Freund, daß der Schrecken mich Euern Namen vergessen ließ. – Euer Gesicht ist mir bekannt, aber ich kann mich Eures Namens nicht entsinnen, und wenn ich mir dadurch ein ganzes Schock Hirschschwänze auf die Mütze verdienen könnte.«

      »Ich bin erst seit drei Wochen in dieser Gegend«, versetzte der Jüngling kalt, »und dem Vernehmen nach sind Sie wohl zweimal so lange abwesend gewesen.«

      »Morgen werden’s fünf Wochen. Aber doch muß ich Euer Gesicht schon gesehen haben, obgleich es mich nach dem ausgestandenen Schrecken nicht wundernehmen würde, wenn Ihr mir heute nacht im Traume vorkämet und in Leintücher gehüllt an meinem Bett auf und ab spaziertet. Was sagst du, Beß? Bin ich compos mentis oder nicht? – Hältst du mich für geeignet, in einer großen Jury den Vorsitz zu führen oder – was im gegenwärtigen Augenblick noch dringlicher ist – diesen Abend die Weihnachtshonneurs in der Halle von Templeton zu machen?«

      »Für beides weit geeigneter, lieber Vater«, erwiderte eine neckische Stimme aus der Umhüllung des Kapuzenmantels, »als einen Hirsch mit der Vogelflinte zu erlegen.«

      Es folgte nun eine kleine Pause, nach welcher dieselbe Stimme, jedoch mit ganz verschiedenem Akzent, fortfuhr:

      »Wir haben heute allen Grund, aus mehr als einer Rücksicht Gott dankbar zu sein.«

      Die Pferde hatten bald eine Stelle erreicht, wo ihnen der Instinkt zu sagen schien, daß die Reise nun fast beendet war. Sie bissen daher in die Zügel, warfen die Köpfe in die Höhe, jagten mit dem Sleigh über den ebenen Grund auf der Höhe des Berges und gelangten rasch zu dem Punkt, wo der Weg zwar plötzlich, aber in weiten Windungen talabwärts führte.

      Der Richter wurde aus seinen Betrachtungen geweckt, als er die vier Rauchsäulen gewahrte, die über seinen eigenen Schornsteinen aufstiegen. Er war kaum seines Landhauses im Tal ansichtig geworden, als er seiner Tochter freudig zurief:

      »Sieh, Beß, dort ist dein Ruheplätzchen fürs ganze Leben – und auch das deinige, junger Mann, wenn du bei uns wohnen willst.«

      Die Augen seiner Zuhörer begegneten sich unwillkürlich, und wenn das hohe Rot, das Elisabeths Antlitz umflog, im Widerspruch mit dem kalten Ausdruck ihrer Augen stand, so schien nicht minder das zweideutige Lächeln, das wieder um den Mund des Fremden spielte, die Wahrscheinlichkeit seiner Einwilligung, einen Teil des Familienkreises zu bilden, in Abrede zu stellen. Die Szene, welche sich vor dem Auge auftat, war übrigens großartig genug, um sogar ein weniger menschenfreundliches Herz als das des alten Marmaduke Temple zu erwärmen.

      Die Seite des Berges, an der unsere Reisenden hinunterfuhren, war – wenn auch nicht gerade senkrecht – doch steil genug, um große Sorgfalt nötig zu machen, wenn man auf dem rauhen und engen Pfad, der sich an dem Absturz hinwand, nicht verunglücken sollte. Der Neger zügelte seine ungeduldigen Rosse, und Elisabeth erhielt dadurch Zeit, eine Landschaft näher zu betrachten, die sich unter den rührigen Händen der Menschen so schnell verwandelt hatte, daß das Mädchen nur an den allgemeinen Umrissen den Schauplatz ihrer Kinderjahre wiedererkannte, dessen Bild sie sich so oft mit Entzücken vergegenwärtigt hatte. Unmittelbar unter ihnen lag eine weiße Ebene, scheinbar ununterbrochen und ganz von Bergen umschlossen. Diese waren hauptsächlich gegen den Talgrund hin abschüssig und mit Wald bedeckt. Lange Einschnitte in das Gebirge unterbrachen hin und wieder die Gleichförmigkeit der Umrisse, während an anderen Stellen Vorsprünge in das lange und weite Schneefeld hereinragten, welches ohne Haus, Baum oder einen sonstigen augenfälligen Gegenstand einer fleckenlosen Wolke ähnelte, die über der Erde lagerte. Nur einige dunkle bewegliche Punkte ließen sich auf der ebenen Fläche unterscheiden, die Elisabeths scharfes Auge als ebenso viele Schlitten erkannte, welche zu dem Dorfe hin-oder von ihm fortfuhren. An dem westlichen Rand des Talgrundes war das Gebirge – obschon gleich hoch – doch weniger schroff und hatte unregelmäßige Taleinschnitte, Terrassenbildungen und Vertiefungen, die anbaufähig waren. Obgleich das Immergrün der Nadelhölzer noch auf vielen der Berge, die sich auf dieser Seite des Tales erhoben, vorherrschend war, so boten doch die wellenförmigen Umrisse des mit Buchen-und Ahornwäldern bedeckten ferneren Gebirges dem Auge einen angenehmen Wechsel und ließen einen milderen Boden vermuten. Hin und wieder waren mitten in den Forsten der gegenüberliegenden Berge weiße Stellen zu sehen, welche durch den Rauch, der über den Spitzen der Bäume emporwirbelte, kundtaten, daß dort Menschen wohnten und der Feldbau seinen Anfang nähme. Diese Stellen waren bisweilen durch gemeinsame Arbeit erweitert und zu einem Umfang gediehen, den man eine Ansiedlung zu nennen pflegt; wie denn überhaupt der Wechsel, den die ausdauernde Anstrengung von Menschen hervorbrachte, die sich von dem Erfolg ihres Unternehmens ihr ganzes Glück versprachen, so überraschend schnell weiter griff, daß es Elisabeths Einbildungskraft nicht schwer wurde, sich vorzustellen, die Veränderungen, welche die kurze Frist von einigen Jahren in dem Aussehen dieses Landstriches geschaffen, nähmen unter ihren Augen zu, während sie dieselben mit stummer Verwunderung betrachtete. Die Grenzvorsprünge auf der Westseite der merkwürdigen Fläche, auf der keine Pflanze Wurzel gefaßt hatte, waren weit größer und zahlreicher als die im Osten, und besonders einer davon schob sich in einer Weise vor, daß er auf jeder Seite schöne, gekrümmte Schneebuchten bildete. An seinem äußersten Ende breitete eine herrliche Eiche ihre Zweige aus, als wolle sie mit ihrer Krone eine Stelle überschatten, aus der ihre Wurzeln keine Nahrung holen durften. Sie stand frei und von dem Joch gesondert da, das ein Nachwuchs von Jahrhunderten den Ästen der benachbarten Bäume aufgelegt, und streckte ihre knorrigen Arme phantastisch hinaus in die wilde Freiheit. Nur ein dunkler Fleck – wenige Morgen im Umfang – am südlichen Ende dieser schönen Ebene, der unmittelbar unter den Füßen unserer Reisenden lag, zeigte durch seine gekräuselte Oberfläche und die Dünste, welche davon ausgingen, daß das, was anfangs als ebener Grund erschienen, einer von den Bergseen in seinem Wintergewande war. Ein schmaler Strom brach an der erwähnten offenen Stelle hervor und ließ sich meilenweit in seinem Lauf nach Süden durch den eigentlichen Talgrund an den Schierlingstannen und Fichten, die seine Ufer umsäumten, wie auch an den feuchten Dünsten erkennen, die sich von seiner wärmeren Oberfläche in die kältere Atmosphäre der Berge erhoben. Die Ufer dieses einsamen Beckens waren an dem Ausfluß des Stroms oder an seinem südlichen Ende zwar abschüssig, aber nicht hoch, und in derselben Richtung fort, soweit das Auge reichen konnte, bildete der Boden ein schmales, anmutiges Tal, in dem die Ansiedler ihre bescheidenen Wohnungen in einer Anzahl aufgeschlagen hatten, die am besten für die Vortrefflichkeit des Grundes und für die verhältnismäßige Leichtigkeit des Verkehrs Zeugnis ablegte. Hart an dem Ufer des Sees und seines Dammes lag das Dorf Templeton. Es bestand im ganzen aus ungefähr fünfzig, meist aus Holz gebauten Häusern, deren Architektur keinen besonders gewählten Geschmack verriet, sondern im Gegenteil schon durch das unvollendete Äußere der Wohnungen die Raschheit bekundete, womit sie aufgeführt worden waren. Dem Auge bot sich bei dieser Gelegenheit eine große Mannigfaltigkeit der Farben dar. Einige der Häuser waren vorn und hinten weiß angestrichen, andere aber trugen diese kostspielige Farbe nur an der Vorderseite, indem ihre weniger ehrgeizigen, aber sparsameren Besitzer die übrigen mit einem schmutzigen Rot übertüncht hatten. Ein paar hatten allmählich das Nußbraune des Alters angenommen; aber die unbeworfenen Balken, die sich durch die zerbrochenen Fenster in den Gelassen des zweiten Stockes blicken ließen, bewiesen, daß entweder der Geschmack oder die Eitelkeit ihre Eigentümer zu einem Unternehmen veranlaßt hatte, das sie nicht zu vollenden imstande waren. Die Gruppierung des Ganzen

Скачать книгу