Reisebilder. Erster Teil. Heinrich Heine
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und feuchtet mit Tränen den Flachs;
wimmernd zu ihren Füssen
schmiegt sich des Vaters Dachs.
6. Als ich, auf der Reise, zufällig
meines Liebchens Familie fand,
Schwesterchen, Vater und Mutter,
sie haben mich freudig erkannt.
Sie fragten nach meinem Befinden,
und sagten selber sogleich:
ich hätte mich gar nicht verändert,
nur mein Gesicht sei bleich.
Ich fragte nach Muhmen und Basen,
nach manchem langweilgen Geselln,
und nach dem kleinen Hündchen,
mit seinem sanften Belln.
Auch nach der vermählten Geliebten
fragte ich nebenbei;
und freundlich gab man zur Antwort,
dass sie in den Wochen sei.
Und freundlich gratuliert ich,
und lispelte liebevoll,
dass man sie von mir recht herzlich
viel tausendmal grüssen soll.
Schwesterchen rief dazwischen:
Das Hündchen, sanft und klein,
ist gross und toll geworden,
und ward ertränkt, im Rhein.
Die Kleine gleicht der Geliebten,
besonders wenn sie lacht;
sie hat dieselben Augen,
die mich so elend gemacht.
7 Wir sassen am Fischerhause,
und schauten nach der See;
die Abendnebel kamen,
und stiegen in die Höh.
Im Leuchtturm wurden die Lichter
allmählich angesteckt,
und in der weiten Ferne
ward noch ein Schiff entdeckt.
Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch,
vom Seemann, und wie er lebt,
und zwischen Himmel und Wasser,
und Angst und Freude schwebt.
Wir sprachen von fernen Küsten,
vom Süden und vom Nord,
und von den seltsamen Menschen
und seltsamen Sitten dort.
Am Ganges duftets und leuchtets,
und Riesenbäume blühn,
und schöne, stille Menschen
vor Lotusblumen knien.
In Lappland find schmutzige Leute,
plattköpfig, breitmäulig und klein;
sie kauern ums Feuer, und backen
sich Fische, und quäken und schrein.
Die Mädchen horchten ernsthaft,
und endlich sprach Niemand mehr;
das Schiff war nicht mehr sichtbar,
es dunkelte gar zu sehr.
8 Du schönes Fischermädchen,
treibe den Kahn ans Land;
komm zu mir und setze dich nieder,
wir kosen Hand in Hand.
Leg an mein Herz dein Köpfchen,
und fürchte dich nicht zu sehr,
vertraust du dich doch sorglos
täglich dem wilden Meer.
Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
hat Sturm und Ebb und Flut,
und manche schöne Perle
in seiner Tiefe ruht.
9 Der Mond ist aufgegangen
und überstrahlt die Welln;
ich halte mein Liebchen umfangen,
und unsre Herzen schwelln.
Im Arm des holden Kindes
ruh ich allein am Strand; —
was horchst du beim Rauschen des Windes?
Was zuckt deine weisse Hand?
„Das ist kein Rauschen des Windes,
das ist der Seejungfern Gesang,
und meine Schwestern sind es,
die einst das Meer verschlang.“
Auf den Wolken ruht der Mond,
eine Riesenpomeranze,
überstrahlt das graue Meer,
breiten Streifs, mit goldnem Glanze.
Einsam wandl ich an dem Strand,
wo die weissen Wellen brechen,
und ich hör viel süsses Wort,
süsses Wort im Wasser sprechen.
Ach, die Nacht ist gar zu lang,
und mein Herz kann nicht mehr schweigen —
schöne Nixen, kommt hervor,
tanzt und singt den Zauberreigen!
Nehmt mein Haupt in euren Schoss,
Leib und Seel sei hingegeben!
Singt mich tot und herzt