Reisebilder. Erster Teil. Heinrich Heine
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Eingehüllt in graue Wolken,
schlafen jetzt die grossen Götter,
und ich höre, wie sie schnarchen,
und wir haben wildes Wetter.
Wildes Wetter! Sturmeswüten
will das arme Schiff zerschellen —
ach, wer zügelt diese Winde
und die herrenlosen Wellen!
Kanns nicht hindern, dass es stürmet,
dass da dröhnen Mast und Bretter,
und ich hüll mich in den Mantel,
um zu schlafen wie die Götter.
10 Der Wind zieht seine Hosen an,
die weissen Wasserhosen;
er peitscht die Wellen, so stark er kann,
die heulen und brausen und tosen.
Aus dunkler Höh, mit wilder Macht,
die Regengüsse träufen;
es ist, als wollt die alte Nacht
das alte Meer ersäufen.
An den Mastbaum klammert die Möwe sich
mit heiserem Schrillen und Schreien;
sie flattert und will gar ängstlich
ein Unglück prophezeien.
11 Der Sturm spielt auf zum Tanze,
er pfeift und saust und brüllt;
heisa! wie springt das Schifflein!
Die Nacht ist lustig und wild.
Ein lebendes Wassergebirge
bildet die tosende See;
hier gähnt ein schwarzer Abgrund,
dort türmt es sich weiss in die Höh.
Ein Fluchen, Erbrechen und Beten
schallt aus der Kajüte heraus;
ich halte mich fest am Mastbaum,
und wünsche: Wär ich zu Haus.
12 Der Abend kommt gezogen,
der Nebel bedeckt die See;
geheimnisvoll rauschen die Wogen,
da steigt es weiss in die Höh.
Die Meerfrau steigt aus den Wellen,
und setzt sich zu mir, am Strand;
die weissen Brüste quellen
hervor aus dem Schleiergewand.
Sie drückt mich und sie presst mich,
und tut mir fast ein Weh: —
du drückst ja viel zu fest mich,
du schöne Wasserfee!
„Ich presse dich in meinen Armen,
und drücke dich mit Gewalt;
ich will bei dir erwarmen,
der Abend ist gar zu kalt.“
Der Mond schaut immer blasser
aus dämmriger Wolkenhöh;
dein Auge wird trüber und nasser,
du schöne Wasserfee!
„Es wird nicht trüber und nasser,
mein Aug ist nass und trüb,
weil, als ich stieg aus dem Wasser,
ein Tropfen im Auge blieb.“
Die Möwen schrillen kläglich,
es grollt und brandet die See; —
dein Herz pocht wild beweglich,
du schöne Wasserfee!
„Mein Herz pocht wild beweglich,
es pocht beweglich wild,
weil ich dich liebe unsäglich,
du liebes Menschenbild!“
13 Wenn ich an deinem Hause
des Morgens vorübergeh,
so freuts mich, du liebe Kleine,
wenn ich dich am Fenster seh.
Mit deinen schwarzbraunen Augen
siehst du mich forschend an:
Wer bist du, und was fehlt dir,
du fremder, kranker Mann?
„Ich bin ein deutscher Dichter,
bekannt im deutschen Land;
nennt man die besten Namen,
so wird auch der meine genannt.
„Und was mir fehlt, du Kleine,
fehlt Manchem im deutschen Land;
nennt man die schlimmsten Schmerzen,
so wird auch der meine genannt.“
14 Das Meer erglänzte weit hinaus,
im letzten Abendscheine;
wir sassen am einsamen Fischerhaus,
wir sassen stumm und alleine.
Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,
die Möwe flog hin und wieder;
aus deinen Augen, liebevoll,
fielen die Tränen nieder.
Ich sah sie fallen auf deine Hand,
und bin aufs Knie gesunken;
ich hab von deiner weissen Hand
die Tränen fortgetrunken.
Seit