Reisebilder. Erster Teil. Heinrich Heine

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Reisebilder. Erster Teil - Heinrich Heine

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Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,

      die heilgen drei Könige sangen.

      38 Mein Kind, wir waren Kinder,

      zwei Kinder, klein und froh;

      wir krochen ins Hühnerhäuschen,

      versteckten uns unter das Stroh.

      Wir krähten wie die Hähne,

      und kamen Leute vorbei —

      „Kikereküh!“ sie glaubten,

      es wäre Hahnengeschrei.

      Die Kisten auf unserem Hofe,

      die tapezierten wir aus,

      und wohnten drin beisammen,

      und machten ein vornehmes Haus.

      Des Nachbars alte Katze

      kam öfters zum Besuch;

      wir machten ihr Bückling und Knickse

      und Komplimente genug.

      Wir haben nach ihrem Befinden

      besorglich und freundlich gefragt;

      wir haben seitdem dasselbe

      mancher alten Katze gesagt.

      Wir sassen auch oft und sprachen

      vernünftig, wie alte Leut,

      und klagten, wie alles besser

      gewesen zu unserer Zeit;

      Wie lieb und Treu und Glauben

      verschwunden aus der Welt,

      und wie so teuer der Kaffee,

      und wie so rar das Geld! — — —

      Vorbei sind die Kinderspiele,

      und alles rollt vorbei, —

      das Geld und die Welt und die Zeiten,

      und Glauben und Lieb und Treu.

      39 Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich

      gedenke ich der alten Zeit;

      die Welt war damals noch so wöhnlich,

      und ruhig lebten hin die Leut.

      Doch jetzt ist alles wie verschoben,

      das ist ein Drängen! eine Not!

      Gestorben ist der Herrgott oben,

      und unten ist der Teufel tot.

      Und alles schaut so grämlich trübe,

      so krausverwirrt und morsch und kalt,

      und wäre nicht das bisschen Liebe,

      so gäb es nirgends einen Halt.

      40 Wie der Mond sich leuchtend dränget

      durch den dunkeln Wolkenflor,

      also taucht aus dunkeln Zeiten

      mir ein lichtes Bild hervor.

      Sassen all auf dem Verdecke,

      fuhren stolz hinab den Rhein,

      und die sommergrünen Ufer

      glühn im Abendsonnenschein.

      Sinnend sass ich zu den Füssen

      einer Dame, schön und hold;

      in ihr liebes, bleiches Antlitz

      spielt das rote Sonnengold.

      Lauten klangen, Buben sangen,

      wunderbare Fröhlichkeit!

      Und der Himmel wurde blauer,

      und die Seele wurde weit.

      Märchenhaft vorüberzogen

      Berg und Burgen, Wald und Au;

      und das alles sah ich glänzen

      in dem Aug der schönen Frau.

      41 Im Traum sah ich die Geliebte,

      ein banges, bekümmertes Weib,

      verwelkt und abgefallen

      der sonst so blühende Leib.

      Ein Kind trug sie auf dem Arme,

      ein andres führt sie an der Hand,

      und sichtbar ist Armut und Trübsal

      am Gang und Blick und Gewand.

      Sie schwankte über den Marktplatz,

      und da begegnet sie mir,

      und sieht mich an, und ruhig

      und schmerzlich sag ich zu ihr:

      Komm mit nach meinem Hause,

      denn du bist blass und krank;

      ich will durch Fleiss und Arbeit

      dir schaffen Speis und Trank.

      Ich will auch pflegen und warten

      die Kinder, die bei dir sind,

      vor Allem aber sich selber,

      du armes, unglückliches Kind.

      Ich will dir nie erzählen,

      dass ich dich geliebet hab,

      und wenn du stirbst, so will ich

      weinen auf deinem Grab.

      42 „Teurer Freund! Was soll es nützen,

      stets das alte Lied zu leiern?

      Willst du ewig brütend sitzen

      auf den alten Liebes-Eiern!

      „Ach! Das ist ein ewig Gattern,

      aus den Schalen kriechen Küchlein,

      und sie piepsen und sie flattern,

      und

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