Reisebilder. Erster Teil. Heinrich Heine

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Reisebilder. Erster Teil - Heinrich Heine

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Wir fuhren allein im dunkeln

      Postwagen die ganze Nacht;

      wir ruhten einander am Herzen,

      wir haben gescherzt und gelacht.

      Doch als es Morgens tagte,

      mein Kind, wie staunten wir!

      Denn zwischen uns sass Amor,

      der blinde Passagier.

      68 Das weiss Gott, wo sich die tolle

      Dirne einquartieret hat;

      fluchend in dem Regenwetter,

      lauf ich durch die ganze Stadt.

      Bin ich doch von einem Gasthof

      nach dem andern hingerannt,

      und an jeden groben Kellner

      hab ich mich umsonst gewandt.

      Da erblick ich sie am Fenster,

      und sie winkt und kichert hell.

      Konnt ich wissen, du bewohntest,

      Mädchen, solches Prachthotel!

      69 Wie dunkle Träume stehen

      die Häuser in langer Reih;

      tief eingehüllt im Mantel

      schreite ich schweigend vorbei.

      Der Turm der Kathedrale

      verkündet die zwölfte Stund;

      mit ihren Reizen und Küssen

      erwartet mich Liebchen jetzund.

      Der Mond ist mein Begleiter,

      er leuchtet mir freundlich vor;

      da bin ich an ihrem Hause,

      und freudig ruf ich empor:

      Ich danke dir, alter Vertrauter,

      dass du meinen Weg erhellt;

      jetzt will ich dich entlassen,

      jetzt leuchte der übrigen Welt!

      Und findest du einen Verliebten,

      der einsam klagt sein Leid,

      so tröst ihn, wie du mich selber

      getröstet in alter Zeit.

      70 Haft du die Lippen mir wund geküsst,

      so küsse sie wieder heil,

      und wenn du bis Abend nicht fertig bist,

      so hat es auch keine Eil.

      Du hast ja noch die ganze Nacht,

      du Herzallerliebste mein!

      Man kann in solch einer ganzen Nacht

      viel küssen und selig sein.

      71 Und bist du erst mein ehlich Weib,

      dann bist du zu beneiden,

      dann lebst du in lauter Zeitvertreib,

      in lauter Pläsier und Freuden.

      Und wenn du schiltst und wenn du tobst,

      ich werd es geduldig leiden;

      doch wenn du meine Verse nicht lobst,

      lass ich mich von dir scheiden.

      72 Als sie mich umschlang mit zärtlichem Pressen,

      da ist meine Seele gen Himmel geflogen!

      Ich liess sie fliegen, und hab unterdessen

      den Nektar von ihren Lippen gesogen.

      In den Küssen welche Lüge!

      Welche Wonne in dem Schein!

      Ach, wie süss ist das Betrügen,

      süsser als Betrogensein!

      Liebchen, wie du dich auch wehrest,

      weiss ich doch, was du erlaubst:

      Glauben will ich, was du schwörest,

      schwören will ich, was du glaubst.

      73 Auf deinen schneeweissen Busen

      hab ich mein Haupt gelehnt,

      und heimlich kann ich behorchen,

      was dir dein Herz bewegt.

      Es blasen die blauen Husaren,

      und reiten zum Tor herein,

      und morgen will mich verlassen

      die Herzallerliebste mein.

      Und willst du mich morgen verlassen,

      so bist du doch heute noch mein,

      und in deinen schönen Armen

      will ich doppelt selig sein.

      74 Es blasen die blauen Husaren,

      und reiten zum Tor hinaus;

      da komm ich, Geliebte, und bringe

      dir einen Rosenstrauss.

      Das war eine wilde Wirtschaft!

      Viel Volk und Kriegesplag!

      Sogar in deinem Herzchen

      viel Einquartierung lag.

      75 Habe auch, in jungen Jahren,

      manches bittre Leid erfahren

      von der Liebe Glut.

      Doch das Holz ist gar zu teuer,

      und erlöschen will das Feuer,

      Ma foi! und das ist gut.

      Das bedenke, junge Schöne,

      schicke fort die dumme Träne,

      und den dummen Liebesharm.

      Ist das Leben dir geblieben,

      so

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