Die Beichte - Roland Benito-Krimi 4. Inger Gammelgaard Madsen

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Die Beichte - Roland Benito-Krimi 4 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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      »Ach, fromm … Aber wenn er meint, dass es ihm hilft, wieder in die Kirche zu gehen, schadet das ja niemandem.« Irene warf die geschnittenen Champignons in den Salat. Rikke schnappte sich eine Pilzscheibe, stopfte sie sich in den Mund und kaute.

      »Ich kann mich erinnern, dass er oft zusammen mit Oma hingegangen ist. Glaubst du, er macht das jetzt wegen Salvatore plötzlich wieder?«

      »Dein Vater fühlt sich sehr schuldig wegen dem, was passiert ist.«

      »Schuldig! Wie das? Er kann ja nicht daran schuld sein, dass die Mafia in Neapel …«

      »Nein, aber Giovanna hatte ihm doch die Verantwortung für Salvatore übertragen. Es war eigentlich seine Pflicht, ihn aus der Kriminalität zu holen und ihn zu überreden, nicht für die Mafia zu arbeiten, auch wenn ihm das eine Menge Geld bringen würde. Es hätte ihn das Leben gekostet, wenn er weiterhin die giftigen Chemikalien zu ihren Mülldeponien gefahren hätte.« Sie geriet ins Stocken und Rikke führte ihren Gedanken zu Ende.

      »Aber er ist trotzdem brutal gestorben.« Sie sprang vom Tisch herunter. Sie konnte Marianna nicht mehr draußen im Garten entdecken. Rikke öffnete das Fenster, lehnte sich heraus und sah sich um, bis sie sie wieder gefunden hatte. Auch die Kinder von Polizisten werden vom Leben ihrer Eltern geprägt, schließlich wachsen sie hautnah daran auf – hautnah an Mord, Entführungen, Unfällen.

      »Eine so große Verantwortung kann man doch auch nicht einfach auf die Schultern eines anderen abwälzen. Papa hat mir nicht erzählt, wo sie Salvatore gefunden haben. Und ich will ihn nicht noch mehr quälen, indem ich ihn frage. Weißt du das, Mama?” Rikke schloss das Fenster, sie hatte Tränen in den Augen. Auch wenn sie die Familie in Italien nicht oft sahen, berührte der Mord an Salvatore sie tief. »Du willst vielleicht auch nicht darüber reden?«, hakte sie nach, als Irene nicht sofort antwortete.

      »Er wurde in einem Auto bei einem Verschrottungsunternehmen etwas außerhalb von Neapel gefunden. So stark mit einer Maschinenpistole durchsiebt, dass er fast unkenntlich war.« Irene konzentrierte sich beharrlich darauf, eine Zwiebel in Scheiben zu schneiden, es brannte in den Augen, die Tränen liefen, und sie trocknete sich die Wangen mit dem Handrücken ab. »Der Plan war sicher, dass das Auto zerstört und zu einem kleinen Metallwürfel zusammengepresst werden sollte, sodass er nie gefunden worden wäre.«

      »Wer hat ihn entdeckt?«

      »Ein aufmerksamer Kunde hat Blut aus der Autotür laufen gesehen und die Polizei informiert …«

      »Ist dieses Verschrottungsunternehmen denn auch in den Fängen der Mafia?«

      »Wer in Neapel wäre das nicht?« Zum ersten Mal seit Beginn ihres Gesprächs sah Irene ihrer Tochter in die Augen, aber sie sah dort keine Zustimmung, nur einen Hauch von Vorwurf.

      »Nein, Mama, so kann man das aber nicht sagen. Es gibt eine Menge ehrliche Neapolitaner, die die Mafia am liebsten ausgerottet sehen würden. Aber dieser Verschrottungsunternehmer gehört also zu ihr?«

      »Das wird bestimmt untersucht, weil der Gedanke nicht so fernliegt, wenn sie ausgerechnet seinen Schrottplatz benutzten.« Sie reichte Rikke die Schüssel mit dem Salat und bat sie, den Tisch zu decken.

      »Erwartet Papa denn auch immer das Schlimmste von seinen Landsleuten?«, fragte Rikke, nachdem sie beide eine Weile geschwiegen hatten. »Manchmal glaube ich, er hält alle Italiener für korrupt. Schau doch, wie das mit Giuseppe ist – seinem eigenen Schwiegersohn –, und der ist sogar Anwalt.«

      »Ja, Strafverteidiger. Du weißt, was Papa von denen hält. Und Olivia und Giuseppe sind ja nicht verheiratet, also gleich ›Schwiegersohn‹, ich weiß nicht recht …«

      »Trotzdem. Auch wenn Olivia das nicht zeigt, glaube ich, dass sie es leid ist, dass Papa so stur ist.«

      »Du weißt, er war sehr dagegen, dass Olivia nach Rom zieht. Das war ich zwar auch, sie war noch so jung. Aber ich glaube, es geht ihm eher darum, dass ihm Giuseppe seine Tochter weggenommen hat.«

      »Giuseppe hat Papa Olivia doch nicht weggenommen«, protes­tierte Rikke. »Wenn er seinen Starrsinn einfach unterdrücken würde und ein bisschen Vertrauen zu ihm hätte, dann würde er auch wieder ein gutes Verhältnis zu ihr bekommen. Sie war doch mal sein Ein und Alles. Ich bin manchmal wirklich eifersüchtig gewesen, aber jetzt spricht er nicht mehr über sie – als hätte er sie abgeschrieben.«

      »Das hat er selbstverständlich nicht, aber er hofft, dass sie es sich anders überlegt und nach Hause zurückzieht. Das größte Problem ist wohl, dass die beiden sich einfach zu ähnlich sind. Sie sind beide gleich stur.«

      »Kannst du Giuseppe auch nicht leiden?« Rikke lehnte sich gegen den Küchentisch und sah ihr direkt in die Augen.

      »Wir hatten ja noch keine Möglichkeit, ihn richtig kennenzulernen«, wich Irene aus und wischte den Küchentisch trocken.

      Rikke nahm sich eine Tomate. »Genau, und das ist eure eigene Schuld und … ihr müsst ihn einfach akzeptieren«, sagte sie zwischen zwei Bissen.

      »Natürlich.«

      »Ich mein’s ernst, Mama. Olivia hat mir nach der Beerdigung etwas erzählt.«

      Irene schaute Rikke prüfend an. Olivia strafte sowohl sie als auch Rolando, indem sie ihnen kein Vertrauen schenkte und sich nur ihrer Schwester mitteilte. Das schmerzte sie, aber Rolando wollte nicht nachgeben und Giuseppe mit mehr Nachsicht betrachten, auch nicht, wenn das bedeutete, dass er auf diese Weise ihre Tochter von sich stieß. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie ihren Freund statt ihrer Familie wählen würde. Irene indes war sich da nicht so sicher. Sie selbst hatte schließlich das Gleiche getan, als sie sich in den gutaussehenden Polizisten Rolando Benito verliebte, obwohl ihre Eltern sehr gegen ihre Beziehung mit einem »Dunkelhäutigen« gewesen waren. Rolando weigerte sich, sich daran zurückzuerinnern.

      »Willst du es mir weitersagen?« Sie zitterte innerlich, sodass man es ihrer Stimme anhören konnte. Sie konnte in Rikkes Augen lesen, dass es etwas Wichtiges war, und sobald sich dieser Ausdruck einmal gezeigt hatte, würde sie selbst das größte Geheimnis nicht mehr für sich behalten können.

      »Olivia will nicht, dass ich es erzähle.«

      »Nein, das kann ich mir denken, aber jetzt hast du schon damit angefangen, und du willst es doch selbst gerne.« Die Zwiebeln zischten und spritzen, als sie sie in das heiße Olivenöl im Topf schüttete.

      »Sie bekommen ein Kind.«

      »Wann?«, fragte sie überrascht und war froh, dass Roland ihren Tonfall nicht hören konnte, der die Frage eher erwartungsvoll als betroffen klingen ließ.

      Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte. Sie trocknete die Hände am Geschirrtuch ab und ging ran, ihre Hand zitterte leicht; sie hoffte, dass es Rikke nicht bemerkte. »Hallo! … Hallo! … Wer ist da?« Sie wartete angespannt und legte wieder auf.

      »Das war aber ein kurzes Gespräch. Wer war das, Mama?«, wollte Rikke wissen und verteilte Messer und Gabeln neben den Tellern auf dem Tisch.

      Sie räusperte sich, ihre Stimme klang trotzdem heiser. »Da hat sich wohl jemand verwählt.«

      »Schon wieder? Das ist das dritte Mal! Ist es nicht ein bisschen komisch, dass …«

      »Das ist nichts von Belang, Rikke. Olivias Neuigkeit hingegen schon. In

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