Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht страница 7

Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht MM-Reiseführer

Скачать книгу

Stadt er­nannte er Gunzelin von Hagen (gest. 1185), bald dar­auf errichtete der Welfen­fürst das Bistum Schwe­rin, 1171 wurde der Dom ge­weiht. Zwar blieb die Stadt über die Jahr­hun­der­te ein be­deutender Bi­schofs­sitz, wirtschaft­lich aber stand sie bald im Schatten der neuen Han­se­städte Wismar und Rostock.

      Nachdem die Linie Gunzelins 1358 ausgestorben war, kaufte Albrecht II. (1318-1379), ein Nachfahre Niklots, die Stadt zurück, die damit wieder in den Be­sitz der mecklenburgischen Fürs­ten fiel. Eine erste Blüte erlebte Schwe­rin unter Her­zog Jo­hann Al­brecht I. (1525-1576), der - ganz im Stil eines Renais­sancefürsten - Kunst, Kul­tur und Wissenschaft um sich scharte. Johann Alb­recht ließ das Schloss, da­mals kaum mehr als eine einfache Burg, zu einem reprä­sentativen Re­nais­sance­bau umgestalten und führte Schwe­rin dem lutheri­schen Glauben zu. Der Drei­ßig­jäh­rige Krieg hinterließ in ganz Mecklenburg tiefe Spuren, hin­zu kamen eine Pest­epi­de­mie und in Schwerin im Jahr 1651 ein verheeren­der Großbrand, der die weni­gen vom Krieg verschonten Häuser der Stadt voll­ends zerstörte. Einen weiteren Rück­schlag erlebte Schwerin Mitte des 18. Jh., als die Re­sidenz Stück für Stück nach Lud­wigs­lust verlegt wurde.

      Erst 1837 kehrte die Macht an den Schwe­riner See zurück. Im Gepäck hat­te Groß­her­zog Paul Friedrich (1800-1842) am­bitionierte städ­tebauliche Plä­ne und einen Mann, der sie rea­li­sie­ren sollte: Georg Adolph Demm­ler, Schüler des berühmten Ar­chitekten Karl Fried­rich Schinkel und seit 1835 Hofbau­meis­ter des Herzogtums. Unter seiner Ägide ent­stand eine Viel­zahl repräsen­tativer öffentlicher Gebäude, die noch immer das Stadt­bild prä­gen, da­r­un­ter der Marstall und das Kollegienhaus, heu­te Sitz der Staats­kanzlei. Sein Meis­ter­werk war der Umbau des alten Schlos­ses, den er ab 1843 in Angriff nahm.

      Zuvor waren bereits städtebauliche Erweiterungen erfolgt, v. a. mit dem Anschluss der Schelf­stadt, dem Gebiet nördlich der Altstadt, im Jahr 1832. Hier gab es bereits ab dem 11. Jh. eine Fischersiedlung, die Anfang des 18. Jh. auf herzogliche Anwei­sung zur ei­ge­nen Stadt ausgebaut wurde. Im 19. Jh. wur­de Schwerin mit der Pauls­stadt nach

      Mehr als nur der Architekt Schwerins - Georg Adolph Demmler

      Der 1804 in Berlin geborene spätere Hofbaumeister Mecklenburgs machte nicht nur als Architekt von sich reden. Seit seinen Stu­dientagen war er Fre­i­mau­rer. Demmler engagierte sich schon früh in den liberal-de­mokratischen Zirkeln Schwe­rins und forder­te ei­ne Verfassung für das Fürstentum, die aber bis 1919 auf sich warten ließ. Ungewöhnlich für einen Liberalen des 19. Jh. war sein Eintreten für die Arbeiterschaft - etwa die Initiative für die Ein­rich­tung einer Kranken- und Unfallversicherung für die Arbeiter des Schlos­ses oder sein Einsatz für eine Erhöhung der Be­zü­ge von Handwerksgesellen.

      Seine politischen Überzeugungen bescherten ihm 1850 jedoch das vorzeitige En­de der Kar­riere. Der Hof verbat sich seine Ein­fluss­nahme und beschied Demm­ler, er habe „sich fortan von politi­schem Treiben fern zu halten und sich zu freu­en (...), dass der Betrieb der Politik zu seinem Berufe nicht ge­hö­re.“ Den Kne­bel ließ sich Demmler nicht anlegen, er trat von seinem Amt zu­rück. Nach ein paar Jahren im Ausland kehrte er nach Schwerin und in die Po­litik zu­rück. Er wandte sich der Sozialdemokratie zu und wurde 1877 in den Reichs­tag ge­wählt, zog sich aber bereits 1878 von der öffentlichen Büh­ne zurück. Die Sozialdemokratie unter­stütz­te Demmler bis zu seinem Tod am 2. Januar 1886.

      Nord­wes­ten erweitert, ebenso wurde das Pfaffenteichufer be­baut. Von der Reichs­grün­dung 1871 bis zum Ersten Weltkrieg erlebte die Stadt ei­nen an­hal­ten­den wirt­schaft­li­chen Auf­schwung. Schwerins Zeit als Residenz­hauptstadt en­de­te 1918, als der letzte Großherzog, Fried­rich Franz IV., im Zuge der No­vem­ber­re­vo­lu­tion abdan­ken musste.

      Das prächtige Schloss samt Schlosspark

      Im Zweiten Weltkrieg blieb die Schwe­riner Innenstadt von den alli­ier­ten Bombar­de­ments relativ verschont. Am 2. Mai 1945 wurde die Stadt von amerikani­schen Trup­pen befreit, nur wenige Stunden zuvor war noch ein letz­tes Opfer des NS-Re­gi­mes am Bahn­hofsplatz gehängt worden: die Lehrerin Marianne Grunthal, deren Na­men der Platz heute trägt. Innerhalb weniger Wochen wur­den die Ame­ri­kaner von eng­lischen Truppen und diese bald von sowjetischen Truppen abgelöst. Als Be­zirks­hauptstadt in der DDR erlebte Schwerin erneut eine rege Bautätigkeit; so lie­ßen der Aus­bau der Weststadt und der Neubau der Stadt­teile Lankow und Gro­ßer Dreesch die Einwohnerzahl erstmals auf über 100.000 steigen. 1990 einigte man sich auf Schwe­rin als Hauptstadt des neuen Bundeslan­des Mecklenburg-Vor­pom­mern. Heu­te ist Schwerin die kleinste Landes­hauptstadt Deutschlands.

      Derzeit bewirbt sich Schwerin um eine Aufnahme in das UNESCO-Welt­kulturerbe. Genauer gesagt soll die ein­zig­artige romantische Kultur­landschaft rund um das Mär­chen­schloss auf der Insel Weltkulturerbe werden, ein­schließ­lich des Ge­bäude­ensembles Al­ter Garten mit Staats­theater und des Staatlichen Museums vis-à-vis und na­türlich des herrlichen Schlossparks (u. a.). Das „Residenz­ensemble Schwe­rin - Kulturlandschaft des roman­ti­schen Historismus“ steht bereits auf der Vor­schlagsliste.

      Hauptanziehungspunkt ist natürlich das prächtige Schweriner Schloss mit sei­nen re­präsentativen Räumlichkeiten - ohne Schlossbesichtigung bleibt ein Schwe­rin-Be­such unvollständig. Über die Schlossbrücke kommt man zum we­nige Meter ent­fern­ten Alten Garten, der von Staatstheater, Galerie Alte & Neue Meister und Kol­le­gien­haus um­rahmt wird. Auf der Schlossstraße ge­langt man von hier - ent­lang di­ver­ser klas­si­zis­tischer Reprä­sentativ­bau­ten, in de­nen heute die Lan­des­regie­rung lo­giert - zum hek­tisch-mo­dernen Ma­rien­platz im Herzen der Innenstadt. Auf halbem Weg rechts ab geht es über die Pusch­kin­straße zum Markt­platz, hin­ter dem der Dom der Stadt un­mittelbar auf­ragt. Von dieser be­schau­lichen Ecke Schwe­rins erreicht man in we­ni­gen Mi­nuten (z. B. weiter über die Pusch­kinstraße) die Schelf­stadt. Nur ei­nen Kat­zen­sprung weiter westlich liegt der Pfaffenteich, Schwe­rins „Bin­nen­alster“. Auch hier am städt­ischen See rei­hen sich zahlreiche his­tori­sche Re­prä­sen­ta­tiv­bau­ten, an sei­nem Süd­ufer la­den eine riesige Frei­trep­pe und diverse Ca­fés zur Rast ein.

      Schloss: Ein imposantes Bauwerk, das sich auf einer winzigen Insel wie aus dem Was­ser zu erheben scheint. Un­zäh­lige Türmchen und Aufbauten las­sen an die Schlös­ser an der Loire den­ken, und in der Tat fühlte sich Georg Adolph Demmler (1804-1886), der wich­tigste Baumeister des Schwe­riner Schlosses, vom Château Cham­bord im Loire-Tal inspiriert, wenn auch einige Jahrhunderte nach der Erbau­ung des prächtigen französischen Renais­sance­schlosses.

      Über eine Befestigung der heutigen Burginsel berichtete bereits im Jahr 973 ein ara­bi­scher Kaufmann namens Ibra­him ibn Jacub. Anfang des 11. Jh. ist von der Burg „Zua­rin“ des Obo­tri­ten­fürsten Niklot die Rede, die 1160 durch den Sach­sen Hein­rich den Lö­wen (1129-1195) eingenommen und zur ers­ten Residenz der Grafschaft Schwe­rin er­ko­ren wurde. Es folgten erste Aus­bauten auf der Burgin­sel, bis Her­zog Jo­hann Alb­recht I. (1525-1576) im 16. Jh. das Bau­werk anlässlich sei­ner Hochzeit in weiten Tei­len im Re­nais­sancestil umgestal­ten ließ. 1560-1563 wur­de die Schlosskir­che an­ge­baut, sei­nerzeit der erste protes­tan­tische Kir­chen­neu­bau in Meck­lenburg. Dann aber ging es ab­wärts: 1756 ver­ließen die Fürsten Schwe­rin und er­richteten sich eine Re­si­denz im etwa 40 Ki­lo­me­ter süd­lich gelege­nen Lud­wigslust. Als sie 1837 wie­der zu­rück­kehrten, war das

Скачать книгу