Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht
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Ältestes Gebäude am Platz ist ein vergleichsweise bescheiden wirkender Fachwerkbau, das Alte Palais aus dem 18. Jh., das Großherzog Paul Friedrich (1800-1842) nebst Gattin Alexandrine als Wohnsitz diente. Deutlich mehr Eindruck hinterlässt das Mecklenburgische Staatstheater gleich rechts nebenan - ein prachtvolles Gebäude mit Säulen und Giebel, das 1883-1886 unter der Leitung von Baurat Georg Daniel (1829-1913) entstand. Ein von Demmler entworfener Vorgängerbau war kurz zuvor abgebrannt. An der Nordostseite des Alten Gartens blickt man nun auf die Staatsgalerie (Staatliches Museum Schwerin) von 1882, das vielleicht bedeutendste Kunstmuseum Mecklenburg-Vorpommerns; auch hier wird die Vorderfront von Säulen und einem Giebel im neoklassizistischen Stil dominiert. Das Museum wurde bereits 1837 von Demmler als neues Palais für Großherzog Paul Friedrich geplant, blieb aber unvollendet. Dem Museum gegenüber, am anderen Ende des Alten Gartens und direkt am Ufer des Burgsees, steht die 32 Meter hohe Siegessäule (1874), die an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erinnert. Oberhalb davon, am Beginn der Schlossstraße mit ihren repräsentativen Bauten, steht linker Hand schließlich das Kollegienhaus, die heutige Staatskanzlei, das zwischen 1825 und 1834 gebaut wurde. Die streng klassizistische Fassade entstand nach Plänen Demmlers: drei Flügel mit einem ionischen Säulenportikus in der Mitte, die Giebel gekrönt von Darstellungen antiker Götter. Rechts an die Staatskanzlei schließt die 1892 von Georg Daniel konzipierte Neue Regierung an. Verbunden sind beide Gebäude durch einen über Arkaden verlaufenden Übergang, den der Volksmund spöttisch „Höhere Beamtenlaufbahn“ nennt - oder auch „Seufzerbrücke“ nach den Klagelauten der Beamten und Politiker, die angesichts leerer Kassen auf dem Rückweg vom Büro des Ministerpräsidenten ausgestoßen werden.
Staatliches Museum Schwerin: Ein Tempel für die Kunst. Schon von außen beeindruckt die mächtige Freitreppe. Durch eine von hohen Säulen getragene Vorhalle gelangt man in die Staatsgalerie mit ihrer beachtlichen Kunstsammlung hochrangiger Werke aus vier Jahrhunderten. Die Staatsgalerie zählt - neben den Schlössern Schwerin und Ludwigslust - zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Mecklenburgs.
Im Obergeschoss befindet sich die beeindruckende Sammlung Alter Meister mit Werken der deutschen Spätgotik und Renaissance sowie einer umfangreichen Sammlung holländischer und flämischer Malerei des 17. Jh., darunter die Torwache von Carel Fabritius und Lot und seine Töchter von Peter Paul Rubens. Ein weiteres Highlight ist der Saal mit den großformatigen Tierporträts des französischen Hofmalers Jean-Baptiste Oudry rund um das Rhinozeros mit dem schönen Namen Clara.
In einem Nebenraum schließlich stehen zwölf Bronzen von Ernst Barlach, die auf die nicht minder sehenswerten Neuen Meister im Erdgeschoss einstimmen. Hier sind u. a. Werke von Max Liebermann, Lyonel Feininger, Lovis Corinth und Vertretern der Künstlerkolonien Schwaan und Ahrenshoop wie Rudolf Barthels und Paul-Müller-Kaempff zu sehen. Überaus eindrucksvoll sind die Sammlungen von Werken Marcel Duchamps sowie des gebürtigen Mecklenburgers Günther Uecker, darunter auch die für Uecker typischen Nagelreliefs. Seit 2016 ergänzt ein großzügiger Neubau die Ausstellungsfläche, in dem zeitgenössische Kunst und Werke der Sammlung Neue Medien gezeigt werden.
♦ April bis Okt. Di-So 11-18 Uhr, im Winter nur bis 17 Uhr. Eintritt 7,50 €, erm. 6 €. Wechselnde thematische Führungen Sa 12 Uhr und So 11 Uhr. Museumsshop und Café im Erdgeschoss. Alter Garten 3, Tel. 0385-58841222, www.museum-schwerin.de.
Marstall: Das sorgfältig restaurierte, von zwei Kastanienbäumen flankierte, gelbe Gebäude - einst die herzogliche Reithalle - entstand 1838-1842 und stammt wie so vieles in der Stadt von Hofbaumeister Demmler. Heute befindet sich hier das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Von hier führt die Straße mit dem einprägsamen Namen „Großer Moor“ zur Puschkinstraße: ein breiter Straßenzug mit einigen schönen Fachwerkhäusern aus dem 18. Jh., aber auch zahlreichen Neubauten aus den 1970er Jahren.
Altstädtischer Markt
Der Altstädtische Markt ist das Herz der Stadt, ein lebendiger Platz, zwar ohne Marktgeschehen, aber mit einigen architektonischen Sehenswürdigkeiten. Auffälligster Bau ist zweifelsohne das Neue Gebäude oder auch „Säulengebäude“ an der Nordseite des Platzes. Ursprünglich wurde das Gebäude unter Herzog Friedrich dem Frommen (1717-1785) in den Jahren 1783-1785 als Markthalle gebaut und soll nach Leerstand und fälliger Sanierung auch in naher Zukunft wieder eine werden.
Zweiter optischer Blickfang des Platzes ist das Alte Rathaus mit der 1835 aufgesetzten Fassade im (neugotischen) Tudorstil, hinter der sich vier alte Giebelhäuser verbergen. Bereits im Jahr 1351 ist hier ein erstes Rathaus dokumentiert. Auf der mittleren Zinne des Rathauses thront die kleine, aber strahlend goldene Reiterstatue des Stadtgründers Heinrichs des Löwen (1129-1195), dem auch das zweite Denkmal am Platz, eine Löwenplastik vor dem Neuen Gebäude, gewidmet ist. Letztere wurde 1995 anlässlich des 800. Todestags des Stadtgründers hier aufgestellt.
Ein Durchgang am Rathaus führt vom Altstädtischen Markt zum Schlachtermarkt. Mit seinen alten Fachwerkhäusern, hohen Bäumen und dem modernen Brunnen „Von Herrn Pastor sien Kauh“ (1978) zählt er zu den schönsten Plätzen der Stadt. Bis 1938 befand sich hier im Haus Nr. 3 die Schweriner Synagoge (bei der Pogromnacht am 9. November 1938 zerstört), deren Neubau sich heute im Innenhof des Gebäudes befindet.
Dom
Löwe, Dom und Neues Gebäude: am Altstädischen Markt
Die imposante dreischiffige Basilika mit mächtigem, ebenfalls dreischiffigem Querhaus entstand ab 1270 anstelle eines romanischen Vorgängerbaus. Da sich die Arbeiten bis ins 15. Jh. hineinzogen, weist das Gewölbe bereits spätgotische Einflüsse auf. So ist das ältere Langhaus mit einem Kreuzrippengewölbe versehen, das Querhaus dagegen aufwändiger mit einem Netz-, die Vierung mit einem Sterngewölbe. Der Raumeindruck der Basilika ist majestätisch und licht. Anders als beispielsweise in der zeitgleich entstandenen Zisterzienserkirche von Bad Doberan dominiert hier nicht das warme Rot des Backsteins, sondern ein strahlendes Weiß, das von grauen Diensten (kleine, vorgestellte Säulen) sowie roten und grünen Gewölberippen durchbrochen wird. Der 1327 fertig gestellte Chorumgang wird von einem so genannten Kapellenkranz abgeschlossen.
Von der gotischen Innenausstattung ist, nachdem die einstige Bischofs- und Klosterkirche zu einer evangelischen Pfarrkirche geworden war, nicht mehr viel erhalten. Das auffälligste Kunstwerk, das um 1420 entstandene und als Lebensbaum gestaltete