Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

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Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht MM-Reiseführer

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etwas leerer, riesiger Platz auf der Stadtseite des Schlosses, um den sich Staats­kanz­lei, Altes Palais, Staats­thea­ter, Staatliches Museum und Schloss gruppieren. Um 1630 wurde hier ein Garten angelegt, der mit dem Bau des eigent­lichen Schloss­gartens um 1670 aber an Bedeutung verlor, zum „Alten Gar­ten“ umbenannt wur­de und bald verwahrloste; später befand sich hier ein Exerzier­platz. Heute ist der Alte Garten mit seinem gelungenen En­semble klassi­zistischer Bauten der an­ge­mes­sene Rahmen für das Schweriner Regierungsviertel, im Sommer bietet er den Rahmen für die Opern­auf­füh­run­gen der Schlossfestspiele.

      Ältestes Gebäude am Platz ist ein vergleichsweise bescheiden wirkender Fachwerk­bau, das Alte Palais aus dem 18. Jh., das Großherzog Paul Friedrich (1800-1842) nebst Gattin Alexandrine als Wohnsitz diente. Deutlich mehr Ein­druck hinterlässt das Mecklen­bur­gische Staatstheater gleich rechts ne­ben­an - ein prachtvolles Ge­bäu­de mit Säulen und Giebel, das 1883-1886 un­ter der Leitung von Baurat Georg Da­niel (1829-1913) entstand. Ein von Demm­ler entworfener Vorgängerbau war kurz zu­vor abgebrannt. An der Nordostseite des Alten Gar­tens blickt man nun auf die Staatsgalerie (Staatliches Museum Schwerin) von 1882, das viel­leicht be­deu­tendste Kunstmu­seum Meck­lenburg-Vorpommerns; auch hier wird die Vorderfront von Säulen und einem Giebel im neoklassizistischen Stil do­mi­niert. Das Museum wurde bereits 1837 von Demmler als neues Palais für Großher­zog Paul Friedrich geplant, blieb aber unvollendet. Dem Museum gegen­über, am an­deren Ende des Alten Gartens und direkt am Ufer des Burg­sees, steht die 32 Meter ho­he Sie­ges­säu­le (1874), die an den Deutsch-Fran­zösischen Krieg von 1870/71 erin­nert. Oberhalb davon, am Be­ginn der Schloss­straße mit ihren re­prä­sen­ta­ti­ven Bau­ten, steht linker Hand schließ­lich das Kollegienhaus, die heutige Staats­kanz­lei, das zwi­schen 1825 und 1834 gebaut wurde. Die streng klas­si­zistische Fassa­de entstand nach Plänen Demm­lers: drei Flü­gel mit einem ioni­schen Säu­len­por­ti­kus in der Mit­te, die Giebel ge­krönt von Dar­stel­lungen anti­ker Götter. Rechts an die Staatskanzlei schließt die 1892 von Georg Daniel kon­zipierte Neue Re­gie­rung an. Ver­bunden sind beide Ge­bäude durch ei­nen über Ar­ka­den ver­lau­fenden Über­gang, den der Volks­mund spöttisch „Hö­here Beam­ten­laufbahn“ nennt - oder auch „Seuf­zer­brücke“ nach den Klagelauten der Be­am­ten und Po­litiker, die angesichts leerer Kassen auf dem Rückweg vom Büro des Mi­nis­ter­prä­si­denten ausge­sto­ßen werden.

      Im Obergeschoss befindet sich die be­ein­druckende Sammlung Alter Meis­ter mit Wer­ken der deut­schen Spät­go­tik und Re­naissance sowie einer um­fang­reichen Samm­lung hol­län­discher und flämischer Ma­lerei des 17. Jh., darunter die Torwache von Carel Fa­bri­tius und Lot und seine Töchter von Peter Paul Rubens. Ein weiteres High­light ist der Saal mit den groß­for­matigen Tierporträts des franzö­sischen Hofmalers Jean-Baptiste Oudry rund um das Rhinozeros mit dem schönen Namen Clara.

      In einem Ne­ben­raum schließlich ste­hen zwölf Bron­zen von Ernst Barlach, die auf die nicht minder sehenswerten Neuen Meister im Erdge­schoss ein­stim­men. Hier sind u. a. Werke von Max Liebermann, Lyonel Feininger, Lovis Corinth und Ver­tre­tern der Künstler­ko­lonien Schwaan und Ahrenshoop wie Rudolf Barthels und Paul-Müller-Kaempff zu sehen. Überaus ein­drucks­voll sind die Sammlungen von Wer­ken Marcel Duchamps sowie des gebürtigen Mecklenburgers Günther Uecker, da­run­ter auch die für Uecker typischen Nagelreliefs. Seit 2016 ergänzt ein groß­zü­gi­ger Neubau die Ausstellungs­fläche, in dem zeitgenössische Kunst und Werke der Samm­lung Neue Me­dien gezeigt werden.

      ♦ April bis Okt. Di-So 11-18 Uhr, im Win­ter nur bis 17 Uhr. Eintritt 7,50 €, erm. 6 €. Wech­seln­de thematische Führun­gen Sa 12 Uhr und So 11 Uhr. Mu­seums­shop und Café im Erd­ge­schoss. Al­ter Gar­ten 3, Tel. 0385-58841222, www.museum-schwerin.de.

      Marstall: Das sorgfältig restaurierte, von zwei Kastanienbäumen flankierte, gelbe Ge­bäude - einst die herzogliche Reit­hal­le - entstand 1838-1842 und stammt wie so vieles in der Stadt von Hof­baumeister Demmler. Heute befin­det sich hier das Mi­nis­te­rium für Bil­dung, Wissenschaft und Kultur des Lan­des Mecklenburg-Vorpom­mern.

      Von hier führt die Straße mit dem ein­prägsamen Namen „Großer Moor“ zur Pusch­kin­straße: ein breiter Stra­ßen­zug mit einigen schönen Fach­werk­häu­sern aus dem 18. Jh., aber auch zahl­reichen Neubauten aus den 1970er Jahren.

       Altstädtischer Markt

      Der Altstädtische Markt ist das Herz der Stadt, ein lebendiger Platz, zwar ohne Marktgeschehen, aber mit einigen architektonischen Sehenswürdigkeiten. Auffäl­ligs­ter Bau ist zweifelsohne das Neue Gebäude oder auch „Säulenge­bäude“ an der Nordseite des Platzes. Ur­sprüng­lich wurde das Gebäude unter Herzog Friedrich dem From­men (1717-1785) in den Jahren 1783-1785 als Markthalle gebaut und soll nach Leer­stand und fälliger Sanierung auch in naher Zukunft wieder eine werden.

      Zweiter opti­scher Blick­fang des Plat­zes ist das Alte Rathaus mit der 1835 auf­ge­setz­ten Fassade im (neu­goti­schen) Tudorstil, hinter der sich vier alte Giebelhäuser verber­gen. Be­reits im Jahr 1351 ist hier ein erstes Rathaus dokumentiert. Auf der mitt­leren Zinne des Rat­hauses thront die kleine, aber strahlend goldene Rei­ter­sta­tue des Stadt­gründers Heinrichs des Löwen (1129-1195), dem auch das zweite Denk­mal am Platz, eine Lö­wenplastik vor dem Neuen Gebäude, gewidmet ist. Letz­tere wurde 1995 anläss­lich des 800. Tode­s­tags des Stadtgründers hier auf­gestellt.

      Ein Durchgang am Rathaus führt vom Altstädtischen Markt zum Schlach­ter­markt. Mit sei­nen alten Fach­werk­häu­sern, hohen Bäumen und dem mo­der­nen Brun­nen „Von Herrn Pastor sien Kauh“ (1978) zählt er zu den schönsten Plät­zen der Stadt. Bis 1938 befand sich hier im Haus Nr. 3 die Schweriner Syn­agoge (bei der Pogrom­nacht am 9. No­vem­ber 1938 zerstört), deren Neubau sich heute im Innenhof des Ge­bäudes befin­det.

      Löwe, Dom und Neues Gebäude: am Altstädischen Markt

      Die imposante dreischiffige Basilika mit mächtigem, ebenfalls drei­schif­fi­gem Quer­haus entstand ab 1270 an­stelle eines romanischen Vorgän­ger­baus. Da sich die Ar­bei­ten bis ins 15. Jh. hin­ein­zo­gen, weist das Gewölbe bereits spät­go­tische Ein­flüsse auf. So ist das ältere Lang­haus mit einem Kreuz­rip­pen­ge­wöl­be versehen, das Quer­haus da­gegen auf­wändiger mit einem Netz-, die Vie­rung mit einem Sternge­wölbe. Der Raum­eindruck der Basilika ist ma­jes­tä­ti­sch und licht. Anders als bei­spiels­weise in der zeitgleich ent­stan­de­nen Zisterzienserkirche von Bad Do­be­ran do­miniert hier nicht das warme Rot des Backsteins, sondern ein strahlendes Weiß, das von grauen Diensten (kleine, vorgestellte Säulen) sowie roten und grünen Gewölberippen durch­brochen wird. Der 1327 fertig gestellte Chor­um­gang wird von einem so ge­nannten Ka­pel­lenkranz ab­ge­schlos­sen.

      Von der gotischen Innenausstattung ist, nachdem die einstige Bischofs- und Klos­ter­kirche zu einer evangelischen Pfarr­kirche geworden war, nicht mehr viel er­hal­ten. Das auffälligste Kunst­werk, das um 1420 entstandene und als Le­bens­baum ge­staltete

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