Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht
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Am Schloss
1913 zerstörte ein Brand weite Teile des Schlosses, das 1919 zum Staatseigentum erklärt wurde. Nach langen Restaurierungsarbeiten wurde hier 1921 ein erstes Schlossmuseum eröffnet (bis 1945), von 1952 bis 1981 diente das Gebäude als Pädagogische Schule, an der Kindergärtnerinnen ausgebildet wurden. 1974 begann man erneut mit Restaurierungsarbeiten, die noch immer nicht abgeschlossen sind. Seit Herbst 1990 hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommerns hier seinen Sitz.
Der Rundgang durch das Schloss führt zunächst hinauf in die Beletage (zweiter Stock), wo sich die Wohngemächer der Herzogin befanden. „Beletage“ verspricht nicht zu viel: Es folgen in der Tat recht schmucke Räumlichkeiten, darunter das Speisezimmer mit kunstvoll gefertigtem Parkettboden und kostbarer Wandvertäfelung, die „Rote Audienz“ mit handgewebter roter Tapete, das Teezimmer (ursprünglich der älteste Raum des Schlosses), das runde Blumenzimmer mit Stuckdecke und Deckenmalerei sowie der „Blaue Salon“, das überaus gemütliche Wohnzimmer der Herzogin mit blauer Seiden-/Damasttapete und handgeschnitzten Wandkonsolen.
Im dritten Stock gelangt man in die Festetage mit den Repräsentationsräumen und den Gemächern des Herzogs: Letztere sind nur teilweise zugänglich, darunter das Adjutantenzimmer, das Rauchzimmer (für die Regierungspause) und die Bibliothek. Hinter dem Bücherregal befindet sich übrigens ein Geheimgang, der es dem Herzog ermöglichte, sich auch mal ohne Wissen seines Adjutanten (respektive der Herzogin ...) zu absentieren. Schließlich gelangt man in den Thronsaal, den prachtvollsten Raum des Schlosses, mit kunstvollem Intarsienparkett, einem vergoldeten Thronsessel mit Baldachin (dahinter das Wappen von Mecklenburg) und Säulen aus Carrara-Marmor, dem original erhaltenen Kronleuchter, einem aufwändigen Deckengemälde nebst Stuckarbeiten - und einer geradezu modernen Heizung. Die im Rundgang anschließende Ahnengalerie hatte der Untertan auf dem Weg zur Audienz abzuschreiten und bekam nebenbei die Legitimation des Fürsten in Erinnerung gerufen. Zu sehen sind mehr oder minder schmeichelhafte Porträts aller mecklenburgischen Fürsten von 1348 bis 1800.
Wer die Besichtigung des Schlossmuseums vervollständigen will, findet im ersten Stock eine umfangreiche Porzellansammlung sowie eine Waffensammlung (Aufgang gegenüber der Kasse im Erdgeschoss).
Wieder draußen, lohnt es sich, einmal komplett um das Schloss herumzugehen: Der Burggarten wurde von Joseph Lenné (1789-1866) im englischen Stil konzipiert, wobei auch die Dachterrassen der Orangerie (heute Café) gartenarchitektonisch mit einbezogen wurden.
♦ Schlossmuseum: Mitte April bis Mitte Okt. Di-So 10-18 Uhr, im Winter Di-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Einlass bis eine halbe Stunde vor Schließung (Achtung: Die Porzellan- und Waffensammlung wird gerne auch einmal deutlich früher geschlossen). Eintritt 8,50 €, erm. 6,50 €, Kinder und Jugendl. unter 18 J. frei, Fotoerlaubnis 3 €. Führungen durch Beletage und Festetage im Sommerhalbjahr Di-So 11 und 13.30 Uhr, Mai/Juni auch Sa/So 15 Uhr, Juli/Aug. auch Di-So 12 und 15 Uhr, in den Wintermonaten nur Di-So 11.30 Uhr, Sa/So auch 13.30 Uhr, Dauer 1 Std. 3 €/Pers., erm. 2 €. Audioguide 2 €. Lennéstr. 1, 19053 Schwerin, Tel. 0385-5252920, www.schloss-schwerin.de.
Exklusive Sitzgelegenheit: im Thronsaal des Schweriner Schlosses
Schlossgarten: Über die alte Drehbrücke erreicht man vom Schloss aus in südlicher Richtung den Schlossgarten, der um 1670 als barocker Lustgarten angelegt wurde. Knapp ein Jahrhundert später wurde gemäß der Mode der Zeit der von 14 Skulpturen (u. a. antike Götter, Allegorien der Jahreszeiten) und zwei Laubengängen gesäumte Kreuzkanal angelegt. Auffälligstes Monument ist allerdings das Reiterdenkmal von Großherzog Friedrich Franz II. (1823-1883) von 1893. Links vom oberen Ende des Kreuzkanals gelangt man nach wenigen Schritten zum Grünhausgarten, einer Verlängerung des Schlossparks. Der Grünhausgarten stammt aus der Zeit um 1840 und wurde unter der Leitung des Landschaftsarchitekten Joseph Lenné (1789-1866) im so genannten englischen Stil realisiert. Lenné hatte auch den Burggarten rund um das Schloss gestaltet.
Schleifmühle: Südlich des Grünhausgartens, am „Faulen See“, steht die Schweriner Schleifmühle, ein altes Fachwerkhaus mit großem Mühlrad. 1705 ursprünglich als Pulvermühle gebaut, später eine Graupenmühle, nutzte man die Kraft des Wasserrads ab 1757 für eine Steinschleiferei, die u. a. auch die Bauherren des Schweriner Schlosses belieferte. 1862 erfolgte der Umbau zur Wollspinnerei, 1904 wurde das An wesen wegen Baufälligkeit stillgelegt und 1985 schließlich als Schauanlage und Museum wiedereröffnet. Der Rundgang durch das Mühlengebäude (im Obergeschoss zwei kleine Ausstellungsräume mit historischen Dokumenten, Schaubildern, alten Fotografien, geschliffenen Steinen und Halbedelsteinen) mündet in ein wirklich ohrenbetäubendes Erlebnis, wenn die Mühlenanlage zu Demonstrationszwecken angeworfen wird und der „Müller“ in einer etwa 10-minütigen Vorführung die durch Wasserkraft betriebene Steinsäge bedient. Sehenswert!
♦ Tägl. 9-17 Uhr (Sa/So ab 10 Uhr), im Winter nur Mo-Fr. Eintritt 4 €, erm. 3 €. Schleifmühlweg 1, Tel. 0385-562751, www.schleifmuehle-schwerin.de.
Ein guter Geist - das Petermännchen
Ein kleines, altes Männchen mit grauem Bart und Federhut, einer Laterne in der Hand und einem Schwert, dazu einem Schlüsselbund - so ist er auf Bildern zu sehen: der Schweriner Schlossgeist, der hier seit Jahrhunderten wohnt und das Böse aus der Stadt vertreibt.
Der Sage nach ist das Petermännchen der einzige übrig gebliebene Diener eines heidnischen Gottes der Tempelburg an der Stelle des heutigen Schlosses. Seine Dienerkollegen zogen sich - nachdem die Gottheit vor den nahenden Christen geflohen war - nach Petersberg bei Pinnow (östlich von Schwerin) zurück, daher auch der Name des Kobolds. Das Petermännchen aber blieb und bewachte fortan die Burg, verjagte unrechtmäßige Eindringlinge und belohnte die Guten. Seinen Schlossherren war es dabei stets treu ergeben.
Bekanntestes Opfer des umtriebigen Kobolds war Wallenstein, kaiserlicher Generalissimus während des Dreißigjährigen Krieges. Der hatte Gefallen am Schweriner Schloss gefunden und beabsichtigte, sich hier niederzulassen. Doch schon in der ersten Nacht im neuen Zuhause setzte ihm das Petermännchen ordentlich zu, machte mächtig Lärm, zog ihm die Bettdecke weg und zwickte und boxte den Feldherrn die ganze Nacht hindurch, sodass dieser am nächsten Tag entnervt in einen anderen Flügel des Schlosses umzog. Doch auch dort erging es ihm nicht besser, im Gegenteil, der Schlossgeist ließ Wallenstein nächtens sogar noch ein Ahnenbild auf den