Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

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Mecklenburgische Seenplatte Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht MM-Reiseführer

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Seeseite hin blieben Elemente des ty­pisch meck­lenburgischen Renaissance­baus aus dem 16. Jh. erhalten. Hofbaurat Demm­ler und sein Architektenkollege Her­mann Wil­le­brand (1816-1899) bau­ten zwischen 1843 und 1851 weite Teile der Anlage im Stil der Neo­renaissance um. Der spätere Baumeister Friedrich Au­gust Stüler (1800-1865) ver­änderte die Fassade zur Stadtseite hin und fügte hier das Rei­terstandbild des Obo­tritenfürsten Niklot wie auch die pracht­volle Goldkup­pel an. Die feier­li­che Eröff­nung des neuen Schlosses fand 1857 statt.

      Am Schloss

      1913 zerstörte ein Brand weite Teile des Schlosses, das 1919 zum Staats­eigen­tum er­klärt wurde. Nach langen Restaurierungsarbeiten wurde hier 1921 ein ers­tes Schloss­museum er­öffnet (bis 1945), von 1952 bis 1981 diente das Gebäude als Pä­da­gogische Schule, an der Kindergärtnerinnen aus­ge­bildet wur­den. 1974 be­gann man erneut mit Restaurierungsarbeiten, die noch im­mer nicht abgeschlos­sen sind. Seit Herbst 1990 hat der Landtag Mecklen­burg-Vorpommerns hier sei­nen Sitz.

      Der Rundgang durch das Schloss führt zunächst hinauf in die Beletage (zwei­ter Stock), wo sich die Wohn­ge­mä­cher der Herzogin befanden. „Bele­tage“ ver­spricht nicht zu viel: Es folgen in der Tat recht schmucke Räum­lichkeiten, darunter das Speisezimmer mit kunst­voll gefertigtem Parkettboden und kostbarer Wand­ver­tä­felung, die „Rote Audienz“ mit handgewebter roter Tapete, das Teezim­mer (ur­sprüng­lich der älteste Raum des Schlosses), das runde Blumenzimmer mit Stuck­de­cke und De­ckenmale­rei sowie der „Blaue Salon“, das überaus gemütliche Wohn­zim­mer der Herzogin mit blauer Sei­den-/Damasttapete und hand­ge­schnit­z­ten Wand­kon­solen.

      Im dritten Stock gelangt man in die Festetage mit den Repräsentations­räu­men und den Gemächern des Her­zogs: Letztere sind nur teilweise zugänglich, darunter das Ad­jutantenzimmer, das Rauchzimmer (für die Regie­rungs­pau­se) und die Biblio­thek. Hinter dem Bü­cher­regal befindet sich übrigens ein Ge­heimgang, der es dem Her­zog er­mö­g­lichte, sich auch mal ohne Wissen seines Adjutanten (respektive der Her­zogin ...) zu absentieren. Schließlich ge­langt man in den Thronsaal, den pracht­voll­s­ten Raum des Schlosses, mit kunst­vollem Intarsienparkett, einem ver­goldeten Thron­sessel mit Baldachin (da­hinter das Wap­pen von Meck­len­burg) und Säulen aus Car­rara-Marmor, dem original er­halte­nen Kronleuchter, einem aufwändigen De­cken­gemälde nebst Stuckar­beiten - und einer ge­ra­de­zu modernen Heizung. Die im Rund­gang an­schlie­ßende Ahnengalerie hat­te der Untertan auf dem Weg zur Au­dienz abzuschreiten und bekam ne­ben­bei die Legitimation des Fürsten in Er­in­nerung gerufen. Zu se­hen sind mehr oder minder schmeichelhafte Porträts aller mecklenburgischen Fürs­ten von 1348 bis 1800.

      Wer die Besichtigung des Schloss­museums vervollständigen will, findet im ersten Stock eine umfangrei­che Por­zellansammlung sowie eine Waffen­sammlung (Auf­gang gegenüber der Kas­se im Erdgeschoss).

      Wieder draußen, lohnt es sich, ein­mal komplett um das Schloss herum­zu­gehen: Der Burggarten wurde von Jo­seph Lenné (1789-1866) im engli­schen Stil konzi­piert, wo­bei auch die Dach­ter­ras­sen der Orangerie (heute Ca­fé) gar­ten­architekto­nisch mit einbe­zo­gen wur­den.

      ♦ Schlossmuseum: Mitte April bis Mitte Okt. Di-So 10-18 Uhr, im Winter Di-So 10-17 Uhr, Mo ge­schlos­sen. Einlass bis eine hal­be Stun­de vor Schließung (Achtung: Die Por­zel­lan- und Waffensammlung wird ger­ne auch einmal deutlich früher geschlos­sen). Eintritt 8,50 €, erm. 6,50 €, Kinder und Jugendl. un­ter 18 J. frei, Fotoer­laubnis 3 €. Führungen durch Beletage und Festetage im Sommer­halbjahr Di-So 11 und 13.30 Uhr, Mai/Juni auch Sa/So 15 Uhr, Juli/Aug. auch Di-So 12 und 15 Uhr, in den Win­ter­mo­naten nur Di-So 11.30 Uhr, Sa/So auch 13.30 Uhr, Dauer 1 Std. 3 €/Pers., erm. 2 €. Au­dio­gui­de 2 €. Len­néstr. 1, 19053 Schwe­rin, Tel. 0385-5252920, www.schloss-schwerin.de.

      Exklusive Sitzgelegenheit: im Thronsaal des Schweriner Schlosses

      Schlossgarten: Über die alte Dreh­brü­cke erreicht man vom Schloss aus in süd­li­cher Richtung den Schlossgarten, der um 1670 als barocker Lustgarten an­ge­legt wur­de. Knapp ein Jahrhundert spä­ter wurde gemäß der Mode der Zeit der von 14 Skulpturen (u. a. antike Göt­ter, Allegorien der Jahreszeiten) und zwei Lau­ben­gän­gen gesäumte Kreuz­ka­nal an­gelegt. Auffälligstes Monu­ment ist al­ler­dings das Rei­terdenkmal von Groß­her­zog Friedrich Franz II. (1823-1883) von 1893. Links vom oberen Ende des Kreuz­kanals gelangt man nach wenigen Schrit­ten zum Grün­haus­garten, einer Ver­län­ge­rung des Schlossparks. Der Grün­haus­garten stammt aus der Zeit um 1840 und wur­de un­ter der Leitung des Land­schafts­ar­chi­tekten Joseph Lenné (1789-1866) im so ge­nann­ten eng­li­schen Stil rea­li­siert. Lenné hatte auch den Burg­gar­ten rund um das Schloss ge­staltet.

      Schleifmühle: Südlich des Grünhaus­gar­tens, am „Faulen See“, steht die Schweri­ner Schleif­mühle, ein altes Fach­werkhaus mit großem Mühlrad. 1705 ursprüng­lich als Pulvermühle ge­baut, später eine Graupenmühle, nutzte man die Kraft des Wasser­rads ab 1757 für eine Steinschleiferei, die u. a. auch die Bau­herren des Schweriner Schlos­ses belieferte. 1862 erfolgte der Umbau zur Woll­spinnerei, 1904 wurde das An wesen wegen Baufälligkeit stillgelegt und 1985 schließ­lich als Schauanlage und Mu­seum wiedereröffnet. Der Rund­gang durch das Mühlenge­bäude (im Oberge­schoss zwei kleine Aus­stel­lungsräume mit historischen Doku­menten, Schaubildern, alten Foto­gra­fien, geschliffenen Steinen und Halb­edelstei­nen) mündet in ein wirk­lich oh­renbetäubendes Erlebnis, wenn die Müh­lenanlage zu Demonstrationszwe­cken angeworfen wird und der „Müller“ in ei­ner etwa 10-minütigen Vorführung die durch Wasserkraft betriebene Stein­säge be­dient. Sehenswert!

      ♦ Tägl. 9-17 Uhr (Sa/So ab 10 Uhr), im Winter nur Mo-Fr. Eintritt 4 €, erm. 3 €. Schleif­mühl­weg 1, Tel. 0385-562751, www.schleifmuehle-schwerin.de.

      Ein guter Geist - das Petermännchen

      Ein kleines, altes Männchen mit grauem Bart und Federhut, einer Laterne in der Hand und einem Schwert, dazu einem Schlüs­sel­bund - so ist er auf Bil­dern zu sehen: der Schweriner Schlossgeist, der hier seit Jahrhunderten wohnt und das Böse aus der Stadt ver­treibt.

      Der Sage nach ist das Pe­ter­männchen der einzige übrig ge­bliebene Diener ei­nes heid­ni­schen Gottes der Tem­pel­burg an der Stelle des heu­ti­gen Schlos­ses. Sei­ne Die­ner­kol­le­gen zo­gen sich - nach­dem die Gott­heit vor den nahen­den Chris­ten ge­flo­hen war - nach Pe­ters­berg bei Pinnow (östlich von Schwe­rin) zu­rück, daher auch der Name des Kobolds. Das Pe­ter­männ­chen aber blieb und be­wach­te fortan die Burg, verjagte un­recht­mäßige Eindring­linge und be­lohn­te die Gu­ten. Seinen Schloss­herren war es da­bei stets treu er­geben.

      Be­kanntestes Opfer des um­trie­bi­gen Kobolds war Wallenstein, kai­serlicher Ge­neralissimus während des Drei­ßig­jährigen Krieges. Der hatte Ge­fallen am Schwe­riner Schloss gefunden und be­ab­sich­tigte, sich hier nieder­zulassen. Doch schon in der ers­ten Nacht im neuen Zu­hause setzte ihm das Peter­männ­chen ordentlich zu, machte mäch­tig Lärm, zog ihm die Bettdecke weg und zwickte und boxte den Feld­herrn die ganze Nacht hin­durch, sodass die­ser am nächsten Tag ent­nervt in einen anderen Flügel des Schlosses um­zog. Doch auch dort er­ging es ihm nicht besser, im Gegenteil, der Schloss­geist ließ Wallenstein näch­tens sogar noch ein Ah­nen­bild auf den

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