G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

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ihm rollt der Mann tiefer. Er kommt am Felsblock vorbei. Was immer er dabei denkt, eins ist sicher: Er will hinter einen Busch, um Deckung zu haben. Aber er besitzt sein Gewehr nicht mehr.

      Dort stehen Büsche. Kellogg sieht sie und weiß es: Nur hinter ihnen hat er noch eine Chance. Dann gibt es keine mehr – nicht eine.

      Sam Kellogg erreicht die Büsche, Zweige brechen peitschend über sein Gesicht und Hände hinweg. Er ist durch, stemmt sich ein, reißt den Revolver heraus und hat ein taubes, lahmes Gefühl in der rechten Seite sitzen. Und dann schnellt er verzweifelt hoch.

      Der Mann steht, sein Halstuch ist herabgerutscht, sein Gesicht wird von der Sonne getroffen.

      Kellogg reißt den Arm hoch.

      Er sieht weit hinter dem Mann die kleinen weißgrauen Wolken am Himmel. Er ist auf der Hälfte des Hanges, er blickt hoch zum Himmel.

      Und dann hört er den Knall.

      Die Wolken, denkt Samuel Kellogg, die Wolken.

      Harry Lowman aber blickt über sein Gewehr hinweg in das Tal.

      Die Sonne scheint, die Büsche werfen Schatten. Und Lowmans Schatten ist schrecklich lang, als er langsam über das Geröll den Hang hinabgeht. Steine klickern unter seinen Tritten. Er bleibt an den Büschen stehen, betrachtet die gebrochenen Zweige und bückt sich dann langsam.

      »Komm mir nicht nach!« sagt er dann in jäh ausbrechender Wut und stampft heftig mit dem Fuß auf. »Was kommst du mir denn nach, du Narr, was? Wer hat dich eingeladen, mich zu verfolgen? Ich sage dir, ich muß schießen, ich sage dir, ich gehe nie wieder ins Jail, nie wieder, hörst du?«

      Der Mann antwortete nicht.

      Der Wind trägt Lowmans wildes Reden fort.

      Er muß weg, er weiß es. Andere können kommen, andere werden ihn suchen, diesen Deputy.

      Drei Pferde, denkt Lowman, und seine Wut ist vorbei wie ein Windhauch, der ihn einmal gestreift hat, nun habe ich drei Pferde. Nach Süden, erst nach Süden, bis in die Nacht reiten. Und dann verschwinden, das Deputypferd müde rennen lassen. Fort, nichts als fort!

      Keine fünf Minuten später sitzt er im Sattel und reitet auf seine Pferde zu.

      Gesehen hat nur einer sein Gesicht, die anderen nicht.

      »Warum kommt ihr mir nach?« fragt er störrisch und düster, als er mit den drei Pferden das Tal verläßt. »Ihr bekommt mich nie mehr, hört ihr?«

      Es ist keiner da, der ihm Antwort gibt.

      Nur die Hufe trommeln.

      Lowman ist auf der Flucht.

      Eines Tages wird Lowman nicht mehr zu flüchten brauchen und sich zwischen anderen Leuten wie einer unter vielen bewegen. Er wird kaum auffallen.

      Und doch, eines Tages kommt jemand.

      Bis dahin ist Harry Lowman sicher, daß niemand ihn erkannt hat und keiner ihn finden wird.

      Bis dahin besitzt er es:

      Ein Leben zuviel.

      *

      Es geschieht so viel in diesem Land. Jeden Tag hört man von Männern, die irgendwo umgekommen sind, jeden Tag von Überfällen, von Prügeleien und Messerhelden. Der Mann, der diese Dinge in der Zeitung liest, lächelt nur geringschätzig. Er erinnert sich, daß er einmal durch die Berge ritt und jemanden traf, an dessen Feuer er kam. Sie spielten mit Würfeln. Und als er merkte, daß der Bursche, dem er am Feuer begegnet war, den Teufel in den Adern haben könnte, fürchtete er plötzlich um sein Geld, das er in den Taschen hatte.

      Wenn sich Towers an jene Nach erinnert, dann beschleicht ihn ein Kältegefühl. Und wenn er an den Mann denkt, dann denkt er nur an dessen Augen. Seit Tagen versucht Towers sich einzureden, daß der Bursche ihn niemals finden wird. Der Bursche sucht einen gewissen Amandeus Hipokrates Mortimer, aber keinen Slade Towers.

      Es ist schon immer Towers Art gewesen, sich abgerissen zu kleiden, sobald er geschäftlich unterwegs sein mußte. Niemand, der Towers auf seinen Geschäftsreisen begegnete, konnte ahnen, daß Towers eine Menge Geld bei sich trug. Abgerissen aussehen, kein zu gutes Pferd reiten und die Leute bluffen.

      Den Mann, den er am Feuer traf, hat er auch geblufft.

      Zu gut, denkt Slade Towers und stiert auf die Zeitung. Du großer Geist, das ist er, das ist Lowman, niemand sonst. Da steht es schwarz auf weiß: Pferde gestohlen, einen Store ausgeraubt. Zum Teufel, das ist Harry Lowman. Und wo steckt er nun?

      Towers steht auf, wischt sich über das feiste Gesicht und geht zu seinem Schrank. Dort nimmt er eine Flasche heraus, gießt sich ein Glas randvoll und trinkt es hastig leer. Doch auch danach wird ihm nicht besser. Gewiß, weder das Pferd noch das Maultier stehen in seinem Stall. Beide Tiere sind längst verkauft.

      »Verdammt, verdammt!« sagt Towers stockheiser. »Ich habe ihn nur bluffen wollen. Er sollte glauben, ich sei ein armer Kerl, der Geld brauchte. Ich dachte – nimm ihm seine siebenhundert Dollar ab, laß ihn zurück, der Bursche ist dir unheimlich. Wie er dich angesehen hat, Slade, was? Als wenn er genau wußte, daß ich mich verstellte und mehr Geld in der Tasche hatte als er. Da befiel mich ganz einfach Angst, daß er mich umbringen würde. Ich hielt ihn für einen kleinen, billigen Halunken, der einen für zehn Dollar totschlagen würde. Du großer Geist, wenn der mich sucht?«

      Der Gedanke läßt ihn noch einmal zur Flasche greifen. Er trinkt hastig, kaut den Whisky buchstäblich, dann denkt er an seine Gerissenheit, die ihn immer und überall durchgebracht hat. Diesmal, das fürchtet er, kann sie ihm nicht helfen. Er greift wieder zur Zeitung und liest die Sache über

      Lowman noch einmal. Sie wissen also nicht, wie Lowman aussieht, sie kennen seinen Namen nicht?

      »Das ist es«, murmelt Towers heiser. »Den Namen, keine genaue Beschreibung. Der Kerl wechselt einfach seine Kleidung, und schon erkennt ihn keiner mehr. Wenn ich ihnen seine Beschreibung gebe, he?«

      Er spielt einen Moment mit dem Gedanken, dann verwirft er ihn wieder. Wenn er das macht, dann wird Lowman reden. Der Kerl wird alles abstreiten. Und beweisen wird man ihm kaum etwas können. Kommt er aber danach heraus, dann wird es gefährlich.

      »Dann bin ich so gut wie sicher tot!« stellt Towers ächzend fest. »Ich muß mir etwas einfallen lassen. Verdammte Geschichte, wenn er hier auftaucht und findet mich?«

      Er lauscht, Schritte auf der Treppe, jemand kommt leise hoch. Plötzlich beginnt Towers zu frieren. Wenn es Lowman ist, wenn der Bursche schon in der Stadt ist?

      Towers greift unter den Rock. Die Schritte sind verstummt, alles ist still im Flur. Nur von unten her dringt Gelächter herauf. In der Hand von Towers liegt der Revolver. Er spannt den Hammer, richtet den Lauf auf die Tür und hält den Atem an.

      Unten in seinem Saloon lachen sie. Sie lachen. Und er hat eine greuliche Angst.

      Da sind die Schritte wieder, sie nähern sich langsam und leise der Tür.

      Harry Lowman kommt. Lowman vergißt sicher nicht, daß er am Feuer niedergeschlagen und ausgeraubt worden ist. Die Schritte halten vor der Tür an. Towers bricht der kalte Angstschweiß aus. Es klopft an der Tür.

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