G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner страница 50

G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

Скачать книгу

daß die Rinder nicht an dieser Flanke aus dem Tal rennen. Der Boden scheint zu schwanken, die Erde dröhnt und bebt unter achttausend Hufen. Eine immer dichter werdende Staubfahne wallt aus dem Tal hoch und legt sich wie ein Grau­schleier auf die Hänge.

      »Sie rennen gegen den Damm an!« brüllt Ferguson. »Londsdale, sie rasen in das Staubecken und brechen sich die Hälse. Zum Damm, Mann, schnell!«

      Im gleichen Augenblick faucht der Blitz über sie hinweg. Zweimal kracht es ohrenbetäubend hinter der davonrasenden Herde.

      Das ist die Hölle.

      Obwohl kaum anderthalb Minuten vergangen sein mögen, ist die Herde schon in voller Stampede. In das Dröhnen und Trommeln der Hufe mischen­ sich markerschütternde Schreie. Zwei, drei Dutzend Rinder sind beim Anrennen gegen den Zaun gestürzt. Andere wälzen sich nun über sie hinweg. Keine achtzig Yards weiter ist der obere Staudamm, ein steil aufragender Erdwall, gespickt mit hervorstehenden spitzen Steinen. Dahinter geht es in die Tiefe.

      Londsdale und Ferguson jagen auf den Damm zu, um eine Katastrophe zu verhindern. Sie wissen beide zu gut, daß sich die Stiere hinter dem Steilabfall die Hälse brechen werden. Die Herde kommt, jagt donnernd links am Damm vorbei und drängt jetzt in breiter Bahn auf die Weidehütte zu.

      Während Ferguson feuert und die Rinder wenigstens dem tödlichen Steilabhang des Dammes ausweichen, brüllt Londsdale voller Furcht: »Sie rennen die Hütte um, sie rasen genau gegen die Hütte an! He, wo sind die anderen?«

      Wo sind seine Partner?

      *

      Die Hütte bebt unter den vier wilden, brüllenden Schlägen, die die Nachtstille jäh zerreißen. Das eine Fenster klirrt, als wolle es fast zerbrechen.

      Mit einem Schrei fährt Pablo, einer der Ranchhelps, hoch. Als er von der oberen Pritsche springt, landet er auf dem wild fluchenden Dexter Lane. Der wird wuchtig und unvorbereitet zu Boden gedrückt. Pablo wälzt sich herum und stößt mit den Beinen gegen den Ofen. Der schwankt, das Rohr löst sich aus der Wand und fällt polternd über den Tisch. Die dabei mitgerissene Lampe kollert Lemmy Lane zwischen die Beine und läßt den knicknasigen Burschen wütend losschreien.

      In der Hütte ist der Teufel los. Sie brauchen zwanzig Sekunden, ehe sie die Tür aufstoßen. Thorpe, der vierte Mann, wirft sich hinaus. Er sieht irgendwo links und rechts einige Schüsse aufblitzen. Unter ihm tobt die Herde. Ihre dunkle Masse wälzt sich direkt auf den Zaun zu.

      »Raus!« krächzt Dexter Lane hinter Thorpe. »Verflucht, geh doch von mir runter, du Idiot! Was kriecht der Kerl hier herum? Lemmy, raus hier, los!«

      Lemmy hat den Fall über das verdammte Ofenrohr gerade hinter sich. Er sucht irgendwo nach einem Halt, erwischt die Bank und reißt sie um. Jetzt liegen ihre Waffen am Boden.

      »Pablo, schnell!«

      Pablo ist der zweite Mann, der aus der Tür hetzt. Er hat keine Stiefel an, stürzt ins Freie und erkennt die Situation auf Anhieb.

      »Zum Corral!« ruft er heiser. »Schnell, Thorpe, die Pferde nehmen!«

      Er reißt seinen Sattel vom Haken an der Außenwand und stürmt auf den Corral zu. Dort jagen die Pferde im Kreis herum. Ehe Thorpe und Pab­lo das Gatter erreichen, kippt es bereits um. Über die umfallenden Latten hinweg rasen die ersten zwei Pferde hinaus.

      »Halt, brrr!« brüllt Thorpe und reißt die Arme hoch, springt den Pferden in den Weg. »Halt, halt, zurück!«

      Im nächsten Moment bringt ihn nur noch ein schneller Sprung zur Seite aus der Bahn des herausstürmenden Pferdes. Hinter Thorpe aber ist Lemmy Lane herangekommen. Er sieht noch, wie Thorpe zur Seite hechtet. Dann kommt der Gaul auch schon und rammt Lane, ehe er abducken oder wegspringen kann, schleudert ihn im Bogen rücklings weg.

      Lemmy Lane fällt seinem Bruder Dexter genau vor die Stiefel. Dann schreit er gellend los. Sein linker Arm bricht, als Lane über einen Stein geschleudert wird. Wimmernd rollt sich der Revolverschießer herum.

      »Dexter!«

      »Die Pferde«, sagt Dexter Lane verstört und sieht, wie es Pablo gelingt, einem Gaul an die Trense zu springen und das Pferd zu halten. »Sie gehen durch. Haltet unsere Pferde…«

      Er stürzt vergeblich auf den Corral zu. Dort hat es jetzt auch Thorpe geschafft. Ihm gelingt es jedoch nicht mehr, den Sattel auf den Gaul zu werfen. So schwingt er sich auf den Pferderücken, drückt die Hacken ins Fell und jagt hinter Pablo her aus dem leeren Corral. Die anderen Pferde sind auf und davon, ehe die Lanes eines erwischen können.

      »Dexter!« kreischt Lemmy schrill vor Schmerz und torkelt auf seinen Bruder zu. »Dexter, mein Arm. Mein Arm ist gebrochen.«

      Dexter Lane fährt herum. Obwohl Lemmy nur sechs Schritt von ihm entfernt ist, geht sein Geschrei im Brüllen der Rinder unter. Zur gleichen Sekunde stieben die ersten Rinder auch schon den Hang hoch, genau auf die Hütte zu.

      Entsetzt sieht sich Dexter Lane das an. Dann zerrt er Lemmy mit an die Bäume. Seine Stimme überschlägt sich, als er die Stiere heranrasen sieht. Sie sind keine fünfzig Yards mehr entfernt. Zehn Yards aber sind es noch bis zu den Bäumen.

      »Lauf!« schreit Dexter seinen Bruder an »Lauf doch! Sie trampeln uns tot, sie rennen uns nieder. Auf den Baum, schnell, Lemmy.«

      Der brüllt vor Furcht, kann die linke Hand nicht gebrauchen. Mit der Rechten greift er nach dem untersten Ast und kreischt: »Schieb doch, Dexter, los!«

      Dexter Lane wuchtet seinen jammernden Bruder hoch. Der zieht sich heulend auf den Ast, erreicht den nächsten, will höher, als er abrutscht und herunterfällt. Im gleichen Augenblick sind auch schon die ersten Stiere da. Lemmy rollt sich in Todesangst hinter den Baumstamm und sieht, wie Dexter von einem Stier gerammt wird. Dexter fliegt im Bogen davon und glaubt, daß ihm der Stoß alle Rippen gebrochen hat. Nach Luft ringend, kommt Dexter hoch. Jetzt kümmert er sich nicht mehr um seinen brüllenden Bruder. An Lemmy vorbei springt er an den Baum und zieht sich höher. Durch ihr Gebrüll dringt Lemmys schrille, durchdringende Stimme zu Dexter hoch, der sich vor Schmerz krümmt und sich kaum halten kann.

      »Hilf mir, Dexter, hilf mir doch! Zieh mich hoch! Zieh mich hoch, Dexter!«

      »Ich kann nicht«, stöhnt Dexter über ihm. »Wirf dich hinter den Baum, bleib am Stamm liegen, Lemmy.«

      »Du Hund, du verdammter Kerl, du läßt mich unter die Hufe kommen, du läßt deinen Bruder im Stich.«

      Dann schweigt er, weil eine ganze Ladung Sand in seinem Mund landet. Der Staub überschüttet ihn, er bekommt kaum noch Luft und preßt sich eng an den Baumstamm. An ihm vorbei huschen Schatten. Das Dröhnen und Trommeln, das Brüllen und Schreien macht ihn taub. Lemmy Lane liegt und glaubt, daß die Welt untergeht. Der Boden bebt. Ein Stier kracht gegen den Baum. Dann keilt er mit den Hufen aus und tritt Lemmy in die Rippen. Der wimmert nur noch, bis der Staub ihm die Nasenlöcher zusetzt und er kaum noch atmen kann. Schmerz wütet in Lemmy Lanes Seite. Er liegt und sieht kaum noch etwas.

      Über ihm ist Dexter, der höllische Schmerzen im Rücken hat. Zweimal noch krachen Stiere gegen den Baum, bilden ein Hindernis, hinter dem Lemmy Lane liegt. Durch den Staub dringt das Bersten von Holz. Die Hütte bricht im Ansturm der Rinder zusammen.

      Irgendwann ist es vorbei. Einzelne Schüsse peitschen südlich der beiden Lanes durch die Nacht. Die Staubwolke senkt sich langsam. In der Ferne verliert sich das

Скачать книгу