Tagebuch einer Verführung. Alexandre Legrand

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Tagebuch einer Verführung - Alexandre Legrand Muschelbücher

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Jetzt stehender Mensch ist und nicht einem Tick nachläuft.”

      „Wenn ich aber, trotzdem’ nicht ticke? Wenn ich trotz meiner Bücher sehr lebendig und froh und vernünftig bin?”

      „Dann ist wahrscheinlich ein Wunder geschehen”, sagte das Mädchen und atmete wieder tief durch.

      Es war genau 21.00 Uhr, als die Bücher ihren Platz hatten. Fränki Clifford hatte sogar gewagt, die strenge Anordnung zu durchbrechen und der Dank war, daß sie von Jerry mehrmals wohlwollend angelächelt wurde.

      „Nun haben wir aber einen guten Schluck verdient”, sagte er und holte aus dem Kühlschrank den Sekt. „Ich bin ein Freund von Trinksprüchen”, witzelte er, „es mag an meinem Hobby liegen.”

      „Was, Sie haben sogar noch ein Hobby?”

      Er nickte. „Es kann sein”, sagte er grübelnd, „daß ich es Ihnen nie zeige, es kann aber auch sein, daß Sie es erfahren, wenn wir uns heute Gute Nacht sagen.”

      „Und wenn ich es schon jetzt wissen möchte?” „Dann sage ich Ihnen erneut und präzise, daß ich es Ihnen vielleicht nie, vielleicht aber schon um 22.00 Uhr sage.”

      „Und an was hängt das vielleicht’?”

      „Bitte, lassen Sie mir Zeit, Sie erfahren es früh genug.”

      Der Sekt schmeckte, löste die immer noch etwas zwischen ihnen liegende Verkrampfung. Es war über 21.30 Uhr, als die Flasche leer war und sie erst begannen, warm zu werden.

      „Trinken wir noch ein Glas?” fragte Jerry.

      „Die Flasche ist doch schon leer?”

      „Im Kühlschrank liegt noch eine zweite.”

      „Ob ich aber dann noch nachhause finde?”

      „Ich zeige Ihnen gerne den Weg”, frotzelte Jerry.

      Es war wenige Minuten nach 22.00 Uhr, als sie noch bei der zweiten Flasche saßen. Sie lachten, erzählten sich dies und das. Fränki berichtete von ihrer ersten, großen Liebe und Jerry berichtete, daß er schon einmal verlobt gewesen war, Irene beinahe geheiratet hätte, wenn …

      „Wenn?”

      „Wir paßten nicht zusammen. Eine Ehe wäre zum Fiasko geworden.”

      „Wieso?”

      „Irene war ein Stadtmensch und ich liebe die Natur. Es war für sie meist ein riesiges Opfer, mit mir in die Berge zu wandern. Lieber hockte sie ganze Abende in Bars herum. Und so zog ich einen Schlußstrich.”

      „Sie können also auch hart sein?”

      „Hatten Sie von mir einen besseren Eindruck?” „Ja und nein.”

      „Das verstehe ich nicht.”

      „Sie erwecken den Anschein, als wenn Sie tolerant und fair sein könnten.”

      „Das bin ich auch.”

      „Warum dann diese Härte, nur weil dieses Mädchen die Berge und das Herumklettern nicht liebte?”

      „Gegenfrage: Was ist Ihnen lieber: am Wochenende eine interessante Autofahrt in die Berge – oder ein Tanzlokal, in dem man nach den ewiggleichen Schnulzen hüpft?”

      „Natürlich die Autofahrt.”

      „Also Berge und Seen, fremde Länder und interessante Menschen. Wenn Sie nun einen Freund hätten, der mit Ihnen immer wieder und wieder in ein Bumslokal ging und meint, daß er hier alles Glück auf dieser Erde findet …?”

      „Dann würde ich ihn bald sausen lassen”, sagte sie energisch.

      „Das machte ich auch. Wir sind uns also einig, daß ein weiterer Kontakt bald sinnlos geworden wäre.” Die zweite Flasche war noch immer nicht ganz leer, als Jerry erneut feststellte, daß Fränki entzückende Brüste hatte.

      „Warum sehen Sie mich so eigenartig an?” fragte das Mädchen.

      „Ich verweigere die Aussage”, lächelte Jerry zurück. „Warum?”

      „Weil man nie alles sagen soll, was man denkt, aber immer wissen soll, was man sagte.”

      „Orakeln Sie nicht, das waren Floskeln und diese bin ich überdrüssig. Ich möchte einen echten, einen ehrlichen Nachbarn haben und keinen Phrasenheini.”

      „Und ich möchte eine Nachbarin haben, die lieb und nett ist. Das sind Sie auch, aber Sie sollen nicht zu jedem Mann lieb und nett sein.”

      „Bin ich denn zu jedem nett?”

      „Ja.”

      „Ich werde verrückt. Sie sind der Erste, der mir solche Dinge sagt.”

      „Und das – bitte sehen Sie auch das – in nachbarlicher Verbundenheit und Güte.”

      „Sprechen Sie schon.”

      „Ihr Pulli ist zu dünn und Ihre Brüste sind zu hübsch. Das reizt jeden Mann. Dann haben Sie sehr schöne Beine. Der knappe Rock enthüllt sie so, daß jeder Playboy Ihnen sofort den Hof machen muß. Sie sollten aber kein Mädchen sein, das mit jedem geht, das jedem optisch die Brüste und den Schoß anbietet.”

      „Ich hätte jetzt eine Antwort, die Sie verblüffen würde, aber zur Strafe spreche ich sie nicht aus.” Jerry lächelte. „Und so strafen wir uns jeden Abend irgendwie, weil keiner das sagt, was er denkt. Sie sind gegen Floskeln, zwingen sie jedoch einem geradezu auf.”

      Gedankenverloren trank Fränki das soeben neu gefüllte Glas aus. Lag es an dem Sekt oder an dem Gespräch, daß ihr Herz irgendwie stark klopfte und ihre Sinne auf einmal so aufgewühlt waren?

      „Sehe ich denn so verführerisch aus?” fragte sie.

      „Ja”, antwortete Jerry und seine Augen glänzten.

      „Wenn Sie unter diesem dünnen Hemdchen – oder ist es wirklich ein Pulli? – ohne Büstenhalter gehen, wird jeder gesunde Mann sofort einige Wünsche haben.”

      „Welche?”

      „Fränki, bitte, jetzt sprechen Sie in Floskeln. Wollten wir nicht jegliche Phrase meiden?”

      „Ich fragte, welche Wünsche?” sagte sie zäh, eigensinnig.

      „Sie sind doch zweiundzwanzig?”

      Ja.”

      „Dann müssen Sie wissen, daß die Brüste eines Mädchens, wenn sie nur einigermaßen hübsch sind, zu jenen Geschlechtsmerkmalen gehören, die einen Mann fast magnetisch anziehen.”

      „Ziehe auch ich Sie an?”

      „Fränki!”

      „Ich fragte Sie etwas.”

      „Um

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