Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra Staffel

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      »Ich will Jean Pierre nicht an mich binden, lieber Dr. Behnisch. Ich mag ihn, aber mehr ist da nicht. Und ich wollte Sie auch noch etwas anderes fragen, wenn ich darf.«

      »Ich bin ganz Ohr.«

      »Es geht da um eine gewisse Sonja Keller, die behauptet, von Leon einen Sohn zu haben. Die Affäre war vor unserer Heirat, aber wir hegen Zweifel, daß Leon der Vater ist. Was kann man tun, um Klarheit zu schaffen?«

      »Beweise verlangen, das Gericht einschalten. Aber das sollten Sie wirklich den direkten Betroffenen überlassen.«

      »Sie schlug mir vor, gemeinsam gegen den Baron vorzugehen.«

      »Ganz schön frech! Sie waren ja Leons Frau, und Ihre Tochter ist ehelich geboren.«

      »Und auch unverkennbar seine Tochter. Sie hat sogar sein Muttermal geerbt. Es ist sogar an der gleichen Stelle, nämlich am rechten Oberarm.«

      »Vielleicht sollte man da von einem Vatermal reden«, sagte Dr. Behnisch. »Herr Morrell hat nämlich auch eines. Es wurde sehr beachtet, weil sich bei Krebserkrankungen solche Male verändern.«

      Cordula setzte der Herzschlag aus. »Mein Gott«, flüsterte sie, »dann wäre er ja Noras Großvater!«

      »Eine logische Schlußfolgerung«, sagte Dr. Behnisch.

      »An die ich momentan nicht gedacht habe. Aber wenn das alles herauskommt…«

      »Nora braucht es nicht zu erfahren«, erklärte Dr. Behnisch rasch.

      »Aber Hanno, sein Vater… irgendwie tun mir die beiden leid.«

      »Es mag sein, daß auch Herr Morrell Mitgefühl verdient. Vielleicht hat er nie erfahren, daß er noch einen Sohn hat.«

      Cordula legte die Hände vor ihr Gesicht. Ihre Augen brannten, füllten sich mit Tränen.

      »Ich bin ganz benommen«, flüsterte sie. »Es ist ein Drama.«

      »Aber zwei Hauptpersonen leben nicht mehr«, warf Dr. Behnisch ein.

      »Ich frage mich nur, wie eine Frau so überhaupt leben kann«, flüsterte Cordula.

      *

      Cordula war heimgefahren, Jean Pierre war immer noch bei seinem Vater. Viel hatte der Ältere noch nicht gesprochen, aber Jean Pierre war zufrieden, daß er überhaupt mit ihm reden konnte. Freilich drehten sich Jean Claudes Gedanken hauptsächlich um anstehende geschäftliche Dinge.

      »Du brauchst dir wirklich keine Gedanken zu machen, Papa«, sagte Jean Pierre, »ich weiß über alles Bescheid. Sag mir lieber, warum du ausgerechnet zur Behnisch-Klinik wolltest.«

      »Sie ist gut, hat den besten Ruf. Mir war so übel.« Seine Lider hatten sich gesenkt, sein Gesicht war verschlossen. »Sie ist hier gestorben«, murmelte er.

      »Wer?« fragte Jean Pierre.

      »Henriette. Ich wollte mit dir darüber reden, aber ich bin so müde. Sie hat mir kein Glück gebracht, ich habe sie auch nicht geliebt. Ich habe nur deine Mutter geliebt, Jean Pierre, glaube es mir. Ich werde glücklich sein, wenn ich mit ihr vereint bin, mit meiner Angelique. Ich wünsche dir eine solche Frau, mein Sohn. Ich weiß, daß du ein guter Sohn bist.«

      Jean Pierre hielt den Atem an. Was ist nur mit Papa, dachte er, so hat er doch nie geredet! Phantasiert er? Er bekam Angst und läutete nach dem Arzt.

      Dr. Hansen kam, und ihm nach gleich Schwester Anne mit dem Medikamentenwagen.

      »Ihr Vater bekommt jetzt wieder eine Infusion, Herr Morrell«, sagte Dr. Hansen, »er wird dann schlafen.«

      »Weiß er, was er redet?« fragte Jean Pierre leise.

      »Das kann man so genau nicht sagen. Er wechselt zwischen Traum und Wirklichkeit«, erwiderte Dr. Hansen. »Jetzt gleitet er schon in den Schlaf zurück.«

      »Wie krank ist er?«

      »Darüber wird der Chefarzt mit Ihnen sprechen, Herr Morrell«, erwiderte Dr. Hansen. »Sie können schon zu ihm gehen.«

      Was Jean Pierre dann hören mußte, ließ ihn erstarren. Der Boden schwankte unter seinen Füßen, und graue Nebelschwaden wallten vor seinen Augen.

      »Wußten Sie nicht, daß Ihr Vater sehr krank ist?« fragte Dr. Behnisch.

      »Ich wollte es nicht glauben… und er hat es weggeredet. Mit der Bauchspeicheldrüse sei etwas nicht in Ordnung, und mit den Knochen hätte er Schwierigkeiten.«

      »Das sind schon Nebensymptome. Es ist Magenkrebs, das steht einwandfrei fest nach allen Untersuchungen.«

      »Aber man kann doch operieren«, murmelte Jean Pierre.

      »In diesem Stadium nicht mehr. Es ist ohnehin sehr erstaunlich, wie er seine Umgebung so lange täuschen konnte. Er hat jedoch ein recht starkes Herz. Ich muß Ihnen diese Wahrheit sagen, da ja sehr viel auf Ihren Schultern lasten wird, Herr Morrell. Leicht fällt es mir gewiß nicht, Angehörigen solche Tatsachen mitzuteilen, aber Ihr Vater scheint es zumindest zu ahnen, daß seine Zeit begrenzt ist. Und wenn es Ihnen ein kleiner Trost sein kann, dann sollten Sie ihm einen schnellen Tod vergönnen.«

      »Wird er jetzt nicht mehr aufwachen?« fragte Jean Pierre beklommen.

      »O doch, es bleibt ihm schon noch eine Zeit, aber wenn es noch etwas Wichtiges zu regeln oder zu erörtern gibt, müßten Sie diese nützen.«

      Jean Pierre blickte erst sekundenlang zu Boden, dann aber sah er den Arzt voll an. »Ja, das werde ich tun«, erwiderte er tonlos. »Ich komme morgen vormittag. Sollte etwas sein, rufen Sie mich bitte an. Ich hinterlasse die Telefonnummer.«

      *

      Cordula dachte daran, daß Jean Claude Morrell Krebs hatte, genau wie Henriette, als sie sich von einem Taxi nach Hause fahren ließ. Und auch er war in der Behnisch-Klinik gelandet. So konnte das Schicksal spielen.

      Indessen sprach Jean Pierre mit Dr. Behnisch, der sehr deutlich spürte, wie nahe diesem jungen Mann das Leiden des Vaters ging.

      »Aber es gibt etwas, was ich sehr gern mit Ihnen unter vier Augen erörtern würde, Herr Dr. Behnisch, wenn ich Sie um vollste Diskretion bitten darf.«

      »Das ist selbstverständlich, Herr Morrell.«

      »Es geht dabei um Henriette von Ahlen. Ich weiß, daß sie Henriette hieß und eine geborene von Aurelius ist, wie meine Mutter übrigens auch, die eine Kusine von der Baronin war. Allerdings wurde diese Verwandtschaft nie erwähnt, da mein Großvater mit der deutschen Verwandtschaft nichts zu tun haben wollte. Er war Franzose aus Überzeugung, nachdem er eine Französin geheiratet hatte. So erzählte es mir meine Mutter. Mein Vater hat sie sehr geliebt. Er sprach vorhin davon. Er sprach aber auch von Henriette, und mir geht schon seit einiger Zeit vieles durch den Sinn, das ich nicht in einem Zusammenhang bekomme. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, Herr Dr. Behnisch.«

      »Was wollen Sie wissen?« fragte der Arzt.

      »Cordula war mit Leon von Ahlen verheiratet. Sie werden ihn kennengelernt

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