Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra Staffel

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selbst gar nicht begreifen konnte, was ein fremder Zwang ihm in den Mund zu legen schien: »Ich denke, du bist erst vier Jahre?«

      »Bin ich auch, was denkst du? Weil ich telefonieren kann? Das kann ich schon lange. Ich habe mich auch mit Nora gemeldet, aber ich muß ja immer Mohl sagen, wenn ich auch Ahlen heiße. Stimmt’s?«

      »Und warum mußt du dich mit Mohl melden?« fragte er rauh.

      »Weil Mami es so will, und weil meistens nur geschäftliche Anrufe kommen. Weißt du das auch nicht? Meine Mami hat nämlich viel zu tun. Ist eigentlich Hanno zu Hause? Ich würde ihn sehr gern sprechen.«

      »Er ist leider nicht zu Hause«, erwiderte er da doch tatsächlich. »Aber ich würde gern deine Mami sprechen.«

      »Sie ist leider noch nicht da, aber ich kann ja ausrichten, daß sie zurückruft, wenn es recht ist. Meinen Opi willst du wohl nicht sprechen, Großvater von Ahlen?«

      Doch da stand Hans schon in der Terrassentür, und ihm stockte der Atem.

      Nora nahm seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis, sondern fuhr gerade fort:

      »Gut, dann sage ich Mami, daß du später noch mal anrufst. Inzwischen kannst du Hanno schöne Grüße von mir bestellen. Ich mag ihn gern, und vielleicht mag ich dich auch, wenn ich dich kennenlerne. Okay?«

      »Okay«, erwiderte er unwillkürlich, und dann zitterte seine Hand so stark, daß der Hörer fast von selbst auf die Gabel fiel. Er starrte vor sich hin, legte die Arme auf den Schreibtisch und die Stirn auf seine Hände.

      Momentan war alles wie ein Traum für ihn, zu unwirklich, um alles begreifen zu können. Aber die zarte Kinderstimme, so unbekümmert und ohne Hemmungen, klang in seinen Ohren fort. Es war wie ein Wunder, das ihn verzauberte, ein Wunder, wie er es noch nie im Leben erlebt hatte.

      Er hörte nicht, daß die Tür leise geöffnet wurde, dann aber vernahm er Hannos Stimme, der besorgt fragte, ob ihm etwas fehle.

      Er richtete sich langsam auf. »Ich habe eben mit meiner Enkeltochter telefoniert«, sagte er schleppend. »Ich soll dich grüßen, und sie mag dich, Hanno.«

      Hanno sah seinen Vater fassungsLos an. Er brachte kein Wort über die Lippen.

      »Ich will sie kennenlernen, vielleicht mag sie mich auch«, sagte Johann da gedankenverloren. »Ja, vielleicht kann sie mich dann auch mögen. Was ist das für ein Kind!«

      »Ein bezauberndes Kind, Vater«, erwiderte Hanno.

      »Ein Wunder, ein lebendiges Wunder«, murmelte Johann von Ahlen. »Daß es so etwas gibt.«

      »Sie hat auch eine wundervolle Mutter, Vater«, erwiderte Hanno verhalten. »Es macht mich froh, daß du sie kennenlernen willst.«

      »Wirst du es arrangieren?«

      »Ja, das werde ich tun«, versprach Hanno.

      *

      Cordula war völlig konsterniert, als Nora ihr frisch von der Leber weg erzählte, daß sie mit dem Großvater telefoniert hatte. »Mit dem von Ahlen«, erklärte sie pfiffig, »er wollte eigentlich dich sprechen, aber wir haben uns dann ganz gut unterhalten. Er ruft dich noch mal an. Und er hat okay gesagt.«

      »Wozu?« fragte Cordula fassungslos.

      »Daß wir uns mal kennenlernen. Er war wirklich ganz nett, wenn seine Stimme auch nicht so lieb ist wie die von Hanno. Aber er hat ja auch zum ersten Mal mit mir geredet, und wir müssen uns auch erst mal beschnuppern.«

      »Das ist ein Kind!« stöhnte Cordula, als sie mit ihrem Vater sprach. »Was soll ich nun bloß machen? Wie soll ich mich verhalten?«

      »Vielleicht schafft sie, was dir nicht beschieden war, nämlich diesen eigensinnigen Despoten umzuprogrammieren. Mich hat es fast umgeworfen, wie sie mit ihm geredet hat. Dabei habe ich nur den Schluß mitbekommen. Und vielleicht ist das auch erst möglich nach dem Tode seiner bigotten Frau.«

      »Wie kommst du auf bigott?«

      »Das ist doch vornehm ausgedrückt… und man kann es verschieden deuten. Jedenfalls bin ich nach allem, was ich jetzt weiß, überzeugt, daß sie scheinheilig war, die treue, devote Ehefrau spielte… dabei aber eine zweifelhafte Vergangenheit hatte!«

      »Sag das doch nicht gleich so hart, Paps.«

      »Wie soll man es sonst nennen? Sie hat sich doch nicht zu ihrer ersten und angeblich großen Liebe bekannt. Und eine Frau, die ihrem Ehemann das Kind eines andern unterjubelt…«

      »Woher nimmst du die Gewißheit, Paps?« fragte Cordula.

      »Wir haben doch darüber geredet, und ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen, zudem mit allem kombiniert, was mir Leon erzählt hat.«

      »Was hat er dir erzählt?«

      »Was in der Ehe seiner Eltern alles nicht stimmt. Er war in sich zerrissen, Cordula, deshalb hat er gar keine intensive Beziehung zu einer Frau aufbauen können. Er hat seine Mutter verachtet.«

      »Warum hast du nie mit mir darüber gesprochen?«

      »Weil er doch für dich sowieso ein Buch mit sieben Siegeln war.«

      »So kann man es nicht nennen, Paps. Ich wußte einfach nicht, was bei ihm echt oder falsch ist. Warum hat er nie mit mir geredet, Paps, so wie mit dir?«

      »Weil er zu Frauen eine besondere Einstellung hatte… eben durch die Beziehung zu seiner Mutter. Er hat mir gesagt, daß er alles nur deshalb von ihr bekam, weil er keine Fragen stellen sollte.«

      »Was für Fragen?«

      »Bezüglich der Ehe seiner Eltern. Er hat mich gefragt, wie es bei uns war. Einen Glorienschein konnte ich ja wahrhaftig nicht um mein Haupt legen, aber ich konnte wenigstens mit dir offen sprechen. Das war bei Leon nicht möglich. Er sagte glatt, daß seine Eltern scheinheilig-verlogen wären. Deshalb gebrauchte ich auch das Wort bigott, das etwas dezenter ist.«

      »Er war doch auch nicht offen«, sagte Cordula mit einem Anflug von Bitterkeit.

      »Er war das Produkt dieses Familienlebens. Er hat keinen geliebt, seinen Vater nicht, seine Mutter nicht, und seinen Bruder auch nicht. Und jetzt haben wir die Erklärung: Er gehörte nicht in diese Familie, da bin ich ganz sicher.«

      »Aber seine Mutter hat ihn zur Welt gebracht«, beharrte Cordula.

      »Jedoch unter welchen Voraussetzungen? Voller Angst und Sorge, daß ihre Affäre mit allen Folgen bekannt würde, daß sie tatsächlich an den Pranger gestellt würde. Daß sie die einmalige Chance; die ihr die Ehe mit dem reichen Ahlen bot, nicht nutzen könnte. Sie muß schon ganz schön berechnend gewesen sein. Vielleicht hat Morrell das schnell herausgefunden, nachdem er mal kurz in sie verliebt war.«

      »Jedenfalls scheint Jean Pierre nicht sehr viel zu wissen«, erklärte Cordula. Dann erzählte sie ihrem Vater ausführlich, daß sie die Zeit mit Jean Pierre eigentlich nur in der Behnisch-Klinik verbracht hatte.

      »Ich habe auch mit Dr. Behnisch gesprochen. Er macht sich ebenfalls Gedanken wegen der Ähnlichkeit. Er war völlig verblüfft, als er Jean Pierre kennenlernte, das hat

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