Die Abenteuer des Huckleberry Finn. Mark Twain
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Bald rollt er sich wieder raus und springt, wild um sich blickend, auf die Füße, sieht mich und geht auf mich los. Dann macht er mit nem Klappmesser Jagd auf mich durch die ganze Hütte, nennt mich den Todesengel und droht, er will mich totstechen, dann könnt ich nicht mehr kommen und ihn holen. Und ich bettle und sag, ich bin doch bloß der Huck, aber er lacht nur solch ein furchtbar gellendes Lachen und tobt und flucht und hetzt mich immer weiter. Einmal, als ich mich geschwind umgedreht habe und unter seinem Arm durchgeschlüpft bin, schnappt er nach mir und erwischt mich an der Jacke zwischen den Schultern, und ich denk mir, jetzt ist es aus; aber blitzschnell schlüpf ich aus der Jacke raus und kann mich retten. Bald war er restlos erledigt, rutschte mit dem Rücken gegen die Tür auf den Boden und sagte, er wollt sich nen Moment ausruhn und mich dann umbringen. Er legte sein Messer unter sich und sagte, er wollt jetzt schlafen und Kraft sammeln, und dann wollt er doch mal sehn, wer da wer ist.
Bald ist er dann eingedöst. Nach ner Weile nahm ich den alten Korbstuhl, stieg so sachte wie möglich rauf, um keinen Lärm zu machen, und holte die Flinte runter. Ich schob den Ladestock rein, um sicherzugehn, dass sie auch geladen war, und dann legte ich die Flinte auf Pap zielend quer übers Rübenfass und setzte mich dahinter, um zu warten, bis er sich rührte. Und wie langsam und leise ist die Zeit dahingeschlichen!
Kapitel 7
Ich überliste Pap und fliehe
»Steh auf! Was soll das?«
Ich machte die Augen auf, sah mich um und versuchte rauszufinden, wo ich war. Die Sonne war schon heraus, ich hatte also tief geschlafen. Pap stand über mir und sah mürrisch aus – und schlecht auch. Er sagt:
»Was machsten du mit der Flinte da?«
Ich hab gemerkt, dass er nichts mehr davon wusste, was er gemacht hatte, und so sag ich:
»Jemand hat versucht, hier reinzukommen, darum hab ich mich auf die Lauer gelegt.«
»Wieso hast du mich nich geweckt?«
»Ich hab’s versucht, aber es ging nicht; hab dich nicht wach gekriegt.«
»Na schön. Aber steh jetzt nich den ganzen Tag rum und quassel – raus mit dir und sieh nach, ob ’n Fisch fürs Frühstück an der Leine hängt. Ich bin gleich wieder da.«
Er schloss die Tür auf, und ich hab mich verdrückt, das Flussufer rauf. Ich sah ein paar Äste und lauter so Zeug flussab treiben, auch ein bisschen Baumrinde; und von daher wusste ich, dass der Fluss zu steigen anfing. Ich dacht mir, dass jetzt ne schöne Zeit für mich käm, wenn ich im Dorf drüben wär. Das Junihochwasser war immer ein Glück für mich; sobald der Fluss ansteigt, kommt hier Klafterholz angetrieben, und auch ganze Floßstücke – manchmal ein Dutzend Baumstämme auf einmal; man braucht sie bloß rausfischen und an die Holzlager und die Sägemühle verkaufen.
Ich bin flussauf am Ufer lang und hab mit einem Auge nach Pap geschielt und mit dem andern nach irgendwas, was das Hochwasser vielleicht mitbrachte. Auf einmal kommt ein Kanu daher, und was für ein Prachtstück, gut dreizehn oder vierzehn Fuß lang und wie ne Ente hoch auf dem Wasser schwimmend. Und ich kopfüber wie ein Frosch ins Wasser, mit Kleidern und allem, und auf das Kanu zugeschwommen. Ich war fast sicher, dass da einer drinliegt, weil oft ein Kerl so die Leute narrt, und wenn man so ein Boot fast rausgezogen hat, springen die Kerle hoch und lachen einen aus. Aber diesmal war’s nicht so. Es war ziemlich sicher ein abgedriftetes Kanu, und ich bin reingeklettert und ans Ufer gerudert. Der Alte, denk ich, wird sich freuen, wenn er’s sieht – es ist gut seine zehn Dollar wert. Als ich ans Ufer kam, war Pap noch nicht in Sicht. Und wie ich das Kanu in eine kleine Bucht lenk, so ne Wasserrinne, ganz mit Kletterranken und Weiden zugehängt, kommt mir ne andre Idee: lieber versteck ich’s gut und, statt mich in den Wald zu verdrücken, wenn ich abhaue, fahr ich so fünfzehn Meilen flussab und kampier ein für allemal an einem Ort, und da wird’s mir dann nicht so dreckig gehn, wie wenn ich mich zu Fuß durchschlage.
Es war ziemlich nah bei der Hütte, und die ganze Zeit kam’s mir vor, wie wenn ich den Alten hörte; aber dann hatte ich das Kanu versteckt. Und ich dann nichts wie raus und um nen Weidenbusch gespäht, und da steht der Alte ein Stück weiter unten am Weg und legt mit der Flinte grad auf nen Vogel an. Er hatte also nichts gesehn.
Als er herkam, hab ich schwitzend ne stramme Angelleine rausgehoben. Er meckerte ein bisschen, weil ich so langsam war, aber ich hab ihm erzählt, ich war in den Fluss gefallen, deswegen hätt ich so lang gebraucht. Ich wusste, er würd merken, dass ich nass war, und da würd er sowieso nachbohren. Wir nahmen fünf Katzenwelse von den Leinen und gingen heim.
Als wir uns nach dem Frühstück hinlegten, um auszuschlafen – beide waren wir noch ziemlich matt –, hab ich mir überlegt, wenn ich irgendwie Pap und die Witwe davon abhalten kann, mich zu verfolgen, dann ist das bestimmt sichrer, wie wenn ich mich auf mein Glück verlasse, um weit genug von hier wegzukommen, bevor sie mich vermissen; es kann ja immer allerhand passieren. Also, zuerst ist mir ne Weile gar nichts eingefallen, aber auf einmal hat Pap sich kurz aufgestützt, um noch nen Riesenschluck Wasser zu trinken, und sagt:
»Wenn sich wieder mal einer hier rumtreibt, weckst du mich, klar? Der Kerl hatte nix Gutes im Sinn. Ich hätt ihn abgeknallt. Nächstes Mal weckst du mich, verstanden?«
Dann ließ er sich wieder fallen und schlief weiter – aber was er da gesagt hatte, hat mich genau auf die Idee gebracht, die ich suchte. Ich denk mir, jetzt kann ich’s so einrichten, dass keiner auf die Idee kommt, mich zu verfolgen.
So gegen zwölf sind wir aufgestanden und flussauf am Ufer lang. Der Fluss stieg jetzt ziemlich schnell, und ne Menge Treibholz schwamm auf den Fluten vorbei. Nach ner Weile kommt ein Floßstück an – neun fest verbundne Stämme. Wir sind mit dem Boot raus und bugsierten sie an Land. Dann aßen wir zu Mittag. Jeder andre als Pap hätte abgewartet und den ganzen Tag durchgehalten, um noch mehr rauszufischen. Aber das war nicht seine Art. Neun Stämme waren ihm genug für einmal; er musste gleich ins Dorf rüber und sie losschlagen. Und so hat er mich eingeschlossen, nahm das Boot und fuhr gegen halb vier mit dem Floß im Schlepptau los. Vermutlich würd er diese Nacht nicht mehr zurückkommen. Ich hab gewartet, bis er weit genug weg sein musste, und dann nichts wie raus mit der Säge und wieder an den Balken. Noch bevor er am andern Flussufer war, war ich aus dem Loch draußen; er und sein Floß waren grade noch ein Pünktchen weit drüben auf dem Wasser.
Ich nahm den Sack mit Maismehl und trug ihn zu meinem Kanuversteck, schob die Kletterranken und Äste beiseite und legte ihn in mein Kanu; dann machte ich dasselbe mit der Speckseite, dann mit dem Whiskykrug; ich nahm den ganzen Kaffee und Zucker, der da war, und alle Munition; ich nahm die Ladepfropfen; ich nahm den Eimer und die Kürbisflasche; ich nahm nen Schöpflöffel und ne Blechtasse, meine alte Säge und zwei Decken, die Pfanne und den Kaffeetopf. Ich hab die Angelleinen und Streichhölzer und noch andres Zeug genommen – alles, was auch nur einen Cent wert war. Ich hab den Laden ausgeräumt. Fehlte mir noch ne Axt, aber es war keine da, nur die beim Holzhaufen draußen, und ich wusste, warum ich die noch dalassen wollte. Ich holte die Flinte, und dann war ich fertig.
Ich hatte den Boden ganz schön plattgetreten beim Rauskriechen aus dem Loch und dem Rausschleppen von so viel Zeug. Also hab ich ihn, so gut’s ging, von außen wieder hergerichtet, indem ich Erde auf die Stelle streute, was den glatten Boden und das Sägmehl zudeckte. Dann hab ich das Balkenstück wieder eingesetzt, zwei Steine darunter gelegt und einen dagegengelehnt, um’s festzuhalten – der Balken war nämlich an der Stelle nach oben gebogen und hat den Boden nicht ganz berührt. Wenn man vier, fünf Fuß weit entfernt stand und nicht wusste, dass er abgesägt war, hätt man’s nicht mal geahnt; und außerdem war das die Rückwand von der Hütte, und es war nicht