Die Abenteuer des Huckleberry Finn. Mark Twain

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Die Abenteuer des Huckleberry Finn - Mark Twain Reclam Taschenbuch

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rübergepaddelt – ungefähr eine Viertelmeile. Ich bin in den Wald, hab mir ein Abendessen gekocht und hatte mich so gut wie entschlossen, die ganze Nacht auf der Seite zu bleiben, da hör ich auf einmal ein »planketti-plank, planketti-plank«, und ich sag mir, Pferde kommen; und dann hör ich Menschenstimmen. So schnell wie möglich hab ich alles ins Kanu geschafft und schlich dann durch den Wald, um zu sehn, was ich rausfinden konnte. Ich war noch nicht weit gekommen, da hör ich einen Mann sagen:

      »Am besten kampieren wir hier, wenn wir einen guten Platz finden; die Pferde sind ziemlich ausgelaugt. Sehn wir uns hier um.«

      Ich hab nicht mehr gewartet, sondern stieß gleich ab und paddelte sachte weg. Ich machte an der alten Stelle wieder fest und beschloss, im Kanu zu schlafen.

      Viel hab ich nicht geschlafen. Ich konnte irgendwie nicht, dauernd war ich am Nachdenken. Und jedesmal, wenn ich aufgewacht bin, kam mir’s vor, wie wenn mich einer am Genick packt. So hab ich gar nichts von meinem Schlaf gehabt. Irgendwann sag ich mir: so geht’s nicht weiter; ich muss ums Verrecken rausfinden, wer mit mir hier auf der Insel ist. Und gleich war’s mir auch wieder besser.

      So nahm ich mein Paddel, stieß das Kanu ein oder zwei Schritt vom Ufer ab und ließ es dann im Schatten flussab treiben. Der Mond schien jetzt, und außerhalb vom Schatten war es fast so hell wie am Tag. Gut ne Stunde trieb ich so vor mich hin, alles war totenstill und in tiefem Schlaf. Inzwischen war ich fast am untern Ende. Eine kühle Brise kam auf, die das Wasser leicht kräuselte, und das hieß soviel wie: die Nacht war bald um. Ich drehte mit dem Paddel bei und setzte das Kanu mit der Nase ans Ufer; dann nahm ich meine Flinte und schlich zum Waldrand. Ich hockte mich auf nen Baumstamm und hab durch die Blätter rausgespäht. Ich sah, wie der Mond grad seine Wache verließ und wie die Dunkelheit sich gleich auf den Fluss legte. Aber schon bald sah ich einen blassen Streifen über den Baumspitzen und wusste, dass es jetzt Tag wurde. Und so nahm ich meine Flinte und schlich zu der Stelle, wo ich auf das Lagerfeuer gestoßen war; alle ein, zwei Minuten blieb ich stehn und horchte. Aber irgendwie hatte ich kein Glück; ich fand, scheint’s, die Stelle nicht wieder. Aber auf einmal, todsicher, seh ich einen winzigen Feuerschein zwischen den Bäumen. Ganz vorsichtig und langsam geh ich hin. Und dann bin ich nah genug dran, um was sehn zu können – und da liegt ein Mann auf dem Boden. Bald hätt ich Panik gekriegt! Hat der um sein Kopf ne Decke gewickelt, und sein Kopf liegt beinahe im Feuer. Ich hock mich, so sechs Fuß von ihm weg, hinter einen Busch und lass ihn nicht aus den Augen. Inzwischen wird es immer heller. Nicht lange, da gähnt er und streckt sich und wirft die Decke weg – und es ist der Jim von Miss Watson! War ich froh, ihn zu sehn – jede Wette! Und ich spring raus und ruf:

      »Hallo, Jim!«

      Mit einem Satz ist er hoch und starrt mich wild an. Dann fällt er auf die Knie, faltet die Hände und bettelt:

      »Tu mir nix – bitte net! Hab noch nie keim Geist was Böses getan. Ich hab tote Leut immer leiden könne, un alls für se getan, was ich kann. Mach, dass de widder innen Fluss reinkommst, wo de hinghörst, un tu ’m alten Jim nix, wo immer dein Freund gwesn is.«

      Also, lang hab ich nicht gebraucht, um ihm klarzumachen, dass ich nicht tot war. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich war, Jim hier zu sehn. Jetzt war ich nicht mehr einsam. Ich hätt keine Angst, sagte ich ihm, dass er den Leuten erzählt, wo ich war. Und ich hab immer weitergeredet, aber er saß bloß da und hat mich angeschaut; er hat kein Ton rausgebracht. Dann sag ich:

      »’s ist jetzt heller Tag. Komm, wir machen uns ’n Frühstück. Mach mal dein Feuer richtig an!«

      »Für was ’n Feuer anmache, bloß für Erdbeeren un so ’n Zeug zum Kochen? Aber du hast da ne Flinte, hm? Na, dann könne wir was Bessres kriegn wie Erdbeeren.«

      »Erdbeeren und so ’n Zeug«, sag ich, »hast du von dem gelebt?«

      »Was andres hab ich net kriegt!«, sagt er.

      »Nanu, wie lang bisten schon auf der Insel, Jim?«

      »In dr Nacht bin ich komme, nachdem se dich tötet ham.«

      »Was – so lang bist du schon da?«

      »Ja-a, werklich.«

      »Und was andres als so ’n Mist haste nicht zu essen gekriegt?«

      »Nee, mein Lieber – sonst nix.«

      »Was – da musste ja fast verhungert sein!«

      »Ja, ich glaub, ich kann glatt ’n Gaul auffresse. Wirklich – das könnt ich. Wie lang bissen du aufer Insel?«

      »Seit der Nacht, wo man mich ermordet hat.«

      »Nee! Un von was hasten du glebt? Aber du has ne Flinte. Klar, du has ne Flinte. Das is gut. Also, schieß du irndwas, un ich mach Feuer.«

      Wir sind rüber, wo das Kanu lag, und während er an einer grasigen offnen Stelle zwischen den Bäumen ein Feuer machte, holte ich Mehl und Speck und Kaffee, den Kaffeetopf und die Bratpfanne, Zucker und Blechtassen – und der Nigger war ganz entgeistert, weil er glaubte, alles ist hergezaubert. Ich fing auch einen dicken Katzenwels, und Jim putzte ihn mit seinem Messer und hat ihn gebraten.

      Als das Frühstück fertig war, haben wir uns ins Gras gelümmelt und es siedend heiß gegessen. Jim hat reingeschlungen, soviel er konnte, er war fast am Verhungern gewesen. Als wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, ruhten wir uns aus und faulenzten.

      Nach ner Weile sagt Jim:

      »Hör mal, Huck, wer isses dann gewesn, wo se inner Hütte gemordet ham, wenn du’s net gwesn bist?«

      Da hab ich ihm die ganze Geschichte erzählt, und er fand’s schlau; nicht mal Tom Sawyer hätt sich nen bessern Plan ausdenken können! Dann sag ich:

      »Und wegen was bist du hierher gekommen, Jim, und wie hastes gemacht?«

      Er sah ziemlich verlegen aus, und ne Zeitlang hat er gar nichts gesagt. Dann seufzt er:

      »Vleicht sollt ich’s lieber doch net erzähle.«

      »Und wieso nicht, Jim?«

      »Nun, ’s gibt Grund. Aber du verräts mich doch net, Huck, wenn ich’s dir sag, oder?«

      »Verdammt, Jim, nie im Leben!«

      »Also, ich glaub dir, Huck. Ich – ich bin wegglaufe

      »Jim!«

      »Aber vergiss ja net, du has gsagt, du verräts mich net – du weißt doch, dass du’s gsagt hast, Huck, oder net?«

      »Ja, hab ich. Ich hab gesagt, ich tu’s nicht, und ich halt mich dran. Bei meiner Injanerehre! Die Leute schimpfen mich bestimmt nen fiesen Ablitionisten und verachten mich, wenn ich den Mund halte – aber das macht nichts. Ich verrat dich bestimmt nicht, und ich geh sowieso nicht zurück. So, und jetzt erzähl mal alles.«

      »Also, es is nämlich so gwesn. Die alte Missus – Miss Watson – die hackt dauernd auf mir rum un is ziemlich barsch zu mir, aber trotzdem hat se immer gsagt, se will mich net nach Orleans runter verkaufen. Aber neulich seh ich, wie sich ’n Niggerhändler hier rumtreibt, un mir wird’s mulmig. Also, annem Abend, ziemlich spät, schleich ich anne Tür, un die war net ganz zu, un ich hör, wie die alte Missus zur Witwe sagt, se will mich nach Orleans runter verkaufn, aber einglich will

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