Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter страница 14
Ich reagierte ebenfalls erleichtert. Ein echter Niveautransmitter, womöglich im Besatz der Grauen Lords, wäre mir unheimlich gewesen.
»Wer kämpft gegen wen?«, fragte ich. »Wenn deine Ortung es dir nicht sagt, sollten wir es uns ansehen.«
»Schatten«, antwortete Tengri. »Soeben löste sich eines dieser Wesen auf, deshalb konnte ich es identifizieren. Die Schatten greifen anscheinend jemanden an, der einen SERUN trägt. Ich orte die charakteristische Streustrahlung eines Paratronschirms.«
»Das wäre ja verrückt!«, erwiderte ich. »Finden wir außer der Akonin womöglich auch einen Terraner in der Tiefe?«
Oder wird Iruna von Schattenwesen angegriffen?, durchfuhr es mich.
Ich beschleunigte und flog an Tengri vorbei. Zugleich setzte ich sechs meiner Waffensysteme aus den Passen frei und ließ die Pfeile ausschwärmen. Die Befürchtung, Iruna von Bass-Teth könnte praktisch vor meinen Augen den Schatten zum Opfer fallen, war mir unerträglich.
Ich aktivierte meinen Schutzschirm.
Im nächsten Augenblick durchschlug ich ein energetisches Tarnfeld. Der TIRUN bremste ab, denn wenige Meter vor mir stand eine humanoide Gestalt mitten im Stollen. Mit einem faustdicken, unterarmlangen Stab verteidigte sie sich gegen mehrere Schatten, die vom Fuß einer Wendeltreppe aus feuerten und mit verschiedenen Waffen schossen.
Mein Schutzschirm berührte den schon flackernden Paratronschirm des Fremden. Es gab eine sehr heftige Entladung. Der Mann taumelte von mir weg und wandte sich zugleich mir zu. Als ich sein Gesicht sah, durchfuhr es mich siedend heiß.
Ich hatte den Humanoiden aus dem notgelandeten Gleiter vor mir, den vermeintlichen Terranerabkömmling, der sich als Lordrichter Wraihk bezeichnet hatte. Der sich, nachdem er durch Highspeed-Geschosse aus einem Gewehr getötet worden war, irgendwie in einen echten Grauen Lord verwandelt hatte.
Aber das war unmöglich!
Es ist ebenso unmöglich, dass es dieses hellrotbraune Gesicht mit dem schwarzen Zottelhaar und den geschlitzten Augen zweimal gibt!, raunte der Logiksektor. Schon gar nicht mit dieser unvergleichlichen Hakennase.
»Atlan!«, flüsterte der Fremde auf Interkosmo. Ich las es ihm von den Lippen ab. Gleichzeitig schaltete die Automatik seines SERUNS den Helmfunk auf meine Funkfrequenz. »Atlan!«, erklang es deutlich in meinem Empfang. »Bei allen Dimensionen, das gibt es doch gar nicht!«
Ich kam nicht gleich, ihm sofort zu antworten. Die Schattenwesen an der Treppe hatten ihre Überraschung überwunden und kamen näher.
Tengri schwebte an mir und dem Fremden vorbei. Zweifellos wollte er die Schattenwesen abwehren. Aber dazu kam es nicht. Die Spindeltreppe herab schwebte eine gedrungene hominide Gestalt, eingehüllt in eine goldfarbene Aura, die alles ringsum aufleuchten ließ, ohne zu blenden.
Bonsin!
Der junge Abaker landete am Fuß der Treppe zwischen den aggressiven Schatten. Sie griffen ihn jedoch nicht an. Im Gegenteil, sie schienen über sein Erscheinen freudig erregt zu sein. Außerdem ließen sie von dem Fremden und mir ab.
Ich wusste, was geschehen war. Es war nicht das erste Mal, dass Tengris Orbiter Vitalenergie aufgenommen hatte. Nur war diesmal seine Zapfstelle das Zentrum des Vagendas gewesen.
Als die Schattenwesen erloschen, war mir klar, dass die von Bonsin ausgehende Vitalenergie Tengris und meine Ritteraura derart verstärkt hatte, dass die Lenker der Schatten sie spürten und ihre materiellen Hologramme zurückholten.
Wir schalteten demonstrativ unsere Schutzschirme ab. Alles in mir drängte danach, die Treppe hinaufzustürmen und Iruna von Bass-Teth zu suchen. Sie musste in der Nähe sein, denn nur sie hatte dem Abaker helfen können. Doch der Fremde vor mir stellte ein Rätsel dar, das ich nicht ungelöst zurücklassen durfte.
»Ja, ich bin Atlan«, ging ich auf seine Feststellung ein. »Du bist ein Mensch, aber vermutlich kein Terrageborener. Immerhin trägst du einen SERUN terranischer Produktion, also kommst du nicht von einer vergessenen Siedlungswelt. Richtig?«
Ich holte mit einem Gedankenbefehl meine Waffen zurück und ließ sie wieder in den Passen des TIRUNS verschwinden.
Mein Gegenüber blickte mich forschend an – und wie bei dem Wesen, das sich im Tode verwandelt hatte, nahm ich auch an ihm einen schwachen goldfarbenen Schimmer der Haut und einen schwachen grünlichen Schimmer des Haares wahr.
»Ich bin ein Mensch«, bestätigte er. »Leider habe ich vergessen, wo ich geboren wurde. Mein Name ist Giffi Marauder, aber meine Freunde nennen mich Shaggy. Ich komme weder von einer vergessenen noch von sonst einer Siedlungswelt, sondern bin eine Art Nomade. Eigentlich wollte ich zur Hundertsonnenwelt, nachdem ich mitgeholfen hatte, 1-1-Helm und Kazzenkatt eine Niederlage zu bereiten. Aber der Raumriese muss versehentlich diesen Ort angepeilt haben, den man Tiefenland nennt.«
»1-1-Helm ...?«, fragte ich nachdenklich.
»Ein Helfer des Chaotarchen«, erklärte Giffi Marauder. »So wie Kazzenkatt.«
»Oh!«, entfuhr es mir. »Tobt die Auseinandersetzung mit den Mächten des Chaos immer noch? Jen Salik und ich mussten ins Tiefenland, als es gerade angefangen hatte. Weißt du, wie es Perry Rhodan geht – und Gesil?«
»Als ich mich zuletzt in der BASIS aufhielt, waren sie wohlauf und unterwegs zur Hundertsonnenwelt«, erklärte der Nomade. »Ich muss es wissen, schließlich habe ich sie indirekt gerettet, indem ich Taurec und Vishna aus Zeitkinds Gedankennetz befreite und Kazzenkatt demoralisierte.«
Meine Gedanken wirbelten durcheinander. »Zeitkind?«, wiederholte ich, denn mit diesem Namen konnte ich absolut nichts anfangen.
Verzettele dich nicht!, mahnte der Logiksektor. Ein guter Rat, doch es war praktisch unmöglich, ihn zu beherzigen. Ich musste Iruna von Bass-Teth kennenlernen, musste mit den Lla Ssann verhandeln, musste wieder Verbindung mit den Gefährten bekommen. Und da war der Schmerz über den Verlust Jen Saliks und die bohrende Unruhe über sein Schicksal, ebenso über unsere Ohnmacht, ihm zu helfen.
Ein schmerzliches Lächeln war über Giffi Marauders Gesicht geglitten, als ich ihn nach Zeitkind fragte. Aber schon veränderte es sich wieder, und nun lächelte er in reinster Freude.
»Shiva!«, flüsterte er.
Im selben Moment spürte ich über den TIRUN, dass Jen Salik wieder da war. Ich drehte mich um – und da sah ich ihn.
Der Terraner flog in seinem TIRUN aus dem Stollen auf uns zu. Auf seinen Armen trug er eine anscheinend leblose Gestalt. Ich sah schwarze Haare und einen gefiederten Vogelkopf, der mich spontan an einen terranischen Uhu erinnerte.
Tengri Lethos rief etwas, das ich nicht verstand. Der Hathor stand da, als wäre er zur sprichwörtlichen Salzsäule erstarrt. Der Unglaube war ihm ins Gesicht geschrieben.
Wieder rief Tengri ein Wort. Diesmal hörte ich so etwas wie »Horach-Teh« heraus.
Die Gestalt auf Jens Armen drehte schwach den Kopf. Ich sah, dass es sich nicht unbedingt um den Kopf eines Uhus handelte. Ebenso gut konnte es ein Falkenkopf sein.
Horus, Himmelsgott der alten Ägypter – ein