Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter страница 21
»Wo sind wir, Atlan?«, stöhnte Iruna. Ihre Nerven waren nicht mehr die besten.
Ich sah mich um, hielt sie immer noch an mich gedrückt. Wir lagen in der schräg verlaufenden Rinne, die allem Anschein nach am höchsten Punkt des Grenzwalls endete. Dort oben sah ich ein hell strahlendes, auf der Spitze stehendes Dreieck, das eigentlich nur der Durchbruch zur Lichtebene sein konnte. Das Land Ni umschloss die Lichtebene, hielt sie geradezu im Würgegriff. Die Rinne war ein Einschnitt in einem Bergkegel aus grauweißem, glänzendem Metall, das sehr geschmeidig zu sein schien. Ich tippte auf gediegenes Platin.
Wir waren dicht vor dem Ziel.
»Bald haben wir es geschafft«, sagte ich zu Iruna und zog sie noch ein wenig fester an mich.
»Dann kann uns nichts mehr trennen.« Ihre Augen strahlten mich an.
»Dort oben sind wir in Sicherheit«, bestätigte ich.
Nacheinander erreichten auch die Gefährten in den nächsten Minuten die Rinne und schlossen wieder zu uns auf.
»Wir haben die Verfolger abgehängt«, stellte ich fest. »Von Wachtruppen ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. Ich denke, wir nutzen die Gunst der Stunde und steigen zum Durchgang in die Lichtebene hinauf. Zu Fuß, damit wir nicht im letzten Moment geortet werden.«
Giffi Marauder blickte mich so eigentümlich an, dass ich sofort das nächste Problem kommen sah. »Was ist los, Shaggy?«, erkundigte ich mich mit dumpfer Ahnung bevorstehenden Unheils.
Der Nomade schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Ich muss ohne Helmfunk mit dir reden, Atlan – und mit ihr.« Er blickte Iruna an.
»Mit Iruna von Bass-Teth?«, vergewisserte ich mich.
»Ja, mit ihr«, antwortete er ausweichend und anscheinend äußerst verlegen. Zugleich mit einer Eindringlichkeit, der ich mich nicht zu entziehen vermochte.
»Geht schon voraus!«, wandte ich mich an die Gefährten. »Wir drei kommen rasch nach.«
»Zögert nicht zu lange damit!«, mahnte Tengri, ohne uns anzusehen.
Er weiß oder ahnt etwas!, raunte der Logiksektor.
Aber was? Sag's mir!, dachte ich zurück.
»Bitte, schaltet den Funk aus!«, sagte Giffi und öffnete seinen Helm.
Iruna und ich machten es ihm nach. Als er dann noch zögerte, konnte ich mich nicht länger zurückhalten.
»Was, zum Teufel, hast du mir mitzuteilen, Shaggy?«
Er senkte den Blick. Gleich darauf sah er mich wieder fest an – und dann Iruna.
»Sie kann nicht mitkommen!«
»Was?«, entfuhr es mir, dann stutzte ich. »Warum nennst du sie nicht bei ihrem Namen, sondern redest darum herum?«
»Sie heißt nicht Iruna, und sie ist auch keine Akonin«, flüsterte der Nomade stockend.
»Die Finsternis soll dich holen, du Bastard!« Iruna von Bass-Teth fauchte Giffi an wie eine Tigerin, die ihre Jungen verteidigt. »Töte ihn, Atlan!«
»Ihr würdet beide sterben«, sagte Giffi hastig. »Das Sextadimelement der Lichtebene ist tödlich für jeden Sarlengort, der einmal in einem aufgezwungenen Albtraum in seinem weißen Turm gefangen war – und sie ist eine Sarlengort. Du würdest sie festhalten, wenn sie stürbe, Atlan, und müsstest deshalb dort oben mit ihr sterben.«
»Eine Sarlengort?«, wiederholte ich und spürte, wie dunkle Schwingen über mir zusammenschlugen. »Ich habe den Namen schon gehört.«
»Es ist der Name meines Volkes«, sagte Iruna matt. »Es ist so gut wie tot – und vielleicht ist es mir nicht einmal gelungen, meinen Bruder zu retten.«
Mir dämmerte die Wahrheit, aber ich brauchte Gewissheit.
»Dein Bruder?«, fuhr ich sie an. »Wer ist dein Bruder?«
»Er nannte sich Kazzenkatt«, antwortete Giffi Marauder an ihrer Stelle. »Das ist Sarlengortisch und bedeutet so viel wie Ich will leben.«
Kazzenkatt, das Element der Lenkung!, dachte ich, während ich in einer Sturmflut aufgewühlter Emotionen versank. Und Iruna soll seine Schwester sein? Das ist unmöglich!
»Das ist nicht wahr!«, fuhr ich sie an und packte sie an den Schultern. »Sag, dass es nicht stimmt! Sag schon!«
»Es hat keinen Sinn, die Wahrheit zu leugnen, Atlan«, sagte sie traurig. »Es hat nie einen Sinn gehabt. Ich träumte einfach einen schönen Traum.«
Wehmütig blickte sie in unergründliche Ferne.
»Vor Äonen vernichteten die W'in mein Volk«, sagte sie tonlos und scheinbar geistesabwesend. »Sie konnten nur die weißen Türme nicht zerstören, die uneinnehmbaren Festungen, von denen aus wir Sarlengort einst die Galaxis Narzesch erobert und beherrscht hatten. Deshalb sorgten sie dafür, dass die Türme zu Gräbern wurden. Wir träumten noch, aber es waren die Träume von Toten, die sich von anderen Toten nur dadurch unterschieden, dass sie nicht verwesten.
Zweimal wurden die Träume gestört. Das erste Mal vom letzten Vertreter des Alten Volkes. Er weckte meinen Bruder und zwang ihn mit Drohungen und Versprechungen, ihm als Element der Lenkung seines Dekalogs zu dienen. Nicht grundlos wählte er Kazzenkatt aus, denn kein Sarlengort konnte träumen wie er.
Das zweite Mal brachen Agenten der Genetischen Allianz in die Träume ein. Sie zapften meine tiefsten Gedanken und Gefühle an und beschlossen, mich zu ihrem Werkzeug zu machen. Ich sollte meinen Bruder aufspüren und töten. Als Träumende war ich dazu nicht fähig, darum schufen sie sich Kreaturen, die in Jahrtausenden meinen Turm aufbrachen und mich herausholten. Mein Bewusstsein wurde auf Stahl übertragen, mein Körper eingeschmolzen zu einer beliebig formbaren Substanz. Danach wurde ein neuer Körper für mich erschaffen und das Bewusstsein aus dem Stahl in sein Gehirn übertragen.
Doch mein Ich hatte auch im Stahl weiter geträumt, ohne dass die Feinde das herausfanden. Als es in den neuen Körper floss, gelang es ihm, mit diesem Körper zu fliehen und sich im fünfdimensionalen Netz zu verbergen, das unsichtbar das Universum durchzieht. Ich suchte nach meinem Bruder – nicht, um ihn zu töten, sondern um ihn zu erlösen. Leider erfuhr der Herr der Negasphäre davon.«
Sie schwieg mit gesenktem Kopf, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich musste nur fortwährend daran denken, dass sich am Beispiel von Kazzenkatt und seiner Schwester erneut die uralte Wahrheit offenbarte, dass es weder das absolut Böse noch das absolut Gute gibt.
»Und?«, brachte ich nach einer Weile hervor.
»Ich habe versucht, ihn zu retten«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist. Die Kälte schob sich zwischen unsere Träume. Ich versuchte, zu ihm zu gelangen – und landete hier, im Tiefenland. Mithilfe der Vagendakrone und des Glaslabyrinths konnte ich um mein Bewusstsein herum den Körper wieder aufbauen, den die Agenten der Genetischen Allianz gezüchtet hatten.«
Ich