Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5. Inger Gammelgaard Madsen

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Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5 - Inger Gammelgaard Madsen Roland Benito

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konnte sie fliehen? Wo kann sie sein? Ich schwöre, dass ich sie weder gesehen noch von ihr gehört habe.«

      »Isabella hat völlig Recht. Wir beschuldigen Sie selbstverständlich nicht wegen irgendetwas. Wir müssen nur Sara finden, das ist unsere einzige Aufgabe. Sie wissen also nicht, bei wem Sara vielleicht sein könnte? Jemand, zu dem sie volles Vertrauen hat und der ihr Versteck nicht verraten würde?«

      »Nein, da gibt es niemanden. Alle haben ihr den Rücken gekehrt, als sie … als William gestorben ist.«

      Roland nickte und setzte sich neben ihn. Isabella stand vor ihnen, ebenfalls mit verschränkten Armen, wie in einem gegenseitigen Machtkampf: Er konnte an ihrer Körpersprache ablesen, dass Kasper Dupont nicht ihr Fall war. Er wirkte auch ein wenig arrogant, zog man die Situation in Betracht, aber Roland wusste aus Erfahrung, dass einige Attitüden in solchen Krisen missdeutet werden konnten und oft nur eine Sache kaschierten: Verletzlichkeit. Der Versuch, diese zu verbergen.

      »Können Sie ein bisschen von dem Tag erzählen, an dem das passiert ist?«

      »Wozu? Das habe ich jetzt seit mehreren Monaten durchgemacht. Die reine Hölle. Ein Verhör nach dem anderen. Und das ändert ja nichts daran, dass William tot ist, dass seine eigene Mutter …«

      Kasper ballte die Hände, sodass die Knöchel weiß wurden. Er hatte den Punkt erreicht, an dem die Trauer zu Wut geworden war. Tiefer Hass auf denjenigen, der seinen Sohn ermordet hatte. Dass der sich als die Frau entpuppte, die er liebte und gerade geheiratet hatte, musste viele widersprüchliche Gefühle ausgelöst haben. Roland verstand seinen Frust und seine Aggressivität.

      »Wer hat William gefunden?«

      »Zum zehntausendsten Mal: Die Babysitterin.«

      »Die Babysitterin? Und wer ist das?«

      »Ein junges Mädchen, das uns geholfen hat. Warum wühlt ihr darin wieder rum? Sollt ihr nicht Sara finden?« Kaspers Stimme klang mit einem Mal so erschöpft und entmutigt, dass Roland der Tatsache ins Auge sah, dass er seine Neugier an dem alten Fall verbergen musste. Er konnte darüber in dem Bericht im Präsidium nachlesen.

      »Sie haben viele hübsche Dinge.«

      Kasper sah ihn erneut verwundert an. »Vieles stammt von meinen Auslandsreisen, aber Sara mochte Nippes, sie …«

      »Ihnen fehlt nicht zufällig ein weißer Buddha? Eine Steinfigur?«

      »Buddha?« Kasper sah zuerst aus, als ob er keine Ahnung hätte, wovon Roland sprach, dann nickte er plötzlich. »Da war einer, den Sara von einer Freundin bekommen hatte, als sie mit William schwanger war … sie hatten angefangen, zusammen Yoga zu machen und zu meditieren, und die Figur wurde ein Teil dieses … Rituals. Sie hat sie mitgenommen, glaube ich …«

      »Wie heißt diese Freundin?«

      »Lærke Bendixen.«

      »Hat Sara noch andere Freundinnen, mit denen wir Ihrer Meinung nach sprechen sollten?« Isabella hatte ebenfalls kapituliert, die Stimme hatte einen mitfühlenden Klang angenommen – ein bisschen widerwillig sicherlich.

      »Es gibt zwei, mit denen sie sich früher oft getroffen hat. Lærke und Freja. Mit Lærke hatte sie am meisten zu tun.«

      »Haben Sie die Adressen?«

      Kasper stand notgedrungen auf und ging die Treppe zum ersten Stock hoch. Isabella setzte sich neben Roland.

      »Also, ich mag ihn nicht«, fing sie flüsternd an. »Das ist seine Frau, über die er spricht, verdammt noch mal. Was, wenn sie nun wirklich unschuldig ist, wie sie sagt? Ihr eigenes Kind! Müsste er ihr nicht glauben? Er ist so …«

      »Deine Meinung über diesen Mann ist nicht von Bedeutung, Isabella. Du bist professionell … die Frau hat zwei Morde auf dem Gewissen, also kann man ihm wohl keinen Vorwurf machen … und jetzt komm mir nicht wieder mit deiner Erklärung von wegen weibliche Intuition.«

      Isabella schaffte es gerade nur, den Mund zu einer Entgegnung zu öffnen, da war Kasper schon mit einem Notizbuch zurück. Er blätterte darin vor und zurück und gab ihnen die Adressen und Telefonnummern der beiden Freundinnen.

      »Aber ich glaube nicht, dass eine von ihnen Sara versteckt. Sie sind in Feindschaft auseinandergegangen. Wer würde auch einer solchen Mörd… Mutter helfen?« Roland stand auf. »Haben Sie etwas dagegen, dass wir uns ein wenig umsehen, bevor wir gehen?«

      Kasper Dupont gestikulierte theatralisch. »Herzlich gerne. Ich verstecke sie jedenfalls nicht.«

      Roland nickte Isabella zu, die schnell die Treppe hoch verschwand, die Kasper gerade hinuntergekommen war.

      »Das mit Ihrem Sohn tut mir wirklich leid«, sagte Roland, als sie allein waren. »Ich habe gehört, dass es an Ihrem Hochzeitstag passiert ist, während das Haus voller Gäste war.«

      Kasper Dupont schaute aus dem Fenster in einen vernachlässigten und zugewucherten Garten, oder vielleicht war das einer von diesen modernen Gärten, in denen die Natur selbst bestimmen darf und alles wild und unkontrolliert wächst. Da draußen hatte sicher die Hochzeitsfeier stattgefunden. Und dort hatten sie wohl auch seine Braut mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden.

      »Sara war an dem Tag so glücklich, ich habe nicht verstanden, was passierte. Natürlich hatte es sie nervös gemacht, Mutter zu werden. Die große Verantwortung für einen anderen kleinen Menschen zu haben, der total von einem abhängig ist. Aber das geht doch eigentlich allen Erstgebärenden so? Ich war es ja auch. Das klingt natürlich merkwürdig, weil Sara doch Gesundheitspflegerin ist, aber das eine ist, anderen Ratschläge zur Kinderbetreuung zu geben; derjenige zu sein, bei dem die Verantwortung liegt, ist etwas anderes. Wenn jemand wusste, was schiefgehen konnte, dann sie. Aber von postnataler Depression war überhaupt keine Rede. Und dass sie nun wieder gemordet hat. Eine Gesundheitspflegerin! Ich kannte sie ja überhaupt nicht!«

      »Sie haben anfangs an ihrer Schuld gezweifelt? Damals, als Verdacht auf plötzlichen Kindstod bestand?«

      Kasper wandte ihm den Blick zu. An dem Ausdruck seiner Augen sah Roland sofort, dass Isabella den Mann völlig falsch eingeschätzt hatte.

      »Ich gebe zu, dass ich nie gedacht hätte, dass Sara zu so etwas fähig wäre. Sie hat ihn ja geliebt. Sie liebt alle Kinder. Wenn sie nicht anschließend versucht hätte, sich das Leben zu nehmen, wenn die Beweise nicht so klar gewesen wären, wenn sie jetzt nicht noch einen Menschen ermordet hätte, um zu fliehen, dann …«

      »Aber sie erklärt sich doch für unschuldig an Williams Tod. Hatte sie kein Alibi, das diese Behauptung beweisen könnte? Es war Ihr Hochzeitstag mit Gästen im Haus.«

      Kasper schüttelte den Kopf und presste die Lippen zu einem blutlosen Strich zusammen. In diesem Moment kam Isabella die Treppe hinuntergelaufen, zuckte in Richtung Roland mit den Schultern und hatte nichts gefunden, was bewies, dass Sara sich in dem Haus aufhielt.

      »Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten, aber bitte melden Sie sich, falls sie Sie kontaktiert oder sonst noch etwas ist.« Er reichte Kasper Dupont seine Visitenkarte und folgte Isabella nach draußen.

      Es war niemand zu Hause in dem Reihenhaus in der Møllevangs Allee, wo die Freundin Lærke Bendixen wohnte, aber der Nachbar, der gerade dabei war, einen hohen Busch zu einer Spirale zu trimmen, die an einen gigantischen Korkenzieher erinnerte, erzählte ihnen ohne Aufforderung, dass sie einen Vortrag

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