Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5. Inger Gammelgaard Madsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5 - Inger Gammelgaard Madsen страница 10

Gestohlene Identität - Roland Benito-Krimi 5 - Inger Gammelgaard Madsen Roland Benito

Скачать книгу

Wohnung in Trøjborg zogen. Das war, bevor Freja Thor traf, der Architekt war und selbst ihre extravagante Villa in Risskov entworfen hatte. Sie mussten sich wegen der Kombination ihrer Namen eine Menge anhören und in ihrem Freundeskreis hießen sie bloß die Wikinger, wenn sie erwähnt wurden. Und sie es nicht hörten.

      Aber dieses Mal gab es nichts zu befürchten. Nur ein Buch fiel aus dem Papier. Wo habe ich das Baby hingelegt? von Julia Lahme. Sara stand halb auf und umarmte Freja. Hauptsächlich aus Erleichterung. Sie setzte sich wieder auf den Liegestuhl, winkelte das eine Bein an und betrachtete das Cover.

      »Glaubst du nicht, dass ich eine gute Mutter werde?« Das klang sicher ein bisschen zu besorgt. Freja sah plötzlich beschämt aus, was man nicht oft erlebte.

      »Doch, doch – natürlich wirst du eine gute Mutter, Süße. So war das gar nicht gemeint. Ich habe bloß gehört, dass das Buch total witzig sein soll. Bist du nervös? Herrgott, du bist doch Kinderpflegerin. Was kann da schon schiefgehen?«

      »Ach, eine Menge, Freja. Es kann so viel schiefgehen. Wer weiß, ob ich eine gute Mutter werde, auch wenn ich davon lebe, anderen Müttern zu erzählen, wie sie sich verhalten sollen, um es zu sein. Das sagt sich so leicht, und …«

      »Jetzt hör schon auf! Du wirst eine Glucke. Garantiert!«

      »Ich kann mich erinnern, dass du Probleme hattest, als du mit Sune schwanger warst.«

      »Ja, das war echt hart. Ich musste ja die letzten beiden Monate im Bett bleiben und er kam viel zu früh. Zum Glück hat Sune überlebt und ist heute ein superstarker Kerl, obwohl er nicht so aussieht, das dürre und verwöhnte Gespenst.« Sie lachte heiser. »Vielleicht hätte ich auch warten sollen, es ist besser, in deinem Alter Kinder zu bekommen. In den Dreißigern ist man reifer als in den Zwanzigern, und ich fühle mich tatsächlich ein bisschen so, als hätte ich dadurch, dass ich so früh Mutter geworden bin, einen Teil meiner Jugend verloren.«

      »Ach, du scheinst doch ganz gut zurechtzukommen, Freja. Möchtest du irgendwas haben? Im Kühlschrank ist kalte Limonade.«

      Sara wollte aufstehen, aber Freja war schneller und hielt beide Hände mit gespreizten Fingern vor ihr hoch. »Nein, du bleibst jetzt da! Du bist schwanger! Hurra! Hurra! Und ich kann sie selbst holen. Du willst auch eine, oder?«

      »Ja. Und danke.« Sie legte sich zurück auf die Liege und spürte eine Welle der Übelkeit und einen Stich im Unterleib wie Menstruationsschmerzen, aber sie wusste, dass das völlig normal war, weil sich ihre Gebärmutter ausdehnte. Das sagte jedenfalls der Arzt. Durch das offene Küchenfenster hörte sie Freja am Kühlschrank und den Küchenschränken hantieren. »Die Gläser sind im Wohnzimmerschrank«, rief Sara.

      Freja kam zurück mit einem Tablett, auf dem ein Glas, eine Kanne Limonade und ein Bier standen. »Ich hatte irgendwie mehr Lust auf ein Bier bei der Hitze. Hab gerade gesehen, dass ihr ein paar belgische im Kühlschrank habt.« Sie stellte das Tablett auf den Gartentisch.

      »Bist du nicht mit dem Auto da?«

      »Nein, ich hab den Bus genommen. Thor hat heute das Auto.«

      »Dann habe ich dich deswegen nicht kommen hören. Ja, dann nimm ruhig eins von Kaspers belgischen, das merkt er eh nicht.« Sara nahm ein Glas mit Limonade entgegen, das Freja ihr reichte. Sie selbst nahm einen großen Schluck aus der Flasche mit Leffe. Sara mochte das nicht, selbst in der Zeit vor der Übelkeit nicht. Schon allein der Geruch reichte aus, dass ihr Darm rumorte.

      »Ich hab im Regal gesehen, dass du die Maske noch nicht weggeworfen hast. Wieso hebst du die denn auf?«

      »Die Maske? Ach, die aus Venedig. Die ist doch ein Andenken. Ich hatte keine Zeit, mir eine eigene zu kaufen, an dem Morgen ist plötzlich so viel passiert.« Sie trank aus dem Glas und schauderte leicht bei der Erinnerung an den dunklen, kühlen Morgen am Kanal und das tote Mädchen. Das, was sie gesehen hatte, bevor der Leichensack zugemacht wurde, hatte sie nicht vergessen und erlebte es oft in ihren Albträumen. Aber sie sprachen nie darüber, was in Venedig passiert war. Kasper sagte, das ginge sie nichts an und sie sollten versuchen, es zu vergessen. An dem Morgen wurden alle, die im Hotel wohnten, zum Verhör versammelt. Niemand durfte Ort und Stelle verlassen, bis es die italienische Polizei erlaubte, sodass sie nur mit Ach und Krach den Bus zum Flughafen erreichten.

      »Es ist lange her, dass du darüber auf Facebook geschrieben hast. Hast du nicht gehört, ob die Polizei den Mörder gefunden hat?«

      »Nein, ich weiß auch gar nicht, ob es Mord war oder bloß ein tragischer Unfall.«

      »Das war sicher Mord, und der Mörder kann ein Tourist von wo auch immer gewesen sein, der bereits über alle Berge war, als sie gefunden wurde.« Freja schauderte trotz der Hitze. Die Sonne brannte auf ihren Rücken. »Stell dir mal vor, dass sie die Leiche im Wasser direkt vor eurem Hotel gefunden haben. Was für ein Pech, dass du die Kamera nicht dabeihattest und es gefilmt hast, dann hätten wir es online stellen können. Aber ich glaube jedenfalls, dass ich diese Maske weggeworfen hätte. Weil es doch ihre war.« Sie fummelte an dem Flaschenetikett herum.

      »Ich weiß ja gar nicht, ob sie diejenige war, die sie gefunden haben.«

      »Aber hast du nicht geschrieben, dass dir die Wasserstoffblondine die Maske gegeben hat und sie diejenige war, die du in dem Sack gesehen hast?«

      »Ja, aber ich habe Zweifel daran bekommen, ob die Haare wirklich blond waren. Sie waren ja nass und dreckig, daher … aber ist ja auch egal. Das ist ein halbes Jahr her und sie haben den Täter noch nicht gefunden, also werden sie es wohl auch nie.«

      »Was ist mit dem anderen Mädchen, die mit der Blondine zusammen unterwegs war? Die du auf Facebook gesucht hast. Hat sie sich mal gemeldet?«

      Sara schüttelte den Kopf. Sie war enttäuscht, von überhaupt niemandem dort draußen eine Antwort bekommen zu haben. Die, die sonst auf alles eine Antwort hatten. Nur einige wenige hatten geantwortet, dass sie niemanden kannten, der zu der Zeit in Venedig gewesen war und erst recht niemanden, deren Freundin ertrunken war. Wozu konnte sie das gebrauchen? Von der Maske hatte sie auch ein Bild hochgeladen in der Hoffnung, sie könnte die Freundin dazu bringen, sie zu kontaktieren. Aber das hatte nicht geholfen. Sie wusste natürlich nicht, ob sie Freundinnen gewesen waren, so hatte es bloß ausgesehen, als sie in der Bar saßen. Vielleicht war sie nicht bei Facebook, obwohl Sara sich nicht vorstellen könnte, dass es wirklich jemanden gab, der sich aus dem Netzwerk, wo sich alles abspielte, heraushalten konnte. Dem Nabel der Welt. Sie hatte gelesen, dass jeden Tag 250 000 neue Mitglieder dazukamen. Garantiert war die Freundin des toten Mädchens auch da. Irgendwer musste sie kennen.

      »Wieso willst du sie eigentlich finden?«, fragte Freja und nahm einen weiteren Schluck aus der Bierflasche.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete sie nach einer kleinen Denkpause. Sie hatte nicht einmal Kasper erzählt, dass sie es versuchte. »Vielleicht ist ihr auch was passiert. Sie sind jedenfalls in dieser Nacht zusammen vom Hotel weggegangen.«

      »Glaubst du nicht, dass die dänische Polizei in den Fall involviert war? Das Mädchen war hier aus Aarhus, oder?«

      »Ja, das meinte Kasper. Er hat mit einer der beiden geredet, als er an dem Abend in der Schlange an der Bar stand, mit der …« Sie schwieg.

      »Stand in der Zeitung nichts darüber?«

      Sara trank aus dem Glas und schüttelte den Kopf.

      »Das ist ja unglaublich!«

      »Es war wohl ein Unfall. Sie waren

Скачать книгу