Schwabens Abgründe. Группа авторов

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style="font-size:15px;">      Ich lache ein bisschen zu schrill und wiege den Schläger in meinen Händen. Lasse ihn ein paarmal in die offene Handfläche fallen, was ein klatschendes Geräusch verursacht.

      Oma Anna kichert zufrieden und setzt sich wieder hin. Ich schaue zu Teddy hinüber, der sich längst von seinem Schreck erholt hat und gierig seinen Kuchen hinunterschlingt.

      Am liebsten würde ich ihm die Gabel aus der Hand schlagen. Aber dann fällt mir wieder ein, weswegen wir hier sind. Mangelnde Tischmanieren sind wohl das kleinste Problem.

      »Kaffee?« Oma Anna schaut mich fragend an. Ich nicke und reiche ihr meine Tasse. Sie schenkt auch Teddy ein, dann sich selbst. Normalerweise folgt jetzt der schwerste Teil. Sie wird wissen wollen, was ich die letzten Jahre getrieben habe, wo ich gewesen bin und warum ich mich nicht gemeldet habe.

      Und wenn ich nicht aufpasse, mache ich einen Fehler, den Teddy dann irgendwie, auf seine typisch smarte Art, wieder ausbügeln muss. Es wäre nicht das erste Mal. Er ist großartig darin, Leute zu manipulieren.

      Aber sie fragt nicht. Kaum habe ich mir ein Stück vom Kuchen in den Mund geschoben, steht sie schon wieder auf.

      »Wo hab ich nur meinen Kopf. Ich habe die Milch vergessen.« Abermals wackelt sie im Schneckentempo in die Küche.

      Unter meinen Achseln sammelt sich allmählich der Schweiß. Der Kragen meines T-Shirts kommt mir zu eng vor. Warum tue ich mir das eigentlich an?

      Weil es gut bezahlt wird, höre ich Teddys Stimme in meinem Kopf. Im Moment bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das noch Grund genug ist.

      Als wir angefangen haben und sich die ersten Erfolgserlebnisse einstellten, war ich wie im Rausch. Wir machten nächtelang Party, betranken uns, stopften uns mit Fast Food voll und kauften uns am nächsten Morgen neue Klamotten, weil wir keine Waschmaschine hatten, um die alten zu waschen. Aber diese anfängliche Euphorie will sich immer schwerer einstellen.

      Oma Annas Rückkehr setzt meiner düsteren Grübelei ein Ende. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie sich von der Seite nähert und mit dem Milchkännchen auf meine Tasse zusteuert. Dann stolpert sie plötzlich. Ich reiße die Arme hoch, will das Schlimmste verhindern, doch da sehe ich das Milchkännchen schon wie in Zeitlupe durch die Luft fliegen, und kurz darauf ergießt sich sein weißer Inhalt auf mein T-Shirt. Das Kännchen kullert über meine Oberschenkel und fällt unter den Tisch.

      Oma Anna schreit entsetzt auf und greift zur Serviette. Im ersten Moment sitze ich völlig perplex da und lasse zu, dass sie wie eine Wilde mit der Serviette über mein Shirt rubbelt. Bilde ich mir das ein oder versucht Teddy gerade zwanghaft, sich das Kichern zu verkneifen?

      »Ich Tollpatsch«, ruft Oma Anna. Sie sieht richtig verzweifelt aus. Ich nehme ihr die Serviette aus der Hand, ziehe den nassen Stoff straff und wische selbst zweimal drüber.

      »Das tut mir ja so leid.« Oma Anna hält sich die Hände an die Wangen.

      Es ist eins meiner Lieblingsshirts. Hellblau, mit abgeschrägten Ärmeln und einem Aufdruck von Bob Marley auf der Brust. Aber seltsamerweise bin ich nicht verärgert.

      »Gar nicht schlimm, Oma«, sage ich und tätschele ihr den Arm.

      »Besser, wir waschen die Milch gleich raus. Ich leih dir so lang eine von meinen Blusen.«

      Jetzt prustet Teddy ungeniert los, und ich stoße ihn an. Er presst sich seine Faust vor den Mund und gluckst weiter.

      »Dort kannst du dich umziehen.« Oma Anna deutet mit dem Arm auf eine Tür. Ich stehe auf und finde mich kurz darauf im Badezimmer wieder. Es wirkt wie in einem dieser Ausstellungshäuser. Bis auf den Bademantel, der über dem Wannenrand hängt, deutet nichts darauf hin, dass jemand dieses Zimmer kürzlich genutzt hat. Nichts steht herum. Nicht mal ein Cremedöschen. Alles blitzt und glänzt.

      Ich ziehe mir das klebrige T-Shirt über den Kopf und werfe es ins Waschbecken.

      Oma Anna kommt herein, scheinbar völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass ich im BH vor ihr stehe, und reicht mir eine geblümte Bluse. Teddy wird vom Stuhl fallen, wenn er mich darin sieht.

      Ich ziehe sie über und nehme Oma Annas Parfüm an mir wahr. Sie lässt das Waschbecken volllaufen und knetet mein T-Shirt mehrmals durch. Das Wasser färbt sich milchig. Anschließend wringt sie das Shirt kräftig aus und hängt es über die Stange des Duschvorhangs. Ich werde es nachher nass mitnehmen müssen. Und ihre Bluse wird Oma Anna wohl nie wiedersehen. Genau wie mich.

      Gemeinsam kehren wir ins Wohnzimmer zurück. Ich schaue Teddy warnend an, der schon wieder ganz dicke Backen bekommt. Er wendet den Blick ab und beißt sich in die Unterlippe. Ich wünschte, wir könnten einfach verschwinden.

      »Wenn ich schon stehe«, sagt Oma Anna da plötzlich, als hätte sie meine Gedanken gelesen, »hol ich dir gleich mal dein Geld.«

      Um ein Haar wäre ich zurückgewichen, als sie die Hand hebt und mir liebevoll in die rechte Wange kneift. »Ich kann doch nicht zulassen, dass meine Kleine ihr Studium abbricht.«

      »Eine Oma wie dich hätte ich auch gern«, sagt Teddy. Ich fühle mich plötzlich so nass und vollgesogen wie mein T-Shirt, das über der Duschvorhangstange hängt. Ich kriege nicht mal mehr ein Lächeln zustande.

      Oma Anna öffnet die Tür zwischen Küche und Badezimmer. Durch den schmalen Spalt erkenne ich die Ecke eines Betts. Gedämpft ist zu hören, wie eine Schublade aufgezogen wird. Teddy stößt mich an und grinst breit. »Bingo«, wispert er.

      Ich weiß, ich sollte seine Freude teilen, aber es will mir nicht gelingen. Unruhig trommle ich mit den Fingern auf der Tischdecke herum.

      »Wahrscheinlich hat sie jeden Schein an einer anderen Stelle versteckt«, flüstert Teddy und schaut auf die Uhr, als ob er noch einen wichtigen Termin hätte. »Diese alten Leute sind doch immer so übervorsichtig.«

      Ich schaue ihn an und ziehe die Brauen zusammen. Merkt er wirklich nicht, was er da sagt?

      Endlich öffnet sich die Tür wieder. Oma Anna lächelt selig. Sie legt einen dicken Umschlag neben meinen Teller und lässt ihre Hand kurz darauf ruhen. Ich bin sicher, sie opfert ihre ganzen Ersparnisse für mich.

      »Oh«, sagt sie dann, »ich hole noch meine Perlenkette. Die möchte ich dir schenken.«

      Sie will sich schon abwenden, da greife ich nach ihrem Arm. »Nicht nötig Oma, wirklich.«

      »Aber du wolltest doch schon immer eine echte Perlenkette«, mischt Teddy sich ein. Ein mildes Lächeln umspielt seine Lippen. Sein Blick hingegen trifft mich stechend scharf.

      »Ich würde mich wirklich freuen, sie an dir zu sehen«, sagt Oma Anna und verschwindet abermals im Schlafzimmer.

      Die arme Frau hat noch nicht ein Stück ihres Kuchens gegessen. Die ganze Zeit ist sie nur hin und her gelaufen. Als sie außer Hörweite ist, schüttle ich Teddys Arm ab, den er mir bedrohlich schwer auf die Schultern gelegt hat.

      »Hast du sie noch alle? Wieso lehnst du die Perlen ab?«, blafft er mich an. Jetzt ist ihm all seine gespielte Freundlichkeit aus dem Gesicht gewichen.

      Ein lautes Rumpeln lässt uns auffahren. Wir schauen uns an. Teddy scheint zu ahnen, was ich vorhabe, und packt meine Hand, aber ich winde mich aus seiner

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