MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken. Robert Mccammon

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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert Mccammon страница 18

MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert Mccammon Matthew Corbett

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keinerlei Grund, ihn in diese Intrigen hineinzuziehen. Besonders, da der große Mann jetzt nicht mehr seine volle Größe besaß und in seiner verletzbaren Haut menschlicher geworden war. »Und falls du denkst, was ich denke, dass du denkst, hör auf, das zu denken.«

      Matthew sah Greathouse in die Augen. »Und was soll das sein?«

      »Du weißt schon. Dass du immer noch bedrückt bist und dir die Schuld gibst und all das. Es ist passiert, es ist vorbei und fertig. Ich an deiner Stelle hätte vielleicht das Gleiche getan. Zur Hölle auch«, knurrte er, »ich bin mir sicher, ich hätte das Gleiche getan. Mir geht’s gut, das kannst du mir glauben. Lass das endlich los und kehre ins Leben zurück. Und ich meine nicht nur lauwarm, sondern ganz und gar. Hörst du?«

      Matthew hörte. Greathouse hatte recht; es war an der Zeit, diese Dinge der Vergangenheit loszulassen, denn sie verdarben sowohl seine Gegenwart als auch seine Zukunft. Vielleicht würde es noch eine Weile dauern, bis er wieder ganz da war, aber er zwang sich zu antworten. »Ja.«

      »Braver Junge. Braver Mann, meine ich.« Greathouse lehnte sich näher an ihn heran. Seine Augen fingen das Kerzenlicht ein und glitzerten mit teuflischem Humor. »Hör mal«, sagte er leise. »Das Mädchen mag dich. Das weißt du. Sie ist eine ansehnliche Jungfer, sehr ansehnlich sogar, und sie könnte einen Mann in Wallung bringen, wenn du verstehst, was ich meine. Und ich sag dir, in dem Bereich versteckt sie mehr, als sie preisgibt.«

      »In welchem Bereich?« Fast gegen seinen Willen spürte Matthew ein Lächeln an seinen Mundwinkeln ziehen.

      »Im Liebesbereich.« Es kam wie ein Flüstern heraus. »Du weißt doch, was man sagt: Ein Spalt in den Zähnen, und im Bett gibt’s nichts zu gähnen.«

      »Ach, sagt man das?«

      »Ja. Definitiv

      »Hudson? Hier seid Ihr!« Diese Worte kamen von einer Frau, die mit raschelnden zitronengelben Röcken und amüsierter Miene auf sie zuging. Sie war groß und schlank mit einem vollen Schopf blonder Haare, der entgegen der respektablen Damenmode frei auf ihre bloßen Schultern fiel – was eine Menge über ihren Charakter und die Zukunft der modernen Frau aussagte. Als Matthew unten an ihrer Kehle einen kleinen herzförmigen Leberfleck entdeckte, dachte er, dass man diese recht freizügige Frau im längst verfallenen Fount Royal sofort als Hexe aufgegriffen hätte. Er bezweifelte, dass sie sich fromm an den Galgen hätte führen lassen. Sie stellte sich neben Greathouse und ging so weit, ihm ihren Arm um die Schultern zu legen. Dann starrte sie Matthew mit ihren warmen, einladenden braunen Augen an und sagte: »Dies ist der junge Mann.« Keine Frage, sondern eine Feststellung.

      »Matthew Corbett, dies ist die Witwe Donovan«, stellte Greathouse sie vor.

      Sie streckte ihm ihre unbehandschuhten Finger entgegen. »Abby Donovan«, sagte sie. »Ich bin letzte Woche aus London eingetroffen. Hudson hat mir sehr geholfen.«

      »Er hilft gern«, sagte Matthew. Seine Hand würde den bemerkenswert festen Händedruck dieser Frau nicht so schnell vergessen.

      »Stimmt, aber er entfleucht einem so leicht. Besonders, wenn er sagt, man soll sich einen Apfelmost holen und er käme in einem Moment nach. Ich glaube, ein Moment ist für Hudson nicht dasselbe wie für andere Männer.« Dies alles wurde mit dem Hauch eines verschmitzten Lächelns gesagt, während die braunen Augen nicht vom Mann der Stunde wichen.

      »War es noch nie«, gestand Greathouse. »Wird’s auch nie sein.«

      »Ich gebe zu, er ist etwas Besonderes«, sagte Matthew.

      »Ja, das weiß ich!«, antwortete die Dame. Als ihr Lächeln sich fast zu einem Lachen verbreiterte, wurde ein Spalt zwischen ihren Schneidezähnen sichtbar, gegen den Berrys geradezu unscheinbar war. Es schockierte Matthew, dass sein erster Gedanke war, was dort alles hineinpassen würde. Dann lief sein Gesicht rot an und er musste sich die Schläfen mit seinem Taschentuch abtupfen.

      »So nah am Feuer ist es wirklich warm«, bemerkte die Witwe Donovan. Matthew spekulierte, dass sie ihren lieben verstorbenen Gatten im Bett zu Asche verzehrt hatte. Aber jetzt war es an Greathouse, sich den Flammen zu stellen, denn die Frau stand dicht neben ihm und betrachtete verlangend sein Profil. Matthew fragte sich, wie eine Woche für manche so intensiv heiß und gleichzeitig so tiefgefroren wie blaues Eis für andere vergehen konnte.

      »Entschuldige uns«, sagte Greathouse schließlich. Er verlagerte sein Gewicht, vielleicht, weil er seine steifen Glieder in eine andere Position bringen musste. »Wir gehen jetzt.«

      »Lass dich von mir nicht aufhalten«, sagte Matthew.

      »Oh«, erwiderte die Frau und hob ihre blonden Augenbrauen. »Wenn Hudson loslegt, kann ihn keiner mehr aufhalten.«

      Eine Woche!, dachte Matthew. Während er sich über die körperlichen Einschränkungen von Greathouse Gedanken gemacht hatte! Es mochte stimmen, dass Greathouse vielleicht nicht mehr tanzen konnte. Zumindest nicht im Stehen. Aber ansonsten …

      »Einen schönen Abend noch«, sagte Greathouse, und er und seine neue Kleine – oder eher Große, denn sie musste wohl Ende dreißig sein, war aber für ihr Alter sehr erquicklich anzusehen – verließen den Raum in so perfektem Gleichmarsch, wie er zwei Menschen, die nicht zu einer Militärparade gehörten, nur gelingen konnte. Dann schossen Matthew Gedanken an gewisse andere Ursachen eines steifen Schritts durch den Kopf und er hatte wieder einen roten Kopf, als eine weibliche Stimme neben ihm leise fragte: »Matthew?«

      Er drehte sich um und erblickte eine Person, deren Erscheinen er nicht vor dem unerreichbar weit entfernten 21. Jahrhundert erwartet hätte.

      Kapitel 3

      Das Mädchen hielt ihre zusammengeklammerten Hände vor sich und verriet damit, dass sie entweder nervös oder in Bittstellung war. »Seid gegrüßt, Matthew«, sagte sie mit einem zitternden Lächeln. »Ich hab getan, was Ihr gesagt habt. Ich bin gekommen, um die Stone Street 7 zu finden.« Sie schluckte hart. Ihr blauer Blick, den er als von Energie prasselnd in Erinnerung hatte, wirkte jetzt schüchtern und ängstlich, als wäre sie sicher, dass er sie vergessen haben musste. »Entsinnt Ihr Euch nicht? Ich bin …«

      »Opal Delilah Blackerby«, sagte Matthew. Natürlich erinnerte er sich. Sie war eine der Dienstmägde im Paradies für Alte gewesen, dem Gefängnis aus Samt – wie sie es genannt hatte –, das Lyra Leka unter der Namen Gemini Lovejoy geführt hatte. Hätte es Opal nicht gegeben, wäre das schwarze Herz von Lyra Lekas Unternehmen nicht enthüllt worden und Tyranthus Slaughter läge jetzt nicht unter der Erde. Daher verdiente dieses tapfere junge Mädchen alles Lob der Welt, fand Matthew. Sie hatte tatsächlich ihr Leben riskiert, um ihm zu helfen.

      Er streckte die Arme aus und nahm ihre Hände, schenkte ihr dabei sein wärmstes Lächeln. »Seit wann bist du hier? In New York, meine ich.«

      »Erst einen Tag«, antwortete sie. »Also, noch keinen ganzen Tag. Ich weiß, Ihr meintet, ich soll zu diesem Haus Nummer sieben kommen, aber mir war nicht wohl, da einfach anzuklopfen. Dann hab ich in der Stadt gefragt, wem das Haus gehört, und jemand hat mir Euren Namen gesagt. Und dann hab ich den Tanz hier in der Zeitung ausgeschrieben gesehen und dachte, vielleicht …« Sie zuckte die Achseln, unfähig zu erklären, warum sie gekommen war.

      »Ich verstehe.« Matthew erinnerte sich, dass sie das Mädchen war, das sich im Paradies nach Wärme gesehnt hatte. Vielleicht war ein Tanz der Ort, wo sie diese an einem kalten Winterabend in New York finden konnte. Als Dank

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