MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert Mccammon Matthew Corbett

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er spöttisch. »Ich dachte, Ihr wärt so ein Schlaukopf

      Obwohl die Gaukler aufgetaucht waren und unweit von ihnen auf kreischenden Fiedeln kratzten, während ihre dunkelhaarigen Mädchen unter den Biertrinkern für Münzen tanzten, hielt Matthew seine Aufmerksamkeit weiterhin auf Lillehorne gerichtet. »Ihr sagt also, eine Kanonenkugel hat das angerichtet?«

      »Ich sage, es wurde gehört, wie eine Kanone gefeuert wurde. Corbett, haltet Eure Neugierde im Zaum. Ich habe bereits einige Männer abbestellt, den Hafen zu bewachen, falls es tatsächlich das Signal von Oyster Island gewesen war. Heute Abend bezahlt die Stadt Euch nicht für Eure Fähigkeiten. Nicht so laut!«, schrie Lillehorne den Gauklergeigern zu, aber die Lautstärke senkte sich um keinen Deut.

      Matthew starrte auf die Aschefläche. Es gab Kanonen auf den Wällen des alten Fort William Henry, jetzt Fort Anne genannt, an New Yorks äußerstem Südzipfel. Sie waren Tag und Nacht bemannt und auf das Meer gerichtet. Die einsame Kanone auf Oyster Island war als Warnsignal einer drohenden Invasion der holländischen Flotte gedacht, obwohl Handel und Profit aus London und Amsterdam verlässliche Partner gemacht hatte. Niemand erwartete wirklich, dass eine holländische Armada versuchen würde, ihre alte Kolonie zurückzuerobern, aber … warum war die Kanone abgefeuert worden?

      »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte Lillehorne, und Matthew merkte erst jetzt, dass er die Frage laut gestellt hatte. »Aber ich werde das ohne Eure sogenannte fachmännische Hilfe aufklären, Sir.«

      In diesem Augenblick fiel Matthew eine weitere interessante Entwicklung auf dieser kalten, nächtlichen Bühne auf. Hinter Lillehorne, von den Lampen in ihren Händen beleuchtet, standen der gutaussehende Arzt Jason Mallory und die schöne Rebecca. Sie unterhielten sich leise und betrachteten die Ruinen, aber blickten sie jetzt beide in Matthews Richtung? Sprachen sie wieder, schauten erneut und drehten ihm dann den Rücken zu und gingen?

      Eine Trillerpfeife schrillte, laut genug, um selbst über das Katzengeschrei der gaukelnden Geiger hörbar zu sein.

      Dann schrillte sie erneut, lauter, mit beharrlichem Ton. Und ein drittes Mal, genauso herrisch.

      »Was zum Teufel ist los?« Lillehornes Blick schweifte auf der Suche nach der lästigen Lärmquelle ebenso wie Matthews, Nacks und Berrys Blick umher. Eine Gruppe Schaulustiger näherte sich, angelockt vom Lärm. Matthew sah Marmaduke Grigsby, den alten Schreiberling und Herausgeber des Ohrenkneifers, zu seiner Enkeltochter gehen. Seine Augen hinter der Brille im mondrunden Gesicht waren groß und voller Fragen. Die Trillerpfeife schrillte weiter, jetzt noch durchdringender.

      »Dort, Sir!« Es war Nack, der auf die andere Seite der Dock Street zeigte, etwas östlich von der zerstörten Lagerhalle.

      Matthew entdeckte Benedict Hamrick neben einer braunen Ziegelmauer, die zu einem Lager für Teerfässer, Anker, Ketten und anderen Schiffsbedarf gehörte. Hamricks Bart und schmutziger Mantel wehten in der aufkommenden Brise. Er bemannte seine Trillerpfeife als kommandierte er ein Angriffskommando von Grenadieren – mehr noch, er zeigte auf etwas, das auf die Ziegel geschrieben stand.

      Matthew lief hinter Lillehorne auf den Pfeifenbläser zu, dicht gefolgt von Nack. »Matthew!«, rief Berry, aber er blieb nicht stehen. Seltsamerweise fuhr ihm der Gedanke durch den Kopf, dass sie meinte, er sollte nicht weitergehen.

      Mehrere Menschen hatten sich um Hamrick versammelt, der mit seinem Getriller abrupt aufhörte und mit einem dürren, knorrigen Finger auf die zwei Wörter deutete, die ungefähr in Kopfhöhe auf der Wand standen. Die weiße Farbe war nach unten gelaufen und verlieh den Wörtern das Aussehen von krabbelnden Spinnen.

      Das erste Wort war Matthew.

      Das zweite Corbett.

      Matthew spürte, wie sein Herz ins Stottern kam, als Hamricks Hand sich bewegte und der Finger auf ihn zeigte.

      Lillehorne nahm dem nächstbesten Bürger eine Laterne ab und hob sie, um mit dem Licht in Matthews Gesicht zu leuchten. Mit verengten Augen machte Lillehorne einen Schritt auf ihn zu, als musterte er etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte.

      Matthew war wie gelähmt. Er brachte kein Wort heraus.

      »Ja«, sagte der Hauptwachtmeister. Er nickte. »Seid gewiss, dass ich dies aufklären werde.«

      Kapitel 4

      »Ich möchte liebend gern eine Erklärung haben«, sagte der Mann im lilafarbenen Kleid, das am Halsausschnitt mit blauer Spitze verziert war. Seine geschminkten Lippen lächelten hauchdünn in die Stille, die seinen Worten folgte. Der Blick seiner blaugeschminkten Augen unter der opulent gelockten Perücke huschte von einer Person im Raum zur anderen. »Bitte«, sagte er und hob seine weißen Seidenhandschuhe. »Es sollten nicht alle auf einmal sprechen.«

      Gardner Lillehorne räusperte sich; vielleicht ein wenig zu explosiv. Er hielt seinen kürbisfarbigen Dreispitz in den Händen; es war seine Farbe des Tages. »Lord Cornbury«, sagte er. »Die Fakten sind, wie ich Euch berichtet habe.« Matthew fand, dass er ein wenig nervös klang, und man spürte auch tatsächlich sein Frühstück im Bauch Purzelbäume schlagen, wenn einem Edward Hyde Lord Cornbury, der Gouverneur der Kolonie New York und Vetter von Queen Anne höchstpersönlich, ins Gesicht sah.

      »Berichtet«, wiederholte der gutgekleidete Mann hinter dem Schreibtisch. »Aber erklärt habt Ihr sie nicht.« Die weißen Seidenfingerspitzen pressten sich aneinander. Das Pferdegesicht hätte jeden Spiegel in der Stadt zerspringen lassen. »Dieser faselnde Dummkopf hat auch nichts Verständliches gesagt. Was ist mit diesen roten Lampen und einer holländischen Invasion und aus dem Boot gestohlenen Fischen?«

      Hooper Gillespie hatte kurz zuvor Bericht erstattet, bis ihn seine nervöse Aufregung ins Stolpern brachte und flach zu Boden fallen ließ. Man hatte ihn auf einer Leinwandbahre aus Lord Cornburys Arbeitszimmer hinaustragen müssen. Und sein Bericht? Der schien Matthew ebenso schwer tragbar oder vielleicht gar nicht tragbar zu sein.

      Der vierte Mann im Raum spitzte die Lippen und gab ein Geräusch wie einen nassen Furz von sich.

      »Ihr wünscht zu sprechen, Mr. Greathouse?«, fragte der Gouverneur.

      »Ich wünsche mich zu beschweren«, antwortete der große Mann. An diesem Morgen stützte er sich nicht auf seinen Stock; der lag über seiner rechten Schulter. Matthew fielen die dunklen Ringe unter seinen schwarzen Augen auf. Anscheinend hatte Hudson letzte Nacht mit seinem eigenen Feuer gekämpft, nachdem er durch den Brand und Lärm aus Abby Donovans Häuschen gescheucht wurde, wo ihn die intim entfachte Glut bereits fast in Asche gelegt hatte. »Ich kann Matthews aufrechten Charakter bezeugen und …«

      »Warum genau seid Ihr hier, Sir?«, wurde er unterbrochen. Matthew wusste, Greathouse zu unterbrechen forderte Gewalt heraus, selbst gegen einen Lord in Weiberkleidern.

      »Ich bin hier«, kam die gefährlich spöttisch klingende Antwort, »weil ich gerade in unserer Amtsstube war, als der allmächtige Wachtmeister hereingestürmt kam und meinen Kollegen praktisch verhaftete. Und ihn dann hierher zu einer Vernehmung, wie er es nannte, schleifte. Ich bin freiwillig mitgekommen.«

      »Hab ihn nicht davon abhalten können, befürchte ich«, sagte Lillehorne.

      »Hab mich nicht abhalten lassen«, sagte Greathouse, den grimmigen Blick weiter auf den Gouverneur im femininen Gewand gerichtet. »Ich weiß nicht, was letzte Nacht vorgefallen ist, und Matthew weiß es ebenfalls nicht.

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