MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert Mccammon Matthew Corbett

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stummer, vernarbter und äußerst furchteinflößender Sohn des Dunklen Kontinents dem Stern folgen konnte, der ihn nach Hause lockte.

      Selbst wenn Zed vielleicht nicht viel über die Welt wusste, nahm Matthew an, dass er sich bewusst war, wie unerreichbar weit er von dem Land entfernt war, nach dem er sich sehnte. Und daher hatte Zed sich einen Mantel gestohlen, aß Fisch und wartete in seinen Unterschlupf gekauert darauf, dass eine günstige Wendung für ihn eintrat.

      Zumindest war das Matthews Theorie, und obwohl sie nie darüber gesprochen hatten, freute er sich, dass Greathouse zu demselben Schluss gekommen war.

      »Komische Sache, das mit deinem Namen an der Wand«, sagte Greathouse endlich in Bezug auf das vorliegende Problem. Es war nicht das erste Mal, dass sie darüber redeten, aber jetzt waren sie vom Gouverneur beauftragte Ermittler und die Bürger der Stadt würden für ihr Honorar aufkommen. »Lass uns weitergehen«, schlug Greathouse vor – oder befahl es vielmehr –, und so setzten sie sich unter den Bugsprieten der vertäuten Schiffe wieder in Bewegung.

      Nachdem Greathouses Gehstock ein paar Schritte bemessen hatte, kam die Frage: »Hast du irgendeine Idee?«

      Ja, habe ich, dachte Matthew sofort. Ich habe eine Ahnung, dass eine als Arzt getarnte Schlange und seine ebenso reptilienartige Gattin etwas damit zu tun haben. Und trotzdem habe ich keine Beweise und keine Vorstellung davon, was ihr Motiv sein könnte. Ohne das bin ich ebenso weit von der Lösung dieses Rätsels entfernt wie Zed von einem Spaziergang an der Küste Afrikas. Daher antwortete er: »Nein, hab ich nicht.«

      »Jemand mag dich nicht«, meinte Greathouse.

      Ja, dachte Matthew wieder, die Zähne grimmig zusammengebissen. Sein Gesicht wurde vom kalten Wind gepeitscht. Und diese Vereinigung scheint jeden Tag mehr Mitglieder zu zählen. Sie kamen an ein neues Schiff, das anscheinend gerade erst in der letzten Stunde eingelaufen war, denn das Fallreep war am Dock vertäut und die Seemänner stolperten einer nach dem anderen herunter, auf der Suche nach ihrem Gleichgewicht. Ein paar leere Pferdewagen standen einsatzbereit da, wurden aber nicht beladen. The Tully Company stand rot auf den Seiten der Wagen. Solomon Tully, so wussten die beiden Problemlöser, war der Zuckerhändler; der mit den dritten Zähnen und ein großartiger Furzer noch dazu. Trotzdem war er kein übler Kerl. Wenn er von seinen Besuchen in den karibischen Zuckerrohrplantagen erzählte, schilderte er die Tropensonne und das türkisblaue Wasser auf lebhafteste Weise. Deshalb war er an kalten Wintertagen in allen Schänken ein gerngesehener Gast. Und hier auf dem Dock stand der stämmige, rotbäckige Mann nun höchstpersönlich, mit einem braunen Dreispitz und über seinem sicherlich teuren Anzug einen aus feinstem Tuch in Owles‘ Schneiderei in der Crown Street gefertigten beigefarbenen Mantel. Solomon Tully war äußerst wohlhabend, äußerst gesellig und normalerweise äußerst zufrieden mit sich und der Welt. An diesem Morgen mangelte es ihm allerdings sehr an Zufriedenheit.

      »Verdammt, Jameson! Verdammte Hölle!«, schrie Tully eine arme, dünne und verwahrloste Gestalt an, deren Bart aus verschiedenen Schimmelfarben zu bestehen schien. »Für so was bezahle ich Euch gutes Geld?«

      »Verzeiht, Sir … verzeiht, Sir … verzeiht«, antwortete der unglückliche Jameson mit gesenktem Blick und deprimierter Haltung.

      »Dann geht endlich und richtet Euch wieder her! Erstattet mir in meinem Arbeitszimmer Bericht! Und zwar flott, bevor ich es mir anders überlege und Euch auf die Straße setze!« Als Jameson davonschlich, schaute Tully zu Matthew und Greathouse hinüber. »Oh, Moment mal! Ihr zwei! Wartet!«

      Tully war bei ihnen, bevor sie sich entscheiden konnten stehenzubleiben oder so zu tun, als hätten sie ihn nicht gehört. Tullys Gesicht glühte noch mit den Resten seiner brennend heißen Wut. »Verdammt, dieser Tag!«, empörte er sich. »Wisst Ihr, wie viel Geld ich heute Morgen verloren habe?« Seine dritten Zähne mit den in der Schweiz hergestellten Zahnrädchen mochten zwar wie echte aussehen, fuhr Matthew durch den Kopf, aber sie gaben ein seltsam leises, metallisches Quietschen von sich, wenn Tully sprach. Matthew fragte sich, ob die Federn vielleicht zu stramm angezogen waren – und ob Tully seine Zähne aus dem Kopf springen würden, wenn die Federn rissen, und durch die Luft schnappen, bis sie etwas zum Festbeißen fanden.

      »Wie viel?«, fragte Greathouse, obwohl er wusste, dass es unklug war.

      »Zu viel, Sir!«, kam die hitzige Antwort. Dampf umnebelte Tullys Kopf. Plötzlich lehnte Tully sich verschwörerisch zu ihnen vor. »Hört mal«, sagte er leiser mit bittender Miene. »Ihr beide seid doch die Problemlöser …«

      Und heute anscheinend stark gefragt, dachte Matthew.

      »- da könnt Ihr mir doch den Gefallen tun und Euch über eine Sache Gedanken machen, ja?«

      Greathouse räusperte sich mit warnendem Grollen. »Mr. Tully, derartiges stellen wir in Rechnung.«

      »Herrje, na gut, zum Teufel mit der verdammten Rechnung! Verlangt, was Euch recht erscheint! Hört mich bloß an, ja?« Tully sah aus, als würde er jeden Moment wie ein Kind, dem man ein Bonbon weggenommen hat, auf die Anlegerbohlen stampfen. »Ich bin ein gemarterter Mann, seht Ihr das denn nicht?«

      »Also gut«, sagte Greathouse, geradezu ein Sinnbild ruhiger Ungerührtheit. »Wie können wir Euch helfen?«

      »Könnt Ihr mir sagen«, erwiderte Tully, entweder mit Tränen oder geschmolzenen Schneeflocken auf den Wangen, »was für ein Pirat eine Ladung Zucker stiehlt und alles andere völlig unberührt lässt?«

      »Wie bitte?«

      »Welcher Pirat«, wiederholte Tully, »stiehlt Zucker? Meinen Zucker. Die dritte Ladung in drei Monaten. Aber Dinge, von denen man denkt, dass jeder Gauner der Meere sie in seinen bodenlosen Topf der Gier werfen würde, bleiben unberührt da, wo sie sind! Wie das Silbergeschirr des Kapitäns oder die Pistolen und Pulver, und alles andere, das einen Wert hat und nicht an Deck festgenagelt ist! Nein, dieser Freibeuter raubt einzig und allein meinen Zucker! Fässerweise! Und ich bin nicht mal der Einzige davon Betroffene! Micah Bergman in Philadelphia ist es ebenfalls passiert, und den Pallister-Brüdern in Charles Town auch! Also denkt für mich darüber nach, Gentlemen … Warum ist eine Ratte des Meeres darauf aus, mir zwischen Barbados und New York meinen Zucker zu stehlen? Und nur den Zucker?«

      Außer einem Schulterzucken hatte Greathouse keine Antwort zu bieten. Deshalb sprang Matthew in die Bresche. »Vielleicht, um ihn weiterzuverkaufen? Oder um …« Jetzt war es an Matthew, die Achseln zu zucken. »Einen gewaltigen Geburtstagskuchen für den König zu backen?« Kaum, dass er es gesagt hatte, wusste er, wie dumm das gewesen war. Greathouse erlitt einen plötzlichen Hustenanfall und musste sich abwenden, während Solomon Tully aussah, als hätte ihm sein treuester Hund soeben ans Bein gepinkelt.

      »Matthew, das ist nicht zum Lachen«, sagte der Zuckerkaufmann mit einer Pause zwischen jedem Wort wie kalte Erde zwischen Gräbern. »Das ist mein Leben!« Die Nachdrücklichkeit, mit der Tully das Wort aussprach, verursachte ein Knirschen in seinem Mund. »Mein Gott, ich verliere haufenweise Geld! Ich habe eine Familie zu ernähren! Ich habe Verpflichtungen! Dinge, von denen Ihr Gentlemen, soviel ich weiß, nichts kennt. Aber ich werde Euch etwas sagen … irgendetwas ist an diesen Vorfällen äußerst sonderbar. Und Ihr könnt lachen, soviel Ihr wollt, Matthew, und Ihr könnt Euer Lachen hinter Husten verstecken, Mr. Greathouse, aber diese ständigen Zuckerdiebstähle haben mit etwas Bösem zu tun! Wo der Zucker hingeht und warum, weiß ich nicht, und das treibt mich in den Wahnsinn! Habt Ihr nie vor etwas gestanden, das Ihr unbedingt wissen musstet und das Euch innerlich mit dem Drang zerrissen hat, es herauszufinden?«

      Greathouses »Nie« kollidierte prompt mit Matthews »Ständig«.

      »Die

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