G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner
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Читать онлайн книгу G.F. Barner Box 1 – Western - G.F. Barner страница 15
»Dann erzählst du unterwegs, wie?«
»Ja, Junge. Worauf trinken wir?«
»Darauf, daß ich bleibe.«
»Gehst nicht mehr weg?«
»Nein, ich bleibe.«
Der Alte nickt. Nun weiß er Bescheid.
In Uvalde sollte jemand seinen Gaul satteln und ihm Flügel anleimen. Vielleicht fliegt das Pferd dann wirklich mit Howard Vance weg. Er wird schon fliegen können müssen, denn sonst packt ihn bald jemand am Kragen.
*
Ein Bündel mehr auf Ray Thayers Pferd. Der Alte neben ihm stellt keine Fragen. Er hat Ray in Bracketville in den General Store gehen sehen. Dann kam Ray heraus und packte schweigend das Bündel auf. In Bracketville war es noch nicht Mittag.
Jetzt kommt die Abenddämmerung schon, die Nacht meldet sich an. Sie reiten immer noch, und sie reiten nicht schnell.
Er läßt sich Zeit, denkt der Alte, weil ich bei ihm bin. Warum hat er sich in Cline ein zweites Pferd geholt und nur gesagt, er brauche es noch? Er redet nicht viel. Genauso war es damals mit Nat, als er auf Jim Vance losging, da hielt Nat auch den Mund. Jetzt fehlt nur noch, daß der Junge dasselbe sagt wie damals Nat.
Drei Meilen noch bis Uvalde, und es ist Nacht. Klarer Himmel mit Milliarden Sternen über Südtexas. Irgendwo in der Nacht das klagende Heulen eines Kojoten.
Ray Thayer hat nur ein paar Fragen gestellt, als Bill ihm die ganze Geschichte erzählt.
Seit zwei Stunden sagt er nichts, er mustert nur ab und zu den alten Bill. Und er liest Sorge in Rays Augen, sagt jedesmal: »Ich kann noch, Junge, ich halte es aus.«
Ray hält jetzt an, die erkaltete Zigarre im Mundwinkel.
»Sagtest du, dieser Cole Lane hielte sich meist in der Stadt auf, um dort zu spielen?«
»Ja«, antwortet der Alte. »Er spielt fast jeden Abend in Mabel O’Henrys Saloon. Da gibt es eine ganze Clique, ein paar Burschen, Mexikaner von drüben, die jeden Abend die Karten austeilen. Junge, als ich wegritt, hatten sie schon die Weide besetzt, Kilburn, Tyler und Dexter Lane. Die anderen sind auf der Ranch, denke ich. Old Jim Vance läßt sie nicht von Howards Seite.«
»Bist du sicher?«
»Kann sein, daß es sich geändert hat, aber eins schaffen sie nie: Cole Lane aus einem Saloon und vom Spieltisch wegzubekommen.«
»Trägt er immer graue Anzüge?«
»Ja, habe ihn nie anders gesehen. Der Kerl hat schwarzes öliges Haar, er fällt gleich auf.«
»Gut, gut, Bill. Hier biegt der Weg zu den Nunns ab, nimm jetzt besser den.«
Der Alte sieht den Jungen erstaunt an.
»Was ist, ich soll dich allein lassen?«
»Ein Thayer braucht keine Hilfe, er kämpft allein.«
Cooley sitzt reglos im Sattel, glaubt sich um sechsundzwanzig Jahre zurückversetzt. Genau Nats Worte, genau dieselben. Gebraucht Ray sie nur, weil er sie so immer wieder von seinem Vater gehört hat?
»Ray, sie sind stark, sie sind viel stärker, als du glaubst. Kilburn ist eine Klapperschlange, rücksichtslos und verflucht schnell. Er klappert nur nicht, wenn er kommt. Ray, du kannst doch nicht allein auf sie losgehen.«
»Du reitest zur Ranch«, entgegnet Ray mit fester Stimme. »Nimm zwei Gewehre und schieß jeden nieder, der auf den Hof oder an die Gebäude will! Das ist ein Befehl! Es könnte sein, daß sie aus Wut die Ranch anstecken.«
»Großer Gott, Ray, du kannst doch nicht ganz allein auf sie losgehen. Was hast du vor? Sage es wenigstens, Junge.«
»Kein fester Plan. Ich richte mich nach dem, was sie tun werden«, erwidert er ernst. »Darum kann ich dir auch nicht genau sagen, was ich machen muß. Du sicherst die Ranch. Vielleicht helfen dir die Dawes-Jungen dabei. Sage ihnen, sie brauchten nichts zu riskieren, nur alles Gesindel von der Ranch wegzuhalten. Verschwinde jetzt, Bill, ich will es so!«
»Und – und wann kommst du zurück?«
»Morgen früh, wenn es glückt.«
»Junge…«
»Sei ruhig, Bill, ich weiß genau, was ich mache.«
Der Alte sieht ihn an, nickt kaum merklich. Diese Ruhe ist ihm unheimlich. Nat hätte den ganzen Weg über geflucht, aber sein ältester Sohn schweigt sich aus. Darin ist er nun doch anders.
»Sieh mehr nach hinten als nach vorn, Junge, hörst du?«
»Ja, sicher«, sagt Ray Thayer gleichmütig. »Hau jetzt ab, laß dich unterwegs nicht von den Kerlen schnappen.«
»Dann gib es ihnen, Junge.«
»Aha!«
Der Alte reitet zehn Yards, als er sich noch mal umblickt.
»Alter, ist Sheila auch im Saloon?«
»Warum? Sicher, sie ist oft unten.«
»Ist gut.«
Er lenkt das Pferd herum, reißt einmal kurz an der Longe des Ersatzpferdes. Dann reitet er an.
Mein Gott, denkt Old Bill Cooley, jetzt geht er auf sie los. Und ich kann nicht dabeisein. Genauso wollte es Nat damals, der brauchte auch keinen. Aber damals ist nicht heute. Damals hatte Jim Vance keine Revolverschwinger gemietet, nur ein paar harte Burschen wie Clay Jenkins, aber die waren ehrlich.
Warum hat Ray nach Cole Lane gefragt?
Ist das der erste Mann?
*
Jemand lacht, irgendein Girl aus der Front Street. Da wohnen lauter ehemalige Greaser. Und die Mädchen haben immer ein paar Freunde, von denen sie in den Saloons von Uvalde freigehalten wurden.
Laternen brennen in der Main Street, ein Hund kläfft. In O’Henrys Saloon klimpert das Walzenklavier die Melodie von Danny Smith herunter. Im Text heißt es, daß Danny ein Mädchen liebt und wegging, als es ihm untreu wurde. Seitdem reitet Danny und will vergessen, aber er schafft es nicht, er denkt immer noch an Eileen. Sie hieß Eileen, hatte rote Haare und einen lockenden Mund, und sie war nicht treu.
Das Lied schallt bis auf die Straße, über die ein Wagen fährt. Als der Wagen vor dem Drugstore von Knobb ist, kommt der Mann aus der dunklen Ecke am Mietstall. Er geht langsam, den Hut nach hinten geschoben, über die Straße.
Zwei Mädchen kichern, als sie aus dem Store kommen und den Mann mitten auf der Straße gehen sehen. Der Mann ist so groß, daß er ihnen auffällt. Sein Revolver ragt mit dem Kolben weit nach außen. Der Mann ist langbeinig und breitschultrig. Und er pfeift.
Das