G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Box 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Box

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fährt dann fort: »Du kennst deinen Vater immer noch nicht gut genug, Junge. Er kommt überall durch. Sicher, jetzt ist er alt, aber seine Erfahrungen kann ihm niemand nehmen. Als wir herkamen, er und ich, da hatten wir zehn Rinder. Damals gehörte das Land hier Don Aurelio de Pietas Cordoba. Nat blieb hier und fing an, sein Haus zu bauen, als sie kamen und ihn verjagen wollten. Wäre er nicht so hart gewesen, hätten sie es geschafft. Er spuckte ihnen vor die Stiefel. Und als sie ihn nicht in Ruhe ließen, kaufte er sie sich – mit dem Colt in der einen und der Bibel in der anderen Hand. Mach dir keine Sorgen, Cliff.«

      »Er war wieder bei mir oben.«

      Bill zuckt zusammen, nickt dann.

      »Und?«

      »Das letzte Bild von Ray fehlt. Bill, ich denke, er wollte weniger nach dem Staubecken sehen, als vielmehr mit seinen Gedanken allein sein. Er zeigt nie, was er fühlt, er verkriecht sich in sich selbst.«

      »Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Cliff. Nat ist kein Mann, der jemals über Gefühle redet. Du kannst wetten, daß ihm die Sache von damals leid tut, schon seit Jahren. Aber etwas sagen? Eher beißt er sich die Zunge ab.«

      Cliff starrt vor sich hin, nimmt die Laterne wieder.

      »Ich reite ihm nach, Bill.«

      »Was? Junge, wir sind ja erst richtig trocken geworden. Nat lacht dich aus, wenn du ankommst. Bei dem Wetter jagt man keinen Hund raus. Bleib hier, Nat kommt schon!«

      »Ich weiß nicht, mein Gefühl sagt mir, daß ich ihn jetzt nicht im Stich lassen sollte.«

      Cliff verläßt den Raum und steigt die Treppe nach oben. Einige Sekunden liegt der alte Bill Cooley still. Dann setzt er sich auf die Bettkante und seufzt.

      Ist doch seltsam, denkt er. Ein komisches Volk, diese Thayers. Sie zeigen immer erst, daß sie richtig zusammenhalten, wenn es gefährlich wird. Die reden manchmal tagelang nicht miteinander. Man könnte meinen, sie wären Fremde. Und dann merkt man plötzlich, daß sie einen verdammt ausgeprägten Familiensinn haben.

      Old Bill steht auf, zieht sich an und tritt in den Flur, als Cliff herunterkommt.

      »He, was willst du denn, Bill?«

      Der Alte krault seinen Vollbart und grient.

      »Soll ich dich vielleicht allein lassen? Wenn dir was passiert bei dem Wetter, reißt mich Nat in der Luft auseinander. Komm schon, Junge, reiten wir.«

      »Bill, so jung bist du auch nicht mehr.«

      »Hör bloß auf, dir über mein Alter Gedanken zu machen. Feines Wetter, genau richtig für einen kleinen Ritt, was?« Er kichert. Ihm macht es nichts aus, ein paar Meilen zu reiten. Im Stall nimmt er eine von den Sturmlaternen, deren Kappen weit über das Glas ragen. In die Dinger kann kein Regenwasser eindringen.

      Fünf Minuten später sind sie unterwegs. Der tanzende Schein der Laterne fällt über Old Nat Thayers gerade noch erkennbare Spur. Je weiter sie kommen, desto mehr legen sich Cliff Thayers sorgenvolle Gedanken. Er sieht, daß sein Vater sich am Hang gehalten hat, um nicht im dicken Morast der Talmitte zu reiten.

      »Na, was sagst du jetzt?«

      Sie zucken beide zusammen.

      Durch den Regen und den heulenden Sturm, der die Büsche mit seiner Gewalt zu Boden drückt, dringen schwache Schußgeräusche.

      Einen Moment sitzen sie still auf ihren Pferden und lauschen. Dann räuspert sich Old Bill heiser.

      »Er wird die Dawes-Rinder aus dem Tal jagen. Darum das Schießen, was, Junge?«

      Cliff lauscht immer noch. Keine Schüsse mehr, alles bleibt ruhig.

      »Bill, das war weiter rechts.«

      »Bist du sicher, Junge? So genau habe ich das nicht gehört.«

      »Es kam mehr von rechts. Das Tal aber verläuft nach links, Bill. Komm mit, es ist so verdammt ruhig jetzt.«

      Zweimal verliert sich Old Nat Thayers Fährte im abwärtsströmenden Wasser. Dann führt sie in das Tal, aber hier ist kein einziges Rind zu sehen.

      »Bill, die Dawes haben keine Rinder hier gehabt. Siehst du?«

      »Ja«, erwidert der Alte grübelnd. Und nun verspürt er doch so etwas wie Sorge. »Dann, äh, könnten sie nur im rechten Seitental sein.«

      Sie reiten weiter. Der Regen klatscht in ihre Gesichter. Das Wasser rinnt in den Hemdkragen und durchnäßt sie bis auf die Haut. Bald sind sie im Seitental, halten an, als Cliff die Laterne hochhebt. Ihre Pferde stehen am Talgrund, durch den das Regenwasser abläuft und einen vielleicht sechs Yards breiten Bach bildet.

      »Bill, Rinderspuren und Pferdehufeindrücke, siehst du?«

      »Ja«, sagt der Alte gepreßt. »Da hat jemand Rinder mitten im Wasser getrieben, statt sie auf dem trockenen Ufer zu halten. Verdammt seltsam, daß die Dawes das getan haben sollten. Sieh doch mal nach rechts, da drüben.«

      Keine drei Yards weiter verläuft die Einzelfährte. Old Nat Thayer muß hier geritten sein. Die Spur führt auf den Sperrzaun zu und endet am Gatter. Hier hat der Alte gewendet, er ist dann rechts hochgeritten und hat sich am Zaun gehalten.

      »Cliff, rechts oben liegt die Weidehütte der Dawes.«

      »Ja, vielleicht hat er…«

      Sie sind sechzig Yards weiter, als der Junge das sagt. In diesem Moment fällt der tanzende Lichtschein der Laterne über den großen, ungefügen Schatten im Gras.

      »Bill!«

      Cliff reißt die Laterne hoch.

      Verdammt, denkt der alte Bill entsetzt, Old Nats Wallach. Er ist tot. Und Nat?

      Cliff treibt sein Pferd mit wilden Zurufen an, hält den linken Arm hoch und pariert dann sein Tier.

      Er sagt nichts, der Junge. Er denkt nur an das Gefühl, das ihn den ganzen Abend über bedrückte.

      Allmächtiger, denkt Cliff, laß es nicht wahr sein.

      Die Ölhaut unten im Gras glänzt wie die Stiefel, über die der Regen rinnt. Eine Hand lugt aus dem Schlitz der Ölhaut, aber vom Kopf des alten Mannes ist nichts zu erkennen. Da ist nur die Ölhaut, der Alte muß sie sich über den Kopf gezogen haben.

      »Dad! Dad!« sagt der Junge wispernd und steigt langsam ab. »Dad, Dad!«

      Dann kniet er. Der Boden ist feucht, und der Regen prasselt auf seine Ölhaut. Regen rinnt ihm in den Nacken, als er die Hand hebt und am Umhang seines Vaters zieht.

      Neben ihm steht der alte Bill und scheint den Atem anzuhalten.

      »Cliff«, sagt Bill und lächelt verkrampft. Durch nichts verrät er, daß er Schmerzen hat. »Hallo, Junge! Bist du da?«

      Es kommt stockend über seine Lippen. Er blinzelt träge, als sei er nur ein wenig müde. Wie hat er doch damals gesagt?

      Ein Thayer zeigt keinen Schmerz.

      Für

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