G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Box 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Box

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sein… Keinen Sinn, Cliff. Dein Bruder… Hol Ray, hole mir meinen Jungen – und sage ihm, es täte mir leid, es hat mir – immer – leid getan! Hol Ray her! Jim wird kommen, Jim Vance. Paßt auf, er kommt, er nimmt alles weg!«

      »Dad, rede nicht so viel, du schaffst es schon. Zeig her, wo hat es dich erwischt?«

      »Keine Mühe, Junge, nicht tun, liegenlassen. Vier Mann – keinen erkannt. Sie haben Rinder genommen… Dawes Bescheid geben. Bill, hörst du?«

      Der alte Bill sitzt da und würgt. Allmächtiger, denkt der alte Bill, er hat immer davon geredet, er wolle um alles in der Welt nicht in seinem Bett sterben. Eine schnelle Kugel, das hat er immer gesagt. Und jetzt? Was soll ich ohne ihn anfangen? Ich bin ein ganzes Leben mit ihm geritten. Er war der größte Mann, den ich kannte – eisenhart, aber auf seine Weise einfach groß und mutig, ein Mann, dem man folgen konnte.

      »Ja, Nat.«

      »Cliff…«

      Er redet schon so leise, daß sie sich über ihn beugen müssen, um seine Worte zu verstehen. Es ist, als habe sein eiserner Wille ihm die Kraft erhalten, bis sie hier waren.

      »Dad, laß mich doch nachsehen. Ich will dich verbinden, Dad.«

      »Keinen Sinn mehr, Junge. Die haben – zu gut getroffen. Sei mutig… Ein Mann – kämpft – kämpft immer. Sag Ray, ich hätte so gern gesehen, daß er – nach Hause… Ich hätte – ihm schreiben müssen. Cliff, was ich getan habe, mußte sein, es mußte. Mein Testament… Hier, der Schlüssel.«

      Seine Hand tastet hoch, fährt zitternd unter das Hemd. An der Schnur hängt der Schlüssel zum Fach seines Tisches.

      »Lesen – verstehen, Cliff. Ist nicht böser Wille, mußte es tun, Junge. Du wirst verstehen… Ich weiß, du bist klug, du warst mein lieber Junge. Tut mir leid… War hart, aber – ein Mann – muß hart sein können. Ray – Ray ist… Ray!«

      »Dad, Dad!«

      Er liegt still, der alte Mann. Dunkelheit senkt sich hinab. Er ist wieder in seinem Haus. Es regnet heftig, der Wind heult um die Ranch. Draußen Hufschlag. Und der Alte steht auf.

      »Dad, Dad!«

      »Ja, mein Junge. Daß du nun zu Hause bist, Ray.«

      Er ist nicht mehr auf dieser Weide, er ist zu Hause. Wovon er immer geträumt hat, das träumt er nun noch einmal – zum letztenmal.

      Cliff hält die Laterne hoch, leuchtet seinem Vater ins Gesicht.

      Licht, denkt der alte Mann, es wird hell. Ich muß gut leuchten, damit der Junge nicht in die verdammte Lache vor dem Haus tritt. Komm nur, Ray, ich leuchte! Bist du endlich zu Hause, mein Junge, hast du heimgefunden?

      »Ray!« sagt er. Es sind die letzten Worte. »Ray, mein Junge…«

      Dann schweigt er für immer.

      Regen prasselt nieder, aber Old Nat hört nichts mehr.

      Er hat immer gewollt, daß ich hart sein sollte, denkt Cliff. Aber ich habe ihn geliebt, auch wenn ich manchmal furchtbare Angst vor seinem Jähzorn gehabt hatte. Ich kann nicht so hart sein. Seine Lippen zittern. Regen rinnt ihm in Tropfen über das zuckende Gesicht. Zwischen den Regentropfen…

      »Cliff, Junge!«

      Der alte Bill bringt es nur mühsam heraus. Er faßt Cliff an der Schulter.

      »Cliff, er wollte nie in seinem Bett sterben. Hörst du?«

      »Ja, Bill, ist gut. Ich… Entschuldige, ich…«

      »In Ordnung, Junge, schon gut. Nimmst du ihn auf den Gaul? Ich müßte zu den Dawes, Cliff.«

      »Sicher, Bill, hilf mir, ihn auf mein Pferd zu heben. Sag den Dawes Bescheid. Sie sollen nach den Spuren sehen. Vielleicht finden sie die Banditen.«

      »Ich sehe selbst nach, Junge. Wenn ich die Kerle erwische, dann bringe ich sie um.«

      *

      Joe und Abe Dawes sind da. Der alte Dawes ist mit der ganzen Familie gekommen. Dann sind die Nunns erschienen. Tom Nunn sieht vergrämt und verbittert aus.

      »Das war ein Mann«, sagt er, als er Cliff und Bill die Hand reicht. »Tut mir verdammt leid, Cliff. Hat er noch einen Wunsch gehabt?«

      »Ja, er wollte Ray noch mal sehen.«

      »Das dachte ich mir«, sagt Tom Nunn bitter. »Wann kann er hier sein?«

      »Ich weiß nicht. Ein paar Wochen dauert es sicher, ehe er aus Oregon hier eintreffen kann. Geschrieben habe ich ihm alles, aber vielleicht – vielleicht kommt er gar nicht mehr. Er schrieb mal, er hätte es nicht nötig, sich noch mit Rinderzucht abzugeben. Weiß nicht, wann er hier auftaucht, Tom.«

      Wie Tom Nunn, so kommen auch die anderen: Die Charltons, die Huegeles, die Smythes und die Weymillers. Fast alle sind gekommen, um Old Nat die letzte Ehre zu erweisen. Nur einer fehlt. Er ist ja krank und gelähmt, weite Wege kann er angeblich kaum noch machen.

      Big Jim Vance.

      Auch Howard hat sich bis jetzt nicht blicken lassen. Angeblich soll er unterwegs zum Rio Grande gewesen sein und nicht früh genug zurückkommen können.

      Zwei Stunden danach ist alles vorbei. Wagen und Reiter sind fort. Die Ranch liegt so still und ruhig in der Sonne wie das Grab unter den drei Bäumen auf dem Hügel. Dort oben liegt schon Cliffs Mutter, wiedervereint mit dem Vater.

      »Junge, er hat nicht mal den alten Clay Jenkins geschickt. Das ist ein guter Mann, dem alten Jim treu verbunden. Wenn er gekommen wäre, hätte ich etwas gewußt. Nun weiß ich etwas anderes, Cliff. Wir müssen aufpassen. Was wie Krankheitsgründe und Abwesenheit ausgesehen hat, das kann auch ganz was anderes sein.«

      »Bill, was denkst du?« fragt Cliff aufhorchend und starrt aus dem Fenster auf den Dunst des in der Sonne dampfenden Regens. »Du glaubst doch nicht, daß Jim Vance jetzt die ganze Südweide mit dem Wasserloch fordern könnte?«

      »Ich will es nicht hoffen, aber es könnte sein. Big Jim Vance hat das nie vergessen – nie, sage ich dir. Ich kenne diesen alten, hinterhältigen Burschen genau. Besetzt er unsere Südweide, kann er seine ganze Herde quer über sein Land auf unsere saftige Weide treiben. Unser Besitz grenzt an sein Gebiet. Nimmt er den Südstreifen, gewinnt er für einige tausend Rinder Platz und Futter. Und vor allen Dingen: Wasser. Big Jim konnte die ganzen Jahre nicht viel tun, um seine Herde zu vergrößern. Jetzt hat er die einmalige Chance.«

      »Das – das hieße Krieg, Bill.«

      »So?« fragt der Alte und saugt heftig an seiner Pfeife. »Gegen wen willst du Krieg führen? Gegen fünf Revolverschießer und zwanzig gewöhnliche Reiter? Zwei gegen fünfundzwanzig – das ist eine prächtige Rechnung, was? Nimm an, er besetzt das Land, was willst du dann tun? Wenn er dann hingeht und es kauft?«

      »Er kann doch nicht unser Land kaufen, Bill.«

      »Doch, das kann er, es ist freie Weide, Junge. Es würde ihn eine Unsumme kosten. Und sicher würde es eine Menge Fragen der Bodenbehörde geben. Die weiß ja, daß uns der Streifen gehört. Es könnte ein paar Monate

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