Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan страница 82
Im Kelch wohnten die Raumpiloten der Lunaren Flotte und deren Angehörige – eine Art Oase normaler Zivilisation inmitten der Ylantenstadt, die sich im gesamten Mare Ingenii über etliche Quadratkilometer erstreckte.
Rhodan wandte sich an den Ara. »Entschuldige bitte die Störung. Ich wollte euer wissenschaftliches Gespräch nicht unterbrechen.«
»Hast du aber.« Der Ara lachte laut schallend – ein ungewöhnlich starker Gefühlsausbruch, der gekünstelt wirkte. »Bist du wirklich Perry Rhodan?«
»Ja.«
»Darf ich ehrlich sein?«, fragte der Ara.
Rhodan nickte.
»Es ist nicht gut, dass ...« Der Ara stockte. »Halt, lass es mich neu formulieren: Ich finde es nicht gut, dass du gekommen bist. Fast alle haben sich damit abgefunden, dass wir hier leben. Dieser Teil des Dyoversums ist unsere Heimat. Es gab eine Zeit, da kam es zu Unruhen, zu Demonstrationen und Aufständen, weil manche dafür eintraten, dass wir einen Weg zurück suchen sollen, andere in der Versetzung eine Chance und einen Neuanfang sahen.«
»Die Vanothen.«
»Ich sehe, du hast dich gut informiert. Es gab damals sogar Ausschreitungen, Tote und nach zwei Jahrhunderten das Pluto-Experiment. Weißt du etwas darüber?«
Rhodan schüttelte den Kopf. »Wenig genug.« Er erinnerte sich allerdings an den Moment direkt nach der Ankunft der TESS QUMISHA in diesem Teil des Dyoversums. Das erste Ortungsholo hatte statt des Planeten Pluto ein unwirkliches, fast geometrisches Gebilde gezeigt – jedoch noch verschwommen, und danach war sofort nahezu sämtliche Technologie ausgefallen, und alles hatte sich in Chaos aufgelöst.
»Was genau?«
»Ich weiß, dass wohl versucht wurde, Kontakt mit dem Heimatuniversum aufzunehmen. Eine Art ... Universentunnel, um wenigstens eine akustische Nachricht zu schicken.«
Der Ara nickte. »Dann weißt du, was es zu wissen gibt. Wir wollten bloß eine Botschaft schicken – und nicht einmal das ist gelungen. Dennoch wurde Pluto dabei vernichtet.« Er klatschte in die Hände. »Für weniger als nichts.«
»Pluto ist definitiv zerstört?«
»Eurer definitiv und unser nicht ganz so, aber beide wurden vernichtet, nur unter völlig verschiedenen Umständen und zu einer ganz anderen Zeit. Vielleicht ist das Plutos Schicksal, behaupten einige.« Der Ara winkte ab. »Als Wissenschaftler glaube ich nicht an solche spirituellen Konzepte.«
»Aber?«
»Wieso aber?«
»Deine Formulierung ... Es hörte sich so an, als wolltest du die Zerstörung relativieren.«
»Nicht die Zerstörung, nur das, was daraus wurde. Uns ist es gelungen, die Trümmer des Pluto in ein Wunder zu verwandeln. Vielleicht wirst du das Gestänge mit eigenen Augen sehen, Perry Rhodan. Für den Moment nur eines – wir haben endlich Frieden gefunden, hier in diesem Universum. Und plötzlich tauchst du auf und bringst alles durcheinander.« Ein tiefes Durchatmen folgte. »Nun gut, es gibt viel zu tun, meine Pause ist bereits überzogen.« Der Ara deutete auf das Gedeck vor sich. »Magst du? Mit Erdbeeren. Sie sind zwar künstlich, schmecken aber wie echt. Der Kuchen ist unangerührt.« Er stand auf, nickte Sichu zu und zog sich zurück.
Sofort war ein Roboter zur Stelle, um das Geschirr abzuräumen.
Rhodan setzte sich. »Lass den Teller hier!«
»Wie du wünschst.« Die Maschine packte nur das halb leer getrunkene Glas und surrte davon.
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte Sichu.
»Farye sagte mir, dass du etwas essen wolltest. Und zwar ganz logisch – möglichst nahe am Hauptausgang aus diesem Kelch, von wo du am schnellsten zurück zur ORATIO ANDOLFI gelangst, sobald das Signal zum Aufbruch kommt.«
»Es lief gut«, sagte sie, »bis dieser Verrückte dazwischenkam.«
Perry grinste. »Seine Theorie hat dich also nicht überzeugt?«
»Er ist Mediker bei der hier stationierten Lunaren Flotte, aber er fühlt sich zu Höherem berufen. Er teilte mir mit vielen Worten und in aller Ausführlichkeit mit, dass er einem genetischen Phänomen auf der Spur sei. Einer angeblichen Veränderung im Erbgut terranischer Frauen durch die erhöhte Hyperimpedanz in diesem Teil des Dyoversums.«
»Und?«
»Nichts und. Es gibt keinerlei Beweise, nur irgendwelche schrägen Interpretationen einer Erbkrankheit, die es bereits vor fünfhundert Jahren gab – vor der Versetzung. Als ich ihm das sagte, wollte er nichts davon hören.« Sie winkte ab. »Derartigen Leuten begegnet die Chefwissenschaftlerin der Liga ...« Sie lächelte und klopfte sich gegen den Brustkorb. »... übrigens ständig. Eine solche Position scheint Spinner geradezu anzuziehen. Aber zurück zur Sache – du hast NATHAN also überzeugt?«
»Habe ich.« Und ganz nebenbei hatte Rhodan einige Informationen gesammelt. Er hatte sich einen Eindruck von NATHAN verschafft: Dieser hatte einen Teil des Mondes umgestaltet, um sein sogenanntes Ylatorium zu errichten – eine experimentelle Roboterzivilisation, die an seine positronische Tochter YLA erinnern sollte. Obwohl NATHAN eine Art eigene Philosophie zu entwickeln schien, war der lunare Großrechner Rhodans Einschätzung nach immer noch der treue Freund der Menschheit.
»Kommandantin Madouni soll uns nach Terra bringen«, berichtete Rhodan. »Dort werden wir aber nicht sofort die Residentin treffen, sondern zunächst einen alten Bekannten.«
»Und wen?«, fragte Sichu. »Homer G. Adams befindet sich noch für einige Tage in der Suspension, und sonst kann niemand von damals mehr am Leben sein.«
»Rico«, sagte Rhodan.
»Oh.«
»Ich war ebenso überrascht. Er ist Bürgermeister von Neu-Atlantis, genauer gesagt, einer der beiden Bürgermeister. Er teilt sich den Posten gleichberechtigt mit einer Frau. Xaphia da Zavaron, jüngster Spross einer alten arkonidischen Adelsfamilie.«
»Von der ich nie gehört habe.«
»Ebenso wenig wie ich«, meinte Rhodan. »Farye ist mit Mulholland und Tergén bereits in Madounis Flaggschiff. Fehlen nur wir beide. Aber das hat noch einen Moment Zeit.« Er nahm die Gabel und trennte einen Bissen des Kuchens ab. »Köstlich«, sagte er kurz darauf mit vollem Mund.
Sichu ließ ihr eigenes Stück liegen und probierte seines. »Findest du? Ich konnte Erdbeeren nie leiden.«
»Banausin«, sagte er.
*
In der Eingangshalle, kurz vor dem Verlassen des Kelchbaus, erhielt Rhodan einen Funkanruf von Ghizlane Madouni. Sie bat ihn, auf sie zu warten, da sie noch im Kelch persönlich mit ihm sprechen wollte, und versprach, höchstens zehn Minuten zu brauchen. Dabei klang ihre Stimme amüsiert, als würde sie sich ein Lachen verkneifen.
Während