Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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»Glaubst du etwa, dass ...«
»Erweitere den Radius!«
Er gab einen entsprechenden Befehl.
Das Holo rechnete einige Sekunden, ehe es ein klares Bild lieferte.
Es gab keinen Zweifel: Eccpre Allocnar raste mit dem gestohlenen Raumjäger direkt auf die OCHVRUR zu.
3.
Ein Traumspiel (7)
Ich schlafe nicht, und ich träume nicht. Aber es gibt keine Worte, die die Bilder besser beschreiben könnten, die um mich wirbeln. Meine Erinnerungen werfen mich hinein, mal in dieses, mal in jenes Ereignis der Vergangenheit.
Es darf nicht vergessen werden, und so erlebe ich es wieder mit, all das Schöne, all das Schreckliche, seit Terra und Luna versetzt wurden. Und ich kann mich auch der Gräber nicht länger verwehren.
Dank der Bilder des Nicht-Traumes habe ich Jathao Vanoths Auftauchen durchlebt ... seine Botschaft, die Unruhen und Aufstände, die er unwillentlich hervorgerufen hat ... und am Ende das Experiment, das Pluto zerrissen hat, zwei Jahrhunderte nach Vanoths Tod, aber angestoßen von seinen Ideen. Ohne ihn wäre es nie geschehen, doch am katastrophalen Scheitern trägt er keine Schuld.
Oder?
Hat er gewusst, dass es scheitern musste und welche entsetzlichen Folgen es nach sich ziehen würde?
Ein letzter Rest Zweifel bleibt, und eine definitive Antwort kann es niemals geben. Damit muss ich leben.
Resident Oratio Andolfi ist gestorben, als Pluto unterging, doch es ist nicht sein Grab, das mir in unerbittlicher Konsequenz vor Augen gerufen wird. Denn es gab nie eines für diesen Mann. Von ihm blieb nichts, das man hätte begraben können, und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er kein Freund von symbolischen Handlungen war.
Die Pluto-Katastrophe ereignete sich lange nach Jathao Vanoths Tod – nachdem ich an seinem sonderbaren Grab gestanden hatte, dem ersten, das in meinen Erinnerungen mit diesen Entwicklungen untrennbar verknüpft ist. Es liegt auf Luna, mitten im Ylatorium, und ich habe es gemeinsam mit Amalia besucht.
Ylanten sahen uns dort an, mit ihren holografischen Gesichtern. Helft uns, sagten sie zu uns, helft uns und schenkt uns Worte, dass wir lernen zu trauern!
Aber wie könnte man Maschinen echte Gefühle lehren? Ist überhaupt jemand dazu in der Lage?
Der Weg zu diesem Grab begann etwa zweihundert Jahre vor Plutos Ende, am 25. September 1674 NGZ, in Terrania, in der Upper West Garnaru Road, vor dem Gebäude mit der Hausnummer 746.
Vor Perry Rhodans Haus.
*
»Gershwin?«, fragte Amalia Serran.
Homer G. Adams war so tief in Gedanken versunken, dass er die Welt um sich vergessen hatte. »Entschuldige!«, sagte er.
»Du hast mich hierhergebracht, um mir etwas zu zeigen. Was genau? Dieses alte Haus?« Sie deutete auf das leer stehende Gebäude zwischen den Bäumen – japanischen Sicheltannen, wenn er sich nicht täuschte. Sie dufteten leicht herb. Unkraut umwucherte den Garten rundum, aber ein Rosenbusch mit hellblauen Blüten hatte sich zu prächtiger Höhe entwickelt; das halbe Bauwerk verschwand dahinter.
»Früher war es die Botschaft eines außerirdischen Volkes«, sagte Adams. »Der Galkiden.«
»Nie gehört«, meinte Amalia.
»Sie sind in der öffentlichen Wahrnehmung nie groß bekannt geworden.«
Ein Gleiter zog über sie hinweg. Dieser Teil der Upper West Garnaru Road hatte nie für das brodelnde Leben gestanden, und seit Jahrhunderten verlor er an Bedeutung. Wer an jenem Ort lebte, genoss eher die Abgeschiedenheit – falls es so etwas in Terrania überhaupt gab.
Nicht die ärmsten Leute zogen sich in dieses Viertel zurück, im Gegenteil, aber auch keine Superstars. Bis auf einen, doch der war bereits vor langen Jahren verschwunden.
»Später hat Perry Rhodan dort gewohnt«, sagte Adams.
»Tatsächlich?«
»Du wusstest es nicht?«
»Ich kenne deinen alten Freund nicht persönlich, Gershwin, schon vergessen? Ich weiß von kaum irgendwelchen Prominenten, wo sie wohnen. Wozu auch?« Amalia sah offenbar gedankenverloren dem Gleiter nach. »Es interessiert mich nicht.« Nach einem kurzen Moment ergänzte sie: »Trotzdem danke, dass du mich hierhergebracht hast. In diesem Fall finde ich es durchaus spannend, weil es ein Teil deines Lebens ist. Warst du oft hier?«
»Hin und wieder«, antwortete Adams. »Leider sehr lange nicht mehr.«
»Seit Perry Rhodans Verschwinden?«, fragte sie.
Er zögerte, dachte nach. Ein Vogel flog aus einer der Sicheltannen und glitt mit weit ausgebreiteten Schwingen über sie hinweg. Die Federn leuchteten rot im Licht der langsam jenseits des Häusermeers untergehenden Sonne. Die Glasfassade eines Hochhausturms glitzerte.
»Wenn ich mich nicht irre«, sagte Adams leise und unterdrückte den schmerzhaften Stich von Trauer und Scham, »sogar noch ein paar Jahre mehr. Auch als Perry zuletzt für einige Zeit hier wohnte und nicht unterwegs war, habe ich ihn lange nicht besucht.«
»Wieso nicht?«
Was sollte er darauf antworten? »Weil ich mich geirrt habe«, sagte er schließlich. »Ich dachte, andere Dinge wären wichtiger.«
»Und zwar?«
»Ich erinnere mich nicht mehr daran, und das macht es umso trauriger. Sie können nicht sonderlich bedeutend gewesen sein.«
»Hinterher ist man stets schlauer«, meinte Amalia. »Diese alte Weisheit gilt offenbar sogar für Zellaktivatorträger.«
»Gerade für uns. Denn für uns dauert das Hinterher viel länger, zum Guten und zum Schlechten.« Adams winkte ab. Er bückte sich, hob ein Steinchen auf, nur so groß wie sein Daumennagel. »Sieh her!«
Er warf es an den Sicheltannen vorbei, doch es erreichte das Grundstück nicht, sondern stieß in der Luft mit einem orangegelben Aufflammen gegen ein unsichtbares Hindernis und prallte zurück.
Ein blauhäutiger Ferrone, der auf der anderen Straßenseite vorüberging, sah verwundert auf. Er war momentan der einzige Fußgänger weit und breit, vielleicht einer der Anwohner.
»Ich hatte dafür gesorgt, dass Perrys Anwesen mit einem Energievorhang geschützt wird, als die Vanothen-Konflikte zunahmen. Ich dachte, sein Haus könnte dem radikalen Zweig als eine Art Symbol dienen – ich wollte einen Anschlag verhindern.«
»Aber?«
»Keiner hat es je versucht.«
»Ein gutes Zeichen«,