Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan страница 90
»Dann will ich dich ebenfalls überraschen«, sagte die Residentin. »Ich trage diese Entscheidung schon länger mit mir herum, und dieses Gespräch macht es mir einfacher. Ich werde mich nicht erneut zur Wahl stellen, aber dich als meinen Nachfolger empfehlen.«
»Was?«
Gisso sah zufrieden aus. »Es wäre doch langweilig, wenn du alles vorausberechnen könntest, nicht wahr?«
*
»Ich habe genug getan«, sagte Gisso später. »Ich war sechzig Jahre Residentin. Vielleicht gäbe es eine Chance auf eine neue Amtsperiode, aber ... ich hatte meine Zeit.«
Sie waren zu dritt auf der Aussichtsterrasse im Appelles-Turm; allerdings war Tomasso Coen mittlerweile gegangen, stattdessen leistete ihnen auf Bitten der Residentin Amalia Gesellschaft.
»Ich möchte, dass du als mein Advisor meine Entscheidung verstehst«, fuhr Gisso fort. »Und es mir nicht übel nimmst, dass ich sie ohne Beratung mit dir getroffen habe.«
»Das kannst du selbstverständlich«, sagte Adams. »Meine Befugnis umfasst nicht ...«
»Es geht ihr nicht um Befugnisse«, unterbrach Amalia. »Sondern um Freundschaft. Also um etwas, das prinzipiell sehr gut ist, in den hohen Ämtern, die ihr bekleidet, jedoch vielleicht hinderlich sein kann.«
Gisso Appelles lachte. »Ich bin froh, dass ihr mir zur Seite steht. Mein offizieller Advisor und dessen eigene inoffizielle Advisorin. Ich darf mich wirklich glücklich schätzen, einer der drei Menschen gewesen zu sein, die die ersten Jahre im Dyoversum maßgeblich geprägt haben.«
»Und prägt«, sagte Adams.
Die Residentin neigte den Kopf leicht. »Aber ich darf mich zurückziehen, im Unterschied zu euch beiden.«
»Oh, ich kann das ebenso gut«, widersprach Amalia. »Ich tue es täglich, weil ich kein öffentliches Amt tragen muss.«
»Trotzdem bleibst du wegen Homer zu nahe dran, um die Verantwortung wirklich loszuwerden«, sagte Gisso.
Amalia pfiff vergnügt vor sich hin. »Jedem wird sein eigenes Joch aufgelegt. Doch eines Tages werde ich ihn allein lassen.« Sie legte Adams eine Hand auf die Schulter. »Und das ist sein Joch ... ein kleiner Chip in seinem Körper, der es ihm antut, dass er all seine Freunde überlebt.«
Adams wollte etwas sagen, doch er brachte kein Wort heraus.
Also schwiegen sie, schauten auf die Weiten von Terrania, und nach einer Weile konnte er die Stille genießen.
*
Jahre später, als die Phase VASCO DA GAMA längst lief und kurz davorstand, eine dramatische Wende zu nehmen, erinnerte sich Homer G. Adams an Amalias Worte über das wahre Joch, das er tragen musste.
Und ihm kam das seltsame Grab im Ylatorium in den Sinn, gestaltet von Robotern, die auf unbestimmbare Weise mehr waren als bloße Maschinen.
Das Grab, in das er diesmal blickte, sah weitaus konventioneller aus, ebenso die Schar der Besucher, die der ehemaligen Residentin die letzte Ehre erwiesen. Ihr Sohn stand in der Menge, mit seiner gesamten Familie, den vier Enkeltöchtern der Verstorbenen, den zwölf Urenkeln und ungezählten Ururenkeln sowie den Zwillings-Urururenkeln, die gerade ihre ersten Schritte taten und deren Geburt Gisso so sehr zum Lachen gebracht hatte.
Eben beugte sich Resident Tomasso Coen zu den beiden – in seinen fünf Amtsphasen hatte er sich als ein zuverlässiger, besonnener Mann bewiesen, der seine Rolle als gelegentlicher Choleriker nach und nach abgelegt hatte.
Adams trat an das offene Grab – Gisso hatte sich eine Erdbestattung gewünscht, im Schatten der alten Bäume, auf ihrem Privatgrundstück, am Ufer des Residenzsees.
»Ich durfte Gisso Appelles als Advisor zur Seite stehen«, sagte er, »in einer Zeit, als die Zukunft unsicher war und niemand wusste, wohin es uns verschlagen hat und was die kommenden Tage bringen werden. Sie hat die Liga weise geleitet und das Zepter in die Hand des zweiten Residenten nach der Versetzung gelegt, der uns zu anderen Sternsystemen geführt hat.
Damals hat sich Gisso in ihr Privatleben zurückgezogen, mit ihrer Familie. Diese Jahre, in denen ich ihr ein Freund sein durfte, hat sie sich verdient. Tomasso Coen mag nun ihre politischen Verdienste würdigen, ich möchte in Erinnerung rufen, was für ein Mensch sie war. Jeder Terraner und alle Gäste auf Terra und Luna, die die Versetzung zu neuen Bürgern gemacht hat, konnten sich auf sie verlassen. Sie hat dafür gesorgt, dass unser Planet auch in diesem fremden Zwillingsuniversum eine Heimat geblieben ist.«
Er schloss die Augen und öffnete sie erst nach Sekunden wieder. Dann verließ er seine Position an der Spitze des Grabes ohne ein weiteres Wort, ging zurück zu Amalia und stellte sich neben sie.
Während der folgenden Ansprache des aktuellen Residenten entdeckte er einen ungewöhnlichen Gast dieser Trauerfeier – einen bronzefarbenen Roboter, ganz am äußersten Rand der Menschenmenge. Adams fragte sich, wie viel mehr als bloße Maschinen die Ylanten letztlich waren.
Nach der Beerdigung kam Tomasso Coen zu ihm. »Wir müssen reden, Advisor, und nein – leider bleibt auch an einem Tag wie diesem keine Zeit bis morgen.«
»Ich höre.«
»Die VASCO-Expedition im Beteigeuzesystem hat Probleme mit den Topsidern.«
4.
Der Roboter und die Residentin
Perry Rhodan hielt eine Sekunde inne und schloss die Augen.
Der letzte Augenblick, dachte er, ehe er den Fuß aufsetzte.
Dann stand er auf Terras Boden.
Ein Schritt wie tausend andere, und trotzdem fühlte er sich an, als würde er alles verändern.
Nach ihm verließ zuerst Farye das Beiboot, das sie aus dem Orbit zum Terrania City Spaceport gebracht hatte. Tergén, Mulholland und Sichu folgten.
»Seltsam«, sagte Tergén. »Ich habe nie an Terras Existenz gezweifelt, und seit wir in diesem Solsystem angekommen sind, konnte ich den Planeten ja sogar sehen ... aber erst jetzt kann ich es mir wirklich vorstellen.«
Rhodan drehte sich kurz zu dem Vergleichenden Historiker um. Er hatte noch nie Terra besucht. Für ihn war die Erde bereits eine halbe Ewigkeit vor seiner Geburt verschwunden, was für nahezu alle lebenden Terraner im Heimatuniversum galt. Die ursprüngliche Besatzung der RAS TSCHUBAI, die Jahrhunderte in der Suspenison übersprungen hatte, bildete in dieser Hinsicht eine absolute Ausnahme.
Sie hielten sich am Rand eines der weniger frequentierten Landefelder auf. Trotzdem standen etliche kleinere Schiffe in der Nähe – meist Kugelraumer, aber auch ein Dominoraumer aus NATHANS Flotte. Im Hintergrund sah er die gedrungene Halle einer Gleiter-Reparaturwerft.
Die Sonne brannte heiß, und es wehte ein leichter