Zimmer mit Mord. Группа авторов

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Zimmer mit Mord - Группа авторов

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zu tun, was nun eben getan werden musste, um Elvira aus dem schrecklichen Bann zu befreien.

      Adam seufzte. Er schluckte. Nein. Er konnte niemandem davon erzählen. Nicht einmal Monsieur Gisbert, der jetzt nachdenklich lächelte und langsam nickte. »Ich verstehe«, murmelte er.

      Adam zuckte zusammen. Er klang wirklich, als verstünde er. Hatte er etwa seine, Adams Gedanken gelesen? Verdammt, er wurde noch wahnsinnig über all dem Gespensterunfug! Es reichte! Es reichte wirklich. Er konnte es kaum erwarten, Madame Baltazár zu empfangen. Diesmal würden ihn keine zehn Pferde davon abbringen, an der Séance teilzunehmen. Und wenn dieser Wüstling auftauchte, würde er ihn beim Ektoplasma packen und dahin schicken, wo er hingehörte. Ja, Adam würde kämpfen. Um seine Ehre, seine Ehe, um das Glück seiner kostbaren Elvira.

      »Ein zauberhaftes Mysterium, das sind sie wohl, die Damen.« Gisbert zündete sich eine weitere Zigarette an und lächelte. »Als Freund und Concierge verbietet es sich, weiter in Sie zu dringen, mein werter Freund. Aber was immer auch kommen mag, Sie können auf mich zählen, genau wie auf alle anderen in diesem Hause. Und natürlich auf unsere Diskretion.«

      »Ich weiß.« Adam lächelte dankbar. »Das weiß ich, mein lieber Gisbert.« Er fühlte sich sonderbar getröstet, dabei ein wenig benommen. Möglicherweise hatte er dem ausgezeichneten Cognac zu entschlossen zugesprochen. Er zog seine Uhr aus der Westentasche, warf einen Blick darauf und erschrak. »So spät schon! Ich sollte dringend nach Elvira schauen!«

      Er fand sie wach, aufrecht im Bett sitzend. Ihr Wangen schimmerten rosig. Sie hatte lange nicht so wohl ausgesehen. Das verklärte Lächeln, das um ihre Lippen spielte, verschwand allerdings, sobald sie Adam bemerkte, wich einem fast schuldbewussten Ausdruck.

      Adam ignorierte das. »Hast du dich ein wenig ausruhen können, mein Liebling?«

      Sie nickte.

      »Das ist gut. Fühlst du dich kräftig genug, um hinunter zum Abendessen zu gehen? Hast du überhaupt Appetit?«

      Sie schwang die schlanken Beine mit Elan aus dem Bett. »Appetit würde ich es nicht nennen«, verkündete sie. »Eher einen Bärenhunger.«

      Sie tänzelte an ihrem fassungslosen Gatten vorbei. »Ich mache mich nur rasch ein wenig frisch«, verkündete sie und verschwand im Badezimmer.

      Das gemeinsame Essen erschien Adam wie ein Traum. Der prächtige Speisesaal, das glänzende Silber, das feine Porzellan, der Kerzenschein – all das verblasste neben Elviras leuchtendem Gesicht. Während junge Kellner, streng überwacht von Mathis, beflissen hin- und hereilten, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen, konnte Adam kaum den Blick von seiner Frau wenden, die mit erstaunlichem Appetit die Schildkrötensuppe löffelte, sich dann mit freudiger Hingabe dem gebratenen Fasan widmete und schließlich gar noch zwei Portionen des geeisten Obstsorbets, das zum Dessert gereicht wurde, verzehrte. In seiner glücklichen Irritation sprach Adam indes kräftig dem ausgezeichneten Wein zu, derweil sich in seinem Herzen Hoffnung und Zuversicht in glücklichem Reigen einten.

      Es war daher nicht verwunderlich, dass er nach dem Essen von einer rechtschaffenen Erschöpfung ergriffen wurde und darum Elviras Wunsch, sich alsbald zur Ruhe zu begeben, nur allzu gern nachkam.

      Bald lagen sie in weichen Kissen. Adam hörte, wie Elvira sich unruhig herumwälzte. Kurz erwog er in trunkenem Übermut, ihr vorzuschlagen, das zu tun, was nun einmal Sinn und Zweck einer Ehe war. Aber er wollte das Glück nicht überstrapazieren, außerdem sprachen Cognac und Wein deutlich gegen derlei Vorhaben. Darum schloss er die Augen und fiel in einen tiefen Schlummer.

      Was ihn geweckt hatte, hätte er später nicht mehr sagen können. Das Bett neben ihm war leer. Suchend sah er sich um, erblickte Elvira im bleichen Licht des Mondes, das durchs Fenster fiel. Sie kniete vor der Kiste, ihre Hände umklammerten das samtene Tuch und zogen es mit einem Ruck herunter.

      »Elvira?« Adams Stimme war heiser. »Was tust du da?«

      Sie schien ihn gar nicht zu hören. Sie hob beide Arme. »Geliebter«, deklamierte sie. »Endlich, endlich ist es soweit!«

      Schlagartig war Adam hellwach. Er sprang aus dem Bett und erreichte sie, als sie eben den Deckel der Truhe hochgestemmt hatte.

      »Elvira, Liebste, das kannst du nicht tun. Diese Dinge gehören uns doch nicht …« Angesichts der bizarren Situation klangen seine Worte auch in seinen Ohren sonderbar unpassend, gleichsam aber unumgänglich, begann Elvira doch nun, mit beiden Händen Holzwolle aus der Kiste zu zerren und hinter sich zu werfen.

      »Er gehört mir«, rief sie. »Und ich gehöre ihm!« Ihre Wangen schienen zu glühen, ihre Stimme zitterte vor Erregung. Bald flogen Statuetten und Skarabäen durch die Luft. Adam versuchte, die möglicherweise kostbaren Stücke vor Schaden zu bewahren. Das lenkte ihn immerhin von Elviras keuchendem Atem ab, der ihm einen Schauer über den Rücken jagte. »Gleich«, keuchte sie geisterhaft. »Gleich sind wir vereint, mein Geliebter!« Sie zog einen länglichen Gegenstand vom Grund der Kiste und umschlang ihn mit einem verzückten Schrei. »Mein König, mein geliebter Pharao!« Sie versenkte das Gesicht in die gelblichen Binden, die einen muffigen Geruch verströmten. Stöhnte ekstatisch, während sie das Ding auswickelte. Gelähmt vor Entsetzen sah Adam den vertrockneten Mumienarm, der sich nun enthüllte und den sie umgehend an ihre Brust presste, um ihn gleich danach wieder anzuheben und mit leidenschaftlichen Küssen zu bedecken. Ihm wurde übel, seine Knie wurden weich. Er barg das Gesicht in den Händen. Erst als sie trocken zu husten begann, vermochte er es, den Blick zurück auf die schaurige Szene zu lenken. Sie stöhnte, hustete, sie seufzte, hustete noch mehr, liebkoste dabei den ledernen, widerwärtigen Arm, als sei er alles, was sie je auf dieser Welt begehrt hatte. Adams Gedanken rasten hilflos. Wie gern hätte er ihr das Ding entrissen, es durchs Fenster geschleudert, hinaus in den Park. Aber er konnte es nicht, denn so unheimlich und bizarr die Szene auch wirkte, so genau sah er in Elviras Gesicht doch auch das, wonach er sich so sehr gesehnt hatte. Reines, unendliches Glück! Ja, seine Frau war glücklich, auch wenn sie nun der nächste Hustenkrampf heimsuchte, so heftig, dass sie sich krümmte und zu Boden sank.

      Das war zu viel für Adam. Er rannte aus dem Zimmer, wollte um Hilfe rufen, aber er brachte nur ein Krächzen zustande.

      Dennoch tauchte umgehend Gisbert auf. »Mein lieber Adam, um Himmels willen, was ist geschehen?«

      Adam gab ein gurgelndes Geräusch von sich und deutete auf die Tür zur Kaisersuite.

      Schon während Monsieur Gisbert neben Elvira kauerte und nach einem Puls suchte, war ihm klar, dass diese Hoffnung wohl vergeblich war. Der große Blutfleck, der die Brust ihres Nachthemds rot verfärbte, sprach für sich und war weitaus erschreckender als der Mumienarm, den die offensichtlich Verblichene nach wie vor fest umklammerte. Er hörte Adam aufschluchzen.

      »Ist sie … o Gott, sie ist doch nicht …«

      Der Concierge erhob sich. »Ich fürchte doch, mein armer, lieber Freund. Es tut mir so leid.« Er schloss Adam in die Arme. Und während er dort schluchzte, fragte sich Gisbert, ob es doch angebracht gewesen wäre, die Zweifel, die er am Nachmittag gehegt hatte, laut auszusprechen. Zweifel an der Kompetenz des Crugherrschen Hausarztes nämlich, der offenbar nicht imstande war, eine galoppierende Schwindsucht zu diagnostizieren, auch wenn sie derart offensichtlich war. Ob der Blutsturz, der nun die zarte Lebensflamme der Comtesse ausgepustet hatte, durch die Aufregung verursacht worden war oder ohnehin unvermeidlich gewesen wäre, würde wohl immer ein Geheimnis bleiben. Vielleicht waren es aber auch hochgiftige Pilze, die an Mumien hafteten und für Personen mit einer schwachen Lunge lebensgefährlich waren. All das spielte in diesem Moment allerdings auch keine Rolle, denn es stand fest, dass der armen Elvira nicht mehr zu helfen war.

      Obwohl

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