Zimmer mit Mord. Группа авторов

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Zimmer mit Mord - Группа авторов

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her war, sondern weil Odilon selbst ein Auge auf sie geworfen hatte. Er würde sie zurückhaben wollen.

      Sie nahm einen großen Schluck und betrachtete ihren Lord, den Spieler und Hallodri, der im Handumdrehen ihr Herz gewonnen hatte.

      »Komm her, Darling«, er hob einladend die Bettdecke. »Beschäftigen wir uns mit erfreulicheren Dingen.«

      Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür.

      »Ihr angekündigtes Gepäck ist eingetroffen.« Der Chauffeur trug zusammen mit einem Fuhrknecht die Kiste in den Salon. Benedict drückte beiden seine letzten Geldstücke in die Hand, damit sie gingen.

      »Ah, Gepäck aus Ägypten. Wie interessant.« Monsieur Gisbert war unbemerkt eingetreten, als die beiden Kistenträger gerade die Suite verließen.

      »Das alte Ägypten war eine außerordentliche Zivilisation«, sagte der Concierge. »Wussten Sie, dass die Pyramiden keineswegs von Sklaven erbaut worden sind, wie alle behaupten?« Er betrachtete die Kiste von allen Seiten.

      »Wer sonst sollte denn diese unliebsame Arbeit verrichten? Sklaven gab es doch im Überfluss«, erwiderte Benedict ruppig. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand in seinem Fachgebiet wilderte, obgleich er selbst darin nur dilettierte. Und ein Concierge, soweit kannte Eva ihren Lord inzwischen, gehörte nicht zu den raren Spezialisten, deren Urteil Benedict würdigte.

      Monsieur Gisbert zündete sich eine Zigarette an und zog daran. Den Rauch ausstoßend, antwortete er abwesend: »Wer sonst sollte solch gigantische Bauwerke errichten, Bauwerke zu Ehren eines Königs und Gottes, wenn nicht freie Menschen mit freiem Willen?« Er streifte den Aschekegel über einem Bakelitdöschen ab, das er in der anderen Hand hielt. »Natürlich waren Sklaven im Altertum die Basis der Wirtschaft, in Ägypten, wie fürderhin im alten Griechenland oder Rom. Auch in Karthago, dem Erbfeind der Römer, bildeten Sklaven einen Wirtschaftsfaktor. Haben Sie sich einmal mit den Karthagern befasst? Nein? Welch Frevel! Hier wurde in nuce vieles schon gedacht und gemacht, was die moderne Wissenschaft stets dem Genius der Griechen oder Römer zuschreibt. Welch Fehlung! Vielmehr waren es doch die Karthager, die Schiffe am Fließband produzierten! In diesen Tagen wären Kaiser Wilhelm und Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen gut beraten, sich eingehend mit den Fertigkeiten der Karthager zu befassen, ja, sogar über den Schiffbau hinaus! Hannibal und seine Kesselschlacht bei Cannae zum Beispiel, davon konnte auch ein Helmuth von Moltke lernen.«

      »Können Sie uns freundlicherweise beim Öffnen der Kiste behilflich sein?«, unterbrach ihn Eva. Benedicts wissenschaftliche Exkurse stillten ihren Bildungshunger bereits ausreichend.

      »Dann wollen wir einmal sehen …« Der Concierge rüttelte am Deckel, der sich keinen Millimeter bewegte.

      Eva hatte sofort erkannt, dass das so einfach nicht sein würde. »Können Sie uns eine Brechstange, einen großen Schraubenzieher oder dergleichen besorgen? Und eine Zange.«

      »Sehr wohl, Lady Pace«, sagte der Concierge.

      »Und wenn nicht kostbare Artefakte«, murmelte Benedict, als sich die Tür hinter Monsieur Gisbert geschlossen hatte, »dann liegt da vielleicht eine Mumie drin.«

      Am Nachmittag brachte Monsieur Gisbert eine Brechstange, und Benedict machte sich sogleich ans Werk. Dicht an dicht reihten sich die Nägel auf dem Kistenrand, für die Ewigkeit verschlossen, schien es Eva. Nun, angesichts ihres Transports über Tausende von Kilometern kein Wunder. So sehr sich Benedict aber auch mühte – die Kiste blieb verschlossen. »Und jetzt?«, fragte er.

      Eva zuckte hilflos die Schultern.

      Es klopfte. Eva schrak zusammen. Himmel! Kam das aus der Kiste? Ah, nein, es war nur an der Tür, das Zimmermädchen meldete, Monsieur Gisbert habe eine Nachricht für sie; sie möchten sich bitte hinunterbemühen.

      Der Concierge sah ihnen entgegen. »Ein Franzose war hier und hat sich nach Ihnen erkundigt.«

      Eva und Benedict wechselten einen Blick. Yann. Der Teufelskerl hatte sie gefunden.

      »Er ist gegangen«, sagte der Concierge und schüttelte sich eine Zigarette aus einem braunen Päckchen. »Ein unangenehmer Mensch mit schauerlicher Redensart. Er meinte, ein Gepäckstück sei doch für Sie eingetroffen. Ich indes erklärte, nichts dergleichen zu wissen. Nun, Gustav hat ihn nach- und eindrücklichst hinausgeworfen.«

      Eva spürte, wie Benedict versteifte. Vielleicht war das nur eine Falle, und Yann lauerte hier irgendwo auf eine günstige Gelegenheit. Andererseits, welche Gelegenheit wäre günstiger als diese? Mit Monsieur Gisbert als Komplizen?

      »Und das hat er geglaubt?« Benedict runzelte die Stirn.

      »Selbstverständlich. Würden Sie meine Worte bezweifeln?« Monsieur Gisbert neigte den Kopf und wirkte trotz seiner Jugend wie ein Geistlicher. Bis er erneut an seiner Zigarette zog. »Ist der Inhalt der Kiste denn zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte er beiläufig.

      »Ja. Doch.«

      »Also werden Sie imstande sein, die Rechnung zu begleichen?« Er hob die Brauen.

      »Gewiss«, sagte Eva.

      Der Concierge zog an seiner Zigarette, und nachdem er sie alle in eine dichte Rauchwolke gehüllt hatte, nickte er. »Sagen Sie mir denn, worum es sich handelt?«

      »Wenn Sie sich bis morgen gedulden, dann werden wir alles gesichtet haben.«

      »Nun gut, ausnahmsweise will ich …« Eine Stimme vom Ende des Korridors unterbrach ihn. »Monsieur Gisbert? Eine Frage zum Menü heute Abend.«

      »Entschuldigen Sie, mein Rat ist offenbar in der Küche vonnöten. Was unsere Angelegenheit betrifft, werde ich mich bis morgen gedulden.«

      Zurück in der Suite wandte sich Benedict erneut der Kiste zu. Eva beobachtete ihn bei einem weiteren Versuch, den Deckel zu heben.

      Ein Geräusch von der Tür ließ sie innehalten. Besorgt drehte sich Eva um. Die Tür stand offen, im Dämmerlicht des Flures erkannte sie nur einen Schemen, der auf der Schwelle verharrte.

      »Eva, Chérie! Da bin ich.« Yanns vertrauter bretonischer Zungenschlag. »Du weißt, so leicht gebe ich nicht auf.«

      »Yann!«

      »Du hast es mir schwer gemacht, euch zu finden. Sehr schwer.«

      Erst jetzt nahm Eva wahr, dass der Franzose eine Waffe in der Hand hielt.

      »Komm nicht auf dumme Gedanken, Engländer!« Er wedelte mit seiner Pistole, während er eintrat und die Tür hinter sich schloss. »Ah! Da ist ja die Kiste!«

      »Du Schurke!«, rief Benedict. »Ich werde meine Schulden schon begleichen; Spielschulden sind Ehrenschulden.«

      Yann nickte Benedict zu. »Ich nehme an, durch den Verkauf von Odilons Artefakten? Amüsant, seine Schulden aus der Tasche des Gläubigers zu begleichen. Hat es den kleinen Lord nicht gewundert, dass die Kiste so zufällig im Weg stand? Ich wusste doch, er würde nicht widerstehen können.« Zu Eva gewandt fragte er: »Habt ihr schon die Diamanten in der Statue entdeckt?« Sein Blick streifte die verschlossene Kiste. »Ah, ihr habt sie noch gar nicht geöffnet? Eva, glaubtest du wirklich, Odilon interessierte sich für den alten Krempel? Er schmuggelt Edelsteine auf diese Weise. Als ich es herausfand, wusste ich, das ist der Schlüssel für unser neues Leben. Was hältst du von Amerika?«

      Yanns

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